Geschichtsdidaktik

 

Durch das Lehramtsstudium an der Universtiät Paderborn im Bereich Geschichte ist es für mich freilich offensichtlich, dass ich mich im Rahmen der Spring School auch mit der digitalen Geschichtsdidaktik befassen möchte und muss. In diesem Zusammenhang wurde durch Felix Hinz genauer auf die Entwicklung von Schulbüchern eingegangen. Das klassische Lehrbuch trage immer noch einen wichtigen Beitrag zum Unterricht bei war dabei der Tenor. Während seiner Ausführungen ging Herr Hinz allerdings auch auf die Zukunft und die sogenannten Mbooks ein, die möglicherweise das klassische Geschichtsbuch verdrängen könnten. Während meines Studiums kann ich auch schon auf ein paar Kenntnisse in Richtung Schulgeschichtsbuch zurückblicken. Daneben hatte ich wärhrend meines Praxissemesters auch häufiger mit dem Geschichtsbuch zu tun, denn gerade als ich an der Schule begann zu unterrichten, wurde beschlossen ein neues Geschichtsbuch einzuführen. Dadurch war mir die Möglichkeit gegeben einen direkten Vergleich zwischen Vorgänger und Nachfolger zu vollziehen.

Im Folgenden findet nun ein Vergleich der didaktischen Möglichkeiten zwischen dem Mbook und einem klassischen Geschichtsbuch statt.

Neben den klassischen Kategorien, die ein modernes Geschichtsbuch beinhalten sollte (methodisch vielfältig, problemorientiert, genderorientiert, quellenbasiert, operationalisierte Aufgaben, binnendifferenziert, kompetenzorientiert, multiperspektivisch) kann das Mbook mit weiteren Vorteilen in didaktischer Hinsicht aufwarten.

Das Mbook selber ist noch nicht auf dem Markt, aber während der Spring School hat man trotzdem die Chance bekommen sich eine Demoversion anzusehen. Einige Vorteile des Mbooks liegen dabei auf der Hand. Zum einen wäre da das Angebot Filme zu nutzen. Filme bieten eine gute Möglichkeit Geschichte zu visulisieren und den SuS greifbar zu machen. Sicherlich dienen ihnen diese auch ein Stück weit zur Unterhaltung und wecken das Interesse. Man muss dabei allerdings immer im Hinterkopf behalten, dass die Filme auch das Geschichtsbild des Verlags vermitteln und daher nicht unbedingt im Einklang mit dem des Lehrers steht. Wenn die Filme allerdings gelungen scheinen, haben sie dazu auch noch den großen Vorteil, dass sie in jedem Fall Zeit einsparen, da man nicht mühselig den alten Fernseher aus dem Medienraum herauswuchten muss.

Einen weiteren Vorteil bietet das Mbook dahingehend, dass man neben Filmen auch Audiodateien zur Verfügung hat. Man kann so originale Aufnahmen von Reden beispielsweise abspielen und analysieren lassen. Durch die Tonqualität fühlen sich die SuS auch möglicherweise besser mit Geschichte verbunden. Es ist definitiv ein großer Unterschied, ob eine Rede nur gelesen wird oder sie tatsächlich auch gehört werden kann, da häufig auch die Betonung und Pausen eine ganz andere Grundstimmung vermitteln und ebenfalls analysiert werden können. Hinzu kommt noch, dass man sich Texte auch vorlesen lassen kann. Diese beiden Kategorien schulen dazu selbstverständlich noch die Medienkompetenz.

Neben diesen beiden eher medialen Vorteilen bietet das Mbook aber auch ein Sprachrohr für die Autoren, die erstmals mittels eines Films angeben können, wie das Buch konzipiert ist und was deren eigene Motivation ist sich einem Geschichtsbuch zu widmen. Das ist insofern interessant, als dass die Menschen die hinter einem Geschichtsbuch stehen, endlich ein Gesicht bekommen. Daneben ist es auch sicherlich von Vorteil, dass durch Updates die Version des Mbooks immer wieder erneuert werden kann und somit auf dem neusten Stand gebracht wird was Forschung betrifft.

