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Die Kulturtechnik der Rezension und ihre heutigen Plattformen

Mit einer Rezension von Anton Weils Roman „Super einsam“

Das Feld der Technikphilosophie wird meistens mit einer Reflexion über Bedeutung von Technologien für das Verhältnis von Mensch und Welt in Verbdinung gebracht. Doch Technologien sind nur eine Seite der Medaille: zur Kategorie der Technik gehören zum Beispiel auch Praktiken des Herstellens, wie die technik des Schuhemachens; besondere Fertigkeiten, wie die Technik des Kopfrechnens oder der Meditation; oder auch das konkrete Agieren und Wissen des Bewirkens, wie wir es in so vielen Umgangsformen mit Dingen und anderne Menschen kennen. [1] Eine Philosophie der Technik kann folglich anhand unterschiedlichster Aspekte des menschlicher Praktiken ansetzen.

Im Folgenden möchte ich eine Reflexion über die Technik des Rezensierens im Internet vornehmen. Diese werde ich entlang einer Rezension der Rezensionsnotiz von Anton Weils Roman „Super einsam“ auf der Plattform des Magazins Perlentaucher entwickeln. Die Plattform stellt eine Meta-Einordnung der verschiedensten Rezensionen über Bücher in (Online-)Zeitungen dar, indem sie die Rezensionen dieser rezensiert. (Persönlich kann ich vor der Anschaffung eines neuen Buches einen Blick auf die Rezensionsnotitzen nur empfehlen.) Also: fangen wir an!

Besuchen wir die Vorstellung eines Buches auf Perlentaucher, wird uns ein zuerst ein Überbklick über die zentralen Eckdaten eines Buches geboten — zumindest wenn man sich nicht von den unzähligen Werbungen ablenken lässt. Wir sehen direkt, dass der Auftritt recht pragmatisch gestaltet ist. Neben den Eckdaten werden uns Optionen zum Empfehlen, Drucken, Merken aber auch Kommentieren geboten. Letzterer Aspekt veranschaulicht gut, dass es sich heirbei um eine Community handelt, die im Diskrus über Bücher (und deren Rezensionen) kollektiv Eindrücke über die Werke versammeln möchte. In dieser Hinsicht stellt die Plattform eine Art kollektiv hergestellte Hilfsstellung dar, die einer passionierten Lesendenschaft Hilfestellungen zur Orientierung auf dem (immer mehr gefluteten) Büchermarkt bieten sollen. Eine Funktion, die einst von den Rezensionen der jeweils abnonierten Zeitschriften wahrgenommen wurde. Diese Plattform beitet jedoch die Möglichkeit die individuellen Präferenzen der einzelnen Rezensent:innen einzuordnen und sie als Teil eines kulturellen Diskurses ersichtlich werden zu lassen.

Dieser Blick von Oben hat viele Vor-, aber auch viele Nachteile. Als Medium stellt die Plattform eine Instanz dar, die es uns ermöglicht, einen anderen Blick auf das Geschehen der literarsischen Szene zu werden. Es vermittelt uns nicht nur den Eindruck einer Einordnung der Diskurse: es selbst ist ein Mittel, das sich zwischen die Bücher und die Rezensent:innen stellt und den Lesenden somit einen anderen Blick auf die Bücher selbst erlaubt. Die Macht der Meinungen über literarische Werke wird durch diese Plattform den wenigen Gatekeepern der Rezensent:innen-Welt entrissen. Ja, entrissen, weil sich durch die Etablierung der Plattform — auf ihr erwähnt zu werden, kann heute als Gate zur Bekanntschaft genannt werden —, durch das Medium-Perlentaucher, die Rezensent:innen nach den Rezensionen ihrer Rezensionen aus(zu)richten (haben)! (An dieser Stelle könnte man gut die Vor- und Nachteile eines vergesellschafteten Diskursraumes erörtern, in dem die klare Position einer einzlenen Person an Gewicht verliert — doch das gehört auf ein anderes Blatt. [2])

Doch kommen wir nun zur Rezension der Rezensionsnotiz. Beginnen wir diese wieder mit einem Blick auf die Darstellung bei Perlentaucher:

