UNDER DESTRUCTION – Konstruktive Zerstörung als bildhauerische Strategie

Jessica Winkler: Storytelling. Eiseninstallation, 58 x 42 x 46 cm.

Melissa Kamp: Ohne Titel. Laub, Nagellack, ca. 130 x 200 cm.

Anton Müller: „Disharmonien I“. Zersägte Ukulele, Hängung befestigt an Flourocarbon-Leine, 67 x 24 x 8 cm.

Kai David Potthoff: ohne Titel. Gesprungene Glasflaschen, ca. 150 x 250 x 35 cm.

Tim Petry: Ohne Titel. Plastikbesteck, 23 x 23 x 23 cm.

Navzat Ertunc: Ohne Titel. Klappkorb, Kunststoffverarbeitung, ca. 40 x 70 x 30 cm.

Ina Weinbrich: Kugelbahn. Gips, 112 x 74 x 26 cm.

Janina Strasser: Ohne Titel. Glas, Farbe, 15 x 25 x 8 cm.

Henri Vogt: Nagelbrett (Detailaufnahme). Antragsformulare, ca. 150 x 250 x 15 cm.

Mailynn Götz: Ohne Titel. Bromelie, ca. 15 x 15 x 4 cm.

Philip Weßling: Kegel mit Platte. Wachsguss, ca. 29,5 x 27 x 36 cm.

Zerstörung als kreativer Akt?
Zerschneiden, zersägen, zerreißen, sprengen, spalten, einschmelzen, zerschlagen, abfackeln, abschießen und das traktierte Material dann zu neuen Formen zusammensetzen, gießen, schweißen, löten, legen, schrauben… Ausgangsmaterial sind subjektive Werte, Lieblingsdinge und Hassobjekte, Alltagsgegenstände und Außerordentliches. Im Spannungsfeld von Dekonstruktion und (Neu-)Konstruktion, von Ordnung und Unordnung können bildhauerische Wege erprobt werden, um das Material oder Ding gezielt in neue Formen mit autonomer plastischer Qualität zu transformieren.
Dabei werden grundlegende bildhauerische Fragestellungen berührt: die Visualisierung von Materialeigenschaften, die Materialisierung von flüchtigen Bewegungsfiguren, die Sichtbarmachung von Unsichtbarem, die Reflexion von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Objekt, von Wert und Wertlosigkeit, die Bedeutung von Alltagsgegenständen wird durch Umnutzung reflektiert, gewöhnliche Verwendungsweisen werden infrage gestellt etc. Im Fokus stehen unerwartete Entstehungsgeschichten im Dialog zwischen Material oder Ding und Agierendem im Prozess.
Erschaffen ist Zerstören? Mit dieser und weiteren Fragen beschäftigen wir uns, indem zeitgenössische künstlerische Positionen (wie etwa Roman Signer, Lucio Fontana, Damián Ortega oder Gordon Matta-Clark) betrachtet und eigene künstlerisch-praktische Konzepte und Projekte entwickelt und realisiert werden.

Lehrende: Svenja Langer

KUNSTPRAKTISCHE MASTERARBEIT VON JESSICA KLEIN

Collageereignis – Künstlerische Collagen zwischen täglichem Konsumwahn und gesellschaftlich-politischen Krisen

Jessica Klein: Cover The Real Cosmopolitan / Februar 2022 / Simultan Pictures I, digital collage, 21 x 29,7 cm

Jessica Klein: Wiederaufbau bis zur Erschöpfung – Material Love. Perfekt fürs Upcycling, handmade collage with printed paper, 20,5 x 28 cm / Zu viel Regen und wenig Sonne – Essie. Leggy legend, handmade collage on hydro dipped coating paper, 21 x 29,5 cm

Jessica Klein: Ohne Titel (Hochwasser II), digital collage, 42 x 29,7 cm

Jessica Klein: Vulkan nach kurzer Pause wieder zum Leben erwacht – Hot Bikini Season, handmade collage with printed paper, 20 x 28 cm 

Jessica Klein: Cousine bangt um Zwangsheirat in Herat – Versace Eros, handmade collage with printed paper, 20 x 27,5 cm / Ohne Titel (Afghanistan II), digital collage, 42 x 29,7 cm

Die kunstpraktische Masterarbeit „Collageereignis – Künstlerische Collagen zwischen täglichem Konsumwahn und gesellschaftlich-politischen Krisen“ ist eine kritische Auseinandersetzung mit der gleichzeitigen, collageartigen Rezeption von Alltagsbildern.

