Das mbook – neue geschichtsdidaktische Möglichkeiten?

Mit dem mbook wurde ein Versuch unternommen ein digitales Schulbuch für Geschichte zu schaffen. Wir hatten die Möglichkeit uns ein Kapitel des mbook zum Thema Erster Weltkrieg näher zu betrachten. Vergleicht man das mbook mit einem analogen Schulgeschichtsbuch lassen sich neue didaktische Möglichkeiten erkennen.

Eine entscheidende und wie ich finde sehr positive Möglichkeit, die sich durch das digitale Schulgeschichtsbuch ergibt, ist das individualisierte Schulbuch. Die Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit (für sie) wichtige Stellen im Text zu markieren, Notizen am Rand zu vermerken sowie zusätzlich Tafelbilder oder Bilder von erstellten Plakaten zu den einzelnen Unterpunkten hochzuladen, sodass Schritt für Schritt ein individuelles Schulgeschichtsbuch entsteht. Außerdem erleichtert dies das Wiederholen von Inhalten, auch über Schuljahrgänge hinaus. Die Überblicksansicht am Anfang zeigt welche Inhalte bereits bearbeitet wurden sowie was markiert wurde und erleichtert so die Vergleichbarkeit. Darüber hinaus ist das mbook näher am Forschungsstand, als die analogen Schulgeschichtsbücher, so bietet es eher die Möglichkeit an dem aktuellen Diskurs der historischen Forschung teilzunehmen.

Die Einstellungsmöglichkeiten, wie beispielsweise die Schriftgröße zu verändert, ermöglicht es das mbook auch für Schülerinnen und Schüler mit einer Beeinträchtigung der Sehfähigkeit einzusetzen. Sonst müsste man eventuell die Texte extra vergrößern. Auch das Vergrößern der einzelnen Bilder ist didaktisch ein sehr großer Vorteil. Dadurch ist es möglich Details zu erkennen und es gelingt viel besser sie zu analysieren. Im analogen Schulbuch sind Bilder häufig immer noch zu klein abgebildet, da auch nur ein gewisser Platz für sie vorgesehen ist.

Wie im analogen Schulbuch ist auch das mbook quellenbasiert. Hier finden sich aber neben Texten und Bildern auch Filme. Die verstärkte visuelle Darstellungsform könnte zu einer gesteigerten Motivation und dadurch zu einem höheren Lerneffekt führen. Filme können komplexe Vorgänge/Prozesse besser darstellen, als ein Verfassertext dies könnte. Da sie auch im Alltag viel mit Medien zu tun haben, erhalten wir hier einen Lebensweltbezug, der wiederum dazu führen kann, dass die Medienkompetenz sich verbessert. Die Schülerinnen und Schüler lernen einen verantwortungsvollen mit aktuellen Medien und lernen ihre facettenreichen Möglichkeiten kennen. In diesem Zusammenhang ist auch das Vorlesen von bestimmten Texten zu erwähnen. Hier ist es möglich die Multiperspektivität zu unterstreichen. Beim analogen Schulbuch müsste man als Lehrkraft selber den Text vertonen, was man in der Praxis wohl eher nicht umsetzen würde.

Während wir im analogen Schulgeschichtsbuch eine Binnendifferenzierung in den Aufgaben zu finden ist, bietet das mbook darüber hinaus eine Differenzierung durch unterschiedliche sprachliche Niveaus der schriftlichen Quellen. Dies ist bei den sehr homogenen Klassen wirklich von Vorteil.

Durch die vielen Informationen, schriftliche Quellen, Darstellungen, Bilder sowie Filme haben Lehrkräfte die Möglichkeit Sachverhalte zu vertiefen und zu erweitern; Exkurse zu bestimmte Themen durchzuführen.

Trotz der wirklich zahlreichen positive Aspekte, gibt es noch ein paar Dinge die kritisch zu betrachten sind. So kann die Bilder-und Darstellungsflut auch dazu führen, dass die Schülerinnen und Schüler sie weniger kritisch hinterfragen – die Suggestivität von Bildern und Filmen muss deutlich gemacht werden. Darüber hinaus ist auch der Aspekt der Sicherheit nicht zu unterschätzen. Wie aktuelle Entwicklungen zeigen gibt es viele Hackangriffe und da in diesem Fall Daten der Schülerinnen und Schüler genutzt werden, muss man auch hier sensibel damit umgehen.

Digitale Medien in der Geschichtsdidaktik – ein Überblick

Der Fokus am letzten Tag der Spring School lag auf dem Einsatz digitaler Medien in der Geschichtsdidaktik. Geleitet wurde die Lehreinheit von Felix Hinz, der uns zunächst in einem Vortrag über den Einfluss des World Wide Web 2.0 auf die Geschichtsdidaktik und das historische Lernen informiert und auch in Ansätzen kritisch reflektiert.