Zu dem Buch findet sich (bisher) nur eine Notiz zu der Rezension auf Deutschlandfunk Kultur. Dieses (Hörfunk-)Medium hat ein eher jüngeres Publikum, was der in der Notiz beschriebenen Thematik des Buches — das Leben als kreative, junge Person in Berlin und dessen Einsamkeit — passend ist. Ferner lesen wir, dass die rezensierte Rezensentin das Buch eher positiv bewertet, da sie es als „ungeschönt ehrlich“ und mit einer gewissen „Sogwirkung“ beschreibt. Im Zentrum des Buches stehe der „Krebstod der Mitter des Protagonisten“, welcher entlang eines „langen Bewusstseinstroms“ geschildert wird. Aus diesem Grund scheint das Buch auch in die Kategorien „Trauer und Verlust“ von „jungen“ Menschen — „Generation Y“, „Millenials“ — eingeordnet. (Der Rechtschreibfehler am Ende der Notiz veranschaulicht uns nochmals die Community-Arbeit, die offensichtlich keiner Korrekur unterliegt.)

Diese positive Notiz nahm ich als Anlass Weils Debütroman selbst zu lesen. Meine größte Erkenntis dabei war: das Medium der Veröffentlichung der rezensierten Rezension auf Perlentaucher ernster zu nehmen. Denn: es verwundert mich nicht mehr, dass Deutschlandfunk Kultur das Buch positiv bewertet. Ein Medium, das bis 2005 noch DeutschlandRadio Berlin hieß, wird autofiktionale Geschichten über das verwirrende Leben in der Hauptstadt aus guten Gründen positiv bewerten. Hier meine eigene Rezension.

Anton Weils Roman „Super einsam“ handelt von Vito, einem 30 Jahre alten, in Kreuzberg lebenden Schauspieler, dem wir nach einer Trennung einige Tage bei einer Art Sinnsuche begleiten. Vito sehnt sich nach Nähe, die ihm diverse Aspekte des Großstadtlebens in Berlin zu verwehren scheinen. Gründe hierfür findet er viele: die Gentrifizierung des eigenen Kiezes, die das Leben steril und austauschbar macht; die Oberflächlichkeit im Umgang miteinander, da alle nur nach ihrer eigenen hedonistischen Zufriedenheit streben; die Erziehung seines Vaters und dessen Konsitution von Männlichkeit, die Vito gegenüber keine Wärme zulassen kann; sowie der frühe Tod seiner Mutter. Zwischen Vitos Drogenexzessen, die er eigentlich hinter sich lassen möchte, sieht er seine einzigen Auswege aus der großstädtlichen Einsamkeit in zwei Hoffnungen: einer Reise an den französischen Atlantik oder im Beginn einer neuen romantischen Beziehung. Ersteres scheint mir eine Flucht nicht unähnlicher seiner Drogenexzesse zu sein; zweiteres ein ziemlich konservatives Ideal einer romantischen Paarbeziehung, die ihn „erlösen“ würde. Diesen Erlösungsgedanken der Paarbeziehung finde ich problematisch. Zum einen reproduziert er den von Daniel Schreiber in seinem Essay „Allein“ als „letzte große Erzählung“ unserer Gesellschaften beschriebenen Mythos der Erfüllung durch eine:n romantische:n Partner:in — was den Anderen eine erhebliche Bürde auferlegt. Zum anderen wirkt die zwischen den Zeilen entwickelte Gesellschaftskritik durch dieses Narrativ als unüberwindbar. 

Weils autofiktionales Werk muss als gelungener erster Roman gesehen werden, der jedoch zu einer sehr speziellen Gruppe Menschen sprechen soll: jungen Menschen in Großstädten wie Berlin, die bei der Suche nach Sinn im Leben unzähligen Hindernissen ausgesetzt sind. Hindernisse, die zwischen den kapitalistisch-materialistischen Bedinungen, der Ablehnung der Werte vergangener Traditionen — außer dem Wert der romantischen Paarbeziehung — und der Verleitung zum Exzess zu enorm scheinen, um überwunden werden zu können. 

Das Buch ist im Kein und Aber Verlag als schön-gebundene Ausgabe mit 240 Seiten für 22€ erhältlich.

Sven Thomas

Fußnoten:

[1] An dieser Stelle empfehle ich Hubigs Buch „Die Kunst des Möglichen I“. In diesem Werk entwickelt er eine Perspektive, die Technik als ein Medium versteht. 

[2] Das könnte ein spannendes Hausarbeitsthema sein 😉 Ich denke zum Beispiel an Hannah Arendts in ihrer Vita activa entwickelten Analyse des Verkommens der Öffentlichkeit und Privatheit hin zu dem, was sie das Gesellschaftliche nennt; in dem es nur noch ein Sich-Verhalten gibt; in dem keine herausragende Leistung der Individuuen mehr gewürdigt wird; …

Ein zufälliger Fund in der Bibliothek. Wieso wir mehr lesen sollten!

