Valjean und die Frauen – HNR Workshop in Augsburg

Am 25. und 26. Mai fand der „11th Historical Network Research Workshop“ in Augsburg statt. In den beiden Workshop Einheiten erhielten wir dabei eine grundlegende Einführung in die Historische Netzwerkforschung (von Martin Stark) sowie einen ersten Einblick in Gephi und dessen Funktionen (von Marten During).

Für den Einstieg arbeiteten wir mit einem Probedatensatz, der das Charakternetzwerk von „Les Miserable“ abbildet. Dabei habe ich die Möglichkeit genutzt, erste analytische Schritte zu versuchen. Nach meiner Visualisierung der Daten ergab sich folgendes Netzwerk, differenziert nach Männern (rot) und Frauen (blau):

Dabei bestätigt sich, was bereits die Rohdaten nahelegen: Dass rund 60% der Knoten (hier: Charaktere) Männer sind. Versuchsweise habe ich anschließend alle Kanten (Verbindungslinien, Beziehungen), die Frauen involvieren, ausgeblendet. Das Ergebnis war wie folgt:

Die Frauen (blau) werden damit isoliert. An der Gesamtstruktur des Netzwerks ändert sich aber wenig. Ein auf dem 2. Blick auffälliges Detail: Kein einziger Mann (rote Knoten) wird durch die Ausblendung der Frauen vom restlichen Netzwerk getrennt bzw. isoliert.

Blendet man hingegen alle Kanten aus, die Männer involvieren, zeigt sich folgende Veränderung:

Das Netzwerk verschwindet beinahe vollständig! Ein schwach verbundenes Netzwerk von 16 Frauen bleibt übrig, zahlreiche Frauen werden ohne männliche Verbindung völlig isoliert.

Der Bechdel-Test stellt „Les Miserable“ also kein gutes Zeugnis aus, auch wenn aus den Daten natürlich nicht ersichtlich, ist worüber die Frauen miteinander gesprochen haben. Wesentlich besser schneidet da der HNR Workshop ab: Das abschließende Panel war diesmal ausschließlich mit Frauen besetzt (6 von 6) und ja, es wurde nicht nur über Männer gesprochen!

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