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Eine wissenschaftliche Hilfskraft blickt zurück – 6 Jahre Mentoring an der UPB

Die letzten 6 Jahre meines Studiums waren geprägt durch meine Stelle in den Mentoring-Programmen der Universität Paderborn. 

Als ich mich mitten im Studium bewarb, suchte ich nach einer Stelle an der Uni, die ich gut mit meinen Kursen und mit meinem Engagement in der Hochschulpolitik und der studentischen Selbstverwaltung vereinbaren konnte. Von Mentoring bzw. Mentoringangeboten an der UPB hatte ich damals noch nicht gehört. Promotion und wissenschaftliche Karriere waren für mich ganz weit weg. Natürlich kannte ich Professor*innen, Dozent*innen, Promovierende, … Wissenschaftler*innen aus meinen Vorlesungen und Seminaren, aber wie nahbar diese eigentlich waren, war mir nicht klar. Das Thema Gleichstellung und der Bereich der Frauenförderung erschienen mir sehr wichtig, ich sah mich aber (noch) nicht selbst und konkret davon betroffen – schließlich waren in meinem Studiengang bereits viele Frauen vertreten …. 

Ich habe die Mentoring-Programme der UPB als studentische Hilfskraft über ein halbes Jahrzehnt mit wechselnden Arbeitsschwerpunkten begleitet und unterstützt, ein Zeitraum, der reich an Erlebnissen und Lernerfahrungen war. Während dieser Zeit durfte ich zahlreiche Jahrgänge von Studentinnen und Doktorandinnen betreuen und sie beim Durchlaufen des jeweiligen Programms, vom Auswahlgespräch bis zur Verleihung des Abschlusszertifikats, begleiten. Jeder Jahrgang brachte seine eigenen Geschichten, Themen und Schwerpunkte mit sich, was die Arbeit unglaublich spannend und abwechslungsreich gestaltete.

Besonders interessant war es, die Mentees und Mentorinnen aus ihren so unterschiedlichen Fachbereichen kennenzulernen. Der inter- wie transdisziplinäre Austausch hat mich tief beeindruckt. Die Offenheit, mit der die Mentees bereits nach kurzer Zeit in den Austausch gingen, und die Bereitschaft viele persönliche Erfahrungen zu teilen, waren Aspekte, die sich durch alle Jahrgänge gezogen haben. Aber auch außerhalb des Mentoring-Programm-Rahmens und über den ‚Status‘ als Doktorandin bzw. Promotionsinteressierte hinaus formten sich Kontakte und Beziehungen. Wenn ich auf den Fluren der Uni und in der Stadt Paderborn unterwegs war, traf ich Mentees bei ihrem gemeinsamen Mensabesuch, auf einem Spaziergang oder dem Weihnachtsmarkt. Solche Situationen haben mich stets daran erinnert, dass die Mentoring-Programme nicht nur formale Aspekte (der Information, Qualifizierung und Unterstützung) bezogen auf die Promotion abdecken, sondern vor allem Raum schaffen für den Austausch und die Beziehungen zwischen Menschen. Ein schöner Gedanke, wie ich finde!

In retrospektiver Betrachtung war meine Zeit als Hilfskraft im Peer-Mentoring-Programm „Einblick!“ und im Mentoring-Programm für Doktorandinnen an der Universität Paderborn eine sehr schöne und spannende Reise. Die Vielfalt der Aufgaben(bereiche), die Bandbreite der Erfahrungen und Einblicke und die ständige Gelegenheit zur persönlichen Weiterentwicklung haben diese Tätigkeit zu einer bedeutenden Phase meines Lebens gemacht. Meine Reise in den Mentoring-Programmen endet, aber der Weg, den ich gemeinsam mit Kolleg*innen, Mentees und Mentorinnen gegangen bin, wird mich noch eine lange Zeit prägen. Letztendlich habe ich nicht nur eine SHK-Stelle innegehabt, sondern auch eine (neue) Zukunftsperspektive gewonnen. Erwachsenenbildung und der Bereich der beruflichen Weiterqualifizierung im weitesten Sinne, und zwar mit einem starken Gleichstellungsfokus, wird mich beruflich weiterhin begleiten.

