Mara Mattuschka

Cerolax II


A 1985
3 min
s/w
Lichtton
16mm
Verleih: sixpackfilm

In Cerolax II, einer eineinhalbminütigen Werbe-Persiflage Marke Mara Mattuschka, Realtrick in Schwarzweiß, bewirbt der Star Mimi Minus ein neues klebrig-schwarzes Gehirnspülmittel, das M. M. erst auf ihr Spiegelbild anwendet, um eine Gehirnhälfte reinzuwaschen, und das sie in der Folge auf ihren Körper aufträgt: Sie besprüht alle Zeich(nung)en, ersetzt diese Flecken durch die neue Farbe, verklebt dann mit dem Wundermittel ihre Sinne: erst die Scham, dann die Achseln, schließlich Augen, Mund und Ohren. Am Ende setzt die leicht devastierte und solchermaßen gereinigte Hausfrau eine Perücke auf und richtet ihren Blick prüfend in den Kamera-Spiegel. Christa Blümlinger, Die Gesichter der Mara Mattuschka, in: Alexander Horwath, Lisl Ponger, Gottfried Schlemmer (Hrsg.): Avantgardefilm. Österreich. 1950 bis heute, Wien 1995.

In this film, a 1 1/2 minute long satire on TV commercials, Mara Mattuschka uses black and white live animation. The star, Mimi Minus, has been invited to introduce the sale of a new product: a sticky-black brain washing soap, which M.M. first applies to her reflection, in order to wash one of her brain hemispheres clean, afterwards she applies the soap to her body: she sprays all the marks on her body and changes the spots to a new shade, then she numbs her senses with the miracle soap: first the pubic area, then the armpits, then the eyes, mouth and ears. In the end, the slightly devastated and freshly-cleansed housewife puts on a wig and looks scrutinizingly into the camera/mirror.
Christa Blüminger, Die Gesichter der Mara Mattuschka, in: Alexander Horwath, Lisl Ponger, Gottfried Schlemmer (Hrsg.): Avantgardefilm. Österreich. 1950 bis heute, Vienna 1995.

Links
https://sixpackfilm.com/de/catalogue/filmmaker/121/


Es hat mich sehr gefreut

A 1987
2 min
s/w
Magnetton
16mm
Verleih: sixpackfilm

Und der alte Kaiser sagte: „Danke, es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!“

Obwohl sich die Schauspielerin/Filmemacherin/Malerin in einem kaum überbietbaren Maße in ihren Filmen exponiert, vermag sie immerzu durch ihren abgründigen Humor und zeitlich genau bestimmte visuelle oder akustische Kunstgriffe eine notwendige Distanz zum eigenen Exhibitionismus zu schaffen. In Es hat mich sehr gefreut entziehen Kamerasprünge in eine überbelichtete gleißende Berglandschaft die auf einer schwarzen Decke masturbierende Mimi Minus der Schaulust des Zusehers; die übergroßen schwarzen spiegelnden Brillen schützen ihre Augen vor der Blendung, aber ebenso auch vor den Blicken der anderen: Erst am Ende, nach dem über den Ton evozierten Höhepunkt der Lust – das schallende Lachen geht in ein wollüstiges Stöhnen über -, erscheint Mimi Minus wieder gut sichtbar nah vor der Kamera, um die Brille abzunehmen, ihr aufgelöstes Gesicht dem Zuseher entgegenzurichten und sich mit einem „Es hat mich sehr gefreut“ aus dem Off zu verabschieden.
Christa Blümlinger, Die Gesichter der Mara Mattuschka, in: Alexander Horwath, Lisl Ponger, Gottfried Schlemmer (Hrsg.): Avantgardefilm. Österreich. 1950 bis heute, Wien 1995.

Es hat mich sehr gefreut besteht aus vierzehn Einstellungen. Mimi Minus, in Großaufnahme, breitet in einer nicht näher definierbaren Landschaft ein Liegetuch aus, legt sich nieder, leckt an den Fingern, spreizt die Beine, greift sich an die Scham und beginnt zu masturbieren. In sieben raschen Einstellungen entfernt sich die Kamera, Mimi Minus schrumpft auf die Größe eines Punktes, verschwindet schließlich im harten Kontrast des Filmmaterials, während der Schrei des Orgasmus in die Gates eines elektronischen Tongeräts verhallt. Letzte Einstellung: noch einmal kommt ihr Kopf ins Bild, ein erschöpfter Blick, das Make-up devastiert, und aus dem Off sagt ihre Stimme: “ Danke. Es hat mich sehr gefreut.“ Dieser Satz wird auch in einem Schriftinsert gezeigt; die Buchstaben verrinnen.
Peter Tscherkassky, Mimi Minus oder Die angewandte Chaosforschung, in: Peter Illetschko (Hrsg.), Gegenschuß, 16 Regisseure aus Österreich, Wien 1995.

