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Advocatus diaboli

Fakultät: Fakultät für Kulturwissenschaften

Veranstaltungstyp (Vorlesung, Seminar, Übung, Tutorium etc.): Seminar

Anzahl der Teilnehmer: 37

Zusammensetzung der Teilnehmer (Studienanfänger, Fortgeschrittene, B.A., M.A., etc.): Studierende des Unterrichtsfachs Pädagogik des B.Ed. (GyGe/BK) im zweiten Studienjahr

Raumsituation: Das Seminar fand aufgrund der veränderten (Rahmen-)Bedingungen (Coronapandemie) als asynchrone Onlinelehre statt.

Für welche Phase der Lehrveranstaltung eingesetzt? (Einstieg, Arbeitsphase, Feedback etc.): Die Methode wurde im Seminar in der Arbeitsphase eingesetzt.

Kurzbeschreibung der Methode:
Der Name der Methode „Advocatus diaboli“ stammt aus der katholischen Kirche und hat die Aufgabe, in einem vorbereitenden Seligsprechungsverfahren Argumente gegen ebendiese einzuführen. Die Methode bietet sich ab einer Gruppengröße von fünf Personen an. Die Studierenden nehmen bewusst gegensätzliche Positionen ein. Diese können sich auf thematische Aspekte, Intentionen, Wünsche oder Erwartungen beziehen. Die Studierenden erhalten einen Text  und bereiten eine Debatte vor. Die scheinbar vorher festgelegte stärkere Position stellt beginnend ihre Sichtweise vor, danach antwortet die vermeintlich schwächere Position in Form des Advocatus diaboli. Die stärkere Position muss nun ihren Standpunkt a) verteidigen und b) rechtfertigen. Das Wechselspiel zwischen den Positionen kann sich beliebig wiederholen. Beliebte Anwendung findet diese Methode, wenn bestehende Positionen kritisch hinterfragt werden sollen.

Wie wurde die Methode durchgeführt?
Die Methode wurde im Seminar “Methoden zur Gestaltung von Pädagogikunterricht” im Sommersemester 2020 von mir erprobt. Die Studierenden waren in 4er-Gruppen (in Ausnahme auch 3er- oder 5er-Gruppen) eingeteilt. Wie oben bereits erwähnt, fand der Kurs als asynchrone Onlinelehre statt. In dieser Einheit erhielten die Studierenden einen Text zum Rollenspiel nach Klaus Beyer (1997). Die Studierenden sollten sich zu Beginn den Text von Beyer (1997) aufmerksam durchlesen. In ihren Gruppen sollten sie dann ein fiktives Interview führen, indem sie die Aspekte zu den Rollenspielen thematisieren. Als teilnehmende Personen gab es ein*e Interviewer*in und Interviewgäste als Expert*innen, die die Studierenden im Vorfeld untereinander festlegten. Das Interview führten die Studierenden dann im Sinne eines Advocatus diaboli, indem sie die inhaltlichen Positionen der anderen kritisch hinterfragten und das Thema aus verschiedenen Aspekten beleuchteten. Das interview sollte dann in Form eines Zeitungsartikels schriftlich festgehalten werden.

Welches Lernziel wollten Sie mit der Methode erreichen?
Die Studierenden erwerben in dieser Einheit die Kompetenz, die Bedeutung des Rollenspiels für das Unterrichtsfach Pädagogik insbesondere im Hinblick auf die Möglichkeiten der individuellen Förderung und Fähigkeit zu deren Nutzung bei der Planung von Lehr-Lernszenarien mit anderen Methoden zu vergleichen und den (Nicht-)Einsatz des Rollenspiels zu begründen. Die Studierenden können im Anschluss an die Einheit die Phasen des Einsatzes von Rollenspielen im Pädagogikunterricht illustrieren sowie mithilfe der Methode des Advocatus diaboli die Chancen und Grenzen der Methode des Rollenspiels im Pädagogikunterricht bewerten.

Was empfehlen Sie ihren Kolleg*innen bzgl. dieser Methode? Die Methode ist geeignet, wenn Gegenpositionen erarbeitet werden sollen. Vor allem bei einem Thema, dass normativ positiv erscheint, da es zum Standardrepertoire von Pädagogiklehrer*innen zählt. Die Studierenden werden dazu angehalten, ihren Blickwinkel auf die Thematik zu erweitern. Der Prozess erfolgt dialogisch: Das bedeutet, dass die Studierenden mit dem Gegenstand (hier: Rollenspiel) ihren Kommiliton*innen und auch mit der eigenen Person in einen Dialog treten. Dieses dialogische Dreieck ermöglicht den Studierenden abschließend zu einer Beurteilung im taxonomischen Sinne nach Bloom zu gelangen. Zu beachten ist jedoch, dass die Studierenden eine gemeinsame Ausgangsbasis haben – wie zum Beispiel einen Text. Dabei kann der Text schon beide Positionen eines Themas vorgeben, allerdings ist das fakultativ. Es besteht auch die Möglichkeit, dass die Studierenden sich selbst Argumente (in jeglichen Sozialformen) überlegen. Eine Synthese beider Wege ist nicht ausgeschlossen.