Caroline Kaiser

Erste Generation Promotion Mentoring+ – ein Angebot für Erstakademiker*innen

Das Mentoring-Programm „Erste Generation Promotion Mentoring+“ der Universität zu Köln unterstützt Promovierende und Promotionsinteressierte mit einem nichtakademischen Familienhintergrund. Erstakademiker*innen entscheiden sich deutlich seltener für einen wissenschaftlichen Karriereweg. Die Ursachen hierfür sind persönliche sowie systemische Hürden, die es zu meistern gilt. 

Der Einfluss der sozialen Herkunft auf Bildungschancen ist in Deutschland besonders groß. Wir wissen dies hauptsächlich für das Schulsystem, aber auch für den Zugang zum Abitur. Während 79 von 100 Akademiker*innenkindern nach der Schule ein Studium beginnen, sind es bei Nichtakademiker*innenkindern lediglich 27 von 100.[1] Mit dem erfolgreichen Start eines Studiums hört dieser Einfluss jedoch nicht auf zu wirken. Vielmehr zeigen Untersuchungen, dass sogenannte Arbeiter*innenkinder seltener in wissenschaftlichen Berufsfeldern vertreten sind – ihr Anteil unter Promovierenden, Postdocs und Professor*innen ist deutlich geringer als der von Akademiker*innenkindern. 

Neben individuellen Faktoren, die eine Rolle dabei spiele, ob eine Person sich für oder gegen eine wissenschaftliche Karriere entscheidet,gibt es einige systemische Aspekte, die dazu beitragen, dass diese Personengruppe in der Wissenschaft unterrepräsentiert ist. Häufig gehören hierzu neben fehlenden finanziellen Ressourcen vor allem Fremdheitserfahrungen gegenüber der Hochschule oder der Familie, fehlendes informelles Wissen sowie weniger tragfähige Netzwerke, in denen solches Wissen zumeist weitergegeben wird. Dessen Effekte zeigen sich nicht selten bereits im Studium, bekommen aber mit dem Beginn einer Promotion bzw. dem Wunsch zu promovieren noch einmal zusätzlich Gewicht.

Genau an diesem Punkt setzt das Kölner Programm „Erste Generation Promotion Mentoring+“ an. Es richtet sich an Promovierende und Promotionsinteressierte mit einem nichtakademischen Familienhintergrund und unterstützt diese bei der erfolgreichen Aufnahme und Durchführung einer Promotion. Seit Herbst 2017 werden jedes Jahr 15 Mentees in das einjährige Programm aufgenommen. Bewerben können sich Mitglieder aller Fakultäten und Geschlechter.

Das Herzstück des Mentorings bildet das One-to-one-Mentoring. Alle Mentees werden jeweils von einer*einem Mentor*in begleitet, die*der bereits erfolgreich promoviert ist und ebenfalls einen nichtakademischen Familienhintergrund hat. Die Erfahrung der geteilten Herkunft bildet dabei das Fundament des gemeinsamen Austauschs auf Augenhöhe und ohne Abhängigkeitsverhältnis. Es kann inhaltlich dabei um alle Fragen rund um die Promotion, aber auch um Themen wie Karriereentwicklung oder die eigene Life-Work-Balance gehen. Das Tandem teilt zumeist den gleichen fachlichen Hintergrund, sodass die Mentees von den Erfahrungen und dem Wissen ihrer*ihres Mentor*in profitieren können. Mindestens vier gemeinsame Treffen sollen während des Programmzeitraums stattfinden.

Eine Besonderheit des EGP-Mentorings im Vergleich zu anderen Programmen ist die Datenbank potenzieller Mentor*innen. Da die Informationen über den sozialen Hintergrund einer Person meist nicht öffentlich zugänglich sind, suchen die Mentees sich ihre Mentor*innen nicht selbst aus, sondern bekommen zum Start des Programms eine*n Mentor*in zugewiesen. Das sogenannte Matching übernimmt die Programmkoordination auf Grundlage der Wünsche, die die Mentees äußern. Aktuell haben wir etwas mehr als 100 potenzielle Mentor*innen in der Datenbank. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen, befinden sich auf unterschiedlichen Karrierestufen, arbeiten innerhalb sowie außerhalb der Wissenschaft, an der Universität zu Köln als auch an anderen Institutionen. Was sie neben ihrer nichtakademischen Herkunft teilen, ist das Engagement für mehr Bildungsgerechtigkeit in der Wissenschaft und den Wunsch mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen eine*n junge*n Wissenschaftler*in auf dem Weg zur Promotion zu unterstützen. Viele von ihnen hätten sich selbst eine solche Begleitung auf dem eigenen Weg gewünscht und melden sich daher proaktiv, um im Programm mitzuwirken.

