Camouflage. Kunst der Tarnung

Hans Brügger: o.T., Arcyl und Spray auf LW, 130 x 150 cm

Carlotta Rodewald: Unentdeckt in der Disko, Arcyl auf LW, 40 x 40 cm

Charlotte Oberhoff: o.T., Arcyl auf Malkarton, 24 x 30 cm

Diana Schmidt: Identität in Auflösung, Arcyl auf LW, 50 x 70 cm

“C’est nous qui avons fait ça!” (Wir haben das gemacht!) soll Picasso beim Anblick einer Kanone in Tarnfarben gerufen haben. Dabei verwies er auf ihre zersplitterten Muster (dazzle prints), die 1915 von der französischen Armee unter künstlerischer Beihilfe entwickelt wurden und die in der Tat, dem analytischen Kubismus entlehnt waren. Tarnmuster und Tarnstrategien sind seit dem Beginn des Ersten Weltkriegs verknüpft mit künstlerischen Strategien und Bildentwürfen. Ob Paul Klee, der während seines Militärdienstes als „Kunstmaler“ die Tarnbemalung der Flugzeuge ausbessern musste und sich von dieser Arbeit für weitere Bilder inspirieren ließ, oder Norman Wilkinson, der vor dem Krieg ein konservativer, die Avantgarde ablehnender Maler von Marine-Sujets gewesen war, dann die Leitung einer Marine-Tarneinheit übernahm und dadurch zum Modernisten wurde: die Verknüpfung von Camouflage und Kunst nimmt in dieser Zeit ihren Anfang. Seit den 1960er Jahren entdeckte die Pop-Kultur das Tarnmuster für sich. Bei Anti-Vietnam- Demonstrationen trugen Veteranen, ihre grün-braunen Dschungel-Uniformjacken, um gegen den Krieg zu protestieren, und machten den ersten Schritt hin zur Subversion der Militärfarben. Heute ist „Camo“ ein Trend-Muster welches sich auf allen erdenklichen Produkten (von Babykleidung bis Kopfkissen) wiederfindet. Es wird  nicht mehr dafür benutzt etwas verschwinden zu lassen, sondern – ganz im Gegenteil – um aufzufallen. Dabei geschieht einer Militarisierung des Zivilen und einer »Zivilisierung« des Militärischen, wie Hans-Christian Dany in seinem gerade erschienenen Buch „MA-1. Mode und Uniform“ schreibt.

Ausgehend von der aktuellen Verwendung dieser Muster in Mode und Design, möchten wir in dem Seminar versuchen, malerisch auf die geänderte Nutzung zu reagieren und uns mit der Frage auseinanderzusetzen, warum gerade heute, in einer Zeit, die von vielen politischen wie sozialen Veränderungen bestimmt ist, Camouflage allgegenwärtig ist.bindet diese theoretischen Überlegungen mit einer künstlerisch-praktischen Herangehensweise: Das Experimentieren mit Lasurtechniken, Sprühfarben und dem Einbeziehen von digitale Arbeitsmethoden in die Malerei. So entstehen Werke, die Abwesenheit und das Flüchtige thematisieren und gleichzeitig neue technische und konzeptuelle Ansätze erproben. Durch Gruppengespräche und Reflexion von Arbeitsschritten wird der kreative Prozess individuell begleitet. Zeitgenössische Positionen dienen als Inspiration, um das visuelle Vorstellungsvermögen zu erweitern. Dieses Seminar richtet sich an alle, die Interesse an experimentellen Techniken, aktuellen Bildthemen und der Reflexion über das Sichtbare und Unsichtbare in der Malerei haben.

Lehrender: Prof. Max Schulze

Enya Bolte: o.T., Arcyl auf Papier, 100 x 70 cm