Problemkontext:
Die Theorie des Lernfeldkonzeptes steht im Zusammenhang mit der Entwicklung einer beruflichen Handlungskompetenz, die durch die Orientierung an beruflichen Handlungsfeldern gewährleistet sein soll. Am Carl-Severing Berufskolleg wird im zweiten Ausbildungsjahr der Automobilkaufleute das Lernfeld 8 durch eine solche Handlungsorientierung ausgestaltet. In der Theorie entspricht die Umsetzung der Intention des Lernfeldkonzeptes. Fraglich ist jedoch, ob auch die Schüler diese Meinung vertreten oder ihrerseits Verbesserungsbedarf hinsichtlich der Umsetzung besteht. In bisherigen Unterrichtshospitationen, die ich in der entsprechenden Klasse erleben durfte, hat sich bereits angedeutet, dass eine solche Unzufriedenheit bestehen könnte.
Thema:
Beispielhafte Erfassung der Schülerperspektive zur Umsetzung des Lernfeldkonzeptes
Erkenntnisinteresse:
Beschreibung der Umsetzung des Lernfelds 8 im Ausbildungsberuf der Automobilekaufleute und Dokumentation der Schülerperspektive
Fragestellung:
Wie nehmen Schüler im Ausbildungsberuf der Automobilkaufleute die Umsetzung des Lernfelds 8 wahr? In welchen Bereichen sehen sie Verbesserungsbedarf?
Zielsetzung:
Analyse der Lernsituation ‚Marketing-Projekt‘, die das Lernfeld 8 ausgestaltet und Darstellung der Schülerperspektive zur Umsetzung
Methodisches Vorgehen:
In einem ersten Schritt habe ich mit dem KMK-Rahmenlehrplan der Automobilkaufleute und dem in NRW geltenden Lehrplan auseinandergesetzt, um die Vorgaben zur Umsetzung des Lernfeldkonzepts in Bezug auf den benannten Ausbildungsberuf nachvollziehen zu können (vgl. Ministerium für Schule, Jugend und Kinder des Landes Nordrhein-Westfalen).
Im weiteren Verlauf möchte ich mit der Methodik der qualitativen, empirischen Sozialforschung arbeiten. Ein zentrales Merkmal davon ist die Verwendung verbalisierter Daten, die eine Erfahrungswirklichkeit der Befragten wiederspiegeln und interpretativ ausgewertet werden können (vgl. Bortz/Döring 2006, S. 296). Unter Berücksichtigung der aufgestellten Forschungsfrage soll zur Datenerhebung zunächst ein Experteninterview mit der Lehrperson durchgeführt werden, in dessen Klasse die Schüler zur Umsetzung des Lernfelds 8 befragt werden sollen. Diese Lehrperson war maßgeblich an der Ausgestaltung der Lernsituation durch die Konzeption des Marketing-Projektes beteiligt und führt es bereits seit mehreren Jahren mit Schülern im Ausbildungsberuf der Automobilkaufleute durch. Die Intention dieser Art der Befragung ist nach Lamnek der Kategorie des informatorischen Interviews zuzuordnen. Es „dient der deskriptiven Erfassung von Tatsachen aus den Wissensbeständen der Befragten“ (Lamnek 2005, S. 333), die als Experten fungieren und Informationen über Sachverhalte liefern sollen, die den Forscher interessieren. Vor diesem Hintergrund eignet sich das Experteninterview, um die Umsetzung des Lernfelds 8 zu beschreiben.
Zur Erfassung der subjektiven Perspektive hinsichtlich der Umsetzung des Lernfelds 8 (ausgestaltet durch die Lernsituation Marketing-Projekt) sollen etwa drei Schüler interviewt werden. Nach einer Auseinandersetzung mit der Thematik und Gesprächen mit der Bildungsgangleitung sowie der betreuenden Lehrperson am Carl-Severing Berufskolleg hat die subjektive Erfassung für die Schule einen höheren Nutzen als die nummerische Erfassung in Form eines Fragebogens innerhalb einer Klasse. Das Forschungsvorhaben bezieht sich daher nicht wie ursprünglich gedacht auf eine Erfassung des Kompetenzzuwachses, sondern auf die Dokumentation der Schülerperspektive in Bezug auf die Umsetzung des Projektes. Aber auch in dieser Betrachtung soll, wenn möglich, die Entwicklung von Kompetenzen insofern thematisiert werden, dass auf die zu entwickelnde Handlungskompetenz im Rahmen des Lernfelds Bezug genommen werden kann.
Das beschriebe Untersuchungsdesign soll mit der Methode des halbstrukturierten Leitfadeninterviews umgesetzt werden. Ein zentrales Merkmal dessen ist die Formulierung offener Fragen, auf die der Interviewte frei antworten kann (vgl. Flick 2010, S. 222). Durch den Leitfaden soll eine Orientierung während der Interviews geschaffen werden, die in Bezug auf die Schülerperspektive insbesondere vor dem Hintergrund eines anschließenden Datenvergleichs relevant ist (vgl. Bortz/Döring 2006, S. 314). Dem Interviewer ist es dabei möglich, die Reihenfolge der zuvor festgelegten Fragen zu variieren, Fragen auszulassen oder zu vertiefen, sodass der Gesprächsverlauf in Reaktion auf die Antworten des Befragten gesteuert werden kann (vgl. Flick 2010, S. 223).