Worauf sollten Ihre Kolleg*innen bzgl. dieser Methode unbedingt achten?
Die Methode des Advocatus Diaboli kann m.E. nicht alleine stehen, sondern muss mit anderen Methoden – sowohl mündlicher als auch schriftlicher Form – verbunden werden. In meinem Fall sollten die Studierenden ein schriftliches Interview im Stile eines Zeitungsartikels führen. Eine andere Möglichkeit stellen Diskussionformate wie bspw. Fishbowl dar. Wichtig zu beachten ist, dass die Methode bei den Studierenden i.d.R. unbekannt ist. Aus diesem Grund braucht es eine kurze Einführung. Parallel benötigen die Studierenden Raum und Zeit für kreative Vorüberlegungen für die nachfolgende Diskussion.

Name: Mario Engemann

HAITI-Methode

Fakultät: Fakultät für Naturwissenschaften

Veranstaltungstyp (Vorlesung, Seminar, Übung, Tutorium etc.): Onlineseminar

Anzahl der Teilnehmer: 8

Zusammensetzung der Teilnehmer (Studienanfänger, Fortgeschrittene, B.A., M.A., etc.): Alter: 21-32, Letztes Bachelorsemester und erstes Semester in Paderborn, die Studierenden kennen sich

Raumsituation: Onlineseminar, asynchron mit wenigen synchronen Phasen

Für welche Phase der Lehrveranstaltung eingesetzt? (Einstieg, Arbeitsphase, Feedback etc.): Arbeitsphase

Kurzbeschreibung der Methode:
HAITI heißt „im Hörsaal, dann Arbeit im Team und dann wieder im Hörsaal“.
Nach der Erklärung der Methode erhalten die Studierenden einen Arbeitsauftrag. Die Studierenden bilden Lerngruppen, die jeweils einen wöchentlichen virtuellen Treffpunkt vereinbaren. Der Sprecher der Lerngruppe bildet das Bindeglied zur Dozentin bzw. zum Dozenten. In den folgenden Tagen bearbeiten die Studierenden jeweils für sich allein die Aufgaben. Dann trifft sich die Lerngruppe und die Studierenden bearbeiten die Aufgaben gemeinsam. Sie stellen fest, wo ihre Schwierigkeiten liegen und welche Aufgaben sie nicht lösen können. Dies wird vom Lerngruppensprecher der Dozentin bzw. dem Dozenten bis zu einem festgelegten Termin vor der nächsten Videokonferenz per E-Mail mitgeteilt. Die Dozentin bzw. der Dozent analysiert die eingegangenen Mails und gestaltet die nächste Übung entsprechend: Sie bzw. er behandelt nicht die Aufgaben, die ohnehin die meisten Studierenden lösen konnten, sondern geht spezifisch auf die genannten Schwierigkeiten ein.

nach Waldherr, F.; Walter, C. didaktisch und praktisch – Ideen und Methoden für die Hochschullehre,  Schäffer-Poeschel-Verlag, Stuttgart, 2009.

Wie wurde die Methode durchgeführt?
Die Studierenden haben den Auftrag erhalten einen Text mit Hilfe der Leittextmethode zu analysieren. (Thema: Kooperatives Lernen) Die Studierenden haben selbstständig Gruppen zu vier Studierenden gebildet, eine Lerngruppensprecherin bzw. einen Lerngruppensprecher ernannt und eigene Termine für Ihre Treffen vereinbart. Der Termin der virtuellen Treffen wurde mir mitgeteilt. Nach den Treffen haben die jeweiligen Sprecherinnen bzw. Sprecher die Fragen an mich weitergeleitet, welche nicht beantwortet werden konnten. In der folgenden Videokonferenz konnten diese Fragen thematisiert werden.

Welches Lernziel wollten Sie mit der Methode erreichen?
Die Studierenden unterstützen sich durch die gemeinsame Arbeit in der Kleingruppe gegenseitig. Schwächere Studierende werden durch stärke Studierende unterstützt, indem ihre Fragen in Kleingruppen beantwortet werden. Die Studierenden organisieren ihr Lernen und ihre Arbeit selbstständig in Absprache mit den anderen Gruppenmitgliedern.
Weitere Ziele: Die Studierenden halten den Kontakt untereinander und motivieren sich gegenseitig.
Die genannten Ziele können nicht überprüft werden, da die Treffen nicht in Anwesenheit der Dozentin bzw. des Dozenten stattfinden.