Festivals (Auswahl)
Buenos Aires Festival Int. de Cine Independiente 2004
Stuttgart 96 – 8. Int. Trickfilm-Festival 1996
Locarno 97 – Festival int. del film 1997
Aix-en-Provence – Festival Tous Courts 1998
Regensburg – Kurzfilmwoche 1999
Sao Paolo – Mix Brasil 2003


Der Untergang der Titania

A 1985
4 min
s/w
Lichtton
16mm
Verleih: sixpackfilm

Titania, ein pubertärer Trampel, in der Wanne, über dem Abflussrohr, das die Eintrittsstelle für eine dunkle Welt voller Dreck, Tiere und Gefahren darstellt und über das man mit sämtlichen Arschlöchern dieser Welt verbunden ist. Diese Welt geistert nun über die Kacheln, während Mimi Minus über die Liebe und ihre Unmöglichkeit sinniert.
Peter Tscherkassky

Niemand kann die Liebe besser verstehen als eine Frau, die sie vielleicht zum letzten Mal genießt.
Mara Mattuschka – In: Verleihkatalog Sixpackfilm 2006, S. 126.

Festivals (Auswahl)
Braunschweig – Filmfest 2000
Regensburg – Kurzfilmwoche 2002


S.O.S. Extraterrestria

A 1993
10 min
s/w
Magnetton
16mm
Verleih: sixpackfilm

The world as a plaything for a giantess from outer space.
A Godzilla-imitation on the way to herself: the giantess from outer space in the streets of a big city, fooling around, producing destruction, copulating with the Eiffel Tower. An orchestra of big feelings, the melodrama, defamed in infantile sounds and absurd costume, in make-up-persiflage and grotesque body-art-performances. E.T. staggers through the night & the City, looks like Mimi Minus and grabs little projected human beings with her hand, just like the huge infatuated monkey of the horror genre. And the cinema of war and catastrophies watches with an open mouth until a toy city – which desperately tries to be a real one – finally collapses laconically.
Stefan Grissemann – In: Sixpackfilm Verleihkatalog 2006, S. 128.

Festivals
AVE-Arnheim 95 1995
Ankara 95 – 7. Int. Film Festival 1995
Ann Arbor 95 – 33. Film Festival 1995
Dortmund – femme totale 95 – 5. Int. Frauenfilmfestival 1995
Miami 95 – South Beach Film Festival 1995
Onion City 95 – Film Festival Chicago 1995
Saarbrücken 95 – 16. Filmfestival Max Ophüls Preis 1995
Stuttgart / Wand 5 / 95 – 8. Filmwinter 1995
Triest 95 – 6. Alpe Adria Cinema Film Festival 1995
Stuttgart / Wand 5 / 97 – 10. Filmwinter 1997
Aix-en-Provence – Festival Tous Courts 1998 / 2000
Braunschweig – Filmfest 2000
Diagonale, Festival des Österreichischen Films 2005
Köln – feminale – Int. Frauenfilmfestival 1999
Oberhausen – Int. Kurzfilmtage 2000
Regensburg – Kurzfilmwoche 2002
Sao Paolo – Mix Brasil 2003


