LISA WHO

LISA WHO ist eine Sängerin und Musikerin aus Berlin, die seit 2014 als Solokünstlerin mit Psychedelic Pop in Erscheinung tritt. Außerdem steht sie in enger Verbindung mit der Indie-Rock-Band Madsen und hat dort langjährige Erfahrung als Live-Keyboarderin, Background-Sängerin und Songwriterin. Ihr jüngstes Studioalbum aus dem Jahr 2021 trägt den Titel Ein neuer Beginn. Für die Arbeit an den Songs tat sie sich dabei mit Madsen-Bandmitglied Sebastian Madsen sowie dem Produzenten Tobias Siebert zusammen.  

Interview mit Lisa Who

 

Transkription des Interviews

Interview zwischen Jonathan Markert und LISA WHO, Berlin, 03.09.2021. 

Quelle: #HowToPop: „Interview mit Lisa Who“, 06.01.2022, Youtube, URL: https://www.youtube.com/watch?v=pvjhYPwvGj4&list=PLG-cTcBygJd1Ic5bmS4iv7PE-mOyv0C3P&index=4 (Abruf: 01.02.2022). 

Inhalt

Eingangsfrage 

[00:00:07] 

Jonathan: Ja, guten Tag und herzlich willkommen, mein Name ist Jonathan Markert und ich bin Student von der Uni Paderborn im Musikwissenschaftlichen Seminar Detmold-Paderborn. Wir acht Studierende haben ein Projekt mit dem Namen #howtopop, mit welchem wir Produktions-, also Entstehungsprozesse in populärer Musik, von Songs in populärer Musik, untersuchen möchten. Dazu führen wir Interviews und heute machen wir das in Berlin mit der Musikerin LISA WHO. Hallo, schön, dass du da bist. 

[00:00:34] 

Lisa: Hallo, freut mich. 

[00:00:36] 

Jonathan: Ja, ich sage ganz kurz was zum Konzept, aber nur ganz kurz. Und zwar, ich stelle dir eigentlich sehr allgemeine Fragen und du kannst dann gerne sehr ausführlich darauf antworten. Wenn es nicht so ausführlich ist, ist es nicht so schlimm, weil ich habe dann auch noch spezifischere Nachfragen. Ja, und dann fangen wir einfach mal an. 

[00:00:52] 

Lisa: Ja, gerne. 

[00:00:52] 

Jonathan: Die erste Frage ist … also, es geht ja um Entstehungsprozesse von Songs und wenn du jetzt einen neuen Song beginnst, was passiert dann? So zum Beispiel am Anfang? Was steht am Anfang als erstes? 

[00:01:05] 

Lisa: Ganz als erstes? Also das können verschiedene Sachen sein. Irgendwoher muss so ein Funke kommen, eine Inspiration. Entweder das kommt dadurch, dass ich eine Wortkombination, oder … also durchs Lesen, dass ich ein Buch lese und denke: Wow, der Satz ist toll oder irgendwas und das löst dann eine Kette aus. Und ich assoziiere irgendwas damit aus meinem eigenen, ja, aus meinem eigenen Denken oder so. Und dann geht das los, dass ich denke: Wow, das ist toll formuliert und damit kann ich irgendwie was anfangen. Das möchte ich irgendwie für mich benutzen. Oder ich höre eine ganz tolle musikalische Idee, oder nicht eine Idee, ich höre was, ein Stück Musik, egal ob das Klassik ist, ob das Pop ist, ob das Rock ist, irgendwas, was mich berührt und bei dem ich denke: Wow toll, und will das irgendwie, dieses Gefühl, was das in mir auslöst, nachahmen. Oder es ist eine Melodie, Akkordkombination, bei der ich denke: Wow, was passiert da, das finde ich toll, dann versuche ich das nachzumachen und daraus entwickelt sich dann wieder was Eigenes. Ist immer so ein kleiner Funke und das kann entweder aus was sein, was ich höre, was ich lese. Manchmal ist es tatsächlich auch, wenn ich irgendwas gucke, ob das eine Serie ist oder so. Also irgendwas, was in mich reinkommt, löst irgendwie so einen kleinen Funken aus und von dem aus geht was weiter. 

[00:02:29] 

Jonathan: Und wie würde es dann weitergehen, wenn du dann zum Instrument gehst oder es dann an Melodien geht? Oder Akkordfolgen? 

[00:02:37] 

Lisa: Ja, ich finde, das ist so, manche sagen ja: Ich mache das immer so. Bei mir ist es wirklich ganz, ganz unterschiedlich. Aber manchmal denke ich dann einfach drüber nach und wenn es jetzt zum Beispiel so eine Wortkombination ist und habe dann vielleicht schon ein paar Sätze und noch gar keine Melodie. Manchmal fällt mir auch sofort eine Melodie dazu ein und ich habe sofort was, was ich irgendwie selber gut finde. Manchmal verfällt sowas natürlich auch total schnell wieder, ne. Dann habe ich was, bei dem ich denke: Oah voll cool, und dann geht es aber irgendwie nicht weiter und dann verpufft das. Dann verliere ich das Interesse so ein bisschen da dran. Aber wenn das Interesse da ist, dann denke ich entweder einfach nur drüber nach, weil ich eh gerade unterwegs bin und schreibe Sachen auf. Dann kommen auch oft automatisch Ideen. Ich habe auch schon mal ein Lied angefangen, weil ich so eine Stimmung erzeugen wollte und habe direkt produziert quasi. Hab mich direkt an den Computer gesetzt und Sounds gesucht, die mich dann sehr stark irgendwie mitgenommen haben. Ja, also auch das ist nicht so klar zu beantworten. Es gibt so ganz viele verschiedene Wege und wann ich ans Instrument gehe oder daran, es aufzunehmen, ja, ist schwer zu sagen. Manchmal auch tatsächlich, also ich glaube, es gab jetzt auf meinem letzten Album auch Lieder, die habe ich einfach nur … obwohl nee, die habe ich auch grob produziert. Nee also irgendwann setze ich mich schon an ein Instrument und, also es gibt jetzt nicht das, dass ich es einfach nur im Kopf habe und eine Melodie habe und dann quasi zum Produzenten gehe oder so und sage: Jetzt lass uns das machen. Also so ein bisschen raus muss es schon, was ich dann da habe, im Kopf habe, ja. 

Inspirationen 

[00:04:13] 

Jonathan: Ja, ja gut, danke. Du hast ja jetzt also schon direkt über Inspirationen gesprochen, die dich dazu motivieren, zum Beispiel über Texte oder, die du liest. Und das wäre jetzt auch meine nächste Frage gewesen, wo kommen die Ideen her? Hast du jetzt zum Teil schon beantwortet. Und kannst du vielleicht sagen, welche Künstler oder Künstlerinnen dich konkret beeinflussen? Also mal ein paar Namen nennen? 

[00:04:37] 

Lisa: Ja, also im Schriftlichen ist es auf jeden Fall schon immer Erich Kästner oder Erich Fried, also auch Gedichte. Und vor allem mag ich Sprache, die ganz simpel ist eigentlich, aber bei der man dann denkt: Das ist wahnsinnig schön ausgedrückt und so habe ich das irgendwie noch nicht gehört. Und das habe ich zum Beispiel bei Erich Kästner schon immer gehabt und auch immer wieder, also jetzt vor allem in den Gedichten. Ich habe so ein kleines gelbes Reclam-Heft, das sind – „Erich Kästner Gedichte“ heißt das –, das ist schon total zerfetzt und total viel rein notiert und kleine Post-Its dran und so und jedes Mal, wenn ich ein Gedicht, was ich quasi markiert habe, wieder lese, denke ich so: Oah, ich weiß warum, das ist echt toll. Und entdecke aber auch immer wieder eins, was mir vorher noch nicht so aufgefallen ist. Das liebe ich und da mag ich auch Erich Fried sehr gerne. Und im Musikalischen hole ich ganz viel Inspiration, aber das ist glaube ich eher, was das Singen und was die Leichtigkeit und die Geschmeidigkeit der Stimme angeht, aus dem Jazz, da liebe ich Ella Fitzgerald, Billie Holiday, Peggy Lee. Ja, so die Sängerinnen, die ich einfach sehr gerne höre. Und musikalisch, oah, da gibt es total vieles. Ich liebe gerade Kings of Convenience, alles so Musik eigentlich, die so eine Leichtigkeit und so eine Wärme und so eine Weichheit ausstrahlt. Oder ich liebe immer und immer wieder die Beatles. Lana Del Rey finde ich toll, wenn es jetzt so um Inspiration geht, wo ich auch denke: Oah, das finde ich musikalisch inspirierend für mich. Beim, also jetzt von Billie Holiday oder Ella Fitzgerald zu meiner Musik zu kommen, ist ja schon so, dass man denkt: Hm, ja so viel Jazz ist da jetzt nicht drin. Aber natürlich so was wie Lana Del Rey, dann findet man einfacher vielleicht eine Brücke oder so, das ist aktueller. 

[00:06:38] 

Jonathan: Habe ich tatsächlich auch schon dran gedacht, ja. 

[00:06:39] 

Lisa: Ja, so was. Oder natürlich auch Pink Floyd, ne. Diese, wenn es so um sphärische, psychedelische Sachen geht, finde ich da auch immer wieder Inspiration. Ja, also da ist die Liste endlos lang was so Musik angeht und auch sehr divers. 

[00:06:57] 

Jonathan: Okay, ja. Ja. Würdest du deshalb dann auch sagen, dass diese Einflüsse eher unterbewusst deine Musik beeinflussen? 

[00:07:08] 

Lisa: Ja. 

[00:07:08] 

Jonathan: Oder würdest du sagen, du setzt dir ganz konkret das Ziel: Hier möchte ich jetzt mal ein bisschen mehr in die eine Richtung gehen und da in die andere und lässt dich dann konkret inspirieren? 

[00:07:12] 

Lisa: Nee, nee, das ist eher unterbewusst, gefühlt. Obwohl ich auch schon manchmal ein Lied gehört habe und dachte: Wow, das ist eine krasse Stimmung, die da erzeugt wird, so eine möchte ich auch erzeugen. Wie heißt denn … zum Beispiel ein ganz konkretes Beispiel ist diese Twin Peaks Melodie, ne. Kennt ihr die? Oder kennst du die? 

[00:07:36] 

Jonathan: Weiß ich gerade nicht. 

[00:07:38] 

Lisa: Ich kann sie jetzt auch nicht, das ist halt eine instrumentale Melodie, die kann ich jetzt schwer nachmachen, aber die hat mich ganz konkret inspiriert zu einem Lied auf meinem Album. Das heißt „Er hat mich wieder nicht gesehen“. Und dieses ganz am Anfang, da wollte ich schon genau so eine Stimmung erzeugen und ich glaube, so viel ist davon gar nicht mehr übrig. Das ist immer das Erstaunliche und auch das Schöne daran. Man kann sich auch vornehmen, ich möchte jetzt ein Lied so nachbauen, aber wahrscheinlich, also klar, manchmal ist es offensichtlich, auch bei Popmusik, jetzt so Mainstream Popmusik, aber es ist oft sehr wahrscheinlich, dass jemand, der das hört, den Zusammenhang nicht mehr sieht, weil dann doch im Prozess des Schreibens, im Prozess des Produzierens, wenn man Sounds sucht, so viel passiert, was es dann wieder zu was total Eigenem macht. Und das liebe ich an Musik. Deswegen, es gibt schon manchmal eine Stimmung, die ich nachahmen möchte, weil die mich irgendwie total berührt oder so. Ja, genau, das gibt es schon auch. Aber ich sage jetzt zum Beispiel nicht: Ich möchte jetzt klingen wie …, deswegen. Ich glaube, dass passiert eh sehr, sehr selten, dass man dann wirklich so klingt [lacht], also das kann man vielleicht benutzen, um sich selber weiter zu finden und zu sagen: Ich möchte jetzt gerne mal probieren sowas zu machen oder so, aber solange man nicht covert wird das eh schwer. 

[00:09:06] 

Jonathan: Ja. Okay, ja, dann hast du ja gerade auch schon über Schriftsteller – zwei Schriftsteller , hast du erwähnt, die dich beeinflussen, das wären jetzt außermusikalische Einflüsse, die deine Musik mit prägen. Gibt es da noch weitere Elemente, außermusikalische Elemente, die deine Musik mit prägen? Also vielleicht politisches oder persönliches oder die Natur oder bildende Kunst? 

[00:09:29] 

Lisa: Ja. Ja, also die Natur auf jeden Fall, die Natur ist so für mich die, also mit eine der größten Sachen, aus denen ich was ziehen kann. Ob das jetzt Kraft ist oder sonst etwas. Ich bin sehr gerne in der Natur, ich bin immer wieder komplett fasziniert, was da alles einfach – einfach in Anführungsstrichen – entstanden ist oder immer wieder entsteht. Das kann irgendwie eine Blume sein mit einer Blüte oder ein kleines Tier, bei dem ich denke: Das ist einfach krass, dass es das gibt. Und das ist so eine, ich weiß nicht, das ist irgendwie was, was bei mir nie weg gegangen ist, so eine kindliche Faszination. Dass ich da drauf gucke und echt einfach krass fasziniert bin. Und ich habe auch sehr, sehr große Glücksgefühle, wenn ich wandere, auf einen Berg, und dann runter gucke und dann denke so: Wow, das ist eigentlich voll das Paradies, in dem ich hier leben darf. Also die Natur ist eine sehr, sehr große Quelle der Inspiration für mich. Und Kunst aber auf jeden Fall auch. Ich weiß noch, ich war einmal auf einer Ausstellung von Ólafur Elíasson hier in Berlin. Das war die erste, die ich von ihm gesehen hab und auch bisher die einzige, obwohl ich nochmal einzelne Stücke gesehen hab, hier in dem Boros Bunker, das ist auch eine ganz tolle private Kunstsammlung hier in Berlin. Und der macht so ganz viel mit Licht und auch mit Bewegung, da war zum Beispiel ein Föhn, der an einem Kabel hing und sich … oder war es ein Föhn? Ich muss mal überlegen. Das ist wieder mit meinem Gedächtnis. Aber auf jeden Fall ist der so gekreist, einmal im luftleeren Raum quasi und einmal mit Beeinflussung von den Menschen die reinkommen und sowas, was natürlich was ganz anderes gemacht hat. Und das hat mich irgendwie damals total beeindruckt, weil es so einfach ist, aber man sieht, was passiert, wenn auf irgendwas Einfluss genommen wird und das kann man ja auf sich beziehen oder auf sonst was. Also sowas, das regt dann auch wieder Gedanken an, die dann wieder zu einem Lied führen können, nicht müssen, aber ich mache das in letzter Zeit natürlich auch durch die Pandemie bedingt, viel zu selten, mir Kunst anzugucken. Aber ich würde sagen, dass das auch eine sehr große Inspiration sein kann. Jetzt nicht meine hauptsächliche, weil ich es dazu zu selten mache, ich gehe jetzt nicht regelmäßig in Ausstellungen und so, aber wenn ich mal eine erwische, die wirklich irgendwas trifft in mir, dann ist das auf jeden Fall auch eine Inspiration. Du hast ja auch Politik erwähnt … 

[00:12:17] 

Jonathan: Genau. 