Neben dem Mentoring als wichtigstem Baustein des Programms gibt es ein verpflichtendes Workshopangebot für die Mentees. Hierbei handelt es sich um Workshops, die sich spezifisch an die Zielgruppe richten und Themen aufgreifen, die von der Zielgruppe häufig als problematisch empfunden werden. Ein Beispiel sind etwa informelle Spielregeln und Kommunikationssituationen, wie z.B. der Small Talk in der Kaffeepause während einer Konferenz. Neben der Vermittlung solcher Softskills sowie dem Raum für persönliche Reflexion über die eigene Herkunft geht es vor allem um den gemeinsamen Austausch innerhalb der Gruppe. Die Erkenntnis, dass viele von ihnen gleiche oder ähnliche Erfahrungen in ihrem Studium und während ihrer Promotion gemacht haben bzw. machen, ist häufig eine große Entlastung. Zeigen doch gerade diese geteilten Erfahrungen die strukturelle Ebene von Chancenungleichheit im akademischen System auf. Der Austausch in der Peergruppe und die Erkenntnis, dass „es nicht nur mir so geht“, stärken das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und schaffen einen sicheren Raum für gegenseitiges Empowerment.

Auch wenn das Programm bereits seit einigen Jahren erfolgreich läuft, bleibt es bisher deutschlandweit das Einzige institutionalisierte Angebot, das sich ausschließlich an diese Zielgruppe richtet. Soziale Herkunft als Diversitätskategorie und Chancengerechtigkeit rücken jedoch immer mehr in den Fokus von Universitäten und Hochschulen. Dabei geht es zum einen darum, die beschriebenen Hürden abzubauen und die Zielgruppe zu unterstützen. Zum anderen stehen wir vor der Herausforderung unsere tradierten Vorstellungen von Universitäten, Wissenschaft und Wissenschaftler*innen kritisch zu hinterfragen, um unsere Institutionen vielfältiger und chancengerechter zu gestalten.

Dr. Ann-Kristin Kolwes ist Expertin für Bildungsgerechtigkeit im Hochschulkontext. Sie koordiniert das Programm „Erste Generation Promotion Mentoring+“ und ist Gründungsmitglied des Vereins Erste Generation Promotion. Als Erstakademikerin ist Bildungsgerechtigkeit für sie ein echtes Herzensthema.


[1] Stifterverband, Vom Arbeiterkind zum Doktor. Der Hürdenlauf auf dem Bildungsweg von Erststudierenden, 2021, S. 3. https://www.hochschulbildungsreport.de/2021/chancengerechte_bildung

Mentoring während der Pandemie – ein Rückblick

Es ist der 5.3.2020 und voller Vorfreude planen wir den Start des neuen Jahrgangs im Peer-Mentoring-Programm. Der Raum ist gebucht, die Ablaufpläne aktualisiert und die Einladungen an die Mentees und Mentorinnen sind verschickt. Es kann losgehen. 

Während wir dem Einführungsworkshop entgegenfiebern, schwinden die Ladenvorräte an Desinfektionsmittel und auf Bahnhöfen sieht man vereinzelt Personen, die eine Maske tragen.

Am 22.3.2020 tritt der erste Lockdown in Kraft und verursacht Unsicherheit auf allen Ebenen. Neben dem privaten Chaos wird auch versucht, die Arbeit neu zu organisieren: Was machen wir? Und vor allem, wie? Wir starten den neuen Jahrgang im Mentoring ungewohnt in digitaler Form. Für alle ist die digitale Umgebung neu. Aber: Es läuft ziemlich gut! Als Koordinatorin fühle ich eine Art Dankbarkeit, dass es im Lockdown digitale Möglichkeiten gibt, um neue Menschen kennenzulernen. Sich über etwas austauschen zu können. Einen Raum zu haben, in dem man sich über die neuen Herausforderungen und Zukunftsängste unterhalten kann. Die Mentoring-Beziehungen wechseln in einen neuen Modus, der aber schnell zur Gewohnheit wird. 

