
Anna-Marie Merk: o.T., Acryl und Collage auf LW, 80 x 90 cm
Wenn wir heute über Ordnung und Unordnung sprechen, denken wir häufig an zwei gegensätzliche Prinzipien, die unser Leben prägen. Ordnung steht dabei für Struktur, Kontrolle und Vorhersehbarkeit, während Unordnung das Chaotische, Unvorhersehbare und scheinbar Regellose verkörpert. Diese beiden Pole stehen jedoch nicht nur im Widerspruch zueinander, sondern sind eng miteinander verwoben. Die Unordnung kann aus der Ordnung entstehen, genauso wie sich aus dem Chaos neue Strukturen formen können. Beide sind Teil eines dynamischen Wechselspiels, das sowohl unser Denken als auch unsere Umwelt prägt. Auch im Alltag begegnen wir ständig der Frage nach Ordnung und Unordnung. Ein unaufgeräumter Schreibtisch kann sowohl Ausdruck kreativen Schaffens als auch ein Symbol für Chaos und Überforderung sein. Ordnung hingegen vermittelt oft Sicherheit, kann aber auch starr und einschränkend wirken. Es ist dieses Spannungsverhältnis, das Ordnung und Unordnung so faszinierend macht: Die eine kann ohne die andere nicht existieren. Ordnung entsteht, indem Chaos gezähmt wird, und Unordnung bricht aus der Struktur hervor, wenn sie zu eng wird.

Mirjeta Ajeti: Der erste Pinselstrich, Acryl auf LW, 80 x 60 cm
Diese Dualität lässt sich auf viele Bereiche des Lebens übertragen. In der Natur zeigt sich dieses Prinzip beispielsweise in der Selbstorganisation von Systemen: Aus der scheinbaren Unordnung von Molekülen entstehen organische Formen und Lebewesen, während natürliche Katastrophen bestehende Strukturen zerstören und Neues ermöglichen. Auch in der Gesellschaft spielen Ordnung und Unordnung eine entscheidende Rolle, etwa wenn soziale Normen auf rebellische Bewegungen treffen, die bestehende Systeme in Frage stellen.
Die Auseinandersetzung mit Ordnung und Unordnung lädt dazu ein, über unsere eigene Beziehung zu Struktur und Chaos nachzudenken. Wo brauchen wir mehr Ordnung, um Stabilität zu schaffen, und wo kann Unordnung uns helfen, kreative Lösungen zu finden? Vielleicht liegt die Antwort in der Balance zwischen den beiden Polen, die es uns ermöglicht, sowohl Freiheit als auch Orientierung zu erleben.
Lehrender: Prof. Max Schulze

Carlotta Rodewald: Großes Mädchen, Acryl und Papier auf LW, 40 x 50 cm

Annika Wickel: o.T., Acryl auf LW, 90 x 60 cm

Michelle Chiantone, o.T., Acryl auf LW, 60 x 50 cm

Nida Güleç: o.T., Acryl auf LW, 70 x 50 cm

Henrike Pohle: POV: What I eat in a day , Acryl auf LW, 80 x 100 cm

Till Görlitz: Teargas Tuesday, Acryl auf LW, 50 x 50 cm