
Jasmin Heinrichs hat Grundschullehramt an der Universität Paderborn studiert und im Wintersemester 2024/2025 am Peer-Mentoring-Programm „Einblick!“ teilgenommen. Sie arbeitet nun an der TUM am Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie und promoviert zum Thema der professionellen Unterrichtswahrnehmung von (angehenden) Lehrkräften.
Bereits mit meinem Lehramtsstudium der Fächer Sprachliche und Mathematische Grundbildung sowie Englisch an der Universität Paderborn hat mein Weg in die Wissenschaft begonnen. Mein erster Kontakt zur Forschung ergab sich über meine Bachelorarbeit, in der ich die soziale Akzeptanz von Mädchen und Jungen mit Förderbedarf untersuchte. Später im Studium folgten zwei weitere Forschungsarbeiten (im Bereich Bildungswissenschaften und in der Sprachdidaktik Deutsch) sowie schließlich meine Masterarbeit über die Kompetenzeinschätzungen von studentischen Vertretungslehrkräften im Praxissemester. Parallel konnte ich als studentische und wissenschaftliche Hilfskraft am Zentrum für Bildungsforschung und Lehrerbildung (PLAZ) Einblicke in den wissenschaftlichen Alltag gewinnen. Besonders prägend war dabei die enge Zusammenarbeit mit zwei Promovierenden, die ich vom Beginn bis zum Abschluss ihrer Promotion begleitet habe. Diese Erfahrung hat mir nicht nur gezeigt, wie vielfältig Forschung sein kann, sondern auch, welche Herausforderungen und Chancen eine Promotion mit sich bringt.
Dennoch war für mich bis zu einer Stellenzusage unklar, welchen Weg ich nach dem Studium einschlagen will. Ich stellte mir Fragen wie: Soll ich zunächst das Referendariat und somit meine Lehramtsausbildung vollständig abschließen? Oder möchte ich promovieren und mit einer Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin in das Arbeitsleben einsteigen? Ist die Wissenschaft wirklich etwas für mich, macht sie mir Spaß? Und woher weiß ich, in welchem Fachbereich ich forschen möchte?
Da ich insbesondere im Grundschullehramt und Freundeskreis wenige Studierende getroffen habe, die sich mit solchen Fragestellungen auseinandergesetzt haben, erschien mir das Peer-Mentoring-Programm hilfreich. Es reizte mich sehr, mich mit anderen Studierenden, die womöglich vor ähnlichen Fragen und Entscheidungen standen, austauschen zu können. Und wie erwartet gab mir das Programm zahlreiche Impulse und vor allem Orientierung. Workshops haben mir neue Perspektiven eröffnet und mich umfassend informiert, z.B. über Unterstützungsangebote für Promovierende an der Universität Paderborn sowie über Finanzierungsmöglichkeiten im Verlauf der Promotion. Selbstreflexionen schlossen sich an und mir wurde bspw. klar: Für mich kommt eine Promotion nur in Verbindung mit einer wissenschaftlichen Mitarbeiter*innenstelle infrage. Ganz besonders hilfreich waren die Kleingruppentreffen mit unserer Mentorin, einer Promovierenden der Uni Paderborn. Mit ihr haben wir uns intensiv über Bewerbungsprozesse, unterschiedliche Karrierewege in der Wissenschaft sowie universitäre Strukturen ausgetauscht.
Während der Arbeit an meiner Masterarbeit begann ich, mich parallel einerseits auf wissenschaftliche Stellen und andererseits für das Referendariat zu bewerben. Mein Gedanke war: Wenn sich eine gute und passende Stelle findet, gehe ich zunächst die Promotion an und hole später das Referendariat nach. Und tatsächlich wurde ich auf zwei spannende Stellen aufmerksam. Während das Bewerbungsgespräch an der Technischen Universität München schon Mitte Dezember, weiterhin mitten in meiner Masterarbeitsphase, stattfand (die Zusage kam wenig später und freute mich sehr), sagte ich das Gespräch für die zweite Stelle im Januar ab. Die Entscheidung für die TUM fühlte sich sofort richtig an. Unter anderem, weil der Austausch und das Miteinander im Bewerbungsgespräch und bei einem späteren Besuch des Lehrstuhls sehr angenehm waren. Es passte, insbesondere menschlich.
Rückblickend konnte ich durch die Arbeit als SHK/WHB erste Erfahrungen im Arbeitskontext Wissenschaft sammeln, doch erst die Gespräche mit unserer Mentorin zeigten so viele wertvolle Informationen auf. Auch informelles Wissen darüber, wie unterschiedlich wissenschaftliche Arbeit oder auch das Miteinander an der Universität (z.B. je nach Fakultät, Fach oder Lehrstuhl) aussehen können. Denn unsere Mentorin hatte selbst in verschiedenen Bereichen und an unterschiedlichen Universitäten gearbeitet und konnte uns so die diversen universitären Strukturen und Abläufe gut erklären. Kleiner Exkurs: Auch das Thema Imposter-Syndrom haben wir einige Male thematisiert sowie in einem Workshop mit einer Trainerin intensiver besprochen. Allein zu wissen, dass die damit einhergehenden Gefühle vielen bekannt sind, nimmt viel Druck.
Ein Aspekt, der mir in diesem Zusammenhang noch einmal besonders bewusst geworden ist, betrifft das Thema Mobilität in der Wissenschaft. Der Schritt, von Paderborn nach München zu ziehen, bedeutete für mich nicht nur einen Ortswechsel, sondern auch eine Neuorientierung – beruflich wie privat. Mobilität ist im deutschen Wissenschaftssystem mittlerweile oder nicht selten eine zentrale Voraussetzung aufgrund des wissenschaftlichen Stellenmarktes, und sie ist zeitgleich Herausforderung wie Chance. Mir eröffnet sie neue Perspektiven, ermöglicht den Austausch mit neuen Institutionen und erweitert den eigenen Blick auf das Fach. Gleichzeitig fordert sie heraus, z.B. durch den Umzug in eine neue und viel größere Stadt, den Aufbau neuer Netzwerke und die Anpassung an andere universitäre Strukturen. Dieser Schritt war für mich mit vielen Fragen verbunden, aber insbesondere auch mit Neugier und Offenheit. Rückblickend sehe ich meinen universitären Wechsel zum Promotionsstart hin als wichtigen Schritt meiner beruflichen Entwicklung in der Wissenschaft, den ich gerne gegangen bin. Gleichzeitig bin ich mir bewusst, dass ich diesen Schritt durch meine Ungebundenheit gehen konnte, was in anderen Lebensphasen (beispielsweise mit Familie) eine größere Herausforderung dargestellt hätte.
Heute arbeite ich in München an meiner Promotion und bin dankbar, dass mich das Peer-Mentoring auf genau diesem Weg begleitet hat. Es hat mir nicht nur bei der Entscheidung (Promotion: Ja oder Nein?) geholfen, sondern mir auch den Übergang in meine neue Rolle – als Wissenschaftlerin – erleichtert.