Die Auswertung der gewonnen Daten soll mit Hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse (evtl. nach Mayring 2002, S. 114 f.) erfolgen. Anhand der Ergebnisse ist es dann eventuell möglich in Abhängigkeit der erfassten Schülermeinungen einen Handlungsbedarf auszusprechen.
Literaturverzeichnis
- BORTZ, J. / DÖRING, N. (2006): Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler. Heidelberg: Springer Verlag.
- FLICK, U. (2010): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.
- LAMNEK, S. (2005): Qualitative Sozialforschung. Weinheim, Basel: Beltz Verlag.
- MAYRING, P. (2002): Einführung in die Qualitative Sozialforschung. Eine Anleitung zum qualitativen Denken. Weinheim, Basel: Beltz Verlag.
- SCHULMINISTERIUM NRW (2004): http://www.berufsbildung.schulministerium.nrw.de/cms/upload/_lehrplaene/a/automobilkaufleute.pdf (Stand: 07.06.2013)
Hallo Mira,
ich finde deine Forschungsfrage und auch dein geplantes Vorgehen sehr gut. Die Wahl von offenen Fragen ermöglicht dir gute Antworten zu bekommen, die dir für die Auswertung wertvolle Ergebnisse liefern können.
Meiner Meinung nach solltest du allerdings evtl. etwas mehr SchülerInnen als „nur“ drei befragen, da das ein breit gefächerteres Ergebnis liefern könnte.
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich zu deinem Forschungsthema sagen, dass ich während meiner eigenen Ausbildung auch nach dem Lernfeldkonzept unterrichtet wurde. Ich fand das eigentlich sehr gut, das Problem, welches sich jedoch ergeben hat, ist das insbesondere in Ausbildungsbetrieben mit mehreren Auszubildenden in einem Lehrjahr nicht immer die Möglichkeit besteht, alle gleichzeitig passend zum Lernfeld in der entsprechenden Abteilung einzusetzen auf Grund der Kapazitäten. Dies solltest du evtl. noch bedenken. Das Lernfeldkonzept kann aus diesem Blickwinkel betrachtet, meines Erachtens nach, immer nur so gut sein wie eben auch die Möglichkeiten und Gegebenheiten am Ausbildungsplatz.
Insgesamt bin ich allerdings sehr gespannt auf deine Ergebnisse und wünsche dir viel Spaß und Erfolg bei der Bearbeitung deiner Aufgabe.
Liebe Grüße Steffi
Hallo Mira,
mir gefällt dein Forschungsvorhaben sehr gut.
Positiv finde ich deine Methodik der halbstrukturierten Interviews, die es dir ermöglichen, die Interviews zu steuern und ggf. Fragen auszulassen oder zu ergänzen. Auch dein vorangehendes Experteninterview finde ich gut und wichtig, um eine Vorabmeinung zu erhalten. Mir ist allerdings nicht ganz klar, was deine genaue Intention dahinter ist. Ist es ein zusätzliches Interview oder soll aus den Erkenntnissen des Experteninterviews der Leitfragenkatalog für die Schülerinterviews erstellt werden?
Ich bin sehr an deinen Ergebnissen interessiert, da ich selbst nie eine Berufsschule besucht habe und dementsprechend auch nie im Lernfeldkonzept unterrichtet worden bin. In meinen Praktika habe ich auch immer nur kleine Ausschnitte mitbekommen.
Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg bei der Bearbeitung!
Viele Grüße,
Ilka
Hallo Mira,
also zunächst möchte ich dir sagen, dass ich dein gewählten Forschungsschwerpunkt sehr gut finde. Meiner Meinung nach wird die Thematik rund um das Lernfeldkonzept zukünftig an Bedeutung gewinnen, weshalb ich einen sehr großen Forschungsbedarf innerhalb dieses Themenfeldes sehen. Auch denke ich, dass die Schule von deinen Ergebnisse durchaus profitieren kann um zukünftig im Rahmen ihrer Möglichkeiten alle Potenziale auszuschöpfen.
Gut finde ich weiterhin, dass du mit der Methodik der qualitativen empirischen Sozialforschung arbeiten willst, was ich als einzige Möglichkeit erachte qualitativ hochwertige und aussagekräftige Ergebnisse zu erlangen.
Ich freue mich also auf dein Ergebnis =)
Bis morgen
Kim
Hallo Mira,
ein gelungenes Konzept, wie ich finde! Die Gewinnung der Daten und Informationen stelle ich mich relativ umfangreich vor, dein geplantes Vorgehen erscheint aber sinnvoll und zielführend zu sein. Auch das Erkenntnisinteresse teilst du sicherlich mit „deinem“ Berufskolleg, weshalb du bestimmt Unterstützung finden wirst.
Ich wüsste gern noch etwas mehr zu deinem Experten – woher hat er/sie z.B. die Erfahrungen, was für die SuS in der beruflichen Realität relevant ist? War er/sie selbst vielleicht lange in diesem Bereich tätig? Oder gab es bei der Umsetzungsplanung Rücksprache mit Ausbildungsbetrieben?
Ich bin schon gespannt auf deine Ergebnisse und wünsche dir viel Spaß und viel Erfolg bei der Umsetzung deines Vorhabens!
Viele Grüße
Stefanie