[00:12:17] 

Lisa: … und das ist ja so ein Thema, womit sich alle Künstler*innen eigentlich viel beschäftigen. Auch gerade weil wir ja jetzt in einer sehr politischen Zeit leben, aber ich muss sagen, ich habe noch nicht so richtig die Brücke gefunden, zwischen wie ich mich künstlerisch ausdrücke und dass das auch richtig politisch ist. Also wenn ich jetzt von richtig politischen Liedern, die Dinge auch benennen, natürlich kann man in viele Dinge auch was Politisches rein interpretieren und eigentlich ist ja alles, was man macht auch in irgendeiner Art und Weise politisch. Aber jetzt so einen richtig klassischen politischen, so ein Protestlied oder sowas, das habe ich in meiner Musik, was jetzt LISA WHO betrifft, noch nicht so richtig quasi eine Stimme gefunden. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich letztes Jahr für Madsen – die Band in der ich ja auch spiele und wo ich auch mitschreibe und -texte –, die haben ein Punk-Album gemacht in der Corona-Zeit, was heißt „Na gut dann nicht“ und da habe ich zwei Lieder geschrieben, die sehr, sehr politisch sind. Das eine heißt „Alte weiße Männer“ und das andere heißt „Supergau“ und geht eigentlich um den Untergang der Erde durch den Menschen. Und da kann ich mich gut ausdrücken; wenn das dann Männer schreien und auf eine Art darbieten, die irgendwie auch dazu passt, habe ich da schon eine Stimme. Nur … 

[00:13:48] 

Jonathan: Du schreibst, du bist dann Inkognito, du bist selbst damit nicht sichtbar. 

[00:13:50] 

Lisa: Genau, ich schreibe einfach nur und singe nicht. Und ich finde auch irgendwie, also ich habe noch nicht den Weg gefunden, wie ich es zu meiner Stimme, mit meinen Worten, die ich für meine Musik wähle, passt. Wiederum für andere kann ich da Emotionen, die ich definitiv ja auch habe, und Wut und keine Ahnung, kann ich da schon gut ausdrücken. Deswegen, ich wollte gerade sagen, Politik ist nicht so eine Inspiration aber jetzt merke ich gerade im Gespräch, es ist gar nicht so, weil es ist vielleicht nur für meine Musik nicht so aber ich bin ja nicht nur, ich bin ja nicht nur LISA WHO, sondern wie gesagt, ich schreibe auch für andere und da ist es schon eine Inspiration. Was politisch so abgeht, ja. 

[00:14:32] 

Jonathan: Ja, dann sind es bei dir wahrscheinlich vermutlich auch eher persönliche Dinge, die dich dann beeinflussen auf der außermusikalischen Ebene? 

[00:14:42] 

Lisa: Ja persönlich, eigentlich ist ja alles persönlich, ne. 

[00:14:45] 

Jonathan: Ja, das stimmt. Ja persönlich ist sehr allgemein gehalten, aber das war noch ein Aspekt, den ich genannt hatte … wollte ich kurz vielleicht noch mit aufgreifen. Ja, aber da musst du jetzt auch nichts zu sagen. Also, ja. 

[00:14:56] 

Lisa: Also es ist das Leben, was einen beeinflusst. Es ist dann alles, Nachrichten die man liest, das sind Gespräche die man hat, das sind Filme die man guckt, sind Bücher die man liest und natürlich wird es immer persönlich, weil man dazu ja ein Gefühl hat. Also ich habe ja, in dem Moment in dem ich etwas lese, entweder lese ich es und es ist sofort wieder weg oder nicht so interessant, oder ich habe da ein Gefühl dazu, was irgendeine Emotion auslöst und dann wird es ja sofort persönlich. Deswegen ja, es ist auf jeden Fall alles auch persönlich [lacht]. 

Musikalische Bildung 

[00:15:26] 

Jonathan: Ja okay, danke. Ja dann würde ich sagen, gehen wir jetzt mal zur nächsten Kategorie und zwar: Woher hast du das Know-how, wenn es darum geht, Musik zu machen und Songs zu produzieren? 

[00:15:39] 

Lisa: Ja, einfach machen. Also ich bin … ich habe nie irgendwas in der Richtung studiert. Ich habe einmal teilgenommen am Pop-Kurs, das ist in Hamburg ein Kontaktstudiengang. Da kann man sich bewerben, dann wird man mit ganz vielen Menschen zusammen in der Musikschule in Hamburg eingesperrt, quasi; für zwei mal drei Wochen, schreibt Lieder, macht Musik, aber hat auch Workshops wo man lernt, wie funktioniert die GEMA, wie funktioniert die GVL. Dann hat man Instrumentalunterricht und so und bei mir war es so, dass mein Papa auch Musiker ist und er eigentlich schon früh mir ans Herz gelegt hat, ein Instrument zu lernen, aber ich hatte nie so richtig Bock. Ich habe dann angefangen mit Keyboard, dann Gitarre, dann Klavier und hab das immer alles wieder erfolgreich abgebrochen und mit 15 wollte ich dann selber aber Gesangsunterricht haben. Und dann hat mein Papa mir eine Bekannte von ihm vermittelt und dann habe ich halt angefangen, aus einem eigenen Interesse Gesangsunterricht zu nehmen. Habe erst mal nur gesungen. Und dann kam irgendwann dazu, dass ich, ja, Ideen im Kopf hatte und die gerne auch selber umsetzten wollte, also habe ich wieder angefangen Gitarre und Klavier zu spielen. Aber halt auf so einer Art, auf so eine, ja, ich habe einfach das versucht zu lernen, was ich dann brauchte dafür. Und so habe ich das eigentlich jetzt seit mittlerweile schon, naja dann über 20 Jahren mir selber beigebracht. Und ich habe immer mal wieder Gitarrenunterricht genommen, ich nehme auch immer noch Gesangsunterricht einmal die Woche, ich hatte versucht dann zwischendurch mal irgendwelche klassischen Sachen auf einem Klavier zu spielen, aber die meisten Sachen lerne ich wirklich durch Machen. Dann habe ich mich irgendwann einfach an den Computer gesetzt, habe mich versucht, mit den Musikprogrammen auseinanderzusetzen, angefangen mit GarageBand. Dann habe ich ganz viel gelernt, als ich bei Madsen in die Band eingestiegen bin, weil ich da immer dabei war, wenn wir dann aufgenommen haben oder wenn die was aufgenommen haben. Da habe ich ganz viel entdeckt und dann kann man sehr viel selber herum probieren. Viel habe ich auch durch andere Lieder gelernt, die es schon gibt, dass ich dachte: Oah, das ist so eine schöne Melodie und so schöne Akkorde, das muss ja tierisch kompliziert sein. Dann habe ich das versucht rauszuhören oder rauszu… im Internet die Akkorde zu finden und dadurch lernt man auch total viel. Also ich habe, ja, eigentlich habe ich dieses Know-how, was ich mittlerweile habe, einfach durch das Machen. Und halt hier und da, klar, Unterricht und so. Aber nie so krass stringent, dass man sagt: Ah okay, sie hat zehn Jahre Klavierunterricht gehabt oder so [lacht]. Ja, ich hätte gerne – dass ist immer dieses, was immer die Leute sagen –, ich hätte gerne auch früh, ich habe zu meinen Eltern immer gesagt, ich hätte gerne gehabt, dass ihr mich zum Klavierunterricht zwingt. Dann haben sie mir gesagt: Ja, dich konnte man aber nicht zwingen. Und dann dachte ich so: Ja okay [lacht]. Aber … 

[00:18:43] 

Jonathan: Ja ich denke Zwingen ist wahrscheinlich auch keine gute Idee. Und wenn es damals nicht dein Ding war dann ist das auch richtig so gewesen. 

[00:18:47] 

Lisa: Ja, ja. 

[00:18:51] 

Jonathan: Also die nächste Frage schließt dann noch ein bisschen konkreter daran an. Du hast ja eben schon erwähnt, dass du in andere Songs vielleicht rein hörst und versuchst Akkordfolgen heraus zu hören. Meine nächste Frage ist nämlich: Wie kommst du genau konkret auf Akkorde und Melodien in deinen Songs? Spielt da auch ein gewisses musiktheoretisches Hintergrundwissen mit rein oder ist das eher mehr experimentieren und improvisieren? 

[00:19:12] 

Lisa: Das ist vor allem Gefühl. Also ich setzte mich auch manchmal einfach an das Klavier und spiele irgendwas. Oder an die Gitarre. Und da geht es dann aber nicht darum, also ich habe ein bisschen musiktheoretisches Wissen, aber es ist jetzt nicht so, dass ich jetzt sage: Ah okay, dann spiele ich doch jetzt mal den, weil der wäre ja logisch, der Akkord, der jetzt kommt. Oder, nee, dass mache ich gar nicht. Aber natürlich manchmal, wenn ich dann, was du ja auch gesagt hast, wenn ich mir Lieder raus höre, dann denke ich so: Wow, das ist eine coole Abfolge und ich glaube das nimmt man dann alles so ein bisschen in seinen Pool auf. Mal bewusst, dass man sagt: Die Akkordfolge möchte ich jetzt übernehmen, die finde ich toll, oder mal unterbewusst, dass sie dann irgendwann wieder kommt oder so. Aber die meisten Sachen entstehen, finde ich, durch rum probieren. Durch einfach rum probieren, oder ich habe halt schon eine Melodie, ne, und dann suche ich die passenden Akkorde dazu. Das ist auch oft, dass man einfach, oder ist bei mir oft, dass ich die Melodie habe und dann die Akkorde dazu mir danach suche. 

[00:20:24] 

Jonathan: Ah ja. Würdest du sagen, dass das häufiger der Fall ist, dass erst die Melodie kommt und dann eher so die harmonische Unterlegung … 

[00:20:30] 

Lisa: Nee, nee. 

[00:20:30] 

Jonathan: … oder eher mehr erst die Harmonien und dann die Melodien? 

[00:20:34] 

Lisa: Ich würde sagen, das ist wirklich ziemlich geteilt, aber wahrscheinlich im Endeffekt … Ich überlege gerade wo … Ich … mein Bauchgefühl sagt jetzt gerade tendenziell wahrscheinlich eher, habe ich erst die Melodien, als dass ich mich an das Klavier setze oder an die Gitarre und etwas improvisiere und dann dazu etwas kommt. Ja, ich glaube schon. Aber es ist ungefähr ausgeglichen. 

[00:21:04] 

Jonathan: Okay, ja. 

[00:21:05] 

Lisa: Es ist echt gar nicht so einfach, ne. Man kann nicht sagen: Ah, so ist es immer. Bei mir ist es wirklich … 

[00:21:10] 

Jonathan: Klar, es ist differenziert. 

[00:21:11] 

Lisa: Ich glaub bei den meisten ist es so. Obwohl, weiß ich nicht. Ist auch eine gute Frage, aber ich glaube, viele setzten sich auch einfach an ein Instrument erst mal oder so, aber ja. 

Ziele 

[00:21:22] 

Jonathan: Ja, das ist auch eine Frage, die mir gerade spontan in den Sinn gekommen ist, was jetzt zuerst kommt, erst Harmonien oder erst Melodie. Ja. Aber wir können dann auch zum nächsten Aspekt kommen. Und zwar, das ist wirklich eine sehr allgemeine Frage. Und zwar: Welche Ziele verfolgst du mit deiner Musik? 

[00:21:42] 

Lisa: Das ist, ja, das ist eine interessante Frage. Ich glaube, der erste Impuls ist immer dieses, dass man etwas erschaffen möchte. Und was, irgendwie habe ich immer das Gefühl es ist so Selbsttherapie. Ich möchte irgendwas, was mich beschäftigt, verarbeiten und in eine andere Form bringen, als dass es nur in mir so ruht oder wabert. Und früher habe ich immer gesagt, und das ist auch eigentlich immer noch so, ich möchte generell Musik machen, um irgendwie Leuten dabei, oder auch mir selber zu helfen, Emotionen zu verarbeiten oder sich verstanden zu fühlen. Ich habe ganz viel Musik, bei der ich weiß, die hilft mir oder die macht was mit mir. Zum Beispiel jetzt dieses Kings of Convenience Album, was ich gerade sehr, sehr viel höre, das ist gerade neu auch erschienen, das macht was mit mir, mit meinem Körper, ganz konkret, das beruhigt mich irgendwie und ich kann das zu jeder Tageszeit anmachen und ich weiß, das macht irgendwie was Gutes. So wie so ein Tee oder keine Ahnung [lacht], der mich irgendwie beruhigt, bei dem ich so denke, aber jetzt auch nicht, dass ich sonst so aufgeregt bin, aber es macht einfach etwas sehr, sehr Angenehmes mit mir, wenn ich diese Musik höre. Und von dieser Art habe ich ganz viel. Wenn ich jetzt besonders traurig bin oder wenn ich irgendwie voll euphorisch bin und das unterstützen möchte, da habe ich so wie so eine Apotheke von Musik, die ich dann auflege. Und … ja, so eine Hausapotheke an Musik. Und das, da wollte ich immer, dass meine Musik sich auch einreiht, dass Menschen vielleicht sagen: Oah, ich fühle mich verstanden durch die Musik oder ich lege die auf, weil ich, weil die mich irgendwie beruhigt oder ein gutes Gefühl gibt. Und das ist so eine ganz, ganz allgemeine Grundantwort warum ich überhaupt Musik mache. Genau, weil Musik mir ganz viel gibt und ich möchte das irgendwie so gerne auch zurückgeben. Ja und dann ist natürlich auch dieses wahnsinnige Glücksgefühl, wenn man was geschaffen hat, was es vorher einfach nicht gab. Aus dem leeren Raum quasi, setzt man sich hin mit einem Instrument oder einem Blatt Papier und dann, wenn man davon auch überzeugt ist, was hoffentlich meistens der Fall ist, wenn man gerade etwas neu geschrieben hat, dann ist man ja voll stolz darauf und sehr euphorisch und das ist einfach auch wie so ein Rausch, wie ein Kick. Das ist natürlich auch ein Gefühl, was ich suche. Was nicht so stark ist, wenn ich alleine schreibe, weil dann hinterfrage ich auch immer ganz viel. Ist das jetzt wirklich gut, finde ich das wirklich toll, da bin ich skeptischer. Aber vor allem in so einer Situation, wenn ich zum Beispiel mit anderen Künstler*innen zusammenschreibe, auch nicht für mich, sondern für die, und ich dann merke: Okay, wir erschaffen hier gerade etwas, worauf der oder die gerade richtig stolz ist und es richtig fühlt und so denkt: Wow, das ist mega. Das ist ein total schöner Rausch, den ich dann auch immer wieder gerne suche. 