Den Ausgangspunkt der Arbeit bildet die Beobachtung, dass Bildwelten der Nachrichten und der Werbung sowohl in der Rezeption wie auch in der Vermittlung simultan auftreten. Dadurch entsteht eine Gleichzeitigkeit und ein Nebeneinander verschiedener Themen, Bilder und Texte. Die medial vermittelten Bilder kennzeichnen sich durch Konsumprodukte und gesellschaftlich-politische Krisen. Sie fungieren als Spiegel der gesellschaftlichen Lebensverhältnisse.

Die künstlerische Arbeit treibt die bereits vorhandenen Collageereignisse der Alltagswelt auf die Spitze, indem sie das vorhandene Nebeneinander von Themen in der Werbung und in den Nachrichten durch die Collagetechnik visualisiert. Dabei wird die Natürlichkeit dieser alltäglichen Collageereignisse aus täglichem Konsumwahn und gesellschaftspolitischen Krisen vorgeführt und die Absurdität dieser Gleichzeitigkeit dieser aufgezeigt. Die angefertigten Werke spiegeln auf überspitzte, humoristische und schockierende Weise die gesellschaftliche Wirklichkeit. Die Kunstwerke offenbaren dabei (vermeintliche) Zusammenhänge zwischen den Bildwelten, indem sie diese assoziativ zusammenführen und neue Beziehungen zwischen den konträren Welten herstellen. Dadurch vermittelt die künstlerische Arbeit höchst politisch relevante Aussagen und transportiert wichtige Denkanstöße zur Reflexion der gesellschaftlichen Wirklichkeit.

Das Ziel der Arbeit ist es darauf aufmerksam zu machen, welche Nichtigkeiten unseren Konsumalltag prägen, während auf der ganzen Welt Schreckliches passiert. Dabei wird der alltägliche (Bilder-)Konsum von Luxusgütern (Mode, Beautyprodukte), vor dem Hintergrund tagesaktueller Krisen, kritisch hinterfragt. Es geht um eine Kritik an der westlichen Konsumgesellschaft. Sie soll dazu anregen, über die eigenen essentiellen Bedürfnisse nachzudenken. Vor dem Hintergrund der gleichzeitigen Wahrnehmung der werbegeprägten Bilder und den Bildern der aktuellen gesellschaftlichen Krisen, drängt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit der ganzen Waren auf, die durch die Werbebilder vorgeführt und angepriesen werden. Radikaler lässt sich die Frage angesichts der aktuellen Berichterstattungen rund um Flucht aus Kriegsgebieten (Afghanistan), Naturkatastrophen (Vulkanausbruch La Palma, Flutkatastrophe in Deutschland oder Öl-Pest in Kalifornien) und pandemischen Virusmutationen (Corona-Krise) formulieren: Was brauche ich zum (Über-)Leben? Die Arbeit kann sowohl als eine künstlerische Auseinandersetzung mit den aktuellen gesellschaftspolitischen Lebensverhältnissen, als auch als eine kritische Beschäftigung mit der heutigen Konsumgesellschaft bezeichnet werden. Aus diesem Grund kann sie als künstlerisch-politische Praxis verstanden werden.

MALEREI vs. SIEBDRUCK / SIEBDRUCK vs. MALEREI

Ricarda Bette: o.T., 2022, Siebdruck, Malerei, Acrylfarben, 72 x 51 cm

Silke Lamers: ohne Titel, 2022, Sprühfarbe, Acylfarbe und Siebdruck, 59,7 x 42 cm

Jessica Helfrich: o.T., 2022, Sprühfarbe, Acryl und Siebdruck auf Papier, 50 x 70 cm

Adele Kleim: o.T., 2022, Acylfarbe und Siebdruck auf Papier, 84 x 60 cm

Sabrina Kleine: o.T., 2022, Acryl, Sprühfarben und Siebdruck auf Papier, 65 x 50 cm

