ÄSTHETIK DER STRASSE – EINE MALERISCHE AUSEINANDERSETZUNG

Ella Beer: o.T., 2022, Acryl auf Leinwand, 18 x 13 cm

Paula Brock: o.T., 2022, Öl auf Malkarton, 60 x 40 cm

Janine Klugo.T., 2022, Acryl und Strukturpaste auf Papier, 21 x 29,7 cm

Sarah Maureen Leifels: Smeared Blinds, 2022, Acryl und Spray auf Wellplatte, 60 x 120 cm

Marcella Abdalla: Fotografie der Kundgebung in Andenken an die Mordopfer Derya und Kian, 2022, Protestplakate: Acryl auf Pappe

Birka Tomaszewski: o.T., 2022, Acryl auf Leinwand, 50 x 70 cm

„Ich bin für eine Kunst, die politisch-erotisch-mystisch ist, die etwas anderes tut, als in einem Museum auf ihrem Arsch zu sitzen. Ich bin für eine Kunst, die im Winter aus den Kanalschächten kommt wie Nebel. Ich bin für eine Kunst des Asphaltritzens und des Wandbeschmierens. Ich bin für eine Kunst, die sich mit dem alltäglichen Dreck herumschlägt und am Ende trotzdem obenauf ist. Ich bin für eine Kunst, die sich aus der Geldbörse eines alten Mannes ergießt, wenn er von einer vorbeifahrenden Stoßstange zur Seite geschleudert wird. Ich bin für eine Kunst aus der Schnauze eines Hündchens, das fünf Stockwerke vom Dach fällt.“
Auszug aus: Claes Oldenburg „Store-Manifest“ 1961

Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem urbanen Raum und seinen Eigenschaften und Erscheinungen rückt spätestens seit den 1950er Jahren mit dem Aufkommen von Pop-Art und Fluxus in den Fokus der Bildenden Kunst. Die Forderung, dass die Kunst sich frei machen muss von der elitären „Hochkunst“ des Bürgertums nimmt hier ihren Ausgangspunkt. Dabei sind es vor allem die Themen und Motive des öffentlichen Raums, der Straße, der Schaufenster, des Alltäglichen, welche der Kunst helfen zu neuen Bildern, Objekten und Aktionen zu gelangen. Mit dem Auftreten der ersten Grafittis in New York in den 1970er Jahren wird der Stadtraum dann selbst zum Atelier und die U-Bahn zur Leinwand. In den letzten Jahren setzte die sogenannte „Streetart“ ihren Siegeszug fort und findet sich nun mitunter als Poster in einer Zahnartztpraxis wieder. Umgangssprachlich wird Ästhetik heute meistens als Synonym für schön, geschmackvoll oder ansprechend verwendet. Eigentlich meint der Begriff aber die gesamte Palette von Eigenschaften, die darüber entscheiden, wie Menschen wahrgenommene Gegenstände bewerten: Schönes, Hässliches, Angenehmes und Unangenehmes. Wie steht es also um die Straße als Inspirationsquelle für das künstlerische Arbeiten? Wie hat sich die Wahrnehmung des urbanen Raums durch das Aufkommen der COVID-19-Pandemie verändert?

Lehrender: Prof. Max Schulze