[00:24:52] 

Jonathan: Schön. Würdest du sagen, dass du eine bestimmte Zielgruppe ansprechen möchtest mit deiner Musik? Oder ist das völlig offen? 

[00:25:02] 

Lisa: Das ist [lacht] eine sehr, sehr gute Frage, weil die kann ich echt nicht beantworten. So dieses Zielgruppen-Dingens, ich kann sagen, dass ein paar, auf meinem Instagram-Profil kann man ja auch die Statistiken sehen, wer das hört, und auch bei Spotify, es ist ungefähr ausgeglichen. Teilweise ein paar bisschen mehr männliche Hörer, aber ich bin mit so Zielgruppen-Sachen echt ein bisschen überfordert, so. 

[00:25:31] 

Jonathan: Das tangiert dich vielleicht auch überhaupt gar nicht. Es ist dir egal, du suchst dir da jetzt nicht eine bestimmte Zielgruppe aus. 

[00:25:36] 

Lisa: Nee, ich suche mir keine Zielgruppe aus. Ich kann irgendwie ausschließen, dass es jetzt so Vierzehnjährige wahrscheinlich sind. Also vor allem bei meinem ersten Album, was ja noch sehr so, sehr sphärisch, sehr getragen, sehr Pink Floyd inspiriert jetzt zum Beispiel war. Also Zielgruppen-mäßig ist ja jetzt auch vor allem darauf bezogen, was ich mit meinem, also mit LISA WHO, jetzt nicht … 

[00:25:57] 

Jonathan: Ja, ja das war auf LISA WHO bezogen. 

[00:25:59] 

Lisa: Ja. Ich kann ausschließen, dass es jetzt Teenies sind und wahrscheinlich sind es auch nicht Senior*innen. Aber dazwischen … 

[00:26:07] 

Jonathan: Ach ich hatte gerade verstanden, dass du besonders Vierzehnjährige ansprichst mit deiner Musik. 

[00:26:10] 

Lisa: Nee, die wahrscheinlich nicht. Also ich glaube jedenfalls nicht. Wenn ich sehe, oder wenn ich mitkriege, was die hören, dann denke ich so: Ist wahrscheinlich meine Musik dann doch schon erwachsener oder keine Ahnung … 

[00:26:24] 

Jonathan: Hatte ich mich auch gerade kurz gewundert. Aber okay, gut dass wir das noch richtigstellen. 

[00:26:25] 

Lisa: Ja, nee, nee [lacht]. Deswegen, aber alles, was dazwischen ist, 20, 50, 60, keine Ahnung. Sind alle willkommen und ich weiß aber … ja. Aber wie gesagt, man kann ja in diese Statistiken einsehen und das ist wirklich in dem Bereich so 25 bis 30 bis 55 oder so. Aber was ich selber, ich kann das selber super schwer sagen. 

[00:26:48] 

Jonathan: Ja genau, was ich vor allem meinte war ja … 

[00:26:51] 

Lisa: Ob ich das will … 

[00:26:51] 

Jonathan: … ob du dir jetzt vornimmst, welche Zielgruppen du ansprechen möchtest … 

[00:26:52] 

Lisa: Achso ja, nein, nee. 

[00:26:54] 

Jonathan: … und was da am Ende dabei herauskommt, darauf hast du ja keinen Einfluss. Das ist nicht deiner Intention unterlegen. 

[00:27:02] 

Lisa: Aber wird ja oft dann quasi abverlangt, dass man das, oder abverlangt hört sich jetzt so fies an, aber es wird oft erfragt, was man denn für eine Zielgruppe ansprechen möchte. Weil man daraufhin ja auch Promo machen kann. In welchem Magazin man vielleicht Werbung … oder stattfinden möchte, welche man quasi mit Promomaterial versorgt, welche Magazine, Blogs, was auch immer. Also da sollte man sich eigentlich dann auch Gedanken drüber machen, aber mir fällt sowas immer total schwer. Ich merke dann, wenn mir die Frage gestellt wird, dass es immer so sehr, dass ich immer die Zielgruppen ähnlich definiere wie meine Interessen auch sind [lacht] und ich weiß nicht ob das dann sinnvoll ist aber, ja. Aber wie gesagt, also um die Frage noch einmal zu beantworten, ich nehme mir da nichts vor. 

[00:27:54] 

Jonathan: Ja also ich denke, du hast die Frage auf jeden Fall beantwortet [lacht]. 

[00:27:57] 

Lisa: [lacht

[00:28:00] 

Jonathan: Dann noch eine Frage zum Thema Ziele, die ein bisschen konkreter ist. Und zwar, also du hast es auch schon ein bisschen angedeutet mit den literarischen Bezügen, Erich Kästner zum Beispiel hast du erwähnt. Die Themen, die du in deinen Songtexten verarbeitest, auf welche Art und Weise verarbeitest du diese Themen? Also gibt es da irgendwelche ästhetischen Ziele, die du verfolgst, die du vielleicht auch irgendwie konkret bezeichnen kannst als Surrealismus oder so [lacht], das wäre jetzt irgendetwas, was mir spontan eingefallen ist. Oder beschreibe mal, versuch mal die Ästhetik deiner Songtexte zu beschreiben. 

[00:28:34] 

Lisa: Ja, also da, da müsste ich dann wieder bei Erich Kästner anknüpfen. Ich bin keine Freundin von so verschachtelter Sprache. Ich mag schon, wenn man das versteht, was man da hört. Wenn es jetzt nicht zu kompliziert ist. Und das ist so die Wortästhetik, die ich mag. Ich mag, also was ich erreichen möchte eigentlich, ist eine einfache Sprache, die aber was, ein Gefühl, auf eine besondere Art und Weise ausdrückt, wie man es vielleicht noch nicht gehört hat oder wo man irgendwie denkt: Ach, das ist irgendwie schön. Also das ist so die Wortästhetik, die ich mag. 

[00:29:15] 

Jonathan: Kannst da irgendwie ein Beispiel nennen, aus deinen Songs? So eine Zeile ist ja wahrscheinlich jetzt schwierig, wir können auch einfach irgendeinen Song nehmen und dann … 

[00:29:21] 

Lisa: Ja, [lacht] ich überlege mal kurz, was, ob mir da etwas einfällt. 

[00:29:32] 

Jonathan: Also ich kann auch einen Song vorgeben und du gehst darauf ein, aber nee, sag, sag. 

[00:29:36] 

Lisa: Naja jetzt zum Beispiel bei, ich finde jetzt nicht, dass das jetzt besonders außergewöhnlich ist oder so, aber „Ein neuer Beginn“, das Lied von mir, das, das ist ganz schlicht was die Worte angeht und beschreibt auch eigentlich nur eine Silvesternacht. Also, ich bin echt schlecht darin, die, jetzt so die Strophen zu zitieren, aber warte mal, wie fängt es denn an, „So weit das Auge reicht, nur leuchtende Raketen. Unter bunten Explosionen…“ [lacht] Oh Gott, nee, das kann ich jetzt nicht, aber auf jeden Fall ist es eigentlich ganz schlicht beschrieben, wie man eine Silvesternacht wahrnimmt und sich auf diesen neuen Beginn freut, der das neue Jahr ja manchmal einleitet. Manchmal freut man sich auch nicht darauf, aber es ist eigentlich eine Silvesternacht beschrieben, aber was für mich da auch noch in meinen Emotionen ganz viel drinsteckt, ist dieses sich was Neues wagen und was Neues anfangen, egal wann und was vielleicht auch, was einem nicht so guttut, beenden. Also da steckt in diesem neuen Beginn weit viel mehr drin für mich als einfach nur die Silvesternacht. 

[00:30:59] 

Jonathan: Dann ist es ja eigentlich doch auch eine symbolische Bedeutung. 

[00:31:02] 

Lisa: Es ist symbolisch … 

[00:31:02] 

Jonathan: … also ein bisschen verschlüsselt schon. 

[00:31:05] 

Lisa: Ja klar, aber man kann halt auch, also dem Hörer oder der Hörerin ist es selbst überlassen, ob sie das einfach nur als Beschreibung einer Silvesternacht sieht oder da selber mehr rein interpretiert. Und mir fällt gerade auch ein Lied ein, „Lichtgestalt“, was, was ich aber jetzt, was ich wirklich, ich bin da wirklich sehr schlecht drin, meine eigenen Texte aufzusagen, aber das ist schon ein bisschen mehr verschachtelt. Also das ist irgendwie so rausgekommen. Aber wie gesagt, also um zu der Frage zurück zu kommen, du kannst ja sonst auch noch einmal, wenn du da noch ein Lied hast [lacht], kannst du auch noch einmal, du hast ja gesagt sonst … 

[00:31:46] 

Jonathan: Ja, ich hätte jetzt spontan „Weit wie die See“ genommen. 

[00:31:49] 

Lisa: „Weit wie die See“, ja, das ist gut. 

[00:31:50] 

Jonathan: Können wir auf die Zeilen im Refrain eingehen zum Beispiel. 

[00:31:53] 

Lisa: Ja, „Weit wie die See, will ich gehen, dich zu verstehen.“ [lacht] Die kann ich jetzt sogar sagen. Ja, „Weit wie die See“ ist eigentlich ein Lied, eigentlich ein Lied über eine Freundin von mir, die ich nie so richtig greifen kann. Die ich aber sehr, sehr gerne mag, oder sehr liebe, also klar, ich liebe ja auch meine Freunde und Freundinnen. Und manchmal entfernen wir uns und manchmal sind wir wieder sehr eng und irgendwie möchte ich nicht aufhören, sie zu versuchen zu verstehen. Und das ist jetzt zum Beispiel bei „Weit wie die See“, was ich da ausdrücken wollte und ich fand das Meer, ich bin auch sehr gerne am Meer, fand ich ein sehr passendes Bild dafür. Wenn man mal überlegt, wie das Meer so … 

[00:32:46] 

Jonathan: Da sind wir dann beim Thema Metaphern Sprache auch. 

[00:32:48] 

Lisa: Ja, ja. 

[00:32:49] 

Jonathan: Ja. Also spielt das auf jeden Fall auch eine Rolle? 

[00:32:52] 

Lisa: Ja, auf jeden Fall. Metaphern, aber irgendwie … ja, ja … 

[00:32:52] 

Jonathan: Einfachheit, klare Worte, Metaphern … 

[00:32:58] 

Lisa: Und da natürlich sehr, also bediene ich mich sehr gerne der Natur … 

[00:33:04] 

Jonathan: Da hast du ja auch einen Song der Natur gewidmet, „In der Natur“ … 

[00:33:06] 

Lisa: Genau, ja. Der ist zum Beispiel ja ziemlich ohne Metaphern, obwohl, nee stimmt gar nicht [lacht]. Aber der ist ziemlich klar von der Sprache. Also da, ja, da würde ich jetzt sagen, das ist jetzt, da wäre mein Ziel, dass das einfach Menschen, die genauso eine Liebe der Natur gegenüber empfinden wie ich, sich darin einfach erkennen und denken: Das spiegelt irgendwie auch meine Art der Liebe gegenüber der Natur wider. Ja. 

[00:33:46] 

Jonathan: Ja, gut. Ich denke die Frage ist hinreichend beantwortet, definitiv [lacht]. 

[00:33:50] 

Lisa: Okay. [lacht] Ich habe das Gefühl, da habe ich mich jetzt ein bisschen verzettelt mit dem Text, das ist echt schwer, dass so aus dem Kopf … 

[00:33:53] 

Jonathan: Ach, ja. Ja, wenn man gerade nicht auf Bühne steht … 

[00:33:58] 

Lisa: Ja, ja und das singt mit der Melodie … 

[00:33:58] 

Jonathan: … und das aufführen muss und so Kontext, in einer anderen Situation ist das nachvollziehbar. Nächste Frage ist: Ahnst du vorher, oder versuchst du zu ahnen, spielt auch wieder ein bisschen zurück auf die Frage, die eben schon kam, aber versuchst du irgendwie zu ahnen, wie deine Songs bei den Hörer*innen ankommen werden? 

[00:34:22] 

Lisa: Ich weiß nicht, ich gehe irgendwie immer davon aus, aber das habe ich auch in den letzten Jahren gemerkt, dass das teilweise ein Trugschluss ist, ich gehe davon aus, wenn es mit mir was macht, dann muss es doch auch mit anderen was machen [lacht]. Deswegen denke ich immer, also wenn es mich selber berührt und mit mir was macht, dann ist die Chance auch da, dass es mit anderen was macht. Und wenn es mit mir nichts macht, dann, wer soll dann damit was anfangen können. Deswegen ist eigentlich mein Maßstab immer, wie wichtig ist es mir gerade, aber da habe ich auch, also, da habe ich auch gemerkt, dass mein Maßstab jetzt nicht unbedingt so ein Mainstream-Maßstab ist. Also Lieder die, zum Beispiel „In der Natur„ oder so, die mir sehr viel bedeuten ist jetzt nicht das, also haben vielleicht auch einfach in dem Verhältnis noch nicht so viele gehört, aber ist jetzt nicht so, dass mir täglich Menschen schreiben, dass sie das total krass berührt oder so. Deswegen, man kann das nicht vorher so richtig ahnen, ob das was mit Menschen macht oder was das mit denen macht. Ich glaube, man muss immer selber der Maßstab sein und dann hoffen, und rausschicken, und gucken, wo es ankommt. 

[00:35:38] 

Jonathan: Ja. Also denkst du wahrscheinlich auch nicht so sehr daran, dass der Song jetzt irgendwie ein Hit werden soll im Vergleich zu den anderen. 

[00:35:46] 

Lisa: Ja, das geht nicht, das geht irgendwie nicht. 

[00:35:49] 

Jonathan: Ja, also ich habe zumindest bei manchen anderen Künstlern das Gefühl, dass eben dann so einzelne Singles herausstechen und die bekommen dann auch ein Video … 

[00:35:58] 

Lisa: Ja, ja. 

