Kunstpraktische Masterarbeit von Celina Nitschke

Anderswo – Eine malerische, utopische Vision von Hybridwesen und vernetzten Beziehungen

Greta 2, Acryl auf Pappe, 70 x 100 cm

Patty 3, Acryl auf Pappe, 100 x 70 cm

Maula 3, Acryl auf Pappe, 100 x 70 cm

Woods 3, Acryl auf Pappe, 100 x 70 cm

Filum 3 und Acia 5, Acryl auf Pappe, 70 x 100 cm

„Wie können wir in diesen, in unseren Zeiten mit unserer Arbeit dazu beitragen, politische Hoffnung – materiell und perspektivisch am Leben zu halten? Diese Hoffnung und Genossinnenschaft suche ich in Trickstergestalten und Fadenfiguren, in Hybriden und all den anderen unmöglichen Bündnissen, die im Bauch des Ungeheuers, das manche die Neue Weltordnung AG nennen, geschmiedet werden müssen“1

Das einleitende Zitat wirft die Frage danach auf, wie in einer Zeit, die von Kriegen und Flucht geprägt ist, der Glaube und die Hoffnung auf Gemeinschaft erhalten werden kann. Das Anthropozän ist ein Grenzereignis, in dem alle Wesen weltweit auf der Flucht sind2, das zeitgleich von Menschen kontrolliert wird: Menschen führen Kriege, Menschen verzehren Tiere, Menschen bekämpfen Menschen und beeinflussen mit ihrem Handeln das Klima. Es haben sich immer stärkere Grenzen gebildet zwischen Mann-Frau, Mensch-Tier, Maschine-Mensch oder Natur-Kultur und diese binären Gegenüberstellungen haben fest verteilte Machtvorstellungen. Haraway schlägt im einleitenden Zitat eine „Neue Weltordnung AG“ vor, in der bestehende Machtdogmen aufgebrochen werden, indem Hybridwesen geschaffen werden. Hybridwesen könnten neue Vernetzungen erschaffen, damit die Erde und alle ihre Bewohnenden durch die Vormacht des Menschen nicht ausgelöscht werden. Diese Ausarbeitung orientiert sich an Haraways philosophischer Position. Es sollen Grenzen und Machtgefüge des Anthropozän aufgelöst werden: Es wird plädiert für eine speziesinterne und speziesübergreifende Loslösung menschengemachter Grenzen. Es soll sich im Sinne Haraways verwandt gemacht werden. Das bedeutet man soll voneinander lernen, Mit-Wachsen und Mit-Werden mit allen Anderen. Das heißt, der Mensch verliert seine abendländische Position als Krone der Schöpfung. Es wird hier aufgezeigt, wie diese Utopie Realität werden könnte: Wie kann eine Welt ohne Mensch-Tier-, Mann-Frau-, Maschine-Mensch-Gegensätze aussehen? Welche symbiotischen Mischwesen werden entstehen? Welche neuen Lebensformen werden generiert?

Um diese Fragestellungen zu bearbeiten, wird zunächst dargelegt, wie sich Hybridwesen in der Kunst von Höhlenmalereien, über Antike und Surrealismus bis hin zur zeitgenössischen Kunst entwickelt haben. Anschließend wird erklärt, was für eine Welt Haraway konzipiert und inwiefern Künstler*innen bereits Werke erschaffen haben, die diese Aspekte aufgreifen. Anschließend wird erläutert, mit welcher Methode ein eigener malerischer Weg gefunden wurde, um Hybridwesen durch Inspiration von Haraways Utopie darzustellen. Zur Beantwortung der Frage wird anschließend auf 16 Malereien eingegangen, die ich im Rahmen dieser Masterarbeit zum Thema „Anderswo – Eine malerische, utopische Vision von Hybridwesen und vernetzten Beziehungen“ angefertigt habe und die Einblicke in diese Welt namens Anderswo geben.

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1 Haraway, Donna (1995): Monströse Versprechen. Coyote-Geschichten zu Feminismus und Technowissenschaft. Hamburg, Berlin: Argument-Verlag., S. 9
2 Vgl. Haraway, Donna (2017): Monströse Versprechen. Die Gender- und Technologie-Es-says. Hamburg: Argument-Verlag, S. 26.

Camille 1-5, Acryl auf Pappe, 70 x 100 cm