Inzwischen gibt es einige Video-Tutorial-Kanal für Geschichte, die mit ähnlicher Sprache und knappen Informationen als eine Art Nachhilfe von Schülerinnen und Schülern genutzt werden. Doch was ist das Web 2.0 und warum ist es für die Geschichtsdidaktik relevant? Es handelt sich um das sogenannte read- and- write web. Es wird eine Community geschaffen, in denen wir konsumieren und selber produzieren. Die Vernetzung der Menschen führt zum Austausch von Ideen, Meinungen etc. Doch in den meisten Schulen wird es nicht genutzt. Häufig gibt es keinen Internetzugriff, es herrscht Handyverbot. Doch die meisten Schülerinnen und Schüler besitzen Smartphones, sind Mitglieder in diversen sozialen Netzwerken – sie sind digital natives. Ich habe andere Erfahrungen während meiner Praxisphasen im Studium gemacht. Dort durften die Schülerinnen und Schüler ihre Smartphones in bestimmten Unterrichtssequenzen, zum Beispiel zur Recherche, benutzen und auch so war die Schule technisch sehr gut ausgestattet. Insgesamt gibt es aber hier wenige historische Untersuchungen.

Problematisch an beispielsweisen solchen Video-Tutorial-Kanälen ist beispielsweise die Bilderflut, die vielleicht dazu führen kann, dass die Schülerinnen und Schüler nicht mehr kritisch hinterfragen und die Nachdenklichkeit zurückgeht. Dies kann ebenfalls Einfluss auf die Fragestellung ausüben, indem die Fragen weniger komplex werden. Ein weiterer Problempunkt ist die Herkunft der Informationen. Bei vielen dieser Videos wird nicht deutlich, woher die Informationen stammen. Auch die verwendete Sprache in den Informationsvideos ist eine „andere“. Sie passt sich ihren Zuschauern an und Informationen werden nicht so ausgedrückt, wie sie vielleicht in einem Verfassertext des Schulgeschichtsbuches vorkommen würde. Es ist noch nicht zu sagen, welchen Einfluss dies möglicherweise auf das Geschichtsbild hat. Dennoch bieten die Videos auch Chancen, indem der Fokus auf dem kollaborativen, handlungsorientierten und kreativen Lernen liegt. Auch die Verlinkungen schaffen möglicherweise ein besseres Bewusstsein für historische Zusammenhänge.

Insgesamt stellt die Entwicklung des Web 2.0 immer noch eine Herausforderung für den Geschichtsunterricht und für das historische Lernen dar. Es bedarf weiterer Forschung, um zu sehen, welchen Einfluss die digitalen Medien auf das historische Denken und das Geschichtsbewusstsein haben und wie wir Lehrkräfte diese am besten im Geschichtsunterricht einsetzen.

Programmieren für Historiker – Aha-Momente mit Ruby

Am vierten Tag der Spring School „Digitale Geschichtswissenschaft“ hat uns Ramon Voges das Programmieren für Historiker näher gebracht.

Zunächst haben wir uns die Frage gestellt, warum Historiker sich überhaupt mit der Thematik des Programmierens auseinandersetzen sollen. Indem wir den Computer als Werkzeug benutzen, können wir von der daraus resultierenden Zeitersparnis profitieren. Darüber hinaus führt das Programmieren das problemlösende Denken gefördert, was auch für das wissenschaftliche Arbeiten von Vorteil sein kann. Gerade auch in unserem Zeitalter, indem so viel möglich ist durch das Internet, den technischen Fortschritt, der ein unglaubliches Ausmaß angenommen hat, ermöglicht das Programmieren eine gewisse Kontrolle der Technik. Das Verständnis einer Software trägt in gewissem Maße auch zum Verständnis unserer Gegenwart bei. Insgesamt betonte Herr Voges, dass Programmieren Spaß macht und wie sich zeigte, konnten wir das am Ende der Lerneinheit nur bestätigen.

Im ersten Schritt haben wir uns mit der Funktion und Bedeutung der Kommandozeile beschäftigt. Dabei handelt es sich um eine mächtige Programmierumgebung. Dies sollten wir zunächst an Cygwin sehen. Hierbei kam es allerdings noch nicht zu den gewünschten Aha-Momenten, da es technisch nicht bei allen funktionierte. Als wir uns Ruby zuwendeten sah dies anders aus. Bei Ruby handelt es sich um eine höhere, interpretierte und objektorientierte Mehrzweck-Skriptsprache. Mit Hilfe von Ramon Voges haben wir in kleinen Schritten unser erstes Skript geschrieben. Nach meinem Empfinden haben ab diesem Moment alle den Aspekt der Freude am Programmieren verstanden. Ein Aha-Moment reihte sich an den nächsten, da man beim Programmieren sofort Resultate sehen und Erfolge verzeichnen konnte. Die leider sehr kurze, aber auch sehr interessante Lehreinheit hat bei mir das Interesse geweckt mich näher mit dem Programmieren zu beschäftigen.