Die Technik des Siebdrucks und die Malerei führen seit mindestens 70 Jahren eine anhaltende Liaison. Seit Andy Warhol in den frühen 1960er Jahren anfing Motive aus Kinoheften, Zeitschriften, Magazinen oder der Werbung als Material für seine Bilder zu verwenden, ist die Verbindung dieser beiden Techniken als Bestandteil der bildenden Kunst akzeptiert. Die serielle Wiederholung von weit verbreiteten, vertrauten Motiven sind Ausgangspunkt für Warhols Bilder. Von diesen Motiven ließ er Siebvorlagen herstellen, die er dann seriell wiederholte „Ich liebe es, das Gleiche immer und immer wieder zu tun“. Ein typischer Werktitel jener Zeit lautet Thirty Are Better Than One: Eine Postkarte der Mona Lisa wurde dreißigmal auf der Leinwand vervielfältigt und war daher besser als nur eine – das Original zählt weniger als die quantitative Vervielfältigung.
Christopher Wool hingegen benutzt den Siebdruck um Bilder seines Frühwerks auf Leinwand zu drucken. Dieser Ausgangspunkt für neue Bilder wird mit wilden Linien per Farbpistole und schwarzer Farbe über die Drucke gesprüht und danach teilweise wieder ausgewischt. Dabei wird die Grobrasterung als nicht zu übersehendes Grundmuster miteinbezogen. Als „Übermalung, Auslöschung, Überlagerung von nicht aufeinanderpassenden Schichten malerischen Niederschlags“ beschreibt Joao Fernandes, Direktor des Museu Serralves in Porto die Technik Wools. Christopher Wool untersucht damit Prozess und Eigenschaften von Malerei. Indem er physische und kompositorische Mittel zunehmend reduziert und mit unterschiedlichen Mal- als auch Reproduktionstechniken experimentiert, erweitert er kontinuierlich den Begriff dieses Mediums. In dem Blockseminar werden wir an der Verbindung von Malerei und Siebdruck arbeiten. Siebdruckvorlagen herstellen, drucken, mit Malerei erweitern und falls notwendig wieder überdrucken.

Lehrender: Prof. Max Schulze

KOLLOQUIUM

Marie Leichinger: Ohne Titel. Gipsguss, ca. 115 x 37 x 12 cm.

Victoria Winterfeld: Ohne Titel. Bauschaum, Acrylfarbe, Sprayfarbe, ca. 150 x 10cm x 10cm.

S. Dönni: Stehendes Kleid. Hasendraht, Gips, Acrylfarbe, Textilien (Natur- und Kunstfasern), circa 130 x 200 x 200 cm.

Die eigene künstlerische Arbeit ist mehr als nur die Sammlung von Einzelergebnissen aus Lehrveranstaltungen. Im Kolloquium werden Fragen des Zusammenhangs zwischen den einzelnen Arbeiten („roter Faden“) sowie der Präsentation besprochen und Möglichkeiten der Vertiefung und Weiterentwicklung vorhandener künstlerischer Ansätze ausgelotet. Im Austausch über Arbeiten wird Unterstützung auf dem Weg zu einem künstlerischen Prozess gegeben, der darin besteht, sich selbst reflexiv mit der eigenen Arbeit auseinanderzusetzen und daraus die Perspektive für die Weiterarbeit zu entwickeln. In einer Mischung aus Gruppengesprächen und Werkstattarbeit werden bereits vorhandene Konzepte weiter ausgebaut.

Lehrende: Prof. Dr. Karina Pauls

KUNSTPRAKTISCHE BACHELORARBEIT VON MELISSA JASMIN THIEHOFF

Invasion der Wirbellosen. Eine malerische Auseinandersetzung mit dem Ekel vor niederen Tieren

Melissa Jasmin Thiehoff: Ohne Titel (Bild zum Ekel vor Mücken), 2021, Acryl auf Leinwand, 84 x 60 cm

Melissa Jasmin Thiehoff: Ohne Titel (Bild zum Ekel vor Kleidermotten), 2021, Acryl auf Leinwand, 105 x 110 cm

Melissa Jasmin Thiehoff: Ohne Titel (Bild zum Ekel vor der Gemeinen Florfliege), 2021, Acryl auf Leinwand, 118 x 84 cm

Melissa Jasmin Thiehoff: Ohne Titel (Bild zum Ekel vor der Gemeinen Florfliege), 2021, Acryl auf Leinwand (Detail)

Melissa Jasmin Thiehoff: Ohne Titel (Bild zum Ekel vor den Raupen der Apfelgespinstmotte), 2021, Acryl auf Leinwand (Detail)