Heute, gut drei Jahre später, ziehen wir Bilanz: Was war im Hinblick auf unsere Mentoring-Programme gut, was können wir – mittlerweile ist unser Team gewachsen – beibehalten, was fehlt?

Digitales Mentoring, d.h. der Kontakt und die Gespräche der Mentoring-Tandems und -gruppen, verlief rein über Videokonferenz und brachte positive wie negative Effekte: Positiv war die Überbrückung von Distanzen. Es konnten Mentorinnen für Doktorandinnen gewonnen werden, die an Hochschulen im Ausland forschen, oder Mentees ins (Peer-)Mentoring aufgenommen werden, die nicht (mehr) in Paderborn wohnen. Das gemeinsame Erleben der Pandemie schaffte einen Common Ground für erste Gesprächsanlässe und verband die Gesprächspartnerinnen. Was auf der Strecke blieb, war eine wesentliche Säule des Mentorings: Die tiefgründige Vernetzung, die oft bei den kleinen Gesprächen in der Kaffeepause entsteht – für viele auch eine Übung im akademischen Small Talk. An Gesagtes niedrigschwellig anknüpfen können, zusammen beim Verlassen des Gebäudes den Workshop nachbesprechen, Gemeinsamkeiten entdecken, weil man weiterhin an analogen Kalendern hängt, die man gleichzeitig auspackt. Es sind die kleinen Dinge und winzigen Augenblicke, die eine initiierte Beziehung stärken. Aus Koordinatorinnensicht haben wir versucht, auch digital solche Vernetzungsräume zu schaffen: Zoom-Räume blieben nach den Treffen für die Teilnehmerinnen offen, gemeinsam wurde mit digitalen Vernetzungsplattformen wie wonder.me / Yotribe experimentiert. Und: Der gemeinsame Frust und die Freude über neu erlernte technische Kompetenzen war wiederholt ein beliebtes Small Talk-Thema.   

Effekte der Pandemie

Rückblickend scheint die Pandemie und damit einhergehende Digitalisierung der Mentoring-Programme wenig negative Effekte auf die Mentees gehabt zu haben. Teilnehmer*innen hätten sich zwar sicherlich öfter Treffen in Präsenz gewünscht. Gerade im ersten „Corona-Sommersemester“ war dies auch zu zweit oft nicht möglich. Was von Anfang an – auch über die Mentoring-Programme hinaus – jedoch als sehr positive Entwicklung der Digitalisierung gesehen wurde, war die bessere Vereinbarkeit von Terminen mit Studium, Familie oder anderen Interessen. 

Was ist geblieben?

Eine Mischung aus digitalen und analogen Mentoring-Angeboten hat sich etabliert. Die vielen Vorteile digitaler Veranstaltungen erweitern das Angebot des Rahmenprogramms. So können nun weiter entfernte Gäste problemlos eingeladen werden. Auch für Mentees sind eventuell geplante Auslandsaufenthalte inzwischen kein Hindernis mehr dafür, an dem Mentoring-Programm teilzunehmen. Trainerinnen bieten ebenso vermehrt Online-Veranstaltungen an, wobei z.B. die Blended Learning-Methode angewandt wird.

Tatsächlich hat sich im Mentoring-Programm perspEktIve M etabliert, Treffen je nach Möglichkeiten in Präsenz oder digital abzuhalten. Der Austausch zwischen Tandems (Mentee und Mentor*in) findet oftmals abwechselnd digital oder in Präsenz statt – je nach Thema und Zeitkapazität. So wird etwa ein Shadowing vor Ort mit einer digitalen Nachbesprechung kombiniert. 

Geblieben ist nach der Pandemie nicht nur Zoom als Standard-App auf vielen Laptops, sondern auch das Wissen, dass das akademische Zusammenleben dann gemeinsame Entwicklungen erlaubt, wenn man sich für neue Ideen öffnet. 

Geblieben ist schließlich auch die Dankbarkeit über viele bereichernde Gespräche. Neue Bekanntschaften in Workshops, Breakout Rooms oder Netzwerktreffen zu knüpfen, die bestenfalls nach zahlreichen Flurgesprächen zu wichtigen Kontakten werden, ist nun digital und in Präsenz ein Element des Mentorings.  