Was empfehlen Sie ihren Kolleg*innen bzgl. dieser Methode? Die Studierenden sollten die Termine für Ihre virtuellen Treffen frei wählen dürfen. Die Nennung der Termine ist wichtig, damit man weiß, wann mit Rückfragen zu rechnen ist. Besonders in Zeiten von Onlineseminaren reduziert man mit dieser Methode die nicht gerne gesehenen synchronen Seminartermine.

Worauf sollten Ihre Kolleg*innen bzgl. dieser Methode unbedingt achten?
Die Methode funktioniert dann besonders gut, wenn die Studierenden bereits einige Semester zusammengearbeitet haben. Ist dies nicht der Fall muss die Gruppenarbeit stärker gelenkt werden: Gruppeneinteilung, Zeitplanung, …Die Gruppengröße sollte an die Teilnehmerzahl angepasst werden. Kleine Gruppen arbeiten effektiver. Bei großen Seminaren entstehen so aber zu viele Gruppen. Die Aufgaben sollten so gestellt werden, dass die Studierenden selbstständig in der Lage sind diese zu lösen. Sollte ein Großteil der Fragen nicht zu lösen sein, wird die folgende Videokonferenz nicht die erhoffte Kürze aufweisen. Eine regelmäßige Evaluation sollte sattfinden, da die Dozentin bzw. der Dozent bei den virtuellen Treffen nicht anwesend ist und die Lernfortschritte und Probleme nicht beobachten kann.

Wikis als eine Form der Prüfungsvorbereitung

Veranstaltungstyp: Seminar

Teilnehmeranzahl: 97

Teilnehmerzusammensetzung:  M.A. (WiWi, IBS)

Raumsituation: SP  2, großer Seminarraum, ausreichend Platz, Tafel, Beamer

Name der Methode: Wikis als eine Form der Prüfungsleistung

Materialien: Computer, Internetzugang, Kurs in koaLA oder Moodle

Phase der Lehrveranstaltung: Arbeitsphase

Kurzbeschreibung der Methode: Im Rahmen des Teilmoduls wurde den Studierenden ein für sie neues Format des Seminars angeboten: Die Kombination der klassischen Lernmethode mit angewandten eLearning-Elementen: Die Seminarteilnehmer hatten als Prüfungsleistung verschiedene Fallstudien in Kleingruppen zu bearbeiten und ihre Ausarbeitungen sowie Lösungskonzepte in Wiki darzustellen.

Durchführung der Methode: Den Studierenden standen folgende Funktionen des LMS „koaLA“ zur Verfügung (alternativ ginge auch Moodle):

  • Wikis, die für die Erarbeitung der Fallstudien für die Gruppen erstellt wurden
  • Ein Blog, sowie zwei Foren (ein Forum zu den Kursinhalten sowie ein Forum zu technischen Fragen und Problemen)
  • Ferner wurden den Studenten die durch die Universitätsbibliothek angebotenen elektronischen Pendants der Semesterapperate sowie die Folien der Vorlesungen zur Verfügung gestellt.

Lehr-/Lernziel: Die durch die Seminarteilnehmer erstellten Wikis dienten als die Prüfungsleistung. Ein Blog sowie Foren sollten u.a. zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Studierenden dienen.

Empfehlungen an KollegInnen: 

Die Vorbereitung vor dem Semesterbeginn: Erstellung von Arbeitsbereiche für die Gruppen in koaLA, von relevanten Informationen, wie etwa „Wie arbeitet man mit Wiki“, „Was ist bei der Arbeit mit Wiki zu beachten“, „Hinweise zur Dokumentation der Gruppenausarbeitungen im Wiki“, etc.
Da einige Studenten zuvor noch nicht eine ähnliche Prüfungsleistung hatten, ist es auch wichtig, vor dem Beginn des Seminars u.a. genau festzustellen, „Wie die Wiki-Einträge zu bewerten sind“, „Wie viel geschrieben werden soll“, „Wie viel man im Rahmen eines Wiki-Eintrags zitieren kann“, usw.
– Die ausgewählten E-Learning-Elemente, hier vor allem Foren, sollen vorher ganz genau aus der didaktischen Perspektive betrachtet werden: u.a. „Was ist der Zweck“, „Welche Informationen könnten dadurch vermittelt werden“, „Wäre es relevant sowie für die Studierenden nützlich“, „Wie kann man den Prozess der Kommunikation stimulieren sowie effizienter organisieren“ etc.
– Die mögliche Anwendung eines ’systematischen Feedbacks‘.

Reaktion der Studierenden: Nach dem Ende des Seminars wurde eine Umfrage unter den Teilnehmern des Teilmoduls durchgeführt. Gemäß dieser Umfrage lässt sich feststellen, dass die gesamte Lernmethode den Seminarteilnehmern sehr gut gefallen hat, vor allem „Gruppenarbeit“ sowie „Selbstständigkeit“ und „Freiraum“.