Rezension zu Werner Herzogs „Die Zukunft der Wahrheit“

Kennt ihr das auch? Motiviert ein gutes, neues Buch in die Hand zu nehmen, steht man vor der Frage: und was soll ich lesen? Bei der schier unfassbaren Menge an Büchern auf dem „Noch zu lesen“-Stapel, den Empfehlungen von Freunden und Neuerscheinungen gerät man ins Stocken — und schaut am Ende doch halbherzig eine semi-gute Serie auf einem unserer Streaming-Dienste weiter (oder nochmal). Bei so Vielem, das nach unserer Aufmerksamkeit schreit, fällt es uns schwer eine Entscheidung zu treffen. Wir fragen uns, ob wir wirklich die Energie und Lebenszeit in ein unbekanntes Buch stecken wollen und lassen uns dann oft lieber von anderem „Content“ berieseln. Doch gut fühlen wir uns dabei oft nicht…

In diesem Beitrag möchte ich euch anhand einer kleinen Geschichte veranschaulichen, wie man auch durch Zufälle wieder ins Lesen kommen kann. Hierzu werde ich erzählen, wie ich dazu gekommen bin Werner Herzogs neues Buch „Die Zukunft der Wahrheit“ zu lesen und welche Gedanken mir beim Lesen angestoßen wurden. 

Als ich gestern noch ein paar Minuten Zeit hatte bevor ich mich mit meiner Nachmittags-Kaffee-Verabredung vor der Mensa treffen wollte, ging ich in die Bibliothek und durchstöberte die Neuerscheinungen in deren Foyer. Ohne konkrete Vorstellung lies ich meinen Blick über die Namen der Autor:innen und deren neue Titel schweifen, als ich an einem kleinen, schönen, hellblau eingebundenen Büchlein von „Werner Herzog“ verweilte. Da ich bereits einige Filme von Herzog kannte, nahm ich das Büchlein „Die Zukunft der Wahrheit“ in die Hand und entschied mich nach dem Lesen der ersten Zeilen diesen ungefähr hundert Seiten langen Essay mitzunehmen. Noch vor dem Auftauchen meiner zehnminütig verspäteten Verabredung hatte ich bereits das erste dutzend Seiten gelesen — und war voller frischer Gedanken und Ideen. Noch bevor ich zu Bett ging, hatte ich es schon durch.

In seinem Essay versucht Herzog explizit nicht die vielseitig-komplexe Landkarte philosophischer, mathematischer oder religiöser Wahrheitsbegriffe abzuschreiten und zu bewerten. Anhand seiner eigenen Erfahrung als Regisseur und Schauspieler reflektiert er das Verhältnis von Gefühlen und konstruierten Bildern im Bezug auf die — seiner Meinung nach — dem Menschen eigene Suche nach der Wahrheit. Motiviert ist diese Untersuchung vor allem an aktuellen Debatten und Entwicklungen über „Fake News“ und die sogenannte „Post-Truth-Ära“. Dabei ist er stets von der These geleitet, dass „Fake News“ kein neues Phänomen sind und Menschen schon stets geschichtliche Konstrukte als Wahr empfunden haben, welche wiederum ihre Perspektive auf die Gegebenheiten prägen.

Ob es an seinen filmischen Fähigkeiten des Schnittes liegt oder nicht: er stellt meisterlich geschichtliche Ereignisse neben zeitgenössische und schafft es so beide auf eine andere Weise betrachten zu können. So stellt er den Legenden und Mythen um den römischen Kaiser Nero die teilweise verbreitete Überzeugung nebenan, dass Elvis noch leben würde; der gefälschten Urkunde und lange geglaubten Geschichte der „konstantinischen Schenkung“ großer Teile Roms und Italiens an den damaligen Papst Sylvester beschreibt er parallel zum Image vom ehemaligen Schwergewichts-Boxweltmeister Mike Tyson; oder die nach der russischen Krim-(Wieder-)Eroberung im Jahr 1783 zu Propagandazwecken errichteten Dörferkulissen Potemkins voll schauspielernder glücklicher Bauern mit The Truman Show und von Nordkorea an der Grenze errichteten Friedensdörfern. Er schafft es in diesen Konstellationen die jeweiligen Vorstellungen mit einer anderen Perspektive zu konfrontieren, was für ein aufrütteln vermeintlicher Wahrheiten sorgt — und diese so in ein klareres Licht zu rücken. (Vgl. Kapitel 6)