[00:35:39] 

Jonathan: … und die sind auch so konzipiert und da wäre jetzt eben die Frage gewesen, ob du das auch so verfolgst. Ob du dir das sagst: Das sind jetzt Hits und die anderen, da kann ich mehr machen was ich will. Oder behandelst du eigentlich alle Songs ungefähr gleich von der Herangehensweise her. 

[00:36:14] 

Lisa: Ja ich behandele schon alle gleich, weil ich habe, also das würde bei mir nicht funktionieren, so. Ich glaube, wenn man jetzt so nah am Mainstream ist, was ich sagen würde, was ich nicht bin, dann funktioniert das vielleicht, dass man sagt: Ach wir geben dem Lied jetzt nochmal den Stupser, dass es irgendwie wirklich gut im Radio funktioniert oder so. Aber ich habe das Gefühl, dass ist so weit weg bei mir, dass ich jetzt auch nicht auf Hit, also dass ich das einfach, da würde ich mich zu weit entfernen von mir. Und im kleinen Maße ist es schon so, dass auch bei mir dann Lieder rausstechen wie „Weit wie die See„, die halt irgendwie eingängiger sind oder so. Also wo dann Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, die die Promo oder, zum Beispiel die die Promo für mein Album gemacht hat, mit der habe ich mich dann besprochen und gesagt: Was würdest du denn sagen, welche Lieder sollen wir herausbringen als Singles. Und das sind dann schon die, die dann in meinem Kosmos am eingängigsten – in Anführungsstrichen am hitigsten – sind oder so. Bei denen man denkt, die erreichen vielleicht mehr Menschen, als jetzt so ein Lied was sehr sperrig ist oder so. Deswegen, da denkt man schon immer drüber nach, aber ich würde jetzt nicht sagen, also oder was heißt ich würde nicht sagen, ich denke auf jeden Fall nicht beim Schreiben oder beim Produzieren darüber nach. Manchmal denkt man so: Oh die Melodie, die ist aber eingängig, die könnte was sein. Aber ich denke nie in „Hit“ eigentlich. Ist irgendwie, also ich glaube, dass ist mit meiner Musik zu weit weg. 

[00:37:49] 

Jonathan: Ja also ich kann ja auch einmal mein Gefühl dazu nennen, also ich hätte jetzt auch, nachdem ich dein Album gehört habe, hatte ich gar nicht das Gefühl, dass einzelne Songs jetzt als Hits herausstechen. Also es kann irgendwie alles ein Hit sein und es kann alles auch … 

[00:38:04] 

Lisa: Kein Hit sein, ja [lacht]. 

[00:38:04] 

Jonathan: … kein Hit sein [lacht]. Also ja, das ist so meine Wahrnehmung und das deckt sich dann ja auch mit dem, was du gerade gesagt hast. Ja. 

Arbeitsteilung 

[00:38:14] 

Lisa: Nächste Kategorie? [lacht

[00:38:16] 

Jonathan: Genau, nächste Kategorie. Das ist die Kategorie Arbeitsteilung. Also du trittst ja jetzt als LISA WHO, also wir gehen jetzt von dir als LISA WHO aus, als Solokünstlerin in Erscheinung. Aber ich nehme mal an, dass du jetzt nicht, also könnte natürlich auch sein, aber dass du nicht alles alleine machst. Mit wie vielen Leuten arbeitest du also dennoch zusammen? Hast du eine feste Band hinter dir? 

[00:38:38] 

Lisa: Ich habe keine ganz feste Band hinter mir. Ich habe auf jeden Fall einzelne Musiker, mit denen ich schon sehr lange zusammenarbeite und die ich auch immer dabei haben will live. Dann habe ich natürlich meinen Partner, meinen Freund, der auch meine Sachen jetzt größtenteils produziert, Sebastian, der sehr, also der sehr eng involviert ist auch immer in die Arbeitsprozesse. Wir schreiben zusammen Lieder für mich, wir nehmen die zum Teil zusammen auf, zum größten Teil, vor allem auch so Demo mäßig, da ist er einfach ein wahnsinnig guter Partner für. Und ja, wir verstehen uns einfach musikalisch auch blind quasi. Und dann gibt es immer wieder Leute, die mich begleiten. Also dann hatte ich einmal einen Manager, der mich begleitet hat über einen Zeitraum, jetzt hatte ich eine Frau, die Promo gemacht hat, die mich begleitet hat, sehr, mit der ich dann eng zusammengearbeitet habe über einen Zeitraum. Also da kommen und gehen immer wieder Menschen. Ich hatte auch einmal ein Label, über das ich mein erstes Album herausgebracht habe. Jetzt habe ich ein eigenes Label gegründet, auch mit Hilfe von einem Freund, mit dem ich jetzt wiederum enger zusammenarbeite, weil ich quasi ein Zap Label habe. Er hat ein Label und ich habe ein Unterlabel quasi, was so, genau. Und da gibt es wahnsinnig viele Menschen die kommen und gehen. Aber fest bleiben schon immer ein paar Musiker und halt mein Freund, der, mit dem ich sehr viel mache musikalisch. Und ja, und der Rest, also jetzt habe ich ja auch mit dem Album, was ich jetzt veröffentlicht habe, wie gesagt ein eigenes Label gegründet und sehr viele Sachen, die vorher auch andere Menschen gemacht haben, wie Kontakt zum Presswerk und so, so ganz businessmäßige Sachen, oder, die habe ich jetzt alle selber gemacht. Ja genau, deswegen, der Kreis ist sehr klein. Und es kommen immer mal wieder Leute und gehen wieder Leute. 

[00:40:50] 

Jonathan: Und wenn du es jetzt auf die rein musikalische Ebene beschränkst, also zum Beispiel was die Instrumente angeht, die eingespielt werden, wie viele sind das? 

[00:40:57] 

Lisa: Ja, das sind dann wirklich Sebastian und ich. Also da sind wir zu zweit. Er ist glücklicherweise ein Multiinstrumentalist und ich finde auch er spielt einfach die Instrumente total schön, also mir gefällt der Stil sehr gut. Und da wir oft ja, also entweder ich schreibe was alleine und er versteht dann aber sofort was ich da will und kann es dann auch gut umsetzten, auch musikalisch, oder wir schreiben eh was zusammen und haben eine gemeinsame musikalische Vision. Das ist einfach, also das ist am einfachsten. Wenn ich jetzt sagen würde ich habe eine Band und mit der gehe ich dann erst einmal in einen Proberaum und dann spielen wir die Idee, dann jammen wir da herum oder keine Ahnung. Ich habe das Gefühl, wenn ich das nur mit Sebastian mache, ist das sehr nah daran, oder ja, sehr, sehr, sehr, sehr nahe daran, was in meinem Kopf ist. Und das ist jetzt zum Beispiel anders, wenn ich die Musiker mit reinhole. Dann denke ich so: Ah, die Gitarre würde ich anders spielen oder sonst was. 

[00:41:56] 

Jonathan: Aber das kommt auch vor, oder das ist dann eher … 

[00:41:58] 

Lisa: Das kommt selten vor, dass mal meine Musiker oder so dazu kommen und was spielen. Aber wirklich 90% mache ich das mit Sebastian. Und beim letzten Album waren wir auch im Studio und da hat, die Hälfte des Albums habe ich mit Sebastian zusammen produziert, die andere haben wir zu dritt mit noch Tobias Siebert, einem Produzenten gemacht. Der hat dann auch hier und da mal einen Synthie oder so eingespielt, aber ich würde sagen, die meisten Sachen sind, also die meisten Sachen hat Sebastian eingespielt. 

[00:42:36] 

Jonathan: Und wenn du jetzt über den genannten Personenkreis noch hinausdenkst, gibt es noch weiter Personen, die deine Musik beeinflussen? Also zeigst du meinetwegen Freunden, die jetzt selber nicht Musik machen zum Beispiel, oder ist auch egal ob sie Musik machen oder nicht, deine Musik, und holst dir da irgendwie eine Meinung ein oder möchtest du das schon auf diesen engeren Kreis beschränkt haben? 

[00:42:54] 

Lisa: Das habe ich jetzt wenig gemacht. Es ist bei mir immer so, ich bin, wenn ich sowas schreibe, und wenn ich mit Sebastian jetzt in diesem ganz kleinen engen Kreis, dass dann auch ausformuliere, die Idee zu dem Stück Musik was es dann ist, dann bin ich super euphorisch und stehe dahinter und bin, bin ja, einfach so voller Energie. Und wenn man in so einem, ja wie ich ja vorhin schon beschrieben habe, in so einem Rausch ist und gerade was aus dem Nichts hat entstehen lassen, das ist ein ganz bröckeliges Gebilde. Wenn dann, wenn ich meinetwegen jemandem dann was vorspiele, dann habe ich, ob ich will oder nicht, Erwartungen, dass der diese Euphorie vielleicht auch hat. Aber die kann der oder die gar nicht haben, dem ich das vorspiele, weil der war halt nicht dabei in dem Entstehungsprozess und so. Und dann fange ich wieder an zu zweifeln, deswegen habe ich mir das eigentlich über die Jahre so ein bisschen abgewöhnt, so vielen Leuten Sachen zu zeigen. Es kommt schon immer mal wieder vor, aber dann, es gibt jetzt nicht, außerhalb von diesem kleinen Kreis, so vier fünf Leute bei denen ich sage: Denen zeige ich das auf jeden Fall oder so. Das entsteht dann oft aus einer Situation, dass ich mich gerade mit jemandem treffe und davon erzähle, dass gerade etwas entstanden ist. Und dann zeige ich das, aber ich bin da schon ziemlich, ziemlich, ziemlich klein quasi. Also ich bleibe da in einem ziemlich kleinen Kreis ziemlich lange. Bis ich dann wirklich sage: Okay so ist es jetzt und so bleibt es. Ich will nämlich oft auch gar nicht so einen Einfluss von draußen. Also was soll mir da jetzt jemand sagen: Ja der Basston sollte aber anders. Also nee, ich mache mir da schon viele Gedanken darüber in meinem kleinen Kreis und dann soll das auch so sein. 

[00:44:54] 

Jonathan: Ja, ja kann ich gut verstehen, dass das irgendwie auch fast schon nur enttäuschend sein kann, wenn man das dann Freunden zeigt … 

[00:45:51] 

Lisa: Es ist so. 

[00:45:52] 

Jonathan: … und die dann irgendwie, das, gerade da überhaupt nicht drin sind … 

[00:45:03] 

Lisa: Ja. Nee, die dann … 

[00:45:04] 

Jonathan: … und dann ist man vielleicht wieder enttäuscht. Dann lieber in der eigenen Stimmung dann bleiben. 

[00:45:07] 

Lisa: Ja und dann zweifelt man daran. Dann bleibe ich, ich genieße immer dieses, solange man es noch ganz für sich hat und da so glücklich mit ist. Das genieße ich so lange es geht, weil irgendwann kommt eh der Punkt, an dem man diesen geschützten Raum verlassen muss … 

[00:45:22] 

Jonathan: Ja. Aber dann hast du es ja schon … 

[00:45:23] 

Lisa: … oder darf. Es ist ja auch, man will es ja auch irgendwann rausbringen [lacht]. 

[00:45:25] 

Jonathan: Ja [lacht]. 

[00:45:26] 

Lisa: Aber das ist schon ein besonderer, eine besondere, ein besonderer Zeitraum. 

[00:45:30] 

Jonathan: Ja. Aber wenn du es dann veröffentlicht hast, dann ist es ja auch schon fix und dann bist du ja auch nicht mehr in einem Modus, das noch einmal hinterfragen zu können … 

[00:45:38] 

Lisa: Ja. 

[00:45:39] 

Jonathan: … und dann können andere sich da auch auf eine andere Art einlassen, als wenn du das jetzt Leuten zeigst und dann würdest du es ihnen ja auch vielleicht so zeigen: „was hältst zu davon“-mäßig. 

[00:45:47] 

Lisa: Ja, man hinterfragt aber auch dann noch. Aber was mir gerade einfällt: Ich habe tatsächlich jetzt in dem Prozess, das Album war tatsächlich zu lang, um es auf eine Vinyl, auf eine Schallplatte zu pressen. Dann habe ich erst versucht, Übergänge zu machen, dass ich irgendwie Zeit einsparen kann, aber es war einfach viel zu lang. Was hieß, ich musste ein Lied runternehmen. Und mir ist das wahnsinnig schwergefallen, irgendwie zu entscheiden welches. Und … 

[00:46:15] 

Jonathan: Das stand gar nicht zur Debatte, es musste ein Song weg? 

[00:46:18] 

Lisa: Es musste ein Song weg, oder ich hätte eine Doppelvinyl machen müssen, also zwei Schallplatten, aber das mag ich erstens nicht so und es wäre sehr, sehr viel teurer gewesen auch noch mal. Und deswegen, das war keine Option. Deswegen dachte ich: Okay, dann mache ich halt eine Vinyl und nehme in Lied runter. Und da habe ich tatsächlich eine meiner Hörerinnen gefragt, mit der ich schon sehr lange ein sehr gutes Verhältnis habe, wir sehen uns regelmäßig auf Konzerten und mir ist ihre Meinung auch wichtig und dann habe ich sie tatsächlich gefragt, auf welches sie verzichten könnte. Weil ich stand zwischen Zweien und dann habe ich das heruntergenommen, was sie gesagt hat, weil es auch irgendwie meiner inneren Stimme, ja, weil es der zugesprochen hat quasi. Aber dazu, dass ich dann auch quasi mir Meinungen einhole, aber das ist jetzt nicht zum Prozess des Lied Schreibens. 

Komposition 

[00:47:12] 

Jonathan: Ja. Ja, interessant auf jeden Fall. Dann wären wir mit dem Aspekt auch fertig und würden dann zum nächsten kommen, und zwar ist das Komposition, noch mal im engeren Sinne. Und zwar, also wenn man jetzt an Beethoven oder so denkt, dann würde man sich jetzt vorstellen, der hat früher einfach seine Noten aufgeschrieben und dann so seine Ideen festgehalten und wusste dann später wieder, wie das gemeint war. Aber wie hältst du denn so deine Ideen fest, damit sie nicht verschwinden? 

