
Als Teilbereich des vielumfassenden Begriffs Nachhaltigkeit, lenkt der Schwerpunkt „Soziale Nachhaltigkeit“ den Blick auf gesellschaftliche Themen wie Chancengerechtigkeit, Bildung oder Gleichstellung. Dies sind wiederum zentrale Themen des Arbeitsbereichs Mentoring, weshalb wir einen Blick wagen auf Parallelen, Anschlüsse und gemeinsame Zielsetzungen von Nachhaltigkeit und Mentoring.
Prinzipien, Modelle und Dimensionen von (sozialer) Nachhaltigkeit
Das Grundprinzip von Nachhaltigkeit, dem ein generationenübergreifender Ansatz eingeschrieben ist, ist der bewusste Umgang mit Ressourcen. Er garantiert das Fortbestehen lebensnotwendiger Rohstoffe.
Verschiedene Nachhaltigkeitsmodelle, die entworfen wurden, bilden ab, welche gesellschaftlichen Handlungsfelder bei einem nachhaltigen Umgang ineinander verschränkt sind. Sie visualisieren ein komplementäres Verhältnis von Ökonomie, Ökologie und Sozialem (Hauff, 2014; Wastl-Walter, 2024; Knopf, 2025): Mal stehen diese Dimensionen gleichberechtig nebeneinander (z.B. im klassischen Drei-Säulen-Modell) und mal werden sie vergleichend gewichtet, in Teildimensionen unterteilt oder sich wechselwirkend aufeinander beziehend dargestellt. Mitunter werden die drei Zieldimensionen (ökologische Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und soziale Gerechtigkeit (vgl. dazu ebenso das „Magische Hexagon einer zukunftsfähigen Entwicklung“ von Klaus Seitz)) auch durch weitere Dimensionen wie Kultur und Politik ergänzt. In der Agenda 2030 (vgl. „Die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung“) werden wiederum die Belange vulnerabler bzw. marginalisierter Gruppen in den Vordergrund gerückt.
Es wird ersichtlich: Nachhaltigkeitsziele sind nicht auf einen Teilbereich, also Wirtschaft, Umwelt oderGesellschaft, beschränkt. Sie wirken auf alle gesellschaftlichen Facetten ein .
Nachhaltigkeit an der Universität Paderborn
Nachhaltigkeit ist in den vergangenen Jahren – weltweit wie in der EU, in Wirtschaft und Gesellschaft, in Unternehmen sowie Hochschulen – in aller Munde. Auch die Universität Paderborn (UPB) versteht den verantwortungsbewussten Umgang mit natürlichen Ressourcen als Herausforderung unserer Zeit und setzt sich für einen bewussten Umgang, zum Beispiel mit Energie und Wasser, ein. Infolge ist das Thema Nachhaltigkeit mittlerweile an zwei Vizepräsidien der UPB angebunden – und zwar im Rahmen des Nachhaltigkeitsbüros (als zentrale Anlaufstelle) sowie einer Arbeitsgruppe zum Thema Nachhaltigkeit. An der Fakultät für Kulturwissenschaften setzt das Dekanat bzw. das Prodekanat mit entsprechender Denominationneue Impulse (vgl. auch das neu gegründete Nachhaltigkeits-Hub).
(Soziale) Nachhaltigkeit und Mentoring: Chancengerechtigkeit und Bildung
Wir sind aufgefordert, das zeigen die Entwicklungen, Zielsetzungen und Initiativen an der UPB, Nachhaltigkeit an unserer Universität aktiv mitzugestalten und auszubauen. Dies gilt auch für Chancengleichheit bzw. Chancengerechtigkeit als einer der zentralsten Aspekte sozialer Nachhaltigkeit. Insbesondere bezogen auf Bildungs- und Gendergerechtigkeit spiegeln sich in diesen Punkten – entlang der Ausrichtung der Mentoring-Programme – primäre Ziele unserer Mentoring-Arbeit. An der UPB sind die Mentoring-Programme in Zusammenarbeit mit der Zentralen Gleichstellungsbeauftragten entwickelt worden. Sie dienen als gleichstellungsorientiertes Personalentwicklungsinstrument und werden zu einem großen Teil aus Gleichstellungsmitteln finanziert. Seit 2008/2009 nehmen an der UPB jährlich rund 50-70 Studentinnen, Doktorandinnen und Post-Doktorandinnen an den fakultätsübergreifenden Mentoring-Programmen teil und werden auf ihrem Bildungs- und Karriereweg in der Wissenschaft begleitet. Geschlecht (neben weiteren Differenzkategorien) in den Blick nehmend begegnen alle Mentoring-Angebote dem weiterhin zahlenmäßig höheren Ausstieg von Frauen aus der Wissenschaft (insb. mit Blick auf Karrierewege bis zur Professur).
Netzwerke zwischen Generationen und Disziplinen
Alle Programmformate im Mentoring leben – ganz praktisch – soziale Nachhaltigkeit. Sie zielen darauf ab, Mentees und Mentorinnen interdisziplinär miteinander zu vernetzen, um Herausforderungen und Fragen unter Gleichgesinnten zu besprechen, Erfahrungen auszutauschen und miteinander Lösungen zu entwickeln. Die beratende Beziehung zur eigenen Mentorin erleichtert den Zugang zu beruflichen und fachlichen Netzwerken, die auf dem wissenschaftlichen Weg von entscheidender Bedeutung sind. Zeitgleich findet innerhalb der jeweiligen Mentoring-Beziehungen auf verschiedenste Art Austausch zwischen und über Generationen hinweg statt, was das gegenseitige Verständnis für die jeweilige Lebenssituation fördert. Der hohe Stellenwert von tragenden und nachhaltigen Netzwerken in der Wissenschaft sowie von aktiver, gezielter Netzwerkarbeit spiegelt sich ebenso in der derzeit verstärkten ‚Alumnae-Arbeit‘ von Dr. Julia Steinhausen im Mentoring wider. Parallel sichern regelmäßige Evaluierungen der Mentoring-Angebote die Qualität unserer Programme langfristig.
Zum Abschluss
Durch eine ressourcenschonende Grundhaltung findet Nachhaltigkeit im ökonomischen wie ökologischen Sinne in der täglichen Mentoring-Arbeit seinen Platz. Die soziale Dimension zählt seit jeher zum (nachhaltigen) Mindset im Mentoring. Soziale Nachhaltigkeit und Mentoring-Arbeit verbindet, dass beide Tätigkeitsfelder alltäglichen Benachteiligungen sozialer Gruppen entgegenwirken, welche durch gesellschaftliche Strukturen entstehen. Das Bewusstsein für eben diese sozialen Ungleichheiten schafft Raum für theoretisch fundierte und praxisorientierte Mentoring-Arbeit an der UPB – unter Berücksichtigung der Erkenntnisse zu sozialer Nachhaltigkeit.
Autorinnen: Stefanie Leinfellner, Dr. Christina Lammer
Quellen:
Hauff, M. von (2014) Nachhaltige Entwicklung: Grundlagen und Umsetzung. 2. aktualisierte Auflage. München: DE GRUYTER OLDENBOURG.
Knopf, B. (2025) ‘Klimapolitik: Soziale Gerechtigkeit stärken’, Wirtschaftsdienst, 105(6), pp. 395–395. Available at: https://doi.org/10.2478/wd-2025-0101.
Wastl-Walter, D. (2024) ‘Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit als gesellschaftliche Herausforderungen – Was kann die Universität dazu beitragen?’ Available at: https://doi.org/10.7892/BORIS.66426.