Während die einen als wahre Helden der Natur gefeiert werden und die anderen rundum unser Wohlgefallen genießen, gibt es viele verschiedene Arten, die von uns Menschen gefürchtet und verabscheut werden.¹ Der Ekel vor sogenannten „Krabbeltieren“ wurde und wird in der Kunst immer wieder und in unterschiedlichsten Formen behandelt und verarbeitet. Oft widmen sich Künstler:innen dem Thema ausgehend von der eigenen Angst oder einer erlebten Situationen heraus. So entstand auch mein Interesse, spezielle Aversionen von Menschen gegen Insekten und anderen niederen Tieren näher zu betrachten, aus meinem eigenen Ekel vor Raupen. Warum genau ich mich vor Raupen ekel, weiß ich nicht. Es liegt, wie es das folgende Zitat deutlich macht, wahrscheinlich in der Sache selbst: 

Was nun die Ekelhaftigkeit des Ungeziefers im allgemeinen [sic!] bedingt, ist ein Zusammenwirken mehrerer Motive […]. Es sind dies: Das Kriechen, Kleben, »Bekleben« der Umgebung […]; das Gewimmel und Gekribbel, das Phänomen eines zusammenhängend wimmelnden Gemisches […]; überhaupt der merkwürdig »kalte« Zug dieser ruhelosen, nervösen, sich windenden, zuckenden Vitalität, als wäre das alles ein abstrakter, irgendwie demonstrativer »Lebenstanz« ohne angemessene »Lebenswärme«, ohne inneren Gehalt des Lebens; endlich aber der tückisch-aggressive Zug bei den meisten der besagten Lebewesen. […] Das besondere Scharfe, Lebhafte dieser Ekelsart stammt wohl aus der Tatsache der Beweglichkeit, Aggressivität (nicht aber: Gefährlichkeit) des Gegenstandes, dem Bewußtsein [sic!] »Es könne leicht zur Berührung damit kommen«.² 

Während das Betrachten eines ekelerregenden Tieres schon oft Herausforderung genug ist, ist die Vorstellung von der Berührung unvorstellbar. Die Imagination, Raupen würden auf meiner nackten Haut herumkrabbeln, war Ausgangspunkt für meine malerische Arbeit Feindliche Übernahme. Anknüpfend an jene Arbeit, die meinen Ekel für andere zugänglich und nachvollziehbar machen sollte, werden in dieser malerischen Auseinandersetzung Menschen aus meinem Umfeld sowie erneut ich selbst mit verschiedenen, ganz persönlichen Ängsten und ekelhervorrufenden Tieren konfrontiert. 

Entstanden sind elf Acrylgemälde, in denen die dargestellten Personen der schutzlosen Invasion der wirbellosen Tiere ausgesetzt sind.  Die entstandenen Werke der Serie Invasion der Wirbellosen lassen sich dazu in „vier Phasen der Invasion“ unterteilen: das unwissende Opfer, Einschleichen & Verstecken, Eindringen & Angriff und Invasion des Feindes. 

¹ Vgl. Baumann 2012  – Baumann, Günter (2012): Von Schmetterlingen und Donnerdrachen: Insekten in der Gegen-wartskunst. Portal Kunstgeschichte. Abgerufen von https://www.portalkunstgeschichte.de/meldung/von_schmetterlingen_und_donnerdr-5107.html am 19.08.21. 

² Kolnai 2008, S.34f.  – Kolnai, Aurel (2008): Ekel, Hochmut, Haß: zur Phänomenologie feindlicher Gefühle (Orig.-Ausg., 1. Auflage). Frankfurt am Main: Suhrkamp. 

Out now for free! Die 1., 2. und 3. Postkarten Edition der Kunstpraxis (Malerei/Grafik)  mit kunstpraktischen Arbeiten der Kunststudierenden des Lehrstuhls für Malerei im Fach Kunst an der Universität Paderborn. Mit je 20 Motiven in einer Auflage von 1.000 Exemplaren sind die Postkarten nun im Silo und in der Villa zu finden.

ZWISCHENRÄUME – Eine Veränderung des Blicks durch Skulptur

Maja Köllinger: Maulwurfsbau. Pappmaché mit Drahtgerüst, 43x53x46 cm.