[00:47:43] 

Lisa: Also ganz am Anfang Sprachnotizen. Dann, oder Notizen. Also wenn es jetzt etwas rein, wenn ich jetzt eine Text-Idee habe, dann schreibe ich mir die auf und indem ich sie aufschreibe, passiert dann auch einfach mehr. Dann fange ich auch einfach an, Schwachsinn dazu zu schreiben oder so. Und wenn ich eine konkrete Melodie dazu schon habe, dann nehme ich das auf, als Sprachnotiz. Mein musikalisches Gedächtnis, also, oder beziehungsweise mein Akkordgedächtnis ist sehr schlecht. Deswegen schreibe ich mir auch meistens, wenn ich jetzt was am Klavier oder an der Gitarre spiele, Gitarre weiß ich nicht sofort welche Akkorde es sind, weil ich da einfach irgendwas greife, dann nehme ich mir das immer dann manchmal auf, damit ich es nicht vergesse. Und die Akkorde schreibe ich mir tatsächlich oft auf, weil sonst ist es für mich eine totale Arbeit [lacht], mir meine eigenen Sachen dann wieder rauszuhören, weil irgendwie habe ich nicht so ein gutes Gedächtnis, dass es dann sofort wieder kommt, was ich da gespielt habe. Manchmal schon, aber wenn dann vor allem, manchmal liegt ja ein Jahr dazwischen, dass man ein Lied geschrieben hat und es dann vielleicht mit einem Produzenten oder im Team oder noch mal richtig aufnimmt. Und wenn ich dann irgendwas spielen soll oder so, bin ich einfach sehr, sehr sicher, wenn ich da einfach die Akkorde habe und dann kann ich das spielen. Deswegen, das mache ich, um die Sachen festzuhalten. Sprachnotiz, obwohl ich ein sehr, sehr gutes Melodiegedächtnis habe. Also die geht auch nicht mehr verloren. Da vertraue ich mir auch, mit den Akkorden vertraue ich mir nicht. Aber die schreibe ich mir dann auf. Also so ist der Ablauf, um Sachen festzuhalten. Ich habe tatsächlich auch schon einmal ein Lied ausnotiert. Aber das ist nie rausgekommen, aber da habe ich nämlich, da wollte ich nämlich einen Satzgesang machen und wollte das mit Freundinnen aufnehmen, mit denen ich nämlich auch im Chor singe. Und da habe ich die … 

[00:49:43] 

Jonathan: Also du meinst Noten aufgeschrieben? 

[00:49:44] 

Lisa: Ja, ja. Und als ich mal dann noch Klavierunterricht hatte, habe ich auch ein Lied, was ich geschrieben habe, mit meinem Klavierlehrer quasi arrangiert und aufgeschrieben. Aber das ist jetzt nichts, was ich so mache. Mir reichen da einfach die Akkorde. 

[00:50:03] 

Jonathan: Und wenn ihr jetzt gemeinsam Ideen entwickelt? Wie läuft das dann ab? Wie haltet ihr dann zusammen Ideen fest? 

[00:50:10] 

Lisa: Auch mit, eigentlich nur mit Sprachnotizen. Also jetzt Sebastian hat zum Beispiel ein sehr, sehr, sehr gutes musikalisches Gedächtnis, der kann, wenn der das einmal gespielt hat, dann kommt der da auch schnell wieder ran, an seinem Kopf. Da verlasse ich mich dann ehrlich gesagt auch ein bisschen auf ihn [lacht]. Aber wenn ich weiß: Ah okay, dieses Lied werde ich wahrscheinlich auch bald auf der Bühne spielen und er ist nicht dabei, dann frage ich ihn einfach: Was sind das für Akkorde, wenn ich es nicht, weil wie gesagt an der Gitarre sehe ich es nicht sofort was das ist. Dann schreiben wir die gemeinsam auf. Damit ich auch besser Sachen dazu dann spielen kann und so, ja. 

[00:50:45] 

Jonathan: Und vom, also wenn es dann jetzt irgendwann, wir kommen gleich noch auf die Aufnahme zu sprechen, aber wenn es jetzt auf die Aufnahme zugeht, dann hat der Song ja auch eine bestimme Struktur: Strophe, Hook-Abfolge und dann vielleicht noch irgendwie eine Bridge oder so und dann, also wie genau steht das dann fest, oder wie haltet ihr das fest damit ihr genau wisst, was dann zu tun ist bei der Aufnahme? 

[00:51:05] 

Lisa: Ach das steht dann alles schon fest. Also man … 

[00:51:06] 

Jonathan: Das ist irgendwie dann so schon drin? 

[00:51:08] 

Lisa: Ja das macht, das ist so wie das Skelett. Also es gab so ein paar Lieder, da habe ich mich mal eine Woche an die Ostsee verzogen und habe da geschrieben. Und da habe ich meistens, also das habe ich auch dann aufgenommen, da habe ich die Struktur festgelegt. Oder manchmal sogar nicht, da haben wir noch aus einem Lied, da haben wir noch einen kompletten Instrumentalteil dran gemacht. Da hatte ich dann auch nur Strophe – Refrain. Wenn es jetzt sowas ist, dann formulieren wir das aber schon vorher aus, bevor wir ins Studio gehen und oft nehmen wir das dann auch auf, weil schon auch, finde ich, wesentlich ist, wie soll das Lied klingen. Das entscheide ich ja nicht erst im Studio. Was soll das für einen Sound haben. Also da setzten wir uns dann schon zu zweit meistens ran und formulieren das schon mal vor und dann steht auch die Struktur und alles fest. Also ja, bevor wir da jetzt, also wenn wir zu zweit sind, dann nehmen wir es ja schon gleich quasi auf wie im Studio und dann gab es ja auch diese anderen Lieder, die wir dann nochmal neu mit dem Produzenten aufgenommen haben, mit Tobias Siebert und da haben wir die Sachen gar nicht mehr in Frage gestellt. Wie Ablauf und so. Das ist dann einfach vorher schon gut durchdacht. 

[00:52:25] 

Jonathan: Und wenn es jetzt um so computergenerierte Effekte geht, die man noch nicht direkt festhalten kann, wie machst du das? Also irgendwelche Synthesizer in der Hook, die dann so vor sich hin blubbern oder so, wie in „Weit wie die See“, da hat man so Synthesizer, sind die dir auch schon vorher im Kopf, oder kommt das dann erst in einem späteren Schritt? 

[00:52:45] 

Lisa: Nee, „Weit wie die See“ hatten wir vorher schon, hatten wir schon aufgenommen. Also das ist im Aufnahmeprozess entstanden. 

[00:52:53] 

Jonathan: Also diese Synthesizer, sind die irgendwie eingespielt oder nachträglich eingefügt? Kann man sowas einspielen? 

[00:52:58] 

Lisa: Das kann man einspielen, ja. Das ist so ein Arpeggio. [singt Arpeggio] Dann drückt man auf eine Taste und dann kommt so ein ganzes Arpeggio-Ding. Ja, nee das entsteht, da hat man was im Kopf, bei „Weit wie die See“, da wollte ich ja gerne so Tame Impala, also da war, kennst du Tame Impala? 

[00:53:21] 

Jonathan: Gerade nicht, nee. 

[00:53:22] 

Lisa: Okay, das ist aber vom Sound her … 

[00:53:24] 

Jonathan: Ist das ein Song oder ein Album oder … 

[00:53:26] 

Lisa: Das ist ein Künstler. 

[00:53:27] 

Jonathan: … Künstler. 

[00:53:27] 

Lisa: Ja. Oder ich weiß gar nicht ob der, ich glaube es ist ein Solokünstler, keine Band, aber, liebe ich die Musik. Und da gibt es ein Lied, das heißt „Elephant“ und dieser Sound, den, das war so die, quasi, das war so mein Gefühl, was ich da bei „Weit wie die See“ haben wollte. Das ist auch ganz anders, also dieses, was da im Refrain mit dem Sphärischen, das kommt jetzt da in dem Lied gar nicht vor, das ist dann wieder so die Mischung. Aber da hat man dann so eine Idee und sagt: Oh diese, diese Wucht, die würde ich da gerne mal erzeugen. Und dann geht man da halt ran und guckt, welche Sounds passen und dann hat man dann irgendwann, ja, also jetzt sind wir schon im Aufnahmeprozess, aber dann hat man irgendwann ein Gefühl dazu, dann denkt man: Oah, sowas, dann geht man durch die Sounds meinetwegen der Datenbank die man da hat und dann guckt man was passt und dann merkt man irgendwann, wie so ein Puzzleteil: Oah, das, das passt richtig gut und dann nimmt man den. 

[00:54:26] 

Jonathan: Aber das wäre dann ja schon etwas was im Grunde, also du hast es jetzt noch als Teil des Aufnahmeprozesses beschrieben, aber es wäre ja, nachdem man schon Instrumente eingespielt hat und eingesungen hat, kommt das dann in einem späteren Schritt. 

[00:54:38] 

Lisa: Ja … 

[00:54:38] 

Jonathan: Das ist vorher vielleicht noch nicht so klar gewesen … 

[00:54:40] 

Lisa: Nee, also das ist vielleicht … 

[00:54:40] 

Jonathan: … also in der Komposition. 

[00:54:42] 

Lisa: Ja, aber wenn ich jetzt daran denke, wie ich jetzt konkret „Weit wie die See“ geschrieben habe, da war ich an der Ostsee auch, und da war mir schon klar, dass der Refrain eher so wegfliegt, und die Strophe eher marschiert. Also ein Gefühl dafür hat man schon. Jetzt, es ist nicht so, das sagen ja auch manche, das finde ich auch wahnsinnig, dass sie schon alles hören. Auch so, natürlich Komponisten, ne. Die hören dann alle Instrumente einzeln, die dann irgendwelche, für, also ich meine jetzt klassische Komponisten für Orchester, die dann alle Sachen irgendwie schon so, wenn sie sich konzentrieren, einzeln hören. Das kann ich gar nicht, aber ich habe ein Gefühl und ich weiß, der Refrain fliegt weg und da wird wahrscheinlich was sehr halliges und was synthie-mäßiges sein und in der Strophe eher Gitarren und Bass. Da habe ich schon ein Gefühl für, aber ich höre es jetzt nicht ganz konkret, dass ich weiß, wie es später klingen wird. Da bin ich dann immer positiv überrascht. [lacht] Hoffentlich positiv überrascht. Aber wenn man sich auf die Suche macht, nach dem richtigen Sound, dann kommt man auch irgendwann an. 

[00:55:45] 

Jonathan: Ein anderes Beispiel, um nochmal auf einen Song von die einzugehen, wäre der letzte Song auf deinem Album. Ich weiß gerade nicht, wie der heißt, wie heißt der? 

[00:55:53] 

Lisa: Der letzte ist, warte, „Ich komme mit, ich bin dabei“. 

[00:55:56] 

Jonathan: Ja genau. Da kommt der Refrain ja am Ende noch einmal mit einer wirklich sehr ungeheuren Wucht, ist das dir zum Beispiel schon vorher im Kopf gewesen oder … 

[00:56:06] 

Lisa: Ja, ja. Das war beim Aufnahmeprozess, habe ich das irgendwann gesagt, dass ich das so, auch für die Emotionen des Liedes, fühle, dass es da richtig wuchtig wird. Das war nicht am Anfang klar, ich habe den auch live glaube ich irgendwann mal ganz ruhig gespielt den letzten Refrain, also das komplette Gegenteil davon. Aber das ist dann ein Impuls der manchmal kommt. Und ja, manchmal hat man den von Anfang an, aber bei dem Lied kam das im Aufnahmeprozess, dass ich dann gesagt habe: Das wäre doch total passend, wenn es da nochmal so richtig wuchtig wird. 

[00:56:45] 

Jonathan: Und wie ist dieser Effekt entstanden? Also diese … 

[00:56:48] 

Lisa: Durch Gitarren. Durch verzerrte Gitarren. 

[00:56:50] 

Jonathan: Mehrere Gitarren? 

[00:56:51] 

Lisa: Ja, viele Gitarren. 

[00:56:53] 

Jonathan: Gleichzeitig eingespielt von mehreren Personen oder eine Person und … 

[00:56:55] 

Lisa: Nee, nee nee, wie gesagt, wir sind zu zweit. Und die Gitarren spielt alle Sebastian. 

[00:56:57] 

Jonathan: Okay, ja. Hätte ja sein können, dass da dann vielleicht doch eine Ausnahme eintrifft. 

[00:57:01] 

Lisa: Nee, nee. Nee, keine Ausnahme. Auf dem ganzen Album sind alle Sachen einzeln eingespielt. Ist auch schön ne, wenn man sowas im Raum direkt, aber nee, das ist alles, und es sind sehr viele Gitarren, die verzerrt sind … 

[00:57:18] 

Jonathan: Okay, ja, ja [lacht]. 

[00:57:20] 

Lisa: … die rumquietschen [lacht] und so, ja. 

[00:57:25] 

Jonathan: Ja, nächste Frage: Wo komponierst du deine Musik? An welchen Orten? 

[00:57:31] 

Lisa: Ja, ich habe ja gerade schon erzählt von der Ostsee, die eine sehr große, also die Natur, dieser spezielle Ort, da kann ich sehr gut schreiben. Ansonsten sehr viel zu Hause oder auch an dem, quasi in Niedersachsen wo mein Freund noch wohnt, da wo wir auch einfach dann viel sind um Musik zu machen, auch da. Und natürlich auch oft unterwegs, weil im Laufen, im Gehen, wenn man, in irgendwelchen Alltagssituationen kommen einem ja auch manchmal Ideen. Das ist natürlich nicht richtig das Komponieren, aber da halte ich dann auch, da fange ich dann auch manchmal an zu komponieren. Wenn ich eine Idee gut finde und wenn ich gerade irgendwie Lust darauf habe, dass ich dann weiter Texte, weiter eine Idee verfolge, Melodien entwickle. Tatsächlich hatte ich auch schon oft auf dem Fahrrad, denn ich fahre viel Fahrrad, da habe ich dann rein gesungen. Und aber richtig komponieren meistens zu Hause. Viel auch auf der Couch, mit der Gitarre, oder halt, bei mir steht das alles im Wohnzimmer, Computer, Instrumente, ja, Hauptsache gemütlich. Also ich habe kein Studio oder so in das ich gehe. Ich mache das viel zu Hause alles. 

[00:59:00] 

Jonathan: Ja dann kommen wir mal zum Thema, also sicherlich haben wir das auch schon gestriffen das Thema, aber nochmal ein bisschen konkreter darauf eingehen: Das Verhältnis, obwohl, wir sind eigentlich noch nicht darauf eingegangen. Das Verhältnis zwischen Text und Musik. Was sind zum Beispiel Überlegungen, die du anstellst, wenn es darum geht, Text und Musik miteinander zu vereinen? 

