15 Jahre sind erst der Anfang. Das wurde letzte Woche bei der Jubiläumsfeier des Zentrums für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften an der Universität Paderborn deutlich. Professor Zishan Ghaffar, Vorsitzender des ZeKKs und Professorin Birgitt Riegraf, Präsidentin der Universität, machen es in ihren einleitenden Grußworten deutlich: das ZeKK hat in den fünfzehn Jahren seit seiner Gründung durch Professor Klaus von Stosch im Jahr 2009 sehr viel erreicht. Neben den vielzähligen internationalen Forschungsprojekten, interdisziplinären Vernetzungen an der Universität und der Förderung institutioneller wie persönlicher interreligiöser Kontakte, müssen insbesondere die Institutsgründungen hervorgehoben werden, die maßgeblich auf die unermüdliche Arbeit des ZeKKs zurückzuführen sind – die Gründung des Paderborner Instituts für Islamische Theologie (PIIT) und die Gründung des Pnina Navè Levinson Seminar für Jüdische Studien. Mit der institutionellen Verankerung islamischer und jüdischer Studien an der Universität Paderborn in den Jahren 2019 und 2021 war ein immenses Etappenziel erreicht, das aber das Wirkungspotential des ZeKKs noch lange nicht erschöpft hat. Die im Rahmen der Jubiläumsfeier stattgefundene Podiumsdiskussion zum Thema „Frieden“ beleuchtete die Bedeutung von Religionen in einer „unfriedlichen Welt“ (Professorin Elisa Klapheck). Dabei kann der Friede nicht nur im Inneren anfangen, wie dies Professor Johannes Grössl betont hat, sondern auch im Kleinen. In den Jahren meiner Zeit am ZeKK habe ich dabei die Erfahrung gemacht, dass Frieden und Verständigung ganz wesentlich beim Verstehen-Wollen ansetzen. Gemäß den Prinzipien der Komparativen Theologie kann der interkulturelle, interreligiöse genauso wie der interkonfessionelle Dialog letztendlich nicht funktionieren, wenn ich nicht den ernsthaften Versuch unternehme, die Position meines Gegenübers – und erscheint mir die Position noch so abstrus, undurchdacht, abwegig, irritierend, unnachvollziehbar – zu verstehen. Das muss und kann nicht immer gelingen. Aber der Versuch muss da sein, wenn ich den Dialog nicht einfach nur als Austausch von Meinungen verstehe, sondern als Potential, wirklich wachsen zu können. Mehr als treffend hat es damit der Moderator der Podiumsdiskussion, Professor Johannes Süßmann, in den Blick genommen. Als Historiker zunächst einmal vom Unterfangen der Komparativen Theologie irritiert, vielleicht sogar ein bisschen skeptisch, hat er es doch zugelassen, diese unbekannte Form des Theologie-Treibens kennenlernen und verstehen zu wollen. Letztendlich hat sie, die Komparative Theologie, ihn, den Historiker, überzeugt. Denn die Geschichtswissenschaft – so Süßmann – interessiert sich vor allem für den Wandel. Ein perfektes Motto für die nächsten 15 Jahre ZeKK, wenn es – die eigenen Traditionen als Stütze – sich und den religiös-gesellschaftlichen Diskurs immer weiter wandelt.
Jun.-Prof. Dr. Cornelia Dockter ist Lehrstuhlinhaberin für Ökumenische Theologie an der Theologischen Fakultät Paderborn.