Send-A-Problem

Fakultät: KW

Veranstaltungstyp: Seminar

Veranstaltungstyp: in jedem Veranstaltungstyp einsetzbar, ich setzte es in Online-Seminaren ein

TN-Zahl: ca. 20

TN-Zusammensetzung: vorrangig Studienanfänger*innen

Raumsituation: großer Seminarraum

benötigte Materialien: große Umschläge je nach Zahl der Aufgabenstellungen
Karteikarten je nach Zahl der Aufgabenstellungen und der Gruppen

Phase der Lehrveranstaltung: Arbeitsphase

Kurzbeschreibung der Methode: Die Methode eignet sich für diskussionsbasierte Seminare, in denen es darauf ankommt, dass die Studierenden Meinungen oder Thesen zu bestimmten Problemen aufstellen. Die Probleme werden in Form von Fragen jeweils auf einem Umschlag notiert. Die Seminarteilnehmer*innen werden in Gruppen eingeteilt (so viele Gruppen wie zu diskutierende Probleme) und erhalten jeweils einen Umschlag und eine leere Karteikarte. Die Gruppen diskutieren über ihr Problem über einen festgelegten Zeitraum hinweg und halten ihre Ergebnisse auf der Karteikarte fest. Die Karteikarte wird in den Umschlag gesteckt und dieser an die nächste Gruppe weitergereicht. Die Gruppen diskutieren nun über das zweite Problem und halten ihre Ergebnisse wieder auf einer leeren Karteikarte fest, die sie am Ende in den Umschlag stecken. Dabei dürfen die Karteikarten der Vorgänger*innen, die sich bereits im Umschlag befinden, nicht angesehen werden. Wenn alle Gruppen alle Probleme diskutiert haben, darf die die letzte Gruppe den Umschlag öffnen und die Ergebnisse aller Gruppen ansehen. Im Plenum stellt jede Gruppe alle zu ihrem Problem gesammelten Ergebnisse vor und nennt (mit Begründung) die Lösung, die ihren Mitgliedern am meisten einleuchtet.

Durchführung der Methode: Die Methode wurde in einem literaturwissenschaftlichen Proseminar zur Fabeldichtung der Aufklärung durchgeführt. Thema der Sitzung waren einige Fabeln Friedrich von Hagedorns. Dazu wurden vier Gruppen gebildet, die jeweils einen Umschlag mit einer Frage erhielten. Die Fragen lauteten z. B. „Inwiefern lässt sich Hagedorns Theorie der ‚freien Nachahmung‘ in seinen Fabeln wiederfinden?“, „Warum bearbeitet Hagedorn denselben Fabelstoff zweimal?“ Die Gruppen diskutierten jeweils einige Minuten über ihr Thema und erhielten dann die Anweisung, ihre Ergebnisse auf einer Karteikarte zu notieren, die sie schließlich in den Umschlag stecken sollten. Danach erhielt jede Gruppe einen neuen Umschlag und ein neues Problem, das zu diskutieren war, ohne dass die Ergebnisse der Vorgänger*innen angesehen werden durften. Das Verfahren wurde wiederholt, bis jede Gruppe alle Probleme diskutiert hatte. Anschließend durfte die letzte Gruppe die Ergebnisse auf den Karteikarten auswerten und im Plenum unter Angabe der ihnen am plausibelsten Lösung vorstellen.

Lehr-/Lernziel:

Aktivierung und Anregung aller Studierenden, sich über ein mehrschichtiges Problem Gedanken zu machen und ihre Ideen für die Diskussion im Plenum zu sammeln (diese gehen bei stillen Studierenden sonst oft verloren, weil diese sich nicht melden und so nicht in die Diskussion einfließt, was sie zu sagen haben)

Tipps:

Die Methode eignet sich für die Diskussion von Problemen, für die es keine eindeutige Lösung (richtig oder falsch) gibt und wo es darauf ankommt, dass die Studierenden eigene Thesen und Ideen entwickeln. Sie schult das Denken und Argumentieren und ist nicht zur reinen Wissensvermittlung geeignet. Die gestellten Probleme müssen daher hinreichend komplex sein und zum Nachdenken bzw. zu unterschiedlichen Antworten anregen. Unbedingt darauf achten, dass die Lösung nicht zu einfach ist (Fragen wie „Wann fand der Dreißigjährige Krieg statt?“ eignen sich hier nicht).

Reaktion der Studierenden: Die Reaktion der Studierenden war explizit sehr positiv; die Methode hat klar zu einer Erhöhung der Aktivität geführt wie auch dazu, dass die Ideen der Stillen nicht verloren gehen. Außerdem führt die Methode dazu, dass mehrere Lösungen zum selben Problem existieren, was für die Studierenden eine Horizonterweiterung bedeutet. Der Zwang, sich für eine der Lösungen zu entscheiden, schult die Argumentierfähigkeit und hat in diesem Fall sogar eine kleine kontroverse Diskussion bei der Zusammenfassung im Plenum ausgelöst. Auffällig war, dass die Zeit, die die Gruppen für die Diskussion benötigt haben, von Mal zu Mal immer kürzer wurde – z. T. weil sie das Prinzip verstanden hatten, z. T. weil sie bereits während der Diskussionszeit damit begannen, ihre Ergebnisse zu notieren.

Verfasserin: Kristin Eichhorn

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