[00:59:22] 

Lisa: Also was ich immer, was ich, oder ich weiß gar nicht, ich wollte gerade sagen, ich glaube ich finde es immer schön, wenn es nicht ganz so Hand in Hand geht. Das heißt trauriger Text, traurige Musik, aber ich weiß nicht, irgendwie gehe ich da auch immer nach einem Bauchgefühl. Es ist ein bisschen so, wie ich vorhin schon mal gesagt habe, mit der Soundsuche. Es ist ein bisschen so, ich bin da sehr viel intuitiv unterwegs, wie so ein Puzzleteil. Wenn ich Worte und Melodie zusammenfüge, dann merke ich einfach irgendwann: Das klickt und das ergibt irgendwie für mich, für meine Emotionen die ich dazu habe, gerade Sinn, oder halt nicht. Und deswegen stimmt das nicht, dass ich sage, ich finde es immer gut, wenn jetzt ein trauriges Lied nicht unbedingt, also ein trauriger Text nicht unbedingt so eine traurige Musik oder Melodie hat. Weil das zum Beispiel bei dem Lied, worüber wir gerade geredet haben, „Ich komme mit, ich bin dabei“, würde ich schon sagen, dass es ein trauriger Text ist und auch eine, jetzt nicht eine happy Melodie. Also jetzt nicht so, dass man denkt: Das ist ja total gegensätzlich. Eigentlich verlasse ich mich da immer ziemlich auf meine Intuition und denke mir gar nicht so viel dabei, sondern merke einfach irgendwann, das rastet ein in mir. Und ja, mehr Gedanken mache ich mir dazu gar nicht. Das ist sehr, sehr, sehr intuitiv. Ich glaube, ich schreibe da und komponiere da sehr intuitiv. Also es ist jetzt nie vorgekommen, dass ich dachte: Hm toller Text, aber die Melodie passt nicht oder so. Also wenn ich schon allein in dem Prozess reingehe, dann fummel ich so lange herum, bis ich das für sinnvoll erachte. 

[01:01:16] 

Jonathan: Also es gibt kein Schema F, was du anwendest, wenn du weißt: Ah das ist jetzt so ein semi-trauriger Text, dann mache ich auf jeden Fall erst mal Moll und [lacht] … 

[01:01:23] 

Lisa: Nee, nee gar nicht. Und ich glaube auch wirklich, dass ich dann … Moll, also ich habe dann eine Melodie, und wenn die dann halt, wenn der Moll-Akkord da drunter passt, dann am besten, dann ist es der. Ja, sehr intuitiv [lacht]. 

[01:01:43] 

Jonathan: Okay, und ich glaube, ich habe das schon herausgehört, aber wahrscheinlich entsteht bei dir eher zuerst der Text und dann die Musik? Oder kann das auch anders sein? 

[01:01:53] 

Lisa: Oft, aber, also es gab ja dieses eine Lied, wo ich eine Stimmung hatte, die ich erzeugen wollte. Und dann kam, dann habe ich dazu einfach irgendwas, dann hatte ich erst die musikalische Idee … 

[01:02:04] 

Jonathan: War das denn „Er hat mich wieder nicht gesehen“, meintest du das? 

[01:02:06] 

Lisa: Genau. Da habe ich einfach angefangen zu produzieren, mit so einer Basslinie und dann habe ich dazu irgendwas gesungen. Und da hatte ich noch nicht mal ein Thema, was ich unbedingt beackern wollte. Sondern, das mag ich eigentlich auch, sondern ich hatte einfach so eine Stimmung und habe dazu irgendwas gesungen bis ich dachte: Ah das finde ich, also da hat es wieder Klick gemacht. Das geht gut einher, obwohl ich jetzt, also dieses Gefühl, was in dem Lied beschrieben wird, das kennt glaube ich jeder. Wenn man irgendwie sich ungesehen fühlt und denkt: Ich sollte vielleicht mal was machen aber traue mich nicht und es wird wahrscheinlich eh nie was. Also das kennt ja jeder, es ist jetzt nicht so, dass es aktuell mich so beschäftigt hat, aber das ist dann einfach so entstanden. Und eigentlich würde ich so gerne öfter auch arbeiten, weil ich mag das, aber tatsächlich kommen die Worte eher zu mir. Ich bin dann vielleicht auch ein bisschen zu faul mich jetzt einfach so an den Rechner zu setzten und zu sagen: Ich suche mir jetzt meinen Sound. Also da muss mich dann auch wieder irgendein Funke treffen, wie da, als ich gesagt habe: Oah, diese Twin Peaks Melodie, die du dir unbedingt mal anhören musst [lacht], die ist schon cool. 

[01:03:15] 

Jonathan: Okay, Twin Peaks? 

[01:03:16] 

Lisa: Twin Peaks ist eine Serie. Und dass ist diese Intro-Melodie quasi von der Serie. Kennst du bestimmt auch wenn du sie hörst. 

[01:03:27] 

Jonathan: Das höre ich mir mal an auf jeden Fall. 

[01:03:28] 

Lisa: Ja und da hört man auch, also da, wenn du dir dann die Strophe anhörst oder das Intro, da hörst du auch dann die Referenz quasi. Also so, ich würde gerne öfter so arbeiten, aber ich bin oft zu faul dazu, weil man sucht auch manchmal einfach lang. Und es ist auch immer die Gefahr da, dass man gerade dann nichts findet, was einen selber so kickt [lacht]. 

[01:03:51] 

Jonathan: Okay und wenn du jetzt deine Songs komponierst, denkst du dann häufig schon an Liveauftritte mit diesen Songs? Spielt das für dich eine Rolle, beim Komponieren, beim Erstellen der Songs? Oder ist das eigentlich egal, weil du dir denkst: Jeder Song ist live-tauglich? 

[01:04:06] 

Lisa: Nee, ich denke tatsächlich eher: Okay, dieser Song ist wahrscheinlich nicht live-tauglich, aber da denke ich nicht so viel dran, weil ich will das ja erst mal so umsetzten, wie ich möchte und wenn dann da irgendwie Streicher drin sind und ich dann mal kurz daran denke: Okay live, ich würde die Band ja gerne klein halten. Also jetzt nicht mit 6, 7 Leuten und noch Streichern und so unterwegs sein, wird wahrscheinlich schwer, aber da möchte ich dann keine Rücksicht drauf nehmen. Aber was ich auf jeden Fall nach dem ersten Album wollte, ist, nachdem ich, also das erste Album ist gekommen, dann bin ich damit live aufgetreten und dann dachte ich: Das ist schon sehr langsam alles und ich hätte irgendwie zwischendurch für mich, und auch für das Publikum, gerne irgendwie mal was, was ein bisschen losgelöster ist. Deswegen wollte ich schon, und das kam eigentlich vom live Auftreten her, wollte ich auf dem zweiten Album schon gerne halt so was haben wie „Weit wie die See“. Nicht aus einem Mainstream-Gedanken [lacht] heraus, sondern einfach aus diesem Gedanken heraus: Ich glaube die Konzerte wären vielleicht irgendwie ein bisschen entspannter für alle, wenn nicht alles so langsam und schleppend und 7-Minuten-Solo mäßig ist. Das war schon ein Anreiz. Trotzdem habe ich mir dann, während ich die Lieder geschrieben habe, die vielleicht so waren, also jetzt zum Beispiel bei „Weit wie die See“ würde man es so umsetzten wollen, da sind so viele Signale, ob das jetzt so ein Quietschen von einer Gitarre ist, ob das diese ganzen Synthies die verhalten sind, also es wird live, es klingt live eh anders, dann nochmal wieder. Deswegen, genauso die Sachen umzusetzen, wie sie auf dem Album sind, ist eh schwer. Und manche lösen das ja dann, indem sie was vom Band mitlaufen lassen, was ich auch schon probiert habe, was ich aber, was halt immer ein bisschen das Leben nimmt, ne. Das nimmt dann auch die Möglichkeit sich zu verspielen und daraus eine Situation zu machen, weil du hast halt ein Playback, was mitläuft, und wenn du raus bist, dann bist du raus. Deswegen muss ich da noch für mich eine Lösung quasi finden, da bin ich noch nicht am Ende der Reise, ob ich bei manchen Liedern lieber ein Playback habe und dann hat man diesen vollen Sound mit diesen ganzen kleinen komischen Geräuschen, ob das jetzt ein Feedback ist, oder drei Synthies, die da übereinanderliegen, die halt was erzeugen, was man jetzt nicht in einer Besetzung von Schlagzeug, Bassgitarre, Keyboard oder so, kann man einfach nicht erzeugen. Da bin ich noch nicht am Ende der Reise, ob ich lieber will, dass es so klingt wie auf der Platte, oder man sich dem annähert, oder man es anders live aufführt und eine andere Energie hat, aber die Lieder einfach auch ein bisschen anders klingen. Aber im Schreibprozess und im Aufnehmen möchte ich mich davon nicht beeinflussen lassen, so. Es gibt ja auch manche Bands, die sagen, sie nehmen halt live auf, ne, dann klingt alles so wie auf der Platte und das finde ich auch toll, aber das ist, dafür habe ich eine andere Soundästhetik im Kopf, ja. 

Aufnahme 

[01:07:09] 

Jonathan: Interessant. Das finde ich, macht auch eine gute Überleitung zur Aufnahme. Du kannst ja mal beschrieben, wie bei dir dann so eine Aufnahme abläuft, haben wir ja jetzt auch schon ein bisschen angeschnitten, aber … 

[01:07:23] 

Lisa: Also meistens fangen wir mit dem Schlagzeug an. So wie die meisten. Also quasi: Anfang Schlagzeug, Ende Gesang. Und alles andere dazwischen. Meistens ist so die Abfolge: Schlagzeug, Bass, Gitarren, dann kommen die ganzen Synthies, dann eventuell Zweitstimmen, dann der Hauptgesang und dann mischt man alles, schickt zusammen. Also das ist glaube ich so die Standardreihenfolge, die wir eigentlich auch immer machen. Wie gesagt, die Struktur steht ja vorher, man überlegt sich, wie das alles klingen soll, wie verzerrt alles sein soll oder was auch immer, und dann fängt man, ja, mit dem Schlagzeug an. Mit dem Fundament quasi von allem. 

[01:08:11] 

Jonathan: Und wo nehmt ihr dann auf? 

[01:08:14] 

Lisa: Das nehmen wir tatsächlich meistens dann in Niedersachsen auf, weil da hat mein Freund quasi auch einen zweiten Wohnsitz und auch ein Studio, wo man auch gut Schlagzeug aufnehmen kann. Da haben wir komplett mein erstes Album aufgenommen und auch die Hälfte von dem zweiten. Also da nehmen wir viel auf, teilweise Demos, also wenn es jetzt nicht an die Endend-Aufnahmen geht, Demos machen wir auch in Berlin. Da kann man dann über, da gibt es echt mittlerweile schon gute Fingerschlagzeuge, da ist er auch sehr gut drin, das einfach auf einer Midi-Tastatur, liegt dann auf jeder Taste was anderes, Kick, Snare, Becken und dann macht man das erst mal so, bevor man ein richtiges Schlagzeug aufnimmt. Aber das sind dann halt Demos und dann übernimmt man manchmal Spuren, weil Synthies braucht man ja jetzt nicht zweimal aufnehmen, wenn die halt schon gut sind oder man hat noch eine Idee, dass man einen anderen Synthie, den man vielleicht richtig hat, dann nochmal probiert. Aber die braucht man natürlich nicht ersetzten, die Spuren. Alles was jetzt nochmal anders aufgenommen werden kann, wie ein richtiges Schlagzeug oder eine Gitarre, die über einen Verstärker mikrofoniert aufgenommen wird, so was macht man dann nochmal, aber ansonsten kann man ja auch Sachen gut aus Demos übernehmen. Und das passiert halt meistens da in Niedersachsen und die zweite Hälfte ist dann auch in Berlin entstanden. Im Studio von Tobias Siebert, ja. 

[01:09:42] 

Jonathan: Und passiert dann während der Aufnahmesession noch irgendetwas, also steht quasi schon alles fest und ihr macht das dann, ihr nehmt das dann noch auf, oder passiert noch etwas Kreatives während des Aufnahmeprozesses? Oder was Improvisatives? 

[01:09:54] 

Lisa: Also die meisten Sachen stehen schon fest, aber natürlich, wenn man jetzt davon ausgeht, dass ein Lied wie „Weit wie die See“ jetzt zum Beispiel, ich an der Ostsee geschrieben habe und einfach nur eine Gitarre hatte und eine Stimme, dann ist da natürlich sehr viel Kreatives noch drin. Weil man sich dann ja erst mal überlegt: Okay, was macht jetzt der Bass genau, was machen jetzt die Gitarren genau. Also es ist schon ein sehr kreativer Prozess. Allerdings, wenn wir jetzt so eine Demo schon haben und zum Beispiel dann nochmal zu Tobias Siebert in das Studio gehen, zu dritt, dann passieren nochmal kreative Sachen, was die Sounds betreffen. Weil er natürlich nochmal einfach ein komplett neuer, dritter Kopf ist, der da reinkommt. Und er natürlich auch Ideen hat, dass er irgendwie nochmal was über einen Tape-Recorder schickt, ein Signal, und das wäre total toll. Dann hat er halt eine Idee und dann klingt, dann ist vielleicht, die Noten sind dieselben, aber der Klang ist nochmal ein anderer und natürlich ist die Soundästhetik dann am Ende auch nochmal eine andere, auch wenn sie schon vorgegeben ist und ähnlich ist. Aber so ein Feinschliff und nochmal, wie gesagt, eine dritte, ein dritter Geschmack und ein dritter Musiker kommt dazu, der einfach nochmal eigene Impulse hat und Sachen nochmal verändert. Aber selten jetzt was die Töne oder Akkorde betrifft. 

[01:11:19] 

Jonathan: Ja. Und wie lange dauert das so, einen Song dann aufzunehmen? Oder wie lange braucht ihr insgesamt für alle Songs von einem Album? 

[01:11:28] 

Lisa: Oh, oh Gott, das weiß ich gar nicht, weil das haben wir immer … 

[01:11:30] 

Jonathan: Also geh erst mal auf einen Song ein. 