Interview Shawna Masalsky From the perspective of a mentee: Experiences in the perspEktIveM mentoring program

What term comes to mind first when you think back to the perspEktIve M mentoring program?

Exchange. My mentor and I always had very dynamic sessions in which we both shared a lot. This allowed me not only to learn a lot of interesting things, but also to reflect on my own experiences.

What was your motivation to participate in the program?

To get a more concrete idea of my own PhD plans as well as regarding the general criteria of doing a PhD.

Can you recall a particular moment in your studies when you thought about whether doctoral studies would be an option for you?

Actually, there was a moment in my second semester that had a major impact on the rest of my studies and career planning. I was sitting in Professor Jungblut’s lectur on „Microtheory“ on a Friday afternoon. Before, I always thought I would go in the direction of marketing/management. But as I sat in that very lecture, I thought to myself: „This is exactly what I want to do all my life. This is exactly the kind of professor I want to be.“ 

What were the highlights of the program for you?

The informal exchange with my mentor. perspEktIve M not only helped me with my further career planning, I also always found the conversations with my mentor very enriching. 

How has your view of science changed?

I wouldn’t say that my view of science has changed in general. Rather, I was able to expand my knowledge and I was able to deepen in some areas.

Would you recommend the program to others?

Absolutely. It’s a great way to pause for a moment in your studies and reflect on what you want in life and how to get there. 

What’s next? 

Right now, I’m aiming to finish my Master’s degree in International Economics and Management. After that, I would probably like to gain some work experience outside academia before dedicating myself to my PhD.

Aus der Sicht einer Mentee: Erfahrungen im Mentoring-Programm perspEktIveM

Welcher Begriff fällt dir als Erstes ein, wenn du an das Mentoring-Programm perspEktIve M zurückdenkst?

Austausch. Meine Mentorin und ich hatten immer sehr dynamische Session, in der wir beide viel zum Gesprächsverlauf beigetragen haben. Dadurch konnte ich nicht nur viel Interessantes in Erfahrung bringen, sondern auch meine eigenen Erfahrungen reflektieren.

Was war deine Motivation am Programm teilzunehmen?

Eine konkretere Vorstellung von meinen eigenen Promotionsplänen sowie bezüglich der generellen Kriterien zu bekommen.

Kannst du dich vielleicht noch an einen ganz besonderen Moment im Studium erinnern, in dem du darüber nachgedacht hast, ob Promotion eine Option für dich wäre?

Tatsächlich gab es in meinem zweiten Semester einen Moment, der den weiteren Verlauf meines Studiums und meiner Karriereplanung maßgeblich beeinflusst hat. Ich saß in der Freitagsnachmittags Vorlesung zu „Mikrotheorie“ von Professor Jungblut. Ich dachte zuvor immer ich würde in Richtung Marketing/Management gehen. Doch als ich in genau dieser Vorlesung saß, dachte ich mir: „Genau das hier möchte ich mein Leben lang machen. Ich möchte genau so eine Art von Professorin werden.“ 

Was waren denn für dich die Highlights des Programms?

Der ungezwungene Austausch mit meiner Mentorin. perspEktIve M hat mir nicht nur bei meiner weiteren Karriereplanung geholfen, die Gespräche mit meiner Mentorin empfand ich auch immer als sehr bereichernd. 

Wie hat sich dein Blick auf die Wissenschaft geändert oder auch vielleicht erweitert?

Ich würde nicht sagen, dass sich mein Blick auf die Wissenschaft generell geändert hat. Vielmehr konnte ich mein Wissen erweitern und ich manchen Bereichen auch konkretisieren.

Würdest du das Programm weiterempfehlen?

Auf jeden Fall. Es ist eine tolle Möglichkeit, um einen Moment im Studium innezuhalten und zu reflektieren, was man im Leben möchte und wie man dorthinkommt. 

Wie geht es für dich jetzt weiter? 

Momentan strebe ich den Abschluss meines Masterstudiums in International Economics and Management an. Danach möchte ich wahrscheinlich erstmal etwas Arbeitserfahrung sammeln, bevor ich mir der Promotion widme. 

Aus der Sicht einer Mentee: Erfahrungen im Peer-Mentoring-Programm Einblick!