Parasympathica

A 1985
5 min
s/w
Lichtton
16mm
Verleih: sixpackfilm

Der Sympathicus und Parasympathicus sind Teile des Nervensystems, die für die Ruhe- und Aktivphasen zuständig sind. Ohne einander können sie nicht sein, sonst käme es zu einer unglaublichen Erschöpfung. In einer spanischen Zeitschrift habe ich eine Liste von Eigenschaften gefunden, die die katholische Kirche positiv und negativ sieht. Die positiven sind mit zwei Ausnahmen die passiven Einstellungen. Faul und das Wort passiv sind negativ, arbeitsliebend und aktiv positiv, aber sonst ist immer das Passivum positiv. Curiosa z. B., die Neugier, ist für die Kirche negativ! Dabei ist Neugierde doch der Hunger des Gehirns, so wie die Sehnsucht der Hunger der Seele ist. Jedenfalls sieht man im Film diese zwei Pole, indem ich meinen Körper in zwei Hälften getrennt habe, schwarz und weiß bemalt, und darüber eine Krone trage als Zeichen für die Einheit, die man bildet, egal wie widersprüchlich man ist. Die Begriffsauflistung hört man im Ton und ich stelle sie mimetisch dar. Dazwischen sind Einzelbildaufnahmen, wo ich mich abwechselnd nach links und nach rechts drehe, was dann in der Projektion wieder zu verschmelzen scheint. Mit Trickaufnahmen lasse ich auch die Säfte von Sympathicus und Parasympathicus über den Körper fließen: Tränen, Schweiß, Ejakulat, Mösensäfte.
Die Schmetterlinge wiederum, über die der deutsche Text spricht, sind mein Sinnbild für die Symmetrie.
Ich bevorzuge keine der beiden Seiten, ich propagiere auch nicht die Faulheit. Ich glaube eher, wir arbeiten viel zu wenig, bzw. viel zu sehr am Unwesentlichen.
Mara Mattuschka – In: Peter Tscherkassky, Das Glitzern der Augen. Im Gespräch mit Mara Mattuschka, in: Peter Illetschko (Hrsg.), Gegenschuß, 16 Regisseure aus Österreich, Wien 1995.

Festivals
VIPER 96 – Int. Film und Video Festival Luzern 1996
Locarno 97 – Festival int. del film 1997
Diagonale 98 – Festival des österr. Films 1998
Diagonale, Festival des Österreichischen Films 2001
Hiroshima – Int. Animation Festival 1998


Kaiser Schnitt

A 1987
4 min
s/w
Lichtton
16mm
Verleih: sixpackfilm

In Kaiser Schnitt werden die Buchstaben aus einer Vagina geboren, die wiederum aus einem Schnitt über ein Blatt Papier filmisch entsteht. Dann wird das Alphabet buchstabiert, bevor es ins Abstrakte verschwimmt.
Bert Rebhandl – In: Sixpackfilm Verleihkatalog 2006, S. 127.


Les Miserables

A 1987
2 min
sw
Lichtton
16mm
Verleih: sixpackfilm

„Augen und Ohren gehen leicht verlohren…“ (M.M.)

Mara Mattuschka, alias Mimi Minus, gibt sich allemal zwiespältig. Nie weiß man so recht, wer mit wem spricht, wer überhaupt gemeint ist, nie, wie „wirklich“ zu verstehen ist. In ihrem Film Les Miserables verweigert M. M. ihren gezeichneten Figuren eine eindeutige geschlechtsspezifische Zuerkennung, Kaum gibt sie Orientierungshilfen für eine einseitige Identifikation.
Claudia Preschl

In Les Miserables arbeitet Mattuschka ausschließlich mit Animationsbildern. die fröhlichen Zeichentrickfiguren Mimi und Max haben etwas Kindlich-Bisexuelles an sich, auch wenn es augenscheinlich um das Begehren und Differenzieren des anderen Geschlechts geht: „Schau‘ einmal, was ich da vielleicht hab'“, sagt Mimi, wenn sie ihren Rock lüftet, und bekommt als Replik: „Ist das echt …? “ Der Witz ist, daß alle Figuren von ein- und derselben Stimme (Mara Mattuschka) gesprochen werden und insoferne sich auch auf eine einzige imaginäre Äußerungsinstanz verdichten. Der Kindergesang „Augen und Ohren gehen leicht verloren“ oder der Streit darum, ob es besser ist, blind oder taub zu sein, referieren auf einer Metaebene auf die beiden grundlegenden Wahrnehmungssinne des Kinogängers, aber auch der Autorin, die augenscheinlich die Figuren auf der Leinwand geschaffen hat.
Christa Blümlinger, Die Gesichter der Mara Mattuschka, in: Alexander Horwath, Lisl Ponger, Gottfried Schlemmer (Hrsg.): Avantgardefilm. Österreich. 1950 bis heute, Wien 1995.

Festivals
Stuttgart 96 – 8. Int. Trickfilm-Festival 1996
Diagonale, Festival des Österreichischen Films 2001
Köln – feminale – Int. Frauenfilmfestival 2004
Stuttgart – Int. Trickfilm-Festival 1998


NabelFabel

A 1984
3 min
s/w
Lichtton
16mm
Verleih: sixpackfilm

NabelFabel ist aus einer Aktion entstanden. Dabei sind jede Menge Fotos gemacht worden, und dadurch hatte ich die Idee. Eigentlich wollte ich ausprobieren, wie sich ein Gesicht unter einer Maske verändert, auch das nicht Individuelle, aber auch die Assoziation zum Kriminellen. Na, ja und dann ist NabelFabel gemacht worden: ein Geburtsfilm, Geburtstraumatik.
Mara Mattuschka

In NabelFabel verpaßt sich Mara Mattuschka durch etliche Strumpfhosen hindurch eine zweite Geburt. Ihr Körper kriecht derart deformiert und angestrengt aus den Nylonschichten, daß der schiere Überlebenskampf sichtbar wird.
Peter Tscherkassky – In: Sixpackfilm Verleihkatalog 2006, S. 125.