[01:11:31] 

Lisa: Ja, also ein Lied hatten wir jetzt zu dritt, mit Sebastian, Tobi und mir, hatten wir immer drei Tage eingeplant. Das macht der meisten so. Es kann natürlich auch mal schneller gehen, aber natürlich, wenn man sich überlegt: Einer spielt alles nacheinander, du baust ein Schlagzeug auf, mikrofonierst es, überlegst dir den Sound, das dauert schon mal, dann mit den Gitarren das gleiche, also das kann jetzt, das kann jetzt nicht innerhalb von einem halben Tag entstehen. Vor allem, also wenn es jetzt ein schlichtes Lied ist, wo man sagt: Okay, wir haben Schlagzeug, Gitarre und Bass und noch einen Gesang, klar, aber bei mir passieren ja viel mehr Sachen. Und was aber, was aber so Lieder angeht, die Sebastian und ich zu zweit aufnehmen, da kann es, also da ist von einem Tag und alles so grob aufgenommen, obwohl das auch sehr ambitioniert ist, weil so mit Gesang lasse ich mir schon auch gerne Zeit. Manchmal kann man das einfach so super auch alles einspielen und an manchen Liedern fummelt man einfach wirklich mehr. Also wir haben auch an manchen Liedern schon eine Woche gesessen. Oder an manchen Liedern, zum Beispiel wieder jetzt „Er hat mich wieder nicht gesehen“, da hatte ich an der Ostsee geschrieben nur die Strophe und den Refrain. Und ich habe aber gesagt: Irgendwie ist das Lied noch nicht fertig aber ich weiß nicht genau, was da noch fehlt. Und ich habe, dann haben wir so darüber gesprochen und dann sind wir halt darauf gekommen, dass wir gerne noch einen langen Instrumentalteil anfügen wollen. Und da ist dann halt, da sind dann einfach nochmal, ich weiß nicht wie viel, aber drei oder vier Minuten dazu gekommen, die wir beim Aufnehmen komponiert haben. Und es war aber, dass ich konkret das so machen wollte, weil das hatten wir auch bei einem anderen Lied auf dem ersten Album so gemacht, dass ich gesagt habe: Lass uns einfach beim Aufnehmen komponieren, was super spannend ist, weil man halt vorher einfach noch nicht weiß, was passiert. Und ich finde es ist wunderschön geworden, was daraus geworden ist. Aber das war vorher einfach nicht festgelegt. Und das Lied hat dadurch, dass wir noch beim Aufnehmen noch was hinzugefügt haben, hat es einfach eine Woche gedauert oder so. Oder fünf Tage. Wir machen uns da natürlich auch keinen Druck. Wir sind dann an seinem Wohnort, ist natürlich was anderes, wenn du in ein Studio gehst, pro Tag zahlst, dann nimmt man sich vielleicht nicht die Zeit dafür. Das kann man sich natürlich auch nur, in Anführungsstrichen leisten, wenn man die Freiheit hat, nicht unter Zeitdruck zu arbeiten. Und das kann man gut zu Hause. 

[01:14:07] 

Jonathan: Aber das machst du jetzt nicht? Also ein Studio zu mieten, das macht ihr jetzt nicht? 

[01:14:11] 

Lisa: Das, na das haben wir mit Tobi quasi gemacht, da hatten wir dann schon Zeitdruck. Da hätten wir jetzt nicht sagen können: Okay, jetzt dauert ein Lied halt sechs, sieben Tage, aber klar, wenn wir zu zweit, entweder bei uns zu Hause was aufnehmen, oder noch bei ihm an seinem zweiten Wohnort, da wo auch das Studio ist, da kann man sich natürlich die Freiheit nehmen, was auch schön ist. Ich glaube beides kann was haben, aber es ist, also für so was, wenn man jetzt konkret sagt: Wir komponieren erst beim Aufnehmen, dann ist es schön, keinen Zeitdruck zu haben. 

[01:14:45] 

Jonathan: Ja. Ja, ich merke auf jeden Fall, dass der Song „Er hat mich wieder nicht gesehen“ offenbar in mehrerer Hinsicht eine Sonderstellung einnimmt? Du hast ja jetzt in zweierlei Hinsicht eine Sonderstellung für diesen Song beschrieben. 

[01:14:58] 

Lisa: Ja, ja. Oder ja, ich weiß gar nicht, oder der ist jetzt so gerade so präsent. Weil wir darüber geredet haben. Vielleicht würde mir jetzt zu anderen Liedern sicherlich auch noch viel einfallen, aber der ist jetzt so weit vorne im Hirn [lacht]. 

[01:15:15] 

Jonathan: Ja, okay [lacht]. Kannst du vielleicht noch was erzählen über das Verhältnis zwischen echten Instrumenten, die eingespielt werden und Synthesizer Sounds oder Computereffekte? Wie ist da so das Verhältnis? Also wie unfertig wäre der Song, wenn das wirklich nur akustische Instrumente wären, die eingespielt werden würden bei dir? 

[01:15:36] 

Lisa: Also, es ist schon sehr viel mit Gitarren möglich. Also, oder mit Klavier auch. Was so ein Trick ist, den ich, den ich von Sebastian habe, ist so zum Beispiel, entweder auf der Gitarre einzelne Noten spielen oder eine einzelne Linie. Oder auch auf dem Klavier Oktaven und die dann ganz doll verhallen. Da hat man schon mal dieses Sphärische total. Also ich würde sagen, dass man, dass ich auch gut einfach nur mit echten Instrumenten was, den Sound, den ich mag, hinbekommen würde. Aber natürlich, vor allem so alte Synthies und so, da haben wir auch einige, es gibt so ein ganz tolles, so ein nierenförmiges Instrument, das heißt Omnichord. Das ist einer der ersten Synthesizer, so ein bisschen Gameboy Sound-artig, oder es ist so wie so eine Elektroharfe eigentlich. Man fährt dann so mit den Fingern drüber und dann, das sind einfach so Sachen, so Sounds, die einfach sind, wie sie sind, an denen man nicht groß rumdreht oder so, die einfach auch was mit einem machen oder eine Stimmung unterstützen. Und auf die würde ich ungern verzichten, aber ich glaube tatsächlich, wenn ich jetzt in einem Raum wäre, und es heißt: Mach mal, spiel mal, nehme mal ein Lied auf, was deinem Geschmack, deinem ästhetischen, oder ja, deinem Soundgeschmack entspricht, dann könnte man das auch sehr gut einfach mit E-Gitarren hinbekommen. Zum Beispiel ein Lied gibt es ja auch auf der Platte, das vorletzte, das heißt „Freundschaft“, das ist ja sehr, sehr simpel. Vom, also vom, von der … da ist ja nur ein Schlagzeug, eine Gitarre, da ist nicht viel. Und ich würde auch sagen, dass das meinem, vom … das ist zwar auch verhallt und so aber ich würde trotzdem sagen, dass das Lied meinem Stil am entferntesten ist vielleicht. Was so mein Gefühl sagt, obwohl ich das total gerne mag, aber ja. Das ist, das ist schon, da passiert schon immer viel und das mag ich auch irgendwie. 

[01:17:55] 

Jonathan: Okay, dann noch eine Sache zur Aufnahme und zwar: Ihr seid ja jetzt nur zu zweit, dadurch erübrigt sich so ein bisschen die Frage, ob ihr jetzt alle Bandmitglieder gleichzeitig aufnehmt, oder ob das nacheinander passiert, das hast du ja schon beantwortet, passiert das wirklich alles nacheinander? Oder nehmt ihr dann auch mal zu zweit gleichzeitig etwas auf? 

[01:18:15] 

Lisa: Wir haben bei dem Lied, was ich gerade erwähnt habe, „Freundschaft“, haben wir Gesang und Gitarre gleichzeitig aufgenommen, in einem Raum. Aber es ist eher selten. Also dass wir zusammen Sachen aufnehmen, weil ja, weil es sich einfach oft nicht so ergibt, ja. 

 [01:18:39] 

Jonathan: Also es ist schon eine bewusste Entscheidung, oder würdest du schon lieber auch mehr gemeinsam aufnehmen? 

[01:18:44] 

Lisa. Nee, nee. Das ist jetzt nicht, dass ich das vermisse oder so. Also … 

[01:18:50] 

Jonathan: Also was hat das so für Vorteile, wenn ihr nacheinander aufnehmt, gegenüber dem gemeinsamen Aufnehmen? Und was vielleicht auch für Nachteile? 

[01:18:55] 

Lisa: Also … 

[01:19:01] 

Jonathan: Also du musst dir jetzt nicht irgendwelche Nachteile aus den Fingern saugen, wenn du denkst, das hat ja eh nur Vorteile. 

[01:19:04] 

Lisa: Ja ich überlege gerade, also der Vorteil beim, ich weiß gar nicht, also irgendwie, wenn ich mir jetzt vorstelle, was würden wir jetzt zu zweit aufnehmen. Also erst mal hat es natürlich den Vorteil, dass einer immer am Computer sitzt und einfach zuhören kann, was gespielt wird. Also zum Beispiel, wenn Sebastian Schlagzeug einspielt, dann sitze ich daneben und höre ganz genau hin. Und kann auch wirklich sagen, nach Refrain Zwei hast du einen Fill gespielt, das fand ich total cool oder so. Was ich jetzt wahrscheinlich nicht könnte, wenn ich versuchen würde, Bass zu spielen oder so da nebenbei. Also das ist schon mal von Vorteil, dass einer immer konzentriert dem anderen zuhören kann. Und dann ist es tatsächlich praktisch einfach so, dass er die Sachen auch viel schneller kann. Also ich würde vielleicht hier und da gerne mal einen Bass spielen, mache ich jetzt vielleicht auch live, aber im Studio-Prozess kann er es einfach besser. Und klar könnte ich einen Synthie dazu spielen, aber das ist ja wie gesagt nicht die, nicht die Reihenfolge. Wir machen ja wirklich das Schlagzeug, dann kommt der Bass und was, was ich vielleicht machen würde wäre ein Synthie dazu spielen aber das würde jetzt keinen Sinn ergeben, wenn ich das jetzt beim Schlagzeug oder beim Bass dazu mache, deswegen irgendwie ist es auch im Arbeitsprozess gar nicht irgendwie, dass man intuitiv denkt: Ah das wäre jetzt cool, wenn ich das dazu spielen kann. Wir legen vorher was fest, wir sind uns einig, wie das ungefähr klingen soll und dann gehen wir auf die Suche und gehen auch irgendwie zusammen auf die Suche. Das heißt, ich muss und möchte auch immer ganz genau zuhören, was dann derjenige macht oder andersrum, oder wenn ich was spiele, wir sind immer komplett so dabei. Es gab auch schon mal, ja, Momente, an dem ich eine Idee hatte und vielleicht irgendwie gesagt habe: Ich brauche da gerade länger für, ich muss darüber nochmal nachdenken und rumprobieren, dann hat der Eine eine Pause gemacht oder so. Aber, also wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ergibt zusammen einspielen einfach in dem Konstrukt, wie wir das machen, keinen Sinn. 

Postproduction 

[01:21:23] 

Jonathan: Ja. Ja, und wenn der Song jetzt fertig aufgenommen ist, dann ist der ja aber trotzdem noch nicht fertig und muss noch irgendwie verbessert werden, damit er den soundtechnischen Anforderungen entspricht. Was passiert also nach der Aufnahme noch Entscheidendes? 

[01:21:39] 

Lisa: Also dann geht es natürlich ins Mischen. Dann wird der Song gemixed und dann gemastert, bis er dann letztendlich das Licht der Welt erblicken darf. Mischen ist so ein Thema, was ich immer schwierig finde. Da ich ja sehr, sehr eng involviert bin, wir haben ja darüber geredet, wie wir aufnehmen, das heißt, wir machen ja schon einen Mix. Natürlich sagen wir nicht, wir nehmen einfach alles wahllos auf, sondern wenn ich einen Synthie aufnehme, oder wenn wir einen Synthie aufnehmen, dann schieben wir die Lautstärke so, wie wir das für richtig empfinden. Und wir denken vielleicht auch: Ah, das wäre jetzt cool, wenn der Synthie von links nach rechts wandert, dass der Hörer oder die Hörerin das dann richtig wahrnimmt auf dem Ohr. Dann machen wir das alles schon. Das heißt, dieses, was ja viele machen, zu sagen, wir geben den Mix in komplett andere Hände, dann guckt auch nochmal jemand anders drauf und bringt da nochmal eigene Impulse rein, finde ich immer sehr schwierig. Weil ich mir wirklich über alle Sachen, über alle Lautstärken, wie laut alles sein soll, schon sehr viele Gedanken mache und das für sehr, sehr gut und sinnvoll empfinde, als sehr gut und sinnvoll empfinde, wie es dann da ist. Deswegen habe ich, jetzt beim letzten Album hat quasi, hat Sebastian den Mix gemacht oder Tobi. Der, mit dem wir es auch aufgenommen haben. Das heißt, es ist eigentlich nicht in externe Hände gelangt. 

[01:23:03] 

Jonathan: Du bist dann auch noch dabei? 

[01:23:04] 

Lisa: Ich bin dann noch dabei, ich, also ich kriege dann … 

[01:23.06] 

Jonathan: Also hast du schon was damit zu tun? Und hast dann Mitspracherecht? 

[01:23.08] 

Lisa: Ich habe dann, ich, natürlich. Ich habe dann Mitspracherecht, ich bin im Aufnahmeprozess dabei, da kann man ja schon sagen: Oh die Gitarre muss leiser und … oder die lauter, oder die Stimme ist zu leise oder zu laut oder was auch immer. Und natürlich, wenn dann derjenige, der das Lied wirklich final mischt, schickt natürlich mir dann die Mische quasi zu und ich kann dann nochmal was dazu sagen. Und dann gibt es manchmal noch eine Revision und dann kriegt man nochmal, und dann hat man irgendwann das fertige Ding. Aber wie gesagt, bei vielen Künstler*innen ist das so, dass sie diesen Prozess aus der Hand geben und das nochmal jemand komplett neu, das mischt und teilweise auch noch mal das über bestimmte Geräte laufen lässt, dass es noch mal irgendwie was dazu gewinnt. Aber damit hatte ich schon immer ein Problem. Deswegen gebe ich diesen Prozess ungern aus der Hand und finde das auch schön, dass jetzt zum Beispiel Tobi gesagt hat, er macht das eigentlich meistens selber oder in der Regel selber bei den Stücken, die er aufnimmt als Produzent. Machen viele nicht, die sagen: Ich mische das nicht oder so. Die wollen dann, dann gibt man alle Spuren an jemand anderen, an jemand anderen ab und der oder die macht das dann. 

[01:24:23] 

Jonathan: Ach so er mischt seine eigenen Songs selber meinst du jetzt oder … 

[01:24:25] 

Lisa: Na die, die er aufnimmt mit Künstler*innen. 

[01:24:27] 

Jonathan: Ach so, die, die er aufnimmt, die gibt er selbst nicht weiter. 