Als weitere Aufgabe habe ich ein Skript geschrieben, das in einer TEI-Datei nach allen Orten im Text-Tag sucht und die gefundenen Textstellen ausgibt. Dabei hatte ich zunächst Probleme, da nach der Eingabe in der Kommandozeile zunächst nichts ausgegeben wurde. Ich konnte den Fehler aber schnell korrigieren, da ich den Tag zunächst falsch bestimmt hatte.

 

Das Anne-Frank-Haus – reale vs. virtuelle Exkursion

Das Versteck der Anne Frank in Amsterdam ist heute ein Museum und wird jährlich von vielen Menschen besucht. Gleichzeitig existiert das Anne-Frank-Haus auch als virtuellen Rundgang/digitales Museum unter dem Namen „Hinterhaus Online“.

Im privaten aber auch im schulischen Kontext stellt sich die Frage, ob man eher die reale oder die virtuelle Exkursion besucht. Der Besuch des realen Anne-Frank-Hauses ermöglicht einen sehr handlungsorientierten Zugang, der Erfahrungen über alle Sinneskanäle zulässt. Der Aufbau einer emotionalen Bindung zum Ort sowie zum Geschehen ist viel eher möglich. Denn die „Aura des Ortes“ könnte die Empathie der Schülerinne und Schüler zum Geschehen/Ort fördern. Darüber hinaus ist die Wahrnehmung bei einer realen Exkursion eine ganz andere. Es können Details wahrgenommen werden, die vielleicht in der virtuellen Exkursion gar nicht vorhanden ist bzw. nicht wahrgenommen wird, da sich im digitalen Museum im Gegensatz zum realen Anne-Frank-Haus eine Einrichtung befindet. Sollten jemandem Details auffallen, die Fragen aufwerfen können bei der realen Exkursion sofort an eine anwesende Aufsichtsperson stellen. Dennoch hat auch der virtuelle Rundgang seine Vorteile. In Amsterdam muss man beim Besuch des Anne-Frank-Hauses mit sehr langen Wartezeiten rechnen bevor man überhaupt das Museum betreten kann. Des Weiteren ist man bei dem virtuellen Rundgang nicht an Öffnungszeiten gebunden und kann diesen einfacher in die Unterrichtsreihe einplanen.

Im Vergleich zum realen Anne-Frank-Haus ist das virtuelle Gebäude eingerichtet. Dies wird oft anschaulicher, als im Realen ein leeres Haus zu betreten und kann zu einer besseren Vorstellung führen, Nichtsdestotrotz muss den Schülerinnen und Schülern offengelegt werden, dass es sich um eine Rekonstruktion handelt und auf welchen Quellen diese beruhen. Die virtuelle Exkursion befindet sich auf einem Grad zwischen unnatürlicher Wahrnehmung durch spielähnliche Züge und einer informativen Aufbereitung. Denn durch die zahlreichen Tondokumente, wie beispielsweise das Vorlesen von Briefen und Tagebucheinträgen können die Schülerinnen und Schüler sich vielleicht eher das Geschehen vorstellen. Darüber hinaus lassen sich im virtuellen Rundgang Räume betreten, die im Museum nicht zugänglich sind. Die geschaffene Atmosphäre und die Erfahrung ist vielleicht dennoch eine ganz andere. Daher bin ich der Meinung, dass eine Kombination beider Exkursion am sinnvollsten ist.

Die virtuelle Exkursion kann auf einen Museumsbesuch vorbereiten und drauffolgend zum Vergleich dienen. Denn die virtuelle Exkursion kann nicht wirklich die Erfahrung die man vor Ort gewinnt ersetzen. Doch für Personen/Schulklassen, die nicht die Möglichkeit haben extra nach Amsterdam zu reisen, ist es auf jeden Fall eine sehr gute Möglichkeit das Versteck der Anne Frank näher zu betrachten und einen informativen Einblick zu erhalten.

Spring School 2017 – ein Fazit

Die Spring School „Digitale Geschichtswissenschaft“ ist bereits seit einigen Monaten vorbei. Rückblickend kann ich festhalten, dass ich sehr viel aus den Tagen mitgenommen habe. Darüber hinaus möchte ich an dieser Stelle auch die gute Arbeitsatmosphäre während der Woche hervorheben. Die Dozenten haben sich sehr viel Mühe gegeben und uns Schritt für Schritt alles erklärt und auch untereinander haben wir versucht uns gegenseitig zu helfen. Das Arbeiten in dieser Gruppe hat sehr viel Spaß gemacht.

