Die Urszene
BRD 1981
6:30 min
s/w
Lichtton
16mm
Musik: Kay Starr
„In der modernen Filmtheorie ist viel von der Indiskretion des Schauens die Rede. Der Zuschauer, der im dunklen Raum sitzt und ungestraft und ungesehen alles betrachten darf, was sich auf der Leinwand enthüllt, erscheint als eine Art Voyeur. In diesem Zusammenhang wird immer wieder Freud zitiert, der allen Voyeurismus auf die menschliche Urerfahrung der ‚Urszene‘ – der Beobachtung des Beischlafs der Eltern durch das kleine Kind – zurückgeführt hat.
Der Film DIE URSZENE versucht dieser Beziehung zwischen Film und Voyeurismus auf seine Art nachzugehen. In Anbetracht der Tatsache, dass sich die meisten Urszenen eher in der Phantasie als in der Wirklichkeit abspielen, betont auch er die Rolle der Phantasie. Die Wirklichkeit wird nur suggeriert. Und da selbst in Fällen tatsächlicher Kindheitserfahrung das Gesehene meist verdrängt oder verschoben wird, versucht er auch diese Ebene der Verarbeitung einzubeziehen. Er verwendet einen amerikanischen Schlager der 50er Jahre, der seinerseits die Urszene in verdeckter Form behandelt.
DIE URSZENE ist also ein Beitrag zur Filmtheorie. Aber abgesehen davon gibt der Film auch einen kurzen Überblick über die stilistische Vielfalt der Schlafzimmer im Frankfurter Raum.“
Christine Noll Brinckmann: Filmbeschreibung – In: 2. Osnabrücker Experimentalfilm Workshop, 8.-10. Januar 1982; Red.: Jochen Coldewey et al., Osnabrück: Fachbereich 7: Kommunikation/Ästhetik der Universität Osnabrück, 1982, S. 52.
Links
http://http://films.arsenal-berlin.de/index.php/Detail/Object/Show/object_id/10310
Festivals
Oberhausen 1982, 2006
Osnabrück 1982, 1987
Polstermöbel im Grünen
BRD 1984
7 min
Farbe
Lichtton
16mm
„POLSTERMÖBEL IM GRÜNEN ist ein Film über die Faszination weggeworfenen, ausgesetzten Hausrats: Er eignet sich mehr als andere Dinge zu farbigen Kompositionen, denn die Bildgrenzen dürfen so willkürlich sein wie die zufällige Endlage des Mülls. Auch die Farbzusammenstellung unterliegt keiner realistischen oder geschmacklichen Beschränkung mehr – Feuchtigkeit, natürliches Licht und Blattgrün bringen die Stoffe zum Leuchten. Das Weggeworfene, Kaputte tendiert zu ruhigen Abstraktionen, aber es wirkt zugleich beunruhigend, weil ihm noch die Aura häuslichen Lebens und trockener Geborgenheit anhaftet. Gleichzeitig geben ihm Spuren späterer, illegitimer und asozialer Weiterbenutzung eine untergründige Suggestivität.“
Christine Noll Brinckmann – In: Filmeinführungen der Westdeutschen Internationalen Kurzfilmtage, 1985, S. 21.
Festivals
Oberhausen 1985