Im September startet bereits der 27. Jahrgang des Mentoring-Programms Einblick! für Studentinnen der UPB (Bewerbungsfrist: 15. August 2023). Carolin Schreckenberg hat im Wintersemester 2021/2022 am Peer-Mentoring-Programm teilgenommen. Ihre Motivation zur Teilnahme und ihre Erfahrungen mit dem Programm schildert sie im Interview mit Nicole Otto.

Welcher Begriff fällt dir als Erstes ein, wenn du an das Peer-Mentoring-Programm zurückdenkst?

Wenn ich an das Programm denke, dann denke ich an ein Sprungbrett. Das Mentoring-Programm hat mir eröffnet, dass ich zu vielen Dinge „hin hüpfen“ konnte, weil ich wusste, wie ich dahin komme.

Was war deine Motivation am Programm teilzunehmen?

Es war immer mein Traum – schon seit vielen Semestern – eine Promotion anzugehen. Ich habe mit jeder Hausarbeit gemerkt, dass mir wissenschaftliches Arbeiten sehr viel Spaß macht; vor allem im Forschungsprojekt im Praxissemester, in dem wir quantitativ geforscht haben. Ich habe gemerkt, dass ich mich in der Forschung eigentlich viel mehr sehe als in der Schule, und dass ich diesen Weg gerne einschlagen möchte. Auch das Arbeiten an der Uni als Hilfskraft hat mir einfach sehr viel Spaß gemacht, da ich in verschiedene Bereiche hineinblicken durfte. Letztlich wusste ich nur nicht so recht, wie ich das mit der Promotion angehen soll, und wie früh ich mich um was bemühen muss: Sollte ich mich schon während des Masterstudiums kümmern? War es vielleicht sogar schon zu spät? Was konnte ich direkt schon tun? Was würde finanziell auf mich zukommen? Gibt es generell die Chance auf eine Stelle? Es haben sich für mich einfach unglaublich viele Fragen gestellt. Eine Dozentin wies mich dann auf das Einblick!-Programm hin und ich habe mich sofort beworben, weil ich auf den Programmhomepages genau die Dinge fand, die mich beschäftigt haben.

Kannst du dich vielleicht noch an einen ganz besonderen Moment im Studium erinnern, wo du darüber nachgedacht hast, dass eine Promotion eine Option für dich wäre?

Es gab zwei besondere Momente – einmal nach der Bachelorarbeit. Gerade die intensive Auseinandersetzung hat mir wirklich Spaß gemacht. Meine Dozentin sagte dann in der Rückmeldung: Möchtest du nicht darüber nachdenken in die Wissenschaft zu gehen? Das war der Grund bzw. Moment, der mich da sehr befördert hat. Und auch der Spaß, den ich bei der Durchführung des Forschungsprojekts während des Praxissemesters hatte.

Was waren denn für dich die Highlights des Programms?

Ich fand die drei Bausteine (Anm. der Red.: Kleingruppentreffen, Treffen mit der Mentorin und Workshops) sehr, sehr hilfreich. Die Kleingruppentreffen waren für mich ein Highlight, da man sich sehr persönlich austauschen konnte und die Betreuung durch die Mentorin auch. Ich hatte zum Beispiel mal eine sehr persönliche Frage und sie hat mir damit weitergeholfen. Auch die Workshops haben mich alle weitergebracht. Im Einführungsworkshop (zur Standortbestimmung, Anm. der Red.), wurde ich mir erst so richtig klar darüber, warum ich eigentlich wirklich promovieren will. Da konnte man sich wirklich gut verorten. Nach dem Workshop zur Finanzierung war mir klar, dass ich mich nicht für ein Stipendium bewerben möchte, sondern lieber eine Stelle als Wissenschaftliche Mitarbeiterin haben will. Ich sah darin für mich persönlich mehr Vorteile. Dann war ich in der Situation, dass ich mich bewerben wollte, und just gab es glücklicherweise den Workshop „Bewerbung in der Wissenschaft“. Wir haben in diesem Workshop nicht nur darüber gesprochen, wie Bewerbungen in der Wissenschaft aussehen, sondern auch über Bewerbungsverfahren in der Wirtschaft gesprochen. Der Workshop zur Themenfindung war für mich ein Highlight, weil die Inhalte zu der Zeit auch für die Bewerbung ziemlich wichtig waren. All diese Workshops waren rückblickend super hilfreich für mich. Alternativ hätte ich alles schwerfällig durch selbstständige Recherche in Erfahrung bringen müssen. Und das Beste am Programm war: Selbst, wenn nicht alle Fragen geklärt werden konnten, weil die Mentorin zum Beispiel fachfremd war, habe ich gelernt, zu wem ich in meinem Fach gehen und wen ich fragen kann.

