„Wir lieben Köln.“ So lautete der erste Satz der gemeinsamen „Kölner Botschaft“ von prominenten Verfassern nach den Silvesterübergriffen im Jahre 2016, die in fünf großen Tageszeitungen im Rheinland auf der ersten Seite stand und zugleich auf englischer und arabischer Sprache veröffentlicht wurde: So einzigartig dieser gemeinsame Auftritt war, so einzigartig ist wohl auch die Liebe der Menschen zu ihrer Heimatstadt Köln. Und diese Liebe gilt den Verfassern der Botschaft nach der Vielfalt der Stadt, der Lebenslust, dem etwas Chaotischen, nicht ganz so Reglementierten, niemals Stubenreinen, aber auch der Gastfreundschaft und der Offenheit für Lebensformen, Kulturen und Sprachen, die zunächst seltsam anmuten und kurz darauf bereits zum Alltag der Kölner gehören. Diese Liebeserklärung von 2016 durch prominente Kölner scheint nicht eine leere Phrase zu sein, sondern zeigte sich kürzlich in der Reaktion des 1. FC Köln auf den Austrittsgesuch eines Mitglieds „aus der Glaubensgemeinschaft 1. FC Köln“: Das islamophobe Ex-Mitglied hat seinen Austritt damit erklärt, weil „der FC jetzt mit Trikots aufläuft, die mit einer Moschee bestückt sind“. Hierbei bezog sich das Ex-Mitglied auf die Auswärtstrikots des 1. FC Köln, auf der die stilisierte Skyline Kölns abgebildet ist, der Dom natürlich, die Hohenzollernbrücke – und auch die Zentralmoschee im Viertel Ehrenfeld. Mit Verweis auf die „Effzeh-Charta“ bestätigte der 1. FC Köln gerne die Kündigung auf Twitter und verabschiedete sich in türkisch: „Hadi tschüss.“ Es ist dieses aufrichtige Bekenntnis der Kölner zu der großen muslimischen Community in Köln, die selbst mich als Paderborner dazu bewegt nicht nur an Gott zu glauben, sondern auch an die Glaubensgemeinschaft des 1. FC Köln. Der vierte Kalif Alī ibn Abī Ṭālib (gest. 661), der Sunniten und Schiiten wie keiner anderer verbindet, sagte im siebten Jahrhundert, „Der Mensch ist entweder ein Bruder im Glauben oder ein Bruder in der Menschlichkeit“, so dass der 1. FC Köln hier für mich sowohl die Geschwisterlichkeit gegenüber seiner eignen Glaubensgemeinschaft gezeigt hat als auch Menschlichkeit gegenüber allen Teilen der Kölner Community. Daher werde ich das nächste Mal bei einem Heimspiel der Kölner, coronabedingt leider nur einsam vor dem Fernseher, um so lauter den Abschnitt des Liedes der Bläck Föös singen: „Ich ben Grieche, Türke, Jude, Moslem un Buddhist, mir all, mir sin nur Minsche, vür‘m Herjott simmer glich“.
Dr. Idris Nassery ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Islamische Theologie an der Universität Paderborn.