Shadowing

Begriffsbestimmung

Shadowing (aus Engl. Schatten / Beschatten) bietet als Mentoring-Element das Potenzial, Erfahrungswissen von Mentor*innen in der Praxis zu erleben. Konkret definiert Ulrike Kére Shadowing als “Teilhabe der Mentees am Berufsalltag“ (Kére, 2017, 114). Julia Steinhausen und Ingrid Scharlau führen im Rahmen von Mentoring-Programmen für Doktorandinnen aus:

„Zusätzlich kann das Angebot eines Shadowings durch die Mentor_in sehr gewinnbringend für die Mentee sein. Hierbei begleitet die Mentee die Mentor_in einen Tag lang wie ein Schatten und bekommt einen direkten Einblick in den Arbeitsalltag, z. B. bei Besprechungen und Vortragsvorbereitungen.“ (Steinhausen und Scharlau, 2017, 326)

Shadowing kann eine Ergänzung zum jeweiligen Studiums- und Arbeitskontext der Mentees sein. Bestenfalls erleben sie, wie ihre Kompetenzen im Berufsalltag integrierbar werden. Doch sie erfahren auch, woher ihre Mentor*innen Erfahrungswissen schöpfen: Wie werden die besprochenen Strategien zur Gestaltung des Arbeitsalltags umgesetzt? Wie bringt man Networking-Tipps in die Praxis? Welche unbewussten oder noch nicht besprochenen Handlungsweisen der Mentor*innen fallen den Mentees auf und können als Thema im Nachgespräch aufgegriffen werden?

Dabei ist Shadowing von Hospitationen abzugrenzen, die eine aktive Einbindung in Arbeitsaufgaben ermöglichen (zur Beschreibung möglicher Hospitationen siehe beispielsweise Bissinger, 2017, 413).

Umsetzung

Die Auswahl der Shadowing-Tage kann über die Klärung der abgedeckten Kompetenzbereiche eines Arbeitstages erfolgen. Die Kompetenzbereiche und damit einhergehenden Arbeiten unterscheiden sich nach Qualifizierungsphase, Arbeitsvertrag oder Stipendium. In der Promotionsphase sind zum Beispiel definierte Cluster Fachkompetenzen, Führungskompetenzen, Kreativität, Lehr- und Didaktikkompetenzen, mündliche Kommunikationskompetenzen, Projektmanagement, schriftliche Kommunikationskompetenzen, Selbstmanagement, systematisches Arbeiten und Teamfähigkeit (vgl. Vurgun et al., 18). Daraus lassen sich etwa die folgenden Arbeitsgebiete erschließen:

  • Lehre
  • Team-Besprechungen (mit studentischen Mitarbeiter*innen)
  • Teilnahme an der akademischen Selbstverwaltung
  • Forschung
  • Erstellen von Veröffentlichungen
  • Teilnahme an Kongressen
  • Veranstaltungsorganisation

Mentees und Mentor*innen können daher gemeinsam erarbeiten, welche Kompetenzbereiche für die Mentee von besonderer Relevanz sind und an welchen Arbeitstagen diese zu beobachten sind. Leitfragen können sein:

  • Welche Einblicke hat die Mentee bereits in bestimmte Arbeitsbereiche, zum Beispiel als studentische Mitarbeiterin? Inwieweit wünscht sich die Mentee dazu neue Perspektiven?
  • Inwieweit muss Vertraulichkeit bei bestimmten Arbeitsbereichen gewahrt bleiben? Wo kann die*der Mentor*in aufgrund von Belangen von Dritten keine Einblicke gewähren? Welche Personen müssen vorab über das Shadowing informiert werden?
  • Welche Räumlichkeiten stehen für das Shadowing zur Verfügung? Wird das Büro der Mentor*innen von anderen genutzt, die gestört werden könnten?
  • Welche Arbeitstage schließen am besten an die besprochenen Themen an?

Besonderer Aufmerksamkeit kommt dabei der Tatsache zu, dass Arbeitsalltage der Hochschule meist individuell gestaltet werden können. Das resultiert in einer Vielseitigkeit, die Mentees in der Praxis näher gebracht werden kann. Von Vorteil ist, den Austausch mit Kolleg*innen der Mentor*innen während des Shadowing zu ermöglichen. Zudem bringt der Hochschulalltag eine Vielzahl an Aufgaben mit sich, die die Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben als Herausforderung wirken lassen. Gleichzeitig lässt sich in mancher Hinsicht auch eine erleichterte Vereinbarung beobachten. Shadowing kann verdeutlichen, wie Vereinbarkeit gestaltet werden kann, indem z. B. in der Planung darauf geachtet wird, dieses Thema einfließen zu lassen (ohne die Grenze zur Teilhabe am persönlichen Leben zu überschreiten). Da die Vereinbarkeit unterschiedliche Ausprägungen abhängig von Fachkulturen erkennen lässt, bietet es sich beim fachfremdem Shadowing an, zu erarbeiten, welche Bestandteile der Alltagsorganisation zu generalisieren sind.