Wie hat sich dein Blick auf die Wissenschaft geändert oder vielleicht auch erweitert?

Ich wurde auf jeden Fall in der Annahme bestätigt, dass es nicht diesen einen Weg in der Wissenschaft gibt. Das ist irgendwie anders als in der Wirtschaft. Es sind andere Lebensläufe, die da gefordert werden, andere Qualifikationen. Promovieren ist auf jeden Fall eine ganz andere Art des Berufs(einstiegs) als in der Wirtschaft. Die Wissenschaft ist ein sehr eigenes und auch sehr spannendes System, weshalb es sich lohnt, sich frühzeitig damit auseinander zu setzen. Und: Es lohnt sich dabei, die Möglichkeit des Mentorings an der Uni (schon während des Studiums) zu nutzen. Selbst wenn es am Ende nicht das Richtige ist, die Promotion, weiß man genau warum. 

Würdest du das Programm weiterempfehlen?

Auf jeden Fall! Viele stellen sich die Frage, ob sich das Programm überhaupt lohnt, weil oder wenn man sich nicht sicher ist. Das Programm hilft bei der Entscheidungsfindung für oder gegen die Promotion. Dafür ist es da! Die meisten aus meiner Kleingruppe waren sehr unsicher, ob sie promovieren möchten. Aber: Selbst wenn man sich gegen die Promotion entscheidet, kann man viel aus dem Programm ziehen. Deswegen lohnt es sich definitiv, das Mentoring in Erwägung zu ziehen. 

Wie geht es für dich jetzt weiter?

Ich habe das Studium weiter fortgesetzt, weil man mich auch darin bestärkt hat, mich darauf auszurichten, an der Uni zu bleiben. Ich habe durch das Programm während des Studiums eine Bewerbung hier an der Uni für eine Stelle eingereicht und … das hat auch geklappt: Wenn jetzt alles gut läuft, habe ich mit der Abgabe meiner Masterarbeit und der rechtzeitigen Bewertung ab dem nächsten Semester eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Diese Stelle wäre verknüpft mit einer Qualifikation, also einer Promotion, was im Prinzip mein Traum war. 

Vielen Dank für die interessanten Einblicke und alles Gute für den Start in die Promotion! 

Danke! Ich muss auf jeden Fall noch einmal betonen, dass das Programm für diesen Weg essenziell für mich war.

Carolin Schreckenberg arbeitet heute als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Kunstdidaktik.

Mentoring als Erfolgsgeschichte

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich Mentoring – nicht nur – an Hochschulen zu einem bewährten Instrument der Personalentwicklung etabliert. In diesem ersten Beitrag geben wir einen kurzen Vorgeschmack auf Mentoring und stellen unsere Programme vor. 

Die Wurzeln von Mentoring liegen in der griechischen Mythologie, in der Sage des Odysseus, dessen Sohn Telemachos während dessen Abwesenheit von seinem guten Freund Mentor beim Heranwachsen begleitet wurde. Waren es in der Sage nur männliche Protagonisten, wird Mentoring heutzutage meist als Maßnahme der Frauenförderung eingesetzt – in Wirtschaft und Wissenschaft gleichermaßen. Denn Mentoring wirkt besonders dort gut, wo es strukturelle Barrieren gibt, die marginalisierte Menschen daran hindern eine Führungsposition, wie eine Professur oder ähnliche Posten einzunehmen. In der Wissenschaft wirken Mechanismen und Praktiken, die es besonders Frauen erschweren, Karriere zu machen und eine Professur zu erreichen. Unterschiedliche Anerkennungskulturen, die fehlende Einbindung in Netzwerke und die erschwerte Vereinbarkeit von Wissenschaft und Familie fördern das Cooling-out und die Frauen steigen gehäuft nach bestimmten Etappen aus. 