Es war sehr interessant einen Einblick in eine Disziplin, den Digital Humanities, zu bekommen, deren Bedeutung mir erst in der Woche bewusste geworden ist. Die Spring School hat es geschafft uns Einblicke in die unterschiedlichsten technischen Möglichkeiten und Werkzeuge zu geben. Insbesondere die unterschiedlichen Forschungstools kennenzulernen empfand ich als sehr hilfreich.

Obwohl ich mir nach dem ersten Input zu XML/TEI nicht vorstellen konnte, wie ich das Gehörte in die Praxis umsetzen sollte, konnte ich hier sehr schnell Fortschritte verzeichnen. Darüber hinaus ist mir bei der Arbeit an der digitalen Edition wirklich bewusst geworden, wie viel Arbeit sich dahinter verbirgt. Für mich war es immer eine Erleichterung und Zeitersparnis bei meinen Forschungs- und Hausarbeiten auf digitale Editionen zurückzugreifen. Nach den gesammelten Erfahrungen weiß ich dies doch noch etwas mehr zu schätzen.

Das kennengelernte Textanalyse Tool Voyant habe ich als sehr hilfreich empfunden. Es ermöglicht mir Texte auf unterschiedlichste Weise zu analysieren und auch einen Einsatz in meinem zweiten Studienfach Englisch kann ich mir gut vorstellen. Es lassen sich einfach wordclouds herstellen, die auch für den Unterricht einsetzbar sind. Ich kann einen Text nach bestimmten Begriffen durchsuchen und auch deren Frequenz analysieren. Voyant erlaubt es mir darüber hinaus Texte zu vergleichen, was ich mir im Fach Geschichte und Englisch mit Blick auf Reden als sehr hilfreich vorstellen kann. Ich freue mich darauf dieses Tool noch näher zu betrachten und alle der zahlreichen Möglichkeit kennenzulernen.

Als angehende Lehrerin habe ich den Blick auf den Einsatz der digitalen Medien in der Geschichtsdidaktik als sehr interessant und hilfreich empfunden. Es war hilfreich die Chancen und Probleme des Einsatzes digitaler Medien in Form eines digitalen Schulgeschichtsbuches zu diskutieren. Mir ist bewusst geworden, dass es sich immer noch um eine Herausforderung für den Geschichtsunterricht handelt und ich als Lehrkraft für einen geeigneten Einsatz digitaler Medien sorgen muss.

Auch die Lehreinheit zur Software MAXQDA empfand ich als sehr nützlich und informativ. Ich kann mir gut vorstellen MAXQDA unterstützend für eine qualitative Inhaltsanalyse zu verwendet. Denn es ermöglicht mir komplexe und umfangreiche Textsammlungen auszuwerten, indem ich Kategorien entwickle und so den Text nah relevanten Informationen filtern kann. Die zentralen Ergebnisse lassen sich auf unterschiedlicher Weise visualisieren. Ich finde MAXQDA ist eine wirklich hilfreiche Software für den Einsatz in Abschluss- und Forschungsarbeiten.

Neben den kennengelernten Forschungstools hat mich auch das Programmieren sehr fasziniert. Es hat sehr viel Spaß gemacht, da man sehr schnell Ergebnisse sehen konnte. Ich würde mich sehr gerne weiter mit ruby und dem Programmieren befassen.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass ich aus der Spring School viele wissenswerte, interessante Aspekte zu der digitalen Geschichtswissenschaft, den Digital Humanities sowie zu hilfreichen Forschungstools mitgenommen habe. Ich denke, es ist wichtig die Bedeutung der Digitalisierung in der Geschichtswissenschaft weiterzutragen. Indem Angebote in der Universität geschaffen werden ist dies bereits in Ansätzen geschehen. Nachdem ich in der Spring School einen breiten Überblick über die Entwicklung einer digitalen Edition erhalten habe, freue ich mich darauf im Semester an unserer Edition weiterzuarbeiten und mein Wissen zu vertiefen.

Die Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes

Am ersten Tag der Spring School hat uns Anna Michel ebenfalls eine Einführung zum Thema Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes gegeben. Bevor wir uns detailliert mit einem Projekt beschäftigt haben, sind wir der Frage nachgegangen, welchen Nutzen Digitalisate von Objekten des kulturellen Erbes aufweisen. Was ist ihr Mehrwert? Dazu haben wir unsere Ideen auf Post-Its zusammengetragen. Dabei standen vor allem Begriffe wie Zugänglichkeit, Online-Ausstellungen, Bewahrung/Archivierung, bessere Vergleichbarkeit, sowie die Nutzung für Gemeinschaftsprojekte.

