Blätterwald

Fakultät: KW

Veranstaltungstyp: Workshop zum wissenschaftlichen Schreiben im Rahmen der stützenden Angebote des Praxissemesters

Teilnehmeranzahl: 12

Teilnehmerzusammensetzung: Studierende in M.A. Lehramtsstudiengängen

Raumsituation: Seminarraum mit ca. 20 Plätzen

benötigte Materialien: Vorbereitete beschriftete Moderationskarten, 2 aneinandergestellte Tische pro Kleingruppe

Phase der Lehrveranstaltung: Nach dem Einstieg als Beginn der Arbeitsphase, zum Anknüpfen an Vorwissen

Kurzbeschreibung der Methode: In Kleingruppen finden die Teilnehmenden Gruppierungs- und Strukturierungsmöglichkeiten für verschiedene „Textschnipsel“ (einzelne Wörter, kurze Satzfragmente) aus wissenschaftlichen Texten, die auf Moderationskarten notiert sind. Auf diese Weise erarbeiten die Kleingruppen Kategorien, zu denen die Wörter und Satzfragmente zugeordnet werden können und diskutieren mögliche Begriffe, die diese Kategorien bezeichnen.

Durchführung der Methode: Die Teilnehmenden wurden in drei Kleingruppen eingeteilt und bekamen jeweils einen Stapel mit Moderationskarten, die mit verschiedenen „Textschnipseln“ (einzelne Wörter oder Satzfragmente) beschriftet waren, welche in wissenschaftlichen Texten zu finden sind. Die „Textschnipsel“ waren so ausgewählt, dass sie Exemplare bestimmter textlinguistischer Kategorien darstellten, mit deren Hilfe Leseführung in wissenschaftlichen Texten umgesetzt und die persönliche Involviertheit der Autorin oder des Autors ausgedrückt wird.
Aufgabe war, innerhalb der Kleingruppe im Austausch eine sinnvoll erscheinende Gruppierung der Karten zu entwickeln. Im Laufe des Arbeitsprozesses wurden die Teilnehmenden darauf hingewiesen, sich gegenseitig die Gründe für ihre Strukturierung und Gruppierung zu nennen und ggf. „Überschriften“ für die entstehenden Kategorien zu finden. Nachdem alle Kleingruppen mit der Strukturierung ihrer Karten zufrieden waren, wurden die verschiedenen Ergebnisse der Gruppen verglichen. Es entstand eine Diskussion, in der die Teilnehmenden zusammen mit der Workshopleiterin die Kriterien reflektierten, nach denen die „Textschnipsel“ geordnet werden können, und die Funktion solcher Wörter und Satzfragmente in wissenschaftlichen Texten erörterten.
Anschließend wurde das den „Textschnipseln“ zugrunde liegende textlinguistische Kategorisierungsmodell vorgestellt und die Karten einer Gruppe schrittweise den Kategorien des Modells zugeordnet.

Lehr-/Lernziel: Durch den Arbeitsprozess in den Kleingruppen werden sich die Teilnehmenden zum einen über ihre eigene Einschätzung von Formulierungen bewusst, mit denen Leser*innen geführt und Involviertheit von Autor*innen ausgedrückt werden. Zuvor implizite Lesereaktionen auf bestimmte Formulierungen in wissenschaftlichen Texten werden explizit gemacht.
Da in den Gruppen verschiedene Einschätzungen derselben Formulierungen aufeinandertreffen, identifizieren die Teilnehmenden zum anderen fachspezifische Konventionen in Bezug auf diese Kategorien und reflektieren so die Angemessenheit bestimmter Formulierungen für die verschiedenen Textgattungen ihres eigenen Fachs.
Mithilfe der Übung verknüpfen die Teilnehmenden implizites und fachspezifisches Vorwissen mit den expliziten und überfachlichen Kategorien des textlinguistischen Kategorisierungsmodells.

Tipps: Meiner Meinung nach eignet sich die Methode auch für andere komplexe Inhalte, die durch ein Kategorisierungsmodell erschlossen werden können. Voraussetzung ist, dass die Teilnehmenden ein gewisses Maß an Erfahrung mit den Inhalten, d.h. mit möglichen Exemplaren der Kategorien haben – auch wenn oder gerade wenn diese Erfahrung „alltäglich“ ist und noch nicht reflektiert wurde. Im Fall der beschriebenen Übung war es die bisherige Erfahrung der Studierenden mit wissenschaftlichen Texten, die die Grundlage für eine Reflexion verschiedenster Realisierungen von Leseführung und Involviertheit der Autor*innen bildete.

Reaktion der Studierenden: Die Übung wurde gut angenommen. Häufige Reaktionen der Teilnehmenden waren, dass die Übung Spaß mache und gleichzeitg erstaunlich große Einsicht in die Funktionsweise und Reichweite vermeintlich „kleiner Wörter“ hervorbringe.

Verfasserin: Andrea Karsten

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