Mentoring an Hochschulen ist über die Jahre für verschiedene Zielgruppen wirksam geworden. Neben dem Schwerpunkt der Frauenförderung in den 1990er und 2000er Jahren, wird Mentoring für die verschiedensten Zielgruppen wie Studienanfänger*innen, Studierende mit Zuwanderungsgeschichte, first-generation-students, Doktorandinnen bis zu Juniorprofessor*innen genutzt, um individuelle Herausforderungen zu besprechen, informelles Erfahrungswissen weiterzugeben und strukturelle Barrieren sichtbar zu machen und aufzuweichen. 

Mentoring wirkt auf mehreren Ebenen 

Der Kern aller Mentoring-Programme in der Wissenschaft ist, die Beziehung zwischen einer beruflich erfahrenen Person (ein*e Mentor*in) und einer in diesem Bereich weniger erfahrenen Person (die*der Mentee). Diese Beziehung ist durch Unabhängigkeit und Offenheit geprägt, was es einfach macht Wissen zu teilen: Was sind erfolgreiche Strategien, um sich in der Scientific Community sichtbar zu machen? Wie verschafft man sich Gehör, wenn wichtige Entscheidungen getroffen werden? Wie geht man konstruktiv mit Zweifeln oder Kritik um? Die Mentorin beantwortet diese Fragen durch persönliche Einblicke. Dabei teilt sie wertvolles Wissen, das oft nur von Person zu Person weitergetragen wird und nicht nachzulesen ist. Mentoring schafft einen sicheren Raum, in dem vertraulich und offen über Zweifel, Herausforderungen, Wünsche und Ziele gesprochen wird. Dieser Raum ist im Wissenschaftssystem einzigartig und birgt deswegen enormes Potential. Durch den Austausch und die Vernetzung haben nicht nur die Mentees einen Benefit. Auch die Mentorinnen werden für die Situation der jüngeren, aufsteigenden Generation und ihre Herausforderungen sensibilisiert und können ihre Erkenntnisse auf ihre eigenen Betreuungsbeziehungen oder Entscheidungssituationen (z.B. in Gremien) übertragen. Gleichzeitig profitieren die Fakultäten und die Universität von den Mentees als selbstbewussten Wissenschaftlerinnen, die untereinander vernetzt sind, Wissensbestände miteinander teilen und im besten Fall zielgerichteter ihre Promotion abschließen.

Mentoring an der UPB

Seit 2008 gibt es das Mentoring-Programm für Doktorandinnen mit dem Ziel Frauen aller Fakultäten frühzeitig bei der wissenschaftlichen Karriereentwicklung zu begleiten und ihnen Orientierung im Berufsfeld von Universität und Hochschule zu geben. 2009 kam das Peer-Mentoring-Programm „Einblick!“ hinzu, das Studentinnen aller Fakultäten bei der Entscheidungsfindung zur Promotion begleitet. In einer kleinen Gruppe von Mentees werden Themen wie Finanzierung, erste Schritte und Meilensteine einer Promotion mit einer Doktorandin als Mentorin besprochen. 

Zeitgleich startete das Programm perspEktIve M, das spezifisch für Studentinnen der Fakultät EIM entwickelt wurde. Während einem One-to-one-Mentoring können Studentinnen sich sechs Monate lang intensiv mit einer*einem Mentor*in über den Arbeitsalltag in der Wissenschaft, Karriereplanung und ihre persönliche Kompetenzentwicklung austauschen. Damit die Vernetzung unter Studentinnen gegeben ist, bieten die Mentoring-Programme „Einblick!“ und perspEktIve M verschiedene Veranstaltungen für alle Mentees an.

Alle Programme richten sich in ihrer Durchführung nach den Qualitätsstandards des Forum Mentoring e.V., dem Bundesverband für Mentoring in der Wissenschaft. 

In diesem Blog geben wir Einblick in die jahrzehntelange Mentoring-Arbeit und zeigen das Netzwerk an engagierten Frauen, das sich stetig weiterentwickelt.

Zum Weiterlesen:

Neugierig auf weitere Informationen? Besuche unsere Programmseiten:

Mentoring für Doktorandinnen

Peermentoring

perspEktIve M – Mentoring-Programm für Studentinnen der Fakultät EIM

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Weitere Einblicke in die Arbeit als Mentoring-Koordination und relevante Themen: Petersen, R., Budde, M., Brocke, P. S., Doebert, G., Rudack, H., & Wolf, H. (Eds.). (2017). Praxishandbuch Mentoring in der Wissenschaft. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.