 

Im Folgenden finden sich meine Ergebnisse zur Recherche von Informationen zu dem Projekt Nova Corbeia.

 

Arbeitsblatt „Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes“

 

Aufgabe 1: Nova Corbeia – die virtuelle Bibliothek Corvey

1.)Was war das Ziel des Projekts?

  • Rekonstruktion der Bibliothek der ehemaligen Reichsabtei Corvey
  • Visuelle Zusammenführung aller Buchbestände, die ursprünglich in der Bibliothek des Benediktinerklosters in Corvey versammelt waren

 

2.)Welche Medien wurden innerhalb des Projektes digitalisiert?

  • Handschriften
  • Inkunabeln
  • Drucke

 

3.) Welche Motive sprachen für eine computergestützte Umsetzung der Projektidee? Wo liegt der Mehrwert?

  • Online Katalog: ortsunabhängig und weltweit nutzbar
  • Zoom – Ansichten
  • Audio/Hör-Texte
  • Zur Vertiefung allgemeine Texte zur Mediengeschichte
  • Suchmaske zur Recherche

 

4.)Welche Technik kam zum Einsatz?

  • Großformat – Auflichtscanner
  • Spezielle Buchhalterung und regulierbarer Einstellwinkel

 

5.)Was fällt positiv, was negativ auf?

  • Beschreibung zu jedem Buch
  • Alles an einem Ort
  • Bessere Vergleichbarkeit
  • Negativ: das Projekt ist zu Ende; nicht alles wurde digitalisiert; nachhaltige Nutzung der Daten bei technischem Fortschritt?

 

Aufgabe 2: Die virtuelle Ausstellung „Tausend Jahre Wissen

1.) Welchen Mehrwert bietet der virtuelle Rundgang im Vergleich zur Projektwebseite?

  • Anschauliche Vermittlung der Forschungsergebnisse
  • Geschichte der Klosterbibliothek wird deutlich
  • Die Dinge, die das Interesse wecken, können dann noch einmal im Katalog näher recherchiert werden
  • Audio
  • Im Blick auf die Geschichtsdidaktik: erster Blick, des Lehrers ob es interessant ist

 

2.) Welche verschiedenen Medien kontextualisieren die Ausstellungsobjekte?

  • Audio
  • Man kann in den Büchern blättern (Im Museum nur 2Seiten, die man sich näher anschauen kann)

 

3.) Im Hinblick auf technologischen Fortschritt: Für wie zukunftsfähig und nachhaltig halten Sie einen virtuellen Rundgang wie „Tausend Jahre Wissen“?

  • Problematik des technischen Fortschritts: eine nachhaltige Nutzung des Projekts ist eventuell in der Zukunft nicht mehr möglich, da sich der virtuelle Rundgang eventuell nicht mehr mit dem Programm öffnen lassen kann. Es fällt bereits auf, dass es bei einiges von uns Schwierigkeiten gab herauszufinden, wie sich die Informationen zu den einzelnen Ausstellungsstücken öffnen lassen.
  • Diese Digitalisierung kann nicht unbedingt einen gut strukturierten und erschlossenen Sammlungsbestand ersetzen, aber ihn gut ergänzen
  • Aber durchaus zukunftsfähig: es kann Interesse geweckt werden und gleichzeitig auf der Projektseite weiter recherchiert werden

 

4.) Welche erweiterten Funktionalitäten wären für virtuelle Ausstellungen denkbar?

  • Audio: Vorlesen des gesamten Originaltextes
  • Dreidimensionale Darstellung der Objekte

 

Digitalisierung

Im Rahmen der Lerneinheit „Digitalisierung- Vom Scannen bis zum Urheberrecht“ haben wir uns unter anderem mit den technischen Voraussetzungen der Digitalisierung beschäftigt. Malte Rehbeins Aufsatz „Digitalisierung“ thematisiert diese und erläutert darüber hinaus die Nutzungsmöglichkeiten von Digitalisaten in den Kultur- und Geisteswissenschaften (Digital Humanities). Im Folgenden werde ich die für mich wichtigsten Aspekte des Textes zusammenfassen und herausstellen mit welchen Anwendungen und Phänomenen ich bereits gearbeitet und Erfahrungen gemacht habe.

