Kompetenzentwicklung

Meine Erwartungen und Ziele

Die im fachdidaktischen Praktikum angestrebte Professionalisierung des „Forschenden Lehrens“ bedarf einer Weiterentwicklung meiner bestehenden Kompetenzen. Modelle professioneller Handlungskompetenz orientieren sich zumeist am Kompetenzbegriff von Weinert nach dessen Auffassung Kompetenz am besten durch Anforderungen sowie Aufgaben beschrieben werden kann, die in einem inhaltlichen Bereich zu bewältigen sind (vgl. Weinert 2001, S.27f.). In ähnlicher Weise formulierte Lothar Reetz bereits 1999 sein Verständnis von Handlungskompetenz. Laut diesem Berufs- und Wirtschaftspädagogen handelt es sich dabei im Sinne der kognitivistischen Tradition um Persönlichkeitsmerkmale, die dem Menschen ein Handeln in konkreten beruflichen Situationen erlauben (vgl. Reetz 1999, S. 38). Berufliche Handlungskompetenz bildet in seinem Modell die Oberkategorie, welche sich in die Qualifikationsbereiche der Sach-/Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz aufschlüsseln lässt. Sein Modell der beruflichen Handlungskompetenz kann der folgenden Darstellung entnommen werden (eigene Darstellung in Anlehnung an Reetz 1999, S. 38):

Reetz_ Kompetenzmodell

Während des fachdidaktischen Praktikums ist es mir in Anlehnung an das Kompetenzmodell von Reetz besonders wichtig, meine Sach- bzw. Methodenkompetenz und Sozialkompetenz weiter auszubauen. Sachkompetenz wird als Fähigkeit eines Individuums zu sacheinsichtigem und problemlösenden Denken und Handeln in konkreten Anforderungssituationen unter Rückgriff auf situativ erlernte Strategien und Heuristiken (Methodenkompetenz) definiert (vgl. Reetz 1999, S. 41). Gerade als Student, der bisher vordergründig theoretisch gelernt hat und auf diese Weise vielfältige Methoden und Modelle kennengelernt hat, besteht in fachlicher Hinsicht eine große Herausforderung darin, das Erlernte in die Praxis umzusetzen. Vor diesem Hintergrund habe ich es mir zum Ziel gesetzt, meine Sach- und Methodenkompetenz in der Weise auszubauen, dass ich in der Lage bin, eine fachlich korrekte Unterrichtsplanung vorzunehmen und den Unterricht so zu gestalten, dass die Schüleraufmerksamkeit und ihre Motivation aufrechterhalten bleiben. Die Unterrichtsvorbereitung ist mir während des Orientierungspraktikums bereits gut gelungen. Schwieriger fiel mir in einer konkreten Unterrichtssituation die vorgenommen Planung in Reaktion auf das Schülerverhalten anzupassen, wenn beispielsweise der Unterricht gestört wurde oder die Motivation nachließ. Vor diesem Hintergrund möchte ich praktische Strategien für die beschriebene Situation kennenzulernen, um bei weiteren Unterrichtsversuchen vorbereitet zu sein und meine Methodenkompetenz weiter ausbauen zu können.

Mein zweites Entwicklungsziel des Ausbaus der Sozialkompetenz umfasst nach Reetz den kooperativen Umgang mit Mitmenschen und die Fähigkeit zu solidarischem, sozialkritischem und kommunikativem Handeln (vgl. Reetz 1999, S. 42). Während des Orientierungspraktikums sind mir die Heterogenität der Schüler, häufig auftretende Unterrichtsstörungen und die damit einhergehenden Notwendigkeit einer Verhaltensanpassung seitens der Lehrkräfte besonders ins Auge gefallen. Es erschien mir als sehr wichtig die sozialen Hintergründe der Schüler zu kennen, um Verhalten und Reaktionen nachvollziehen zu können und den kommunikativen Umgang darauf anzupassen. Zudem kann sich die Kenntnis über Herkunft und soziales Umfeld der Schüler positiv auf die Wahrnehmung der Erziehungsverantwortung seitens der Lehrkräfte auswirken. Während ich in meiner eigenen Schulzeit am Gymnasium Lehrkräfte lediglich in ihrer Rolle als Wissensvermittler kennengelernt habe, scheint es mir aus bisherigen Erfahrungen an Berufsschulen wichtig zu sein, eine persönlichere Schüler-Lehrer-Beziehung aufzubauen. Insbesondere Schüler aus sozial schwierigen Verhältnissen sollten erfahren können, dass Schule nicht nur ein Lernort ist, in welchem ihnen Pflichten auferlegt werden, sondern auch Raum für persönliche und soziale Kontakte losgelöst von ihren herkunftsbezogenen Problemen bietet. Fraglich ist, wie eine Lehrkraft in sehr heterogenen Klassen eine Gemeinschaft aufbauen kann und wie mit den Schülern kommuniziert werden sollte. Kann es zum Beispiel helfen den Sprachstil der Schüler aufzugreifen, um sich einen Zugang zu verschaffen oder wirkt sich dies negativ auf ein authentisches Auftreten aus? Ich habe es mir zum Ziel gesetzt auf diese und ähnliche Fragen während des Praktikums Antworten zu finden bzw. Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln, um meine Sozialkompetenz im schulischen Rahmen weiter auszubauen.

Mir ist es im Hinblick auf beide formulierten Entwicklungsziele besonders wichtig zu erkunden, in welchem Rahmen eine methodisch interessant gestaltete Unterrichtsdurchführung im schulischen Alltag überhaupt möglich ist und auf welche Art und Weise Lehrkräfte in sozialer und erzieherischer Hinsicht in der Lage sind, Einfluss auf die individuelle Entwicklung von Schülern zu nehmen. Ich freue mich durch das Modul „Fachdidaktik“ weitere Einblicke in den Schulalltag zu erlangen und hoffe, dass den praktischen Erfahrungen, welche ich als angehende Lehrkraft als sehr wichtig erachte, ebenso viel thematischer Schwerpunkt eingeräumt wird, wie dem Aspekt des „Forschenden Lehrens“. Ein allgemeines Ziel, dass ich mir für dieses Modul bzw. das Fachpraktikum setzten möchte, ist das Unterrichtsgeschehen und den Schulalltag stärker aus Lehrerperspektive zu betrachten. Zur Zeit des Orientierungspraktikums hatte ich vordergründig fachliches Wissen erworben, wodurch es mir sehr schwer fiel, den Unterricht aus pädagogischer Perspektive zu verfolgen. Dieses Defizit konnte ich in den letzten zwei Semester aufholen, sodass ich mein Bestreben darin liegt, stärker aus der Lehrerperspektive zu hospitieren.

 

Literaturverzeichnis

  • Franz E. Weinert (2001): Leistungsmessung in Schulen. Weinheim und Basel: Beltz.
  • Reetz, L. (1999): Zum Zusammenhang von Schlüsselqualifikationen-Kompetenzen-Bildung. In: T. Tramm, D. Sembill, F. Klauser & E. G. John (Hrsg.), Professionalisierung kaufmännischer Berufsbildung (S. 32-51). Frankfurt: Peter Lang.

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