Nathalie Wolke: Flechte. Draht und Poyacryl, gespritzt, ca. 80 x 150 x 150 cm.

Kamil Sawczuk: Das Licht der Leere. Draht, Gips, Licht, 30 x 70 x 65 cm.

Susanne Janzen: Ohne Titel. Styropor, Gips, ca. 40 x 150 x 100 cm.

Skulptur und Raum sind untrennbar miteinander verbunden. Aber welchen Räumen widmet sich die Skulptur und wie wird Raum durch Skulptur erst sichtbar? Gerade die im Alltag übersehenen und unwichtig erscheinenden Räume bieten die Möglichkeit zu einem Hinterfragen von Sehgewohnheiten. Im Seminar werden anhand von Werkbetrachtungen verschiedene Möglichkeiten der künstlerischen Intervention beleuchtet, durch die Räume sichtbar gemacht, ungewohnte Perspektiven erschlossen und neue Formen gefunden werden können. Im Zentrum stehen die konzeptionellen Ansätze der Seminarteilnehmenden im Umgang mit Räumen im Silo und außerhalb, von denen ausgehend Möglichkeiten der Umsetzung erarbeitet und die durch handwerklich-technische Unterstützung durch die Werkstätten realisiert werden.

Lehrende: Prof. Dr. Karina Pauls

MODULARE PLASTIK (Keramikseminar)

Anton Müller: „Fließrichtungen“. Glasierte Keramik und Aluminium auf MDF, 80 x 40 x 50 cm.

Adele Kleim: Vergossener Wein. Glasierter Ton, ca. 180 x 160 x 10 cm.

Jana-Sophia Teile: Unterschiedlich – aber gleich. Gebrannter Ton, 19 x 13 x 11 cm.

Lynn Röttger: Ohne Titel. Keramik, variable Maße.

Anna Schwermann: Organisch/Futuristisch I und II. Glasierter Ton, o. A.

Anna Schwermann: Statik-Konglomerat. Glasierter Ton, o.A.

Julia Farbaniec: Ohne Titel. Gebrannter Ton, o. A.


Zu den bekannten Verfahren im Umgang mit dem Material Ton zählen Aufbautechniken sowie das Modellieren von Formen. Es eignet sich aber auch für Abformungen beispielweise von Fundstücken und mit Hilfe von Negativformen aus Gips, die im Seminar hergestellt werden können. Durch Abformen kann ein serielles Moment in die Arbeit einbezogen oder aber ein Ausgangsmaterial in Form von Modulen geschaffen werden, das für die Konstruktion neuer Formen eingesetzt wird.
Das Seminar bietet eine Einführung in das Arbeiten mit Ton und legt dann einen Schwerpunkt auf das Prinzip der Formfindung durch das Zusammenführen von Einzelementen zu einem neuen Ganzen, in dem das einzelne Modul in der neuen Form aufgeht und zugleich den modularen Charakter der Arbeit betont.

Lehrende: Prof. Dr. Karina Pauls

FIGUR – KÖRPER – RAUM

Imke Ruhrmann: Antwort 1. Schaumstoff, Gips, 110 x 70 x 60 cm.

Ayline Klenke: Ohne Titel. Metall, Epoxidharz, 40 x 20 x 15cm.   

Nina Wolf: Ohne Titel. Gips, Aluminiumdraht mit Fenstern, 66 x 24 x 45 cm.

Was ist Skulptur? In der zeitgenössischen Kunst spricht man von einem offenen Skulpturenbegriff, da sich die Ausdrucksformen des Skulpturen so sehr erweitert haben, dass eine klare Definition des Begriffes nicht mehr möglich erscheint. Skulptur ist also mehr als die figürliche Darstellung und zugleich arbeiten zeitgenössische Künstler wie beispielsweise Thomas Schütte in diesem traditionellen Feld und erweitern die Formsprache der Skulptur aus Bereich des Figürlichen heraus.
Fragen von Körper und Raum stellen sich aber auch in der Relation zwischen Skulptur und Betrachter. Dieser nimmt die Skulptur nicht nur optisch wahr, sondern tritt zu ihr in Beziehung, sodass auch die Körperwahrnehmung eine große Rolle spielt. In Arbeiten von Künstlern wie Franz West oder Rebecca Horn werden die Körper der Betrachtenden bzw. wird der Körper der Künstlerin zu einem Teil einer performativ abgelegten Auseinandersetzung mit Skulptur und Raum.
In diesem Seminar geht es um eine Annäherung an das weite Feld des Skulpturalen durch experimentelle Zugänge sowie durch die Vermittlung verschiedener Weg der Formfindung und der handwerklich-technischen Umsetzung künstlerischer Konzepte.