Zur Veranschaulichung bieten die folgenden Abschnitte zwei Kurzeinblicke in Shadowing-Erfahrungen. Im ersten Abschnitt beantwortet eine*r ehemalige*r Mentor*in einige Kernfragen zur eigenen Shadowing-Erfahrung. Im zweiten und letzten Abschnitt des Beitrags präsentiert Dr. Anda-Lisa Harmening als Koordinatorin erste Erfahrungen des Shadowing-Programms der Fakultät für Kulturwissenschaften an der Universität Paderborn.

Einblick in die Nutzung von Shadowing im Mentoring-Programm perspEktIve M: Kurzimpression mit ein*e ehemalige*r Mentor*in

1. Warum wolltest du das Shadowing ermöglichen?

Ich finde, es ist eine gute Möglichkeit, den wissenschaftlichen Alltag hautnah erlebbar zu machen.

2. Wie hast du dich auf das Shadowing vorbereitet?

Ich habe mir Gedanken gemacht, an welchem Tag in unserem Team Termine anstehen, die spannend sein könnten und die Mentee dabei sein lassen.

3. Was war dir beim Shadowing besonders wichtig?

Dass die Mentee eine realistische Vorstellung von meinem Arbeitsalltag bekommt und anschließend Fragen stellen kann, die wir gemeinsam klären.

4. Gab es beim Shadowing für dich unerwartete Momente? Hast du dir manche Situationen vielleicht anders vorgestellt?

Eigentlich nicht.

5. Wie blickst du heute auf das Shadowing zurück?

Ich glaube, es war für alle Beteiligten interessant.

Promotionsinteressiert? Schau einem*r WiMi über die Schulter! Shadowing an der Fakultät für Kulturwissenschaften

Lehre, Gremienarbeit, Wissenschaftsmanagement, Führung von studentischen Hilfskräften und Forschen – Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen haben je nach Anbindung an ein Institut oder einen Bereich unterschiedliche und in der Regel vielfältige Aufgaben. Noch immer ist die Anstellung als wissenschaftliche Mitarbeiter*in in Kombination mit einem Promotionsprojekt eine mögliche Finanzierungsform für Wissenschaftler*innen in Qualifikationsphasen und noch immer fällt es vielen Promotionsinteressierten schwer eine Vorstellung von den Tätigkeiten auf solchen Stellen zu gewinnen.

Das Programm Shadowing von WiMi’s der Fakultät für Kulturwissenschaften möchte Studierenden mit Promotionsinteresse ermöglichen, Einblicke in Tätigkeiten von wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und Forschenden in Qualifikationsphasen zu erhalten. Im Rahmen dessen nimmt beispielsweise eine wissenschaftliche Mitarbeiterin eine Studentin einen Tag mit in ihren Arbeits- und Forschungsalltag, berichtet von den anstehenden Aufgaben und verschafft ihr somit Einblicke in einen möglichen Tagesablauf als Wissenschaftlerin.

Dr. Christina Lammer, Projektkoordinatorin perspEktIve M

Quellen

Bissinger, V., 2017. Mentoring im Wissenschaftsmanagement, in: Petersen, R., Budde, M., Brocke, P.S., Doebert, G., Rudack, H., Wolf, H. (Eds.), Praxishandbuch Mentoring in der Wissenschaft. Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden, pp. 409–415. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14268-1_32

Kére, U., 2017. Mentoring-Formate: Kooperationen im Rahmen von Mentoring-Programmen, in: Petersen, R., Budde, M., Brocke, P.S., Doebert, G., Rudack, H., Wolf, H. (Eds.), Praxishandbuch Mentoring in der Wissenschaft. Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden, pp. 105–117. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14268-1_10

Steinhausen, J., Scharlau, I., 2017. Gegen das weibliche Cooling-out in der Wissenschaft, in: Petersen, R., Budde, M., Brocke, P.S., Doebert, G., Rudack, H., Wolf, H. (Eds.), Praxishandbuch Mentoring in der Wissenschaft. Springer Fachmedien, Wiesbaden, pp. 315–330. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14268-1_24

Vurgun, S., Dumpitak, C., Adams, A., Husmann, D., Kissling, C., Nickels, B., Schölzig, K., Schuchert, C., Vasilov, V., n.d. Kompetenzentwicklung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern.