Das mbook – neue geschichtsdidaktische Möglichkeiten?

Mit dem mbook wurde ein Versuch unternommen ein digitales Schulbuch für Geschichte zu schaffen. Wir hatten die Möglichkeit uns ein Kapitel des mbook zum Thema Erster Weltkrieg näher zu betrachten. Vergleicht man das mbook mit einem analogen Schulgeschichtsbuch lassen sich neue didaktische Möglichkeiten erkennen.

Eine entscheidende und wie ich finde sehr positive Möglichkeit, die sich durch das digitale Schulgeschichtsbuch ergibt, ist das individualisierte Schulbuch. Die Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit (für sie) wichtige Stellen im Text zu markieren, Notizen am Rand zu vermerken sowie zusätzlich Tafelbilder oder Bilder von erstellten Plakaten zu den einzelnen Unterpunkten hochzuladen, sodass Schritt für Schritt ein individuelles Schulgeschichtsbuch entsteht. Außerdem erleichtert dies das Wiederholen von Inhalten, auch über Schuljahrgänge hinaus. Die Überblicksansicht am Anfang zeigt welche Inhalte bereits bearbeitet wurden sowie was markiert wurde und erleichtert so die Vergleichbarkeit. Darüber hinaus ist das mbook näher am Forschungsstand, als die analogen Schulgeschichtsbücher, so bietet es eher die Möglichkeit an dem aktuellen Diskurs der historischen Forschung teilzunehmen.

Die Einstellungsmöglichkeiten, wie beispielsweise die Schriftgröße zu verändert, ermöglicht es das mbook auch für Schülerinnen und Schüler mit einer Beeinträchtigung der Sehfähigkeit einzusetzen. Sonst müsste man eventuell die Texte extra vergrößern. Auch das Vergrößern der einzelnen Bilder ist didaktisch ein sehr großer Vorteil. Dadurch ist es möglich Details zu erkennen und es gelingt viel besser sie zu analysieren. Im analogen Schulbuch sind Bilder häufig immer noch zu klein abgebildet, da auch nur ein gewisser Platz für sie vorgesehen ist.

Wie im analogen Schulbuch ist auch das mbook quellenbasiert. Hier finden sich aber neben Texten und Bildern auch Filme. Die verstärkte visuelle Darstellungsform könnte zu einer gesteigerten Motivation und dadurch zu einem höheren Lerneffekt führen. Filme können komplexe Vorgänge/Prozesse besser darstellen, als ein Verfassertext dies könnte. Da sie auch im Alltag viel mit Medien zu tun haben, erhalten wir hier einen Lebensweltbezug, der wiederum dazu führen kann, dass die Medienkompetenz sich verbessert. Die Schülerinnen und Schüler lernen einen verantwortungsvollen mit aktuellen Medien und lernen ihre facettenreichen Möglichkeiten kennen. In diesem Zusammenhang ist auch das Vorlesen von bestimmten Texten zu erwähnen. Hier ist es möglich die Multiperspektivität zu unterstreichen. Beim analogen Schulbuch müsste man als Lehrkraft selber den Text vertonen, was man in der Praxis wohl eher nicht umsetzen würde.

Während wir im analogen Schulgeschichtsbuch eine Binnendifferenzierung in den Aufgaben zu finden ist, bietet das mbook darüber hinaus eine Differenzierung durch unterschiedliche sprachliche Niveaus der schriftlichen Quellen. Dies ist bei den sehr homogenen Klassen wirklich von Vorteil.

Durch die vielen Informationen, schriftliche Quellen, Darstellungen, Bilder sowie Filme haben Lehrkräfte die Möglichkeit Sachverhalte zu vertiefen und zu erweitern; Exkurse zu bestimmte Themen durchzuführen.

Trotz der wirklich zahlreichen positive Aspekte, gibt es noch ein paar Dinge die kritisch zu betrachten sind. So kann die Bilder-und Darstellungsflut auch dazu führen, dass die Schülerinnen und Schüler sie weniger kritisch hinterfragen – die Suggestivität von Bildern und Filmen muss deutlich gemacht werden. Darüber hinaus ist auch der Aspekt der Sicherheit nicht zu unterschätzen. Wie aktuelle Entwicklungen zeigen gibt es viele Hackangriffe und da in diesem Fall Daten der Schülerinnen und Schüler genutzt werden, muss man auch hier sensibel damit umgehen.

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