Ein weiteres wiederkehrendes Thema des Essays ist die menschliche Offenheit sich „belügen“ lassen zu wollen. Dies veranschaulicht er am schönsten anhand der Hintergründe einer seiner Filme: Family Romance, LLC. In diesem geht es um eine gleichnamige japanische Agentur, welche Schauspieler:innen, die Freunde oder Familienmitglieder mimen, leihweise vermietet. Die Firma hat bereits über 2000 angestellte Akteur:innen — und der Trend scheint zu wachsen. Anhand dieser Geschichte zeigt sich wie bereitwillig wir diese „Lügen“ buchen, um uns z.B. nicht einsam zu fühlen, und wie wünschenswert Menschen diesen Service empfinden. Ferner seien durch diese Akteur:innen ein besseres Verständnis der diese Services buchenden Personen zu erlangen. Anders als deren Konsument:innen könnten diese „die wirkliche Wahrheit“ einer breiteren Masse mitteilen, da die Kunden dieser Dienste „vermutlich nur gelogen […] und im besten fall nur die halbe Wahrheit gesagt“ hätten, um in der Öffentlichkeit ihr Gesicht zu wahren. (S. 45) Dieses Beispiel veranschaulicht sehr schön, wie stark die Gefühle der Menschen einen Einfluss darauf haben, was wir für wahr annehmen (wollen) und wie sie uns daran hindern können ihre empfunden Wahrheiten auszusprechen. (Vgl. Kapitel 5)

In diesem Unterfangen wird er es nicht müde die Rolle von Filmemachern kritisch zu hinterfragen — auch wenn es an mehreren Stellen wie eine Verteidigung gegen Vorwürfe klingt, die im Laufe seiner Karriere an ihn gerichtet worden sind. Ob Spielfilme oder Dokumentationen: sie alle spielen mit der „Lüge“ um eine gewisse Wahrheit darzustellen; oder zumindest auf der Suche nach ihr zu unterstützen. Hierbei versucht Herzog eine schmale Grenze zu ziehen, wann dieses Verfahren auf der Suche als förderlich oder als gefährlich anzusehen ist. An diesem Punkt finde ich seine Argumentation jedoch etwas schwach und vermute, dass er diese nur versucht zu zeihen, um sich einigen Vorwürfen seiner Arbeit entgegenzustellen. Doch um dies einzuschätzen, ist mein Wissen über seine Arbeiten und den Diskurs darüber nicht fundiert genug. (Vgl. Kapitel 8)

Zum Ende schwenkt Herzog zurück auf das Ausgangsthema der heutigen „Fake News“ zurück. Nach einer kurzen Betrachtung der Risiken und Potentiale — Herzog scheint insbesondere von algorithmisch verfassten Gedichten sehr angetan zu sein! —derzeitiger Technologien zur Bildbearbeitung und -generierung oder Textproduktion kommt er zu dem (leicht utopischen) Fazit: Keine Generation vor der unseren hätte so starke Möglichkeiten an der Hand „Fakes“ aufzudecken. Jederzeit mit dem Archiven des Internets ausgestattet, könnten wir Informationen mit wenigen Klicks überprüfen. Das stimmt. Aber persönlich finde ich es etwas naiv „Fake News“ nur als etwas zu betachten, das wir mit einer kurzen Recherche entkräften können. Es gibt inzwischen genug Studien, die die anfängliche Wirkung solcher „Nachrichten“ auf uns auch trotz Aufklärung ihrer Falschheit belegen. Außerdem scheint eines der größten Probleme in dieser Hinsicht das bereits in der Einleitung dieses Artikels angesprochenen Phänomens zu sein: So Vieles verlangt und ringt nach unserer Aufmerksamkeit. Sie ist zu einer Ware geworden, um die sich die unterschiedlichen Plattformen und deren „Content“-Produzent:innen streiten. Und nimmt man das Family Romance Beispiel ernst, so sollte ersichtlich sein, dass das von ihnen mit uns betriebene Spiel mit Emotionen — Bestätigung ebenso wie Hass — uns aktiver und effektiver in den Bann ziehen kann als eine nüchterne Recherche. Aber vielleicht sollte man die in seiner Hoffnung durchschimmernde Nüchternheit als ein Gebot unserer Zeit verstehen … (Vgl. Kapitel 9 & 10)