 

Rehbein erklärt zunächst wichtige Begriffe, die im Zusammenhang mit Digitalisierung von Bedeutung sind. Basis der computer-gestützten Untersuchung ist ein digitales Abbild des analogen Originals. Häufig wird dieses digitale Abbild auch als Digitalisat bezeichnet. Diese Abbilder in Form von Mikrofilmen oder Reprodrucken erfüllen dann die Aufgabe des Originals als sogenanntes Surrogat. An dieser Stelle sei bereits ein Vorteil der Digitalisierung gegenüber analogen Verfahren der Reproduktion erwähnt, denn die Übertragung eines Digitalisats ist prinzipiell ohne Verluste und identisch möglich.

Handelt es sich bei dem erstellten Abbild um ein optisches wird von einer Bilddigitalisierung gesprochen. Diese Bilddigitalisierung ist laut Rehbein Voraussetzung für eine weitere Verarbeitung, denn neben den digitalen Bildern gibt es ebenfalls Verfahren, mit denen der in den Bildern transportierte Text transkribiert werden kann.

Bei der Bild- bzw. Tondigitalisierung werden optische beziehungsweise akustische Sensoren digitalisiert. Diese Formen der Digitalisierung sind für die Digital Humanities von besonderem Interesse.

 

Grundlagen digitaler Bilder:

Es werden zwei Möglichkeiten unterschieden Bilder als digitale Daten zu repräsentieren: Raster- und Vektorgrafiken.

  • Rastergrafiken

In einer Rastergrafik werden die einzelnen Bildpunkte (Pixel) mit ihrer Farbtiefe in einem Koordinatensystem erfasst. Die Farbtiefe wird durch den Bitcode bestimmt. Die Farbauswahl wird größer, umso mehr Bits zur Beschreibung eines Pixels vorhanden sind. Wurden früher noch mehrheitlich schwarz/weiß Bilder bei dem Digitalisierungsverfahren erzeugt, ist die Bilddigitalisierung in Farbe heute das gängige Verfahren. Die Rastergrafik, die aus Bildgröße und Farbtiefe gebildet wird, legt auch den Speicherbedarf fest. Die Datenmengen, die bei der Digitalisierung entstehen, können enorm sein und durch die Anschaffung von Speichermedien und damit verbundene Sicherung der Daten in neue Formate sowie die Sicherstellung ihrer Zugänglichkeit zu ausgiebiger Arbeit und Kosten führen. Mit Hilfe von Bildkompression ist es möglich die Datengrößen im Speichermedium zu reduzieren. Bei der verlustbehafteten Kompression wird durch das Entfernen von als überflüssig betrachteten Informationen versucht die Menge an Daten zu verringern. Dies kann allerdings dazu führen, dass eine Verschlechterung des Bildes beispielsweise beim Vergrößern ersichtlich wird. Im Gegensatz dazu gibt es die verlustfreie Kompression, bei der keine Informationen verloren gehen, da die Daten durch Zusammenfassung von Redundanzen nur anders organisiert werden. Es ist zwar mit mehr Rechenaufwand verbunden, benötigt aber weniger Speicherplatz. Auch wenn diese verlustfrei komprimierten Bilder wieder getreu in das Original zurückgeführt werden können, ist dies nur möglich, wenn der Algorithmus gespeichert wurde und vor allem eine Software existiert, mit der die Dekomprimierung auch in Zukunft möglich ist.

  • Vektorgrafiken

Neben der zuvor beschriebenen Rastergrafik finden auch Vektorgrafiken bei Repräsentation von Bildern als digitale Daten Verwendung. Hier wird das Bild durch Zeichenroutinen, durch Informationen zur Geometrischen Form und Gestaltung, zusammengesetzt. Vektorgrafiken werden in den Digital Humanities vor allem zur Darstellung von Geoinformationen oder zwei- bzw. dreidimensionalen Modellen verwendet. Ein Vorteil der Vektorgrafiken gegenüber den Rastergrafiken ist die verlustfreie und umkehrbare Skalierung, denn die Skalierung von Rastergrafiken ist häufig mit einem Qualitätsverlust verbunden. Darüber hinaus ist in der Regel auch der Speicherbedarf der Vektorgrafiken geringer, da er unabhängig von Bildgröße und Farbtiefe ist.

Dennoch werden bei der Digitalisierung vermehrt Rasergrafiken erzeugt, da Vektorgrafiken technisch sehr komplex sind.

 

Verfahren der Bilddigitalisierung:

Digitalkameras und Scanner sind in den Kulturwissenschaften die meist eingesetzten Verfahren bei der Bilddigitalisierung.

Bei der Digitalkamera kann durch die Fokussierung, die Größe der Blendenöffnung, die Verschlusszeit sowie die Brennweite des Objektivs die Qualität des Bildes beeinflussen.

Scanner sind Datenerfassungsgeräte, die Objekte nach vorgegebenen Mustern oder Rastern systematisch abtasten und die aufgenommenen Signale in digitale Form umwandeln. Dabei werden verschiedene Arten von Bildscannern unterschieden. Der Flachbettscanner ist vor allem zum Scannen von zweidimensionalen Objekten geeignet. Das zu scannende Objekt wird dabei nach unten auf eine Glasplatte gelegt und durch einen beweglichen Spiegel, der das Licht auf einen fest installierten Spiegel und von da aus durch die Linse auf den Bildsensor wirft. Um ein durchgängiges scharfes Bild beim Flachbettscanner zu erhalten, muss die Vorlage flach auf der Glasplatte aufliegen. Dies gestaltet sich beim Scannen von Büchern durch die Bildung als schwierig. Daher wird speziell für die Digitalisierung von Büchern Buchscanner eingesetzt. Im Gegensatz zum Flachbettscanner verwendet der Buchscanner zwei Digitalkameras. Diese werden auf die Lichtverhältnisse und auf die Größe der Buchseiten eingestellt. Das Buch wird auf eine Buchwippe gelegt und die Seite aufgeschlagen, die eingescannt werden soll. Dann wird eine Einzel- oder Doppelseite des Buches abgelichtet. Damit Unschärfen verursacht durch Wölbungen werden durch mechanisches Fixieren oder durch eine Aufgedrückte Glasplatte vermieden. Das Weiterblättern erfolgt von Hand bzw. bei größeren Digitalisierungsprojekten durch einen Scan-Roboter, der die Seiten ansaugt und automatisch umblättert.

Analoge Verfahren sind Mikroformen, wie Mikrofiche und Mikrofilme. Hier werden stark verkleinerte analoge Abbildungen auf Filmmaterial erstellt. Aufgrund der langen Haltbarkeit des Materials werden diese Verfahren vor allem zur Langzeitarchivierung eingesetzt.

 

Parameter:

Die technischen Parameter der Digitalisierung bestimmen die Aussagekraft eines Digitalisats und dessen Verwendbarkeit. Bei der Nutzung von digitalen Daten ist es unabdingbar die Parameter ihrer Entstehung zu kennen und auch kritisch zu prüfen, ob bzw. wie die Daten für den Forschungszweck geeignet sind.

 

Erschließung der Digitalisate:

Bei der Erschließung von Digitalisaten spielen Metadaten eine wichtige Rolle, da sie unter anderem die Auffindbarkeit der Objekte ermöglichen. Rehbein unterscheidet dabei vier Typen von Metadaten, die für die Nutzung von Bilddigitalisaten von Bedeutung sind: technische, deskriptive, strukturelle und administrative Metadaten. Dabei handelt es sich zwar um klar definierte Kategorien, aber sie können parallel angewendet werden. Für die jeweiligen Fachbereiche gibt es darüber hinaus weitere Standards und Spezifikationen. Zu den international gängigen Metadaten-Standards im Bereich der Digitalisierung des kulturellen Erbes zählt das uns vorgestellte TEI. Die Richtlinien und XML-Schemata ermöglichen eine Kodierung elektronischer Texte,

 

Textdigitalisierung:

Soll beispielsweise ein Buch digitalisiert werden reicht es nicht aus nur die geometrischen Positionen der einzelnen Pixel in einer Rastergrafik zu speichern. Der Text muss in einem weiteren Bearbeitungsschritt aus der Rastergrafik extrahiert werden und daraus Zeichencodes generieren. Zur Texterfassung, Transkription, können zwei Verfahren angewendet werdet. Zum einen kann bei der manuellen Texterfassung durch Abtippen der Vorlage per Hand der Text erfasst werden. Dabei besteht allerdings die Gefahr von Lese- und Flüchtigkeitsfehlern sowie Interpretationsunterschiede bei schlecht lesbarer Handschrift. Dieser Problematik kann entgegengewirkt werden, indem zwei Personen unabhängig voneinander den gleichen Text transkribieren und anschließend durch einen Dritten verglichen werden. Zum anderen kann das Verfahren der automatischen Texterfassung, Optical Character Recognition (OCR) angewendet werden. Dieses Verfahren der Texterkennung lässt sich in drei Phasen gliedern. Bei der Vorverarbeitung wird die Rastergrafik optimiert, um Verzerrungen und Rotationen der Vorlage auszugleichen. Darauf folgt die eigentliche Zeichenerkennung, die Binarisierung. Als letzten Schritt schließt sich die Nachbereitung an, um die Qualität des erkannten Textes zu optimieren.

Maßgeblich für die Qualität der Texterkennung ist die Erkennungsgenauigkeit. Diese entscheidet darüber, ob und wie brauchbar ein erfasster Text ist. Die Erkennungsgenauigkeit ist von der Qualität der Vorlage abhängig. Ein moderner Buchdruck erreicht also eine höhere Genauigkeit als beispielsweise eine Faktur aus dem 19. Jahrhundert.