Lehrende: Prof. Dr. Karina Pauls

DAS DIGITALE – MATERIAL UND METAPHER

Hey speaker: Janna Matijevic. Stahl, Kissen, Seil.

Ohne Titel: Nada Maren Matijevic. Stahl, abgeschnittenes USB-Kabel.

WLAN: Marie Leichinger. Stahl.

Cookie: Celina Wulf. Bauschaum und Karte im Offset-Druck.

Selfie: Alexandra Diekhof. Tonkopf auf Eichenholzkorpus mit zwei gegenüber befestigten Spiegeln innen, Stahlgestell.

Im Seminar „Das Digitale – Material und Metapher in der Plastik“ (ENGLISCH: The Digital – Material and Metaphor in Sculpture) geht es um experimentelles kunstpraktisches Arbeiten im Bereich Bildhauerei.
Wie wird eine Wahrnehmung zu einer Idee und wie wird diese Idee zu einer plastischen Arbeit? Welchen Einfluss hat das Digitale auf den eigenen Schaffensprozess im kunstpraktischen Arbeiten? Wie werden gefundene und gemachte Objekte zu einer Installation im Raum?
Ausgehend von der eigenen Ideenfindung entfaltet sich die eigene künstlerische Arbeit, für die oftmals die Benutzung der Werkstätten hilfreich ist, um sich mit der für das Vorhaben notwendigen Technik beschäftigen zu können.
Parallel zu den eigenen Versuchen und Übungen wird ein breites Spektrum zeitgenössischer und historischer Positionen der Bildhauerei besprochen.
Ein wesentlicher Gedanke zeitgenössischer Positionen (z.B. Magali Reus, Camille Henrot, Lutz Bacher) stützt sich dabei auf die Vorstellung des „Digital First“ bzw. auf den sogenannten post-digitalen Ansatz.
Gemeint ist eine Welt, in der physische Objekte und konkrete Materialien im Raum für komplexe und in der Regel unsichtbare Mensch-Maschine Prozesse stehen, die oftmals Machine Learning und künstliche Intelligenz einbeziehen. Ganz verkürzt gesagt kann ein Stein oder ein Tonklumpen somit auch für etwas Virtuelles stehen, also für einen postdigitalen Prozess.
Das ‚Post‘- in Postdigital bezieht sich auf einen digitalen Prozess, der uns stillschweigend umgibt, ohne dass direkt ersichtlich ist, dass es sich eigentlich um einen vernetzten Computer handelt, der Daten irgendwo hin sendet (Beispiel: Der Alexa Lautsprecher ist zugleich wie ein „Verkäufer“, der zu Hause auf dem Sofa allen privaten Bedürfnissen lauscht und entsprechende Kaufvorschläge macht, basierend auf Milliarden ähnlicher Datensätze vergleichbarer Menschen. Im Raum ist er jedoch nur als Lautsprecher sichtbar).
Wenn somit alltägliche Objekte nicht mehr nur das sind, was sie vorgeben zu sein, dann betrifft dies mehr und mehr auch die Welt des künstlerischen Ausdrucks und ihre Reflexionsebene. Die alte poststrukturalistische Agenda wandert analog dazu ebenfalls in das Reich des Digitalen. Ihre Redeweise von „Brüchen“, „Chaos“, „Lücken“ oder „Ergänzungen“, die für die künstlerische Produktion und ihre Wahrnehmung so wesentlich sind, wird somit zur Metapher, die künstlich hergestellt werden muss (ähnlich wie der „Schreibtisch“ in der grafischen Benutzeroberfläche eines Computers, der als virtueller Tisch deklariert wird).
Wegen der Komplexität dieses Hintergrundwissens bilden Einfachheit und Intuition im kunstpraktischen Machen wertvolle Parameter für die eigene Herangehensweise gemäß der Frage: Was habe ich gesehen und wie kann ich es ganz praktisch in eine künstlerische Arbeit übersetzen?

Lehrender: Michael Heym