Diese Woche wird in vielen Gemeinden der islamischen Welt Mawlid (auch bekannt als ʿĪd Mīlād an-Nabī) – nämlich das Andenken an den Geburtstag des Propheten Muḥammad ﷺ gefeiert. Dieses Fest wird am 12. Tag im dritten Monat des islamischen Kalenders, Rabīʿ al-Awwal, gefeiert, was in diesem Jahr dem 8. Oktober entspricht. Etymologisch bedeutet Rabīʿ al-Awwal „der erste Frühling.“ Da aber der islamische Kalender ein Mondkalender ist, wechselt auch der erste Frühling die Jahreszeiten. Zu Ehren des Propheten erhielt dieser Monat den Zusatz „der Edle“ (aš-šarīf). Am 12. Rabīʿ al-Awwal wurde der Prophet im Jahr 571 geboren. Einigen Überlieferungen zufolge ist der Prophet am selben Datum im Jahr 622 in Medina angekommen und hat am selben Datum im Jahr 632 die Welt verlassen.
Das Mawlid-Fest ist an sich kein religiöses Fest; diesem Datum wurde zu Zeiten des Propheten und den ersten Generationen der Muslime keine Bedeutung zugemessen. Erst später, zu Zeiten der Fatimidendynastie (ca. 910 – 1171 n. Chr.) begannen Muslime feierliche Zeremonien zu Ehren des Propheten zu organisieren. Später verbreitete sich diese Praxis unter Muslimen in einer Mehrheit der islamischen Welt. Gerade die Tatsache, dass Mawlid kein religiöses Fest ist, war der Grund, dass einige Gruppen – anlehnend an die Tradition des Propheten und der ersten Generationen – die Mawlid-Feierlichkeiten für eine „Erneuerung in der Religion“ (bidʿa) erklärten und für verboten hielten.
Einerseits gibt es tatsächlich Fälle, in denen das Ehren des Propheten etwas übertrieben geäußert wird, während die tatsächlichen religiösen Pflichten vernachlässigt werden. Andererseits bin ich der Meinung, dass viele Muslime wenig über das Leben und die Botschaft des Propheten wissen, und die Zeit des Mawlid nutzten könnten mehr über dem Propheten, dem „schönen Vorbild“ (uswa ḥasana) – wie Prophet Muḥammad ﷺ im Koran beschrieben wird (Q 33:31) – zu lernen. Solange man der Tatsache bewusst ist, dass Mawlid keine religiöse Pflicht ist, wie etwa das Gebet, ist das Ehren des Propheten in dieser Zeit eine gute Tat, die der koranischen Botschaft aus Q 33:56 entspricht: „Allāh und seine Engel sprechen den Segen über den Propheten. Ihr Gläubigen, sprecht den Segen über ihn, und grüßt ihn mit dem Friedensgruß.“
In den Moscheen und Gemeinden werden in diesen Tagen Loblieder zu Ehren des Propheten gesungen, es wird an die Ereignisse aus seinem Leben erinnert, und verschiedene öffentliche Veranstaltungen und Feste werden in vielen Städten der islamischen Welt zum Andenken an den Propheten organisiert.
Auch für das Paderborner Institut für Islamische Theologie (PIIT) fängt mit dem Beginn des Semesters und der ersten Generation der Studierenden der Islamischen Religionslehre in diesem „edlen Monat“ ein „erster Frühling“ an. In diesem Sinne, ʿīd mabrūk!
Ahmed Husić ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Paderborner Institut für Islamische Theologie.
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