Die aktuelle Heartbleed-Schwachstelle zeigt, wie wichtig es ist, die Sicherheit von Software zu verbessern. Konkrete Handlungsempfehlungen dazu diskutierten IT-Experten im Eberbacher Gespräch zu Software Security. Neben der Entwicklung besserer Testwerkzeuge fordern die Teilnehmer, die Sicherheit von Software bei öffentlichen Ausschreibungen stärker zu berücksichtigen sowie eine Diskussion der Haftungsfragen. Das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT hat die Ergebnisse jetzt in einem Bericht veröffentlicht, der die wichtigsten Herausforderungen und passende Lösungsansätze beschreibt. Hier lässt sich das Positionspapier kostenlos herunterladen.
Software ist heute so komplex, dass Menschen selbst schwerwiegende Fehler trotz intensiver Prüfung nicht erkennen können. So bemerkte auch der Prüfer im Heartbleed-Fall den Fehler nicht. Dabei handelte es sich um Open-Source-Software, deren Programmcode sogar öffentlich einsehbar und nachprüfbar ist. Wie bei vielen Open-Source-Projekten nutzten Unternehmen den kostenlosen Code und sorgten so unabsichtlich für eine Verbreitung des Fehlers. „Das Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, die Sicherheitsqualität von Programmcode vor dem Einsatz besser zu prüfen, und wie gefährlich die Nutzung von fremdem Code ist“, sagt Prof. Michael Waidner, Leiter des Fraunhofer SIT und Direktor des European Center for Security and Privacy by Design (EC SPRIDE). „Auch wenn noch nicht klar ist, welche Schäden durch die Schwachstelle entstanden sind, zeigt das Beispiel doch erneut, dass es wesentlich teurer ist, Softwarefehler nachträglich zu beheben, als sie in der Entwicklungsphase zu beseitigen.“
Um die Entwicklung sicherer Software zu fördern, erarbeiteten die Teilnehmer des Eberbacher Gesprächs sieben konkrete Empfehlungen: Dazu zählt neben der Beantwortung der Haftungsfrage die Entwicklung von flexiblen Sicherheitsprozessen, die sich auch für kleine und mittlere Softwarehersteller eignen. Neben einer verbesserten Ausbildung von Programmierern sollten auch die Vergaberichtlinien für Behörden so geändert werden, dass Mindestanforderungen hinsichtlich der IT-Sicherheit erfüllt werden. Um Unternehmen Anreize zu geben, die Sicherheit eingesetzter Software zu erhöhen, müssen Manager die Kostenvorteile von sicherer Software berechnen können, etwa mit Hilfe von neuen quantitativen Modellen. Darüber hinaus braucht es nach Meinung der Teilnehmer auch neue Zertifizierungsmethoden, die dem rasanten Tempo der Softwareentwicklung entsprechen, sowie neue Tools zur Schwachstellen-Aanalyse. „Gerade im Bereich der automatisierten Testwerkzeuge ist die deutsche Forschung besonders stark“, sagt Michael Waidner. „Neue Methoden erlauben es zum Beispiel, Fehler im Programmcode schneller und besser zu finden. Diese Ansätze gilt es jetzt, in Produkte zu verwandeln.“ Auf lange Sicht könnte sich auch eine Haftungsklärung positiv auf IT-Sicherheit und Datenschutz auswirken. (Oliver Küch, Fraunhofer SIT)