[01:24:28] 

Lisa: Ja, ja genau. Und wie gesagt, da ist da die eine Hälfte, die wir mit Tobi aufgenommen haben, die Tobi gemischt hat. Die andere, die wir mit Sebastian, die ich mit Sebastian gemacht habe, die Sebastian gemacht hat, war das alles sehr nah noch am Entstehungsprozess auch dran und so. Und das finde ich auch gut, da bin ich dann auch sehr schnell zufrieden. Und dann, nachdem, wenn man dann da bei jeder Spur gesagt hat: Die hat jetzt genau die richtige Lautstärke und das klingt jetzt alles so wie es klingen soll, dann kommt natürlich nochmal das Master, wo einfach nochmal angepasst wird, dass es auf allen Endgeräten dann gut klingt, dass die Lautstärke die richtige ist, das muss man ja auch beachten. Nicht, dass man es dann, dass es dann in den online Streaming-Diensten ist und total leise ist oder laut im Verhältnis zu allen anderen. Das ist dann der aller, aller letzte Schritt, das Master, und das ist tatsächlich auch, das gibt man aus der Hand. Da wird der dann wirklich, da wird eine Datei geschickt, der fertige Mix und der wird dann bearbeitet und nicht, da kann an Einzelheiten nichts mehr quasi geändert werden und, genau. Das, das ist dann der allerletzte Schritt bevor so ein Lied dann, das raus kann quasi. 

[01:25.49] 

Jonathan: Ja, und vielleicht nochmal konkret auf das Mixing, auf Mixing, auf das Mixing eingegangen, kannst du vielleicht noch konkreter beschreiben, was dir exakt wichtig ist beim Mixing? Von der Ästhetik her? 

[01:26:04] 

Lisa: Naja das, eigentlich geht es ja beim Mischen darum, dass die Spuren alle, jedes einzelne Signal was da ist, die richtige Lautstärke hat. Und ich habe da wie gesagt, ich habe da immer schon sehr viel, eben dadurch, dass ich ja beim ganzen Aufnahmeprozess dabei bin, sehr viel schon eine Idee davon, wie laut ein Synthie sein soll und wie der klingen soll und wie viel Hall der haben soll und keine Ahnung. Und da ist es mir einfach wichtig, dass es so ist, wie ich es im Kopf habe. Und manche sagen wie gesagt, dass es toll ist, wenn man das nochmal aus der Hand gibt und wenn jemand anders das nochmal interpretiert ein bisschen. Dass das nochmal dem Lied einen Schubs geben kann und es nochmal stärker machen kann, aber das hatte ich halt bisher noch nicht so. Ich habe das immer eher als, dass das Lied mir irgendwie fremder geworden ist empfunden, wenn da jemand anders dann manche Signale, die ich als wichtig empfinde, und wenn es manchmal nur ein Feedback ist von einer Gitarre oder so. Das, was dann plötzlich nicht mehr zu hören war oder so, da denke ich: Ne, das weiß ich schon ganz gut wie laut alles sein soll und das ist mir dann auch wichtig. Also mir ist wichtig, dass die Sachen, die hörbar sein sollen auch hörbar sind, und dass die Backings im richtigen Verhältnis stehen und so. Und da habe ich dann lieber die Hand selber drüber, als wie gesagt, das wegzugeben. Vielleicht wird das in Zukunft auch nochmal anders sein und ich mache das nochmal anders, aber jetzt, bei diesem letzten Album, wo das halt alles in der Familie quasi geblieben ist, habe ich mich sehr wohl mit gefühlt. Dass halt nicht plötzlich Sachen nicht mehr hörbar waren oder anders geklungen haben oder so. 

[01:27:44] 

Jonathan: Und wie viele, wann entscheidest du, dass ein Song fertig ist an so einem Punkt? Gibt es dann häufig auch mehrere Versionen einzelner Songs, die dann irgendwie rumliegen und du kannst dich nicht mehr entscheiden … 

[01:27:53] 

Lisa: Nee. Nee, nie … Nee, nie … 

[01:27:55] 

Jonathan: … oder ist das dann schon wirklich eine Sache? 

[01:27:58] 

Lisa: Ja, also bei mir ist die Königsdisziplin der Gesang, mit dem ich dann sehr oft nicht hundertprozentig zufrieden bin und wo ich dann immer irgendwann sagen muss: So, jetzt ist es aber fertig. Weil ich auch da, das ist ganz, ganz verrückt, wenn ich zu genau und zu viel hinhöre, dann verliere ich den Bezug dazu. Dann höre ich nur noch auf minimale Stellen im Gesang und ich hatte es schon so oft, dass ich super unzufrieden war und gesagt habe: So kann ich das nicht rausbringen. Und dann habe ich es liegen lassen eine Woche und, beispielsweise Sebastian hat auch schon gesagt: Nee, das ist total gut so, so, ich weiß gar nicht was du da, du verfranzt dich gerade, das wird nicht besser, wenn du es jetzt noch hundertmal aufnimmst, es wird einfach nur unlockerer. Und dann habe ich eine Pause davon und dann höre ich es mir nochmal an und dann denke ich so: Ja okay, das ist gut und das merke ich auch jetzt. Wenn ich das Album jetzt zum Beispiel mal wieder höre dann denke ich so: Ey, bei dem Lied habe ich so gekämpft und dachte so: Oah, bringe ich das so raus oder mache ich es nochmal, noch hundertmal, und es ist total in Ordnung. Also das ist einfach … 

[01:29:05] 

Jonathan: Ja mit Distanz hört es sich dann auch nochmal wieder anders an. 

[01:29:06] 

Lisa: Ja, mit Distanz ist wirklich, wirklich anders. Deswegen ist auch da wieder, entweder das Lied mal kurz liegen lassen, wenn man sich noch mit irgendwas unsicher ist, aber ich sage mal so, wenn ich das in den Mix gebe, dann bin ich mit allen Spuren zufrieden. Also der Punkt, an dem ich sage: Jetzt ist es fertig, ist auf jeden Fall vor dem Mixen. Und da ist es auch wieder dieses, ich kann es einfach am besten vergleichen mit diesen Puzzeln, da ist das Bild dann fertig und das Puzzle ist komplett. Das ist einfach ein Gefühl was ich dann dazu habe, zu dem Lied. Da, da frage ich dann nicht mehr, ob da noch was fehlt. Wie gesagt … 

[01:29:45] 

Jonathan: Jetzt am Ende beim Mixing, aber vorher kann es dann schon auch mal sein, dass nochmal wieder neu aufgenommen wird und nochmal aufnehmen und nochmal aufnehmen? 

[01:29:48] 

Lisa: Ja aber das mache ich selten. Da wird dann, da wird dann jede Spur einfach vorher einzeln schon immer in Frage gestellt. Aber ich mache jetzt selten, dass ich nochmal und nochmal und nochmal eine neue Version oder nochmal neue Gitarren oder so aufnehme. Das … 

[01:30:05] 

Jonathan: Das hatte ich jetzt beim Gesang so verstanden, dass du da immer wieder aufnimmst und immer wieder hinterfragst. 

[01:30:08] 

Lisa: Ach so, ja, aber es ist jetzt nicht in der Regel so, dass ich es immer und immer wieder aufnehme. Es ist nur dann manchmal so, dass ich, dass ich es aufnehme und zufrieden bin aber denke, es geht noch mehr und dann immer weiter aufnehme und merke, es wird aber nicht besser. Aber es ist jetzt nicht so, dass ich jedes Lied dreimal aufnehme. Der Aufnahmeprozess beim Gesang ist dann eher so, dass ich das Lied an sich in einer Gesangsession wirklich mehrere Male aufnehme, und dann, also manchmal sogar über acht bis zehn Mal oder so, und dann habe ich da acht bis zehn Gesangsspuren und dann suche ich da, schneide ich das zusammen oder suche Parts oder habe dann meistens auch schon ein Gefühl, welcher Take eigentlich am coolsten war und ersetze dann nur ein paar Sachen. Aber es kann trotzdem sein, dass ich, wenn ich dann, weil wenn man so was macht, und extrem in dem Gesang, die ganze Zeit auf den Gesang hört, kann es auch sein, dass ich, wenn ich komplett alles bearbeitet habe und sage: Jetzt ist es fertig, trotzdem noch daran zweifle und es mal liegen lassen muss. Also man hört sich einfach dumm und dämlich, wenn man so auf eine Sache so fixiert ist. Man hört gar nicht mehr das ganze Lied. Aber finde ich ist auch beim Gesang wichtig, weil das ist natürlich das wichtigste, so, also … 

[01:31:23] 

Jonathan: Also Perfektionismus findet am ehesten beim Gesang statt können wir festhalten? 

[01:31:26] 

Lisa: Ja, beziehungsweise bin ich da am selbstkritischsten. Ich bin da schon auch sehr, ich bin auch schon mit den anderen Sachen sehr perfektionistisch, aber … 

[01:31:34] 

Jonathan: Ja das wollte ich dir auch gar nicht absprechen. 

[01:31:35] 

Lisa: … da bin ich am kritischsten, quasi. Also da denke ich immer, das habe ich noch nicht gut genug gemacht. Ist vielleicht auch, also ist vielleicht auch dann meine Königsdisziplin, weil wie gesagt ja Sebastian die meisten Sachen einspielt und ich da auch am meisten dann drauf gucke und denke so: Oah, ist das schon gut genug, finde ich das jetzt gut genug. Da bin ich schon sehr skeptisch. 

[01:32:00] 

Jonathan: Okay, und dann habe ich noch eine allerletzte Frage, das ist quasi eine Bonusfrage … 

[01:32:03] 

Lisa: Oh [lacht

[01:32:04] 

Jonathan: … [lacht] und zwar: Wenn du jetzt einen Song für ein Album, oder anders gefragt: Wie hast du es geschafft, eine Homogenität auf dem Album herzustellen zwischen den Songs? Oder hast du dir da bei der Herstellung der einzelnen Songs keine Gedanken gemacht, dass die jetzt alle auf ein Album sollen? 

[01:32:19] 

Lisa: Ja, bei dem ersten Album habe ich mir da sehr viele Gedanken gemacht. Da war, da wollte ich, also da habe ich mich extrem an diesen Pink Floyd Sound angelehnt. Pink Floyd, eher dieses sphärische, getragene und da habe ich alle Lieder dem unterworfen. Und da habe ich gesagt: Das soll alles diesem Soundgewand angepasst werden. Und da gab es Lieder, die vom Gerüst her in der Entstehung gar nicht so sphärisch waren oder so, aber da haben wir das dann dem angepasst. Beim zweiten Album wollte ich mich jetzt konkret nicht, also da wollte ich einfach alles zusammenwürfeln an Liedern, was, was entstanden ist. Und ich finde auch, das hört, das hört man. Also da ist jetzt nicht ein roter Faden, ein soundlicher roter Faden, da sind mal Lieder mehr poppiger, Lieder mehr reduzierter von den Instrumenten, manche sind dann wieder so sphärisch und ausladend, aber es ist ziemlich, ziemlich gemischt und ich, ich habe mich nie gefragt, ob das jetzt homogen ist. Oder wir haben auch nie gesagt: Wir müssen das jetzt noch anpassen, damit es zu den anderen Liedern passt, was wir beim ersten Album wirklich gemacht haben, beim zweiten aber gar nicht. Da wollte ich einfach alles entstehen lassen wie es kommt und ich weiß gar nicht, ich glaube, da gibt es, es gibt ein paar Lieder die halt nicht auf dem Album gelandet sind. Aber jetzt nicht wegen dem Sound oder so. Und wenn du es als homogen empfindest [lacht], das Album, dann ist das schön, aber das ist jetzt nichts worauf ich explizit Wert gelegt habe und gesagt habe, das muss alles. Also ich fand dann einfach, dass es auch so zusammengepasst hat, weil es natürlich auch viel mein, vielleicht dann auch mein Geschmack ist und es einfach dann irgendwie passt. 

[01:34:09] 

Jonathan: Und wie lange hat das, also in welchem Zeitraum sind die Songs alle so entstanden? Ist es ein sehr langer Zeitraum gewesen … 

[01:34:14] 

Lisa: Ja, ja [seufzt]. 

[01:34:14] 

Jonathan: … und war dir die ganze Zeit klar, dass das irgendwie ein Album werden soll oder hast du dir das erst am Ende irgendwann gedacht: Ach die Songs könnte man ja jetzt zu einem Album zusammenwürfeln? 

[01:34:23] 

Lisa: Also es gibt ein Lied, was schon sehr lange, was es schon sehr lange gibt, das ist „Glücklich ohne dich“. Das gibt es schon seit, also ich weiß gar nicht wann wir es geschrieben haben, 2015 oder so? Also das gibt es schon sehr lange. Das hatten wir aber nicht auf das erste Album mir raufgekommen. Das war da glaube ich auch schon fertig, oder ist da entstanden? Da bin ich immer, also ich weiß, dass es schon sehr alt ist, und da fing, also da sind dann schon manche Lieder entstanden, ab 2017, dann als das erste Album entstanden ist oder schon vorher herausgekommen ist, schon vorher. Und dann habe ich aber, als ich dann irgendwann wusste, ich möchte ein zweites Album machen, habe ich nochmal intensiver geschrieben wieder. Wie gesagt, diese, die ich schon erwähnt habe, die Woche an der Ostsee, da habe ich konkret gesagt: Ich möchte an die Ostsee fahren, möchte jeden Tag ein Lied schreiben oder eine Idee haben, die ich ausformuliere. Ob das auf das Album kommt oder nicht ist egal, ich will einfach mal wieder in so einen Fluss reinkommen, weil das ist ja schon auch was, wenn man das viel macht, was einem leichter fällt. Und wenn man es weniger macht, fällt es einem schwerer mit dem Schreiben. Deswegen wollte ich da einfach reinkommen, da habe ich dann schon nochmal gesagt: Okay, das mache ich nochmal und dann stelle ich die Lieder zusammen, die auf das Album sollen. Aber es ist immer ein langer Prozess und manchmal entstehen halt Lieder, bei denen man denkt: Die sind total toll, die hebe ich mal auf und manchmal schriebt man Lieder, die vergisst man dann wieder. Und so sammelt sich, also so war es auf jeden Fall jetzt bei mir, über, naja jetzt ist 21, über fünf Jahre, oder seit, wenn man, wenn das erste schon 2015 sogar, über sechs Jahre sammeln sich Lieder zusammen. Und ja, irgendwann wird es dann konkreter und man denkt sich so: Jetzt wäre es doch mal Zeit für ein Album. 

[01:36:16] 

Jonathan: Ja, gut. Das ist, denke ich, eine gute abschließende Antwort gewesen … 

[01:36:19] 

Lisa: Hast du jetzt genug erfahren? [lacht

[01:36:21] 

Jonathan: … und ich glaube wir haben echt viel erfahren. Ich bedanke mich bei dir … 

[01:36:25] 

Lisa: Sehr gerne. 

[01:36:25] 

Jonathan: … und ja. Abmoderation habe ich mich nicht drauf vorbereitet, brauchen wir nicht machen glaube ich. 

[01:36:33] 

Lisa: [lacht

[01:36:34] 

Vielen Dank fürs Zuhören und auf Wiederhören [lacht]. 

[01:36:38] 

Lisa: [lacht