Auf den letzten Seiten des Essays schreibt Herzog einige Zeilen, die ich in ihrer länge zitieren möchte, da sie mich zu Schreiben dieses Eintrags motiviert haben:

„Wir müssen mehr lesen. Ein aus wenigen Sätzen bestehender Tweet kann eine komplexe Wirklichkeit nicht wiedergeben. Nur Bücher — auch wenn hier dieselben Vorsichtsmaßnahmen gelten — vermitteln uns das Bewusstsein von größeren Vorgängen, von konzeptionellen Linien in unserer Wirklichkeit. Das zu predigen trifft meist auf taube Ohren. […] Der Trend der Abwendung vom lesen von Büchern hat schon vor Jahrzehnten begonnen, und heute, selbst in Seminaren von Studenten (!) der altgriechischen Literatur, stellt sich heraus, dass kaum ein Beteiligter (!) mehr liest und kaum ein Teilnehmer (!) noch in der Lage ist, einen einfachen Gedanken in ein paar Sätzen schriftlich zu formalisieren. Das sei aber nicht auf Randgebiete wie die Altphilologie beschränkt. Jungen Filmemachern (!), die mich um Rat fragen, hämmere ich ein: Lest, lest, lest, lest, lest. Lest.“ (S. 107)

Dadurch dass ich ein zufälliges Buch aus der Bibliothek mitgenommen und gelesen habe, bin ich auf andere Gedanken gebracht worden, habe über diese mit Freunden beim Essen diskutiert und mich zum Schreiben dieser Zeilen motivieren können. Dabei habe ich Gedanken meiner letzten Lektüren in ein anderes Licht rücken und so besser verstehen können — Verbindungen, die zufälliger und gleichzeitig fruchtbarer nicht sein könnten. Es hat mich motiviert mich neuen Büchern zu widmen. Das einzige, was es dazu manchmal braucht, ist Zufall und ein wenig Disziplin. Das Gefühl tatsächlich originelle Gedanken dabei zu entwickeln ist jedoch unbezahlbar.

Falls ihr auch Lust bekommen habt Herzogs Buch zu lesen, ihr findet es seit kurzen in der Bibliothek. Und es ist nur 113 Seiten lang 🙂

Herzog, Werner (2024): Die Zukunft der Wahrheit. München: Hanser. 

Von Sven Thomas

Let’s talk about people talking about technology

Herzlich Willkommen auf unserem Ethical Machines Blog! 

Wir freuen uns schon darauf euch ab dem kommenden Semester regelmäßig mit Denkanstößen, Buchrezensionen, gelungenen studentischen Abgaben und vielem mehr in das spannende Feld der philosophischen Technikforschung einzuführen und mit euch auf dieser Plattform darüber zu diskutieren.

Doch was ist das eigentlich philosophische Technikforschung, Technikphilosophie, Technikethik, Technikfolgenabschätzung? Diese Forschungsfelder sind — in philosophischen Standards gesehen — relativ neu. Technologische Entwicklungen haben stets Veränderungen in unseren Gesellschaften angestoßen und diese zum Teil massiv verändert. Spätestens mit dem Beginn der industriellen Revolution wurde eine Betrachtung von Technik immer relevanter, weil durch die Einführung neuer Produktionsmittel sich unsere Städte, Landschaften und Lebensformen generell auf eine Art und Weise transformiert haben, wie sie in der Geschichte der Menschheit bisher nicht vorgekommen ist. 

Unsere Arbeitsgruppe geht dabei insbesondere ebenjenen Veränderungen nach, die sich mit dem Aufkommen der digitalen Welt ergeben haben. Smartphones, Social Media, Algorithmen, Online Dating, digitale Arbeit, … All diese Phänomene sind nur wenige Jahrzehnte alt und haben sich in unseren Alltag mit einer Geschwindigkeit integriert und unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen, dass wir den von ihnen angestoßenen Wandel erst noch richtig begreifen müssen.

Wir gehen diesen Veränderungen nach, versuchen sie zu verstehen, untersuchen ihre Konsequenzen und Einflüsse für unser politisches, soziales und ethisches Dasein und fragen nach Alternativen, die nicht einfach einer rein technischen Logik folgen.

Demnächst folgt ein erster Post. Also: Keep posted! 🙂

von Sven Thomas