Insgesamt kann ich sagen, dass ich das Mbook für sehr sinnvoll halte. In der Demo konnte uns lediglich das Kapitel zum Ersten Weltkrieg gezeigt werden, daher sind weitere Diskussionen und Anmerkungen erstmal nicht vorhanden. Das, was ich gesehen habe hat mich aber überzeugt. Es bleibt allerdings abzuwarten, wie das Mbook realisiert werden kann und wie die SuS selber auf diese Neuauflage eines Schulbuchs reagieren. Ich stelle es mir beispielsweise schwer vor, wie sich jede Familie einen eigenen Laptop für die SuS zulegen soll, nur damit er am Geschichtsunterricht teilnehmen kann. Zudem würde es mich auch interessieren, wie das dann mit den Lizenzen ist, da diese möglicherweise nur für ein Jahr gelten und dann wieder erworben werden müssten. Das größte Problem sollte allerdings die Wartung dieses Programms sein. Gerade in der heutigen Zeit veraltet Technik ziemlich schnell, sodass es dazu kommen kann, dass irgendwann die Technik dieses Programms nicht mehr unterstützt wird oder ausläuft.

Außer dem Mbook, bekamen wir allerdings auch noch einen Einblick in die digitale Exkursion. Zunächst wurde uns eine ältere Version einer digitalen Exkursion in Form einer Wiederherstellung einer zerstörten Stadt gezeigt. Es ist dabei gar nicht so einfach eine zerstörte Stadt aus der Antike zu rekonstruieren, da man eben nicht genau weiß, wie diese aussah, aufgrund der Tatsache, dass es keine Bilder davon gibt. Die zweite Exkursion führte uns in das bekannte Anne-Frank Haus in Amsterdam. Aber welche Art der Exkursion ist nun sinnvoller für SuS? Die reale Exkursion oder die digitale?

Bei einer realen Exkursion hat man definitiv den Vorteil, dass man die Geschichte (in einigen Fällen) wirklich berühren kann. Es ist einfach ein anderen Gefühl für die SuS, wenn man Gegenstände selber haptisch erfahren kann. Hierdurch bekommen die SuS auch eine ganz andere Beziehung zur Geschichte. Man kann in die einzelnen Zimmer der Familie Frank hineingehen und sich alles haargenau ansehen. Man nimmt neben den Gegenständen auch Gerüche wahr und kann Gegenstände ertasten. Die SuS bekommen dadurch einen sehr intensiven Einblick davon, wie es war sich hier zu verstecken unter den damaligen Umständen. Dies kann aber auch teilweise zu negativen Nebeneffekten führen. Gerade sensible SuS könnten bei dieser Erfahrung von ihren Emotionen überwältigt werden. Ganz wichtig an dieser Stelle ist wahrscheinlich auch das Vorhandensein von Ansprechpartnern im Anne-Frank Haus. Hier haben die SuS dann die Möglichkeit angeleitet das Haus zu erkunden. Der Ansprechpartner kann auch auf eventuelle Details hinweisen, die während einer digitalen „Tour“ vielleicht übersehen wurden. Daneben kann der Ansprechpartner auch zusätzliche Informationen geben und auch Hinweise für den Lehrer bereit haben, gerade wenn es sich bei den Ansprechpartnern um Museumspädagogen handelt. Sicherlich könnte auch der Spaß einfach im Vordergrund stehen. Die SuS können selber das Haus erkunden und angeleitet durch den Lehrer mit eine Aufgabenstellung diese Aufgaben lösen.

Aber auch bei der digitalen Exkursion können operationalisiert Aufgaben verteilt werden. Die SuS bekommen zudem Informationen von einer Sprecherin und können diese gegebenenfalls im wieder abhören. Was bei der digitalen Exkursion auffällt, ist, dass im Hintergrund eher schwermütige Musik gespielt wird, was der ganzen Exkursion eine sehr traurige Note verleiht. Hierdurch wird auch nochmal zusätzliches bestimmtes Geschichtsbild vermittelt.

Im Allgemeinen lässt sich festhalten, dass ich eine reale Exkursion bevorzugen würde. Das hat schon alleine mit dem Flair zu tun, was das Anne-Frank Haus eigentlich nur so richtig vermitteln kann, wenn man dort ist. Sich Gegenstände genau anzusehen, gegebenenfalls anzufassen wirkt einfach ganz anders auf die SuS statt des bloßen Beobachtens. Für mich bieten digitale Exkursionen eine gute Alternative, wenn der nächste Exkursionsort einfach zu weit entfernt ist. Man kann zudem solche digitalen Exkursionen sehr direkt in den eigenen Unterricht einfließen lassen.

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