 

Weitere Digitalisierungsverfahren:

Neben der zuvor beschriebenen zweidimensionalen Bilddigitalisierung und damit verbundenen Texterfassung gibt es noch weitere Verfahren der Digitalisierung. Insbesondere die dreidimensionale Objektdigitalisierung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Geht bei dem zweidimensionalen Verfahren Eigenschaften, wie Wölbungen; Gravuren, Beschaffenheit des Bucheinbandes verloren, können sie mit Hilfe des 3D-Modelss dargestellt werden. Neben visuellen Verfahren zur Digitalisierung gibt es auch Verfahren aus dem nicht visuellen Bereich, wie die Audiodigitalisierung.

 

Während meines Studiums habe ich bereits ein paar Erfahrungen mit Digitalisierung gesammelt. Im Rahmen meiner wissenschaftlichen Arbeiten habe ich sowohl Flachbettscanner als auch Buchscanner verwendet. Darüber hinaus ist es mir auch möglich auf Digitalisate zuzugreifen. Dadurch ist mir die Bedeutung und Wichtigkeit von Digitalisierungen besonders deutlich geworden. Gerade im universitären Kontext ist es eine enorme Erleichterung und Zeitersparnis auf Digitalisate zugreifen zu können. Obwohl die Frage nach der Nachhaltigen Nutzung der Digitalisate immer noch diskutiert wird, haben meines Erachtens Digitalisate viele Vorteile. In der Spring School 2017 konnte ich weitere Erfahrungen sammeln und einen genaueren Einblick in die technische Verfahren der Digitalisierung bekommen.

Historiker arbeiten wie Detektive!

Ramon Voges unterstreicht mit dieser Aussage die Art und Weise –die Methodik- mit der wir Historiker/innen arbeiten. Mit Hilfe der Heuristik stellen wir Sach- und Wissens- sowie Deutungsfragen an die Quellen, die wir erschließen wollen. Neben der Kunst des Fragens bestimmen wir mit der Quellenkonstitution und Quellenkritik den Quellenkorpus und seinen Aussagewert. Daran schließen sich die Arbeitsschritte der Interpretation der Quelle sowie der Darstellung der Ergebnisse an.

Für die Umsetzung des ersten Arbeitsschrittes – das Stellen von Sach-, Wissens- und Deutungsfragen an die Quelle – gibt es unterschiedliche Recherchestrategien. Zum einen das systematische und zum anderen das Unsystematische Recherchieren. Bei dem Systematischen Recherchieren können wir beispielsweise auf Bibliothekskataloge, wissenschaftliche Fachportale, Enzyklopädien, Lexika und biographischen Nachschlagewerke zurückgreifen. Dem gegenüber steht das unsystematische Recherchieren, das dem Schneeballprinzip folgt.

Ein sehr wichtiger Aspekt bei der Arbeit an Quellen ist das Literatur- und Wissensmanagement, um die recherchierten Informationen zu organisieren. Ein sehr hilfreiches Tool werde ich in einem anderen Beitrag vorstellen.

Computer – Methode oder Werkzeug?

It is academically legitimate for a PhD student to write one of his or her exams in the general area of „Computers and blank“ where ‚blank‘ is his or her field of study? … There are also very good arguments against allowing such an exam. The computer does function, after all, more like a „tool“ than a „method,“ and we seldom allow exams in „tools.“ We would be unlikely to allow an exam in lexicons, say, or synopses of the Gospels (Humanist 1:662)“

Dieser Aussage stimme ich zu, denn der Computer ist zwar ein werkzeug, kann aber nicht als Methode fungieren.  Der Computer kann Hilfestellungen leisten. Beispielsweise kann die Software MAXQDA mich bei der qualitativen Inhaltsanalyse, der eigentlichen (Auswertungs)Methode, und damit bei der Beantwortung meiner Forschungsfrage unterstützen.  Die Software dient also als Werkzeug, sie dient nicht zur Analyse der erlangten Ergebnisse. Sie kann als Hilfsmittel zur Beantwortung einer im Vorfeld methodisch operationalisierten Forschungsfrage eingesetzt werden.

Zur Beantwortung meiner Forschungsfrage im Zuge meiner verfassten Forsschungsarbeit während des Praxissemesters, bot es sich an MAXQDA als Werkzeug, als Hilfe, zu verwenden, um Schülernarrationen mit der Qualitativen Inhaltsanalyse auszuwerten. Die Software hilft also große Textumfänge analysieren zu können. Sie kann die Ergebnisse visuallisieren, bietet aber keine Analyse, da es sich nicht um eine Methode handelt.