Festivals
Sao Paolo – Mix Brasil 2003
Tampere – Short Film Festival 2004


Pascal Gödel

A 1986
5 min
s/w
stumm
16mm
Verleih: sixpackfilm

Das Problem der sich widerstreitenden Prinzipien wird auch in Pascal-Gödel behandelt. Mimi Minus breitet ein Papier mit Schachbrettmuster vor sich aus und trinkt immer wieder eine dunkle Flüssigkeit aus einer Flasche, die sich nie leert. Zunehmend wird das Schachbrett mit chaotischer Malerei bedeckt, bis es am Ende zur Seite gerollt wird und darunter wieder ein klares Schachbrett zum Vorschein kommt. In sehr dicht gesetzten Schnitten komponiert der Film unendliche Variationen primärer Gegensätze: schwarz gegen weiss, Kreis gegen Quadrat, Ordnung gegen Chaos.
Heike Kippel – In: Sixpackfilm Verleihkatalog 2006, S. 127.


Unternehmen Arschmaschine

A 1997
Mara Mattuschka, Gabriele Szekatsch
17 min
s/w
Lichtton
16mm
Kamera: Alexandra Brandt
Licht: Alexandra Brandt, Doro Carl
Darstellerinnen: Baby Puh, Mimi Minus
Ausstattung: Andrea Gergely, Oliver Hangl
Verleih: sixpackfilm

Im Fabrikskeller rumort es. Die Zelle spaltet sich. Der virtuelle Salon hat seine Niederungen eröffnet. Zwei obsessive und sich aus Gründen der Symmetrie ähnelnde Wissenschaftlerinnen untersuchen die Entwicklungsstadien der Evolution. Und das alles ohne zu bumsen. Im Sog des wissenschaftlichen Sprachsystems geraten die beiden in den analen Schaltkreis. Sie nähern sich dem schwarzen Loch und setzen eine pataphysische Maschine in Gang. Der Prototyp wird den Namen “Omega” tragen.
Mara Mattuschka – In: Sixpackfilm Verleihkatalog 2006, S. 131.

Festivals
Diagonale, Festival des Österreichischen Films 1998
Linz – Ars Electronica 2000
Winterthur – Kurzfilmtage 1998


Kugelkopf

A 1985
6 min
s/w
Lichtton
16mm
Produktion: sixpackfilm

Der ganze Film ist vom Kugelkopf der Schreibmaschine inspiriert – deshalb auch der Untertitel „Ode an IBM“. Die Musik zu Beginn stammt aus der „Carmen“. Die Kastagnetten sind das Geräusch und der Rhythmus der Schreibmaschine. In die ist eine Klopapierrolle eingespannt, deren Blätter als Sinnbild für die mechanischen Wiederholungen des Alltags abgerissen werden. Dann schert sich Mimi Minus die Haare. Ihr einbandagierter Kopf wird zum Kugelkopf, ihr Blut zur Tinte. Als sich die Bandagen lösen, beginnt sie mit Mund, Nase, Ohren, Zähnen und Zunge zu schreiben, bis die ganze Leinwand bedeckt ist.
Mara Mattuschka

Festivals (Auswahl)
VIPER 96 – Int. Film und Video Festival Luzern 1996
Dortmund – femme totale 97 – Int. Frauenfilmfestival 1997
Locarno 97 – Festival int. del film 1997
Stuttgart / Wand 5 / 97 – 10. Filmwinter 1997
Rotterdam 98 – 27. Int. Filmfestival 1998
Aix-en-Provence – Festival Tous Courts 1998
Regensburg – Kurzfilmwoche 1999
Austin – Cinetexas – Int. short film&video&new media festival 2001
Diagonale, Festival des Österreichischen Films 1997 / 2001
Oberhausen – Int. Kurzfilmtage 2000
Brest – Festival du Film Court 2001
Sao Paolo – Short Film Festival 2001 / 2003
Cork – Int. Film Festival 2002
Wunsiedel – Grenzland Filmtage 2003
Pesaro – Film Festival 2004