Endlich Sommer!

Beschäftigungsempfehlungen mit theologischer Note

Wochenendfrühstück draußen, Schwimmen im See, anregende Lektüre in der Sonne? – Der Sommer ist da und damit auch das Genre der Beschäftigungsempfehlungen für den Urlaub oder wenigstens einen freien Nachmittag in der Sonne. Hier kommen drei (nicht unbedingt neue) Hinweise für die freie Zeit mit theologischem Tiefgang:

  1. Lektüreempfehlung: Der Sommerurlaub ist ein guter Zeitpunkt, um mit Karl Ove Knausgårds monumentalem autobiografischem Romanprojekt (Norweg. Min Kamp) zu beginnen. Einerseits, weil man einiges an Zeit benötigt, um sich durch alle sechs Bände zu wühlen. Andererseits, weil die schonungslose Darstellung des Menschen in der Spätmoderne bei Sonnenschein besser zu ertragen ist. In unvergleichlicher Dichte schildert Knausgård die alltägliche Erfahrung persönlicher, familiärer und öffentlicher Zerrissenheit und zerrt die Leser:in förmlich in einen Mahlstrom der Selbstreflexion. Das geht natürlich nicht ohne die Berührung der wirklich letzten Fragen des Daseins, die in herrlich unverstellt akademischen Exkursen über Ästhetik, Philosophie, Geschichte und Theologie das ganze Werk durchziehen.
  2. Filmempfehlung: 3 Billboards Outside Ebbing, Missouri ist ein Meisterwerk von Martin McDonagh aus dem Jahre 2017, das sich mit Verlust und Trauer, Schuld und Vergebung auseinandersetzt – und dabei faszinierenderweise ständig wirklich lustig ist. Frances McDormand, ausgezeichnet mit dem Oscar für die beste Hauptdarstellerin, sucht als Mildred Hayes nach Vergeltung für die fehlende Aufklärung des Verschwindens ihrer Tochter. Es entwickelt sich ein packendes Drama mit überraschenden turns um ihr Verhältnis zu den Polizisten Bill Willoughby und Jason Dixon (exzellent gespielt von Woody Harrelson und Sam Rockwell). Wirklich großes Kino, das mehr oder weniger offen mit theologischen Grundfragen spielt.
  3.  Serienempfehlung: Wenn es doch ein Binge sein soll, lohnt sich die hierzulande noch wenig bemerkte Serie One Day at a Time. Sie belebt das klassische Genre der Sitcom wieder, wehrt sich aber gegen die politische und gesellschaftliche Belanglosigkeit der 90er-Jahre-Shows und thematisiert alle relevanten Gegenwartsfragen von der Klimakrise bis zur psychischen Erkrankung, vom Drama wachsender sozialer Ungleichheit bis zum Generationenkonflikt in Sachen Religion. Wer wissen will, wie die Themen der Zeit im Horizont eingespielter Lacher aussehen, und gelegentlich mangelnde Tiefe gegen gute Unterhaltung zu tauschen bereit ist, ist hier an der richtigen Adresse. Und leichte Kost ist im Sommer sowieso eine gute Wahl.

Prof. Dr. Aaron Langenfeld ist Lehrstuhlinhaber für Fundamentaltheologie und vergleichende Religionswissenschaft an der Theologischen Fakultät Paderborn.

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