Konzept-Post

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„Wenn alles schläft und einer spricht, dann nennt man dieses Unterricht“ (Gudjons 2006, S. 9).

Immer wieder steht der Frontalunterricht auf´s Neue in der Kritik und sein ständiger Begleiter ist die Unbeliebtheit. Betrachtet man die Didaktik der letzten 20 Jahre findet sich eine Fülle von Arbeiten zu offenen, schülerorientierten oder ganzheitlichen Unterrichtsverfahren – denn es wird daran gearbeitet eine „moderne Schule“ zu schaffen, die eine Vielfalt von innovativen Unterrichtsmethoden beinhalten soll (vgl. Gudjons 2007, S. 7), da die zentralen Handlungsfelder in der inneren Schulentwicklung u.a. das Entwickeln und Erproben neuer Formen des Lehrens und Lernens sind (vgl. Götz et al. 2005, S. 342).

Doch ist der Frontalunterricht wirklich so schlecht und ‚unmodern‘ wie sein Ruf es ihm vorauseilt? Gage/Berliner behaupten bspw. dass „das vom Lehrer gesteuerte Unterrichtsgespräch [.] das Herzstück des Unterrichts“ ist und demnach der Frontalunterricht unverzichtbar sei (1996, S. 545). Auf der anderen Seite stellt Gudjons die Thesen auf „Frontalunterricht war und ist die billigste Form des Unterrichts“ und er vernachlässigt die sozialen Ziele der Schule und des Unterrichts (2007, S. 28ff.).

Doch trotz der immer wiederkehrenden Vorurteile dominiert der Frontalunterricht in vielen Schulformen und mit ihm werden häufig drei Viertel des gesamten Unterrichts bestritten (vgl. Meyer 2011, S. 187). Warum ist das so?

In meinem Forschungs- und Entwicklungsbericht möchte ich nun gerne der Frage nachgehen, ob die Kritik des Frontalunterrichts begründet ist oder ob es ihn doch gibt, den „guten“ Frontalunterricht.

Vorgehen:

Wie ich schon in meiner Konzept Post dargestellt habe, möchte ich zu aller erst den Begriff des Frontalunterrichts definieren und auf seinen geschichtlichen Entstehungshintergrund eingehen. Darauffolgend möchte ich die verschiedenen Funktionen, Ziele und die Vor- und Nachteile des Frontalunterrichts erläutern. Auch die Frage, ob der Frontalunterricht eine sinnvolle didaktische Funktion aufweist, und ob er darum begründet im Unterricht eingesetzt werden kann, möchte ich klären. Mit dem schon erarbeiteten Hintergrundwissen möchte ich mit drei Lehrkräfte qualitative Interviews durchführen. Diese Interviews sollen leitfadengestützt und teilstandardisiert sein. Sie sollen sich in einem zeitlichen Rahmen von 15-20 Minuten befinden.

In den Interviews werde ich die Lehrerinnen und Lehrer mit einzelnen Kritikpunkten bzw. Contra Argumenten des Frontalunterrichts konfrontieren (basierend auf Literatur), um ihre Meinung dazu zu erfahren. Diese Interviews möchte ich dann transkribieren, anschließend mit dem Programm MaxQda Kategorien bilden und nach der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring auswerten.

Unsicherheiten

Unsicher bin ich mir noch darüber, ob meine Gliederung nicht zu viele Punkte umfasst, wie auch ob die Anzahl von drei Lehrkräften ausreicht, um Handlungsempfehlungen für meine Entwicklungs- und Forschungsarbeit ableiten zu können.

Auch der Aufbau meines Leitfragebogens ist noch nicht vollständig ausgearbeitet und ich weiß nicht, ob da noch Probleme auftreten können.

Da ich noch nie mit MaxQda gearbeitet habe, habe ich auch keine Erfahrungen mit dem Programm und muss mir die Grundlagen erst noch erarbeiten, aber dazu wird von dem Modul „Forschungsmethoden“, das ich derzeit belege, eine Einführung gegeben, an der ich teilnehmen werde.

Literatur:

Gage, N.L. / Berliner, D.C. (Hrsg.) (1996): Pädagogische Psychologie, 5. Auf. Weinheim: o. V..

Götz, (2005): Einsatz von Unterrichtsmethoden : Konstanz oder Wandel? In: Empirische Pädagogik 19, Heft 4, S. 342-360.

Gudjons, H. (2006): Methodik zum Anfassen. Unterrichten jenseits von Routine. Bad Heilbrunn: Verla Julius Klinkhardt.

Gudjons, H. (2007): Frontalunterricht – neu entdeckt. Integration in offene Unterrichtsformen. Bad Heilbrunn: Verla Julius Klinkhardt.

Meyer, H. (2011): Unterrichts-Methoden II: Praxisband, 14. Aufl., Berlin: Cornelse Verlag Scriptor GmbH & Co..

4 Gedanken zu „Konzept-Post

  1. Hi Anne,
    ich finde es gut, dass du deine Konzept-Skizze noch einmal mit aufgenommen hast.
    Wenn ich mir dein Kapitel 1 so durchlese, stellt sich wirklich die Frage, ob du den ganzen Forschungsbericht in 8 Seiten unterbringen kannst. Da musst du dich gut kurz fassen. 🙂
    Und einen Denkanstoß habe ich: warum willst du die Lehrer nur mit Contra-Argumenten konfrontieren, warum nicht auch mit ein paar positiven Aussagen?
    Viel Spaß dabei!

  2. Es ist schon komisch wie uns, auch in der Uni, immer wieder gesagt wird, dass Frontalunterricht nicht gut ist. Wir werden immer und immer angehalten Partner oder Gruppenarbeiten selbst durchzuführen wenn wir Präsentationen haben. Komischerweise setzen dann die meisten Profs wenn sie wieder lehren sollen oftmals auf Frontalunterricht. Es ist natürlich interessant zu wissen warum das schlecht geredet wird und ob das wirklich so schlecht ist.

    Ich persönlich finde die Idee mit den Contra Argumenten genial. Die meisten Lehrer führen ja solch ein Unterricht durch. Wenn man es schafft diese vllt. ein wenig durch die Contra Argumente zu „provozieren“, dann können eventuell auch recht emotionale Antworten kommen, weil du vielleicht somit ihren Unterricht kritisierst. Die Antworten wären interessant. Ich würde ältere aber auch jüngere Lehrer aussuchen und mal gucken ob beide gleich reagieren oder ob die älteren das „ich mach das immer so“ Argument bringen.

  3. Hallo Anne,

    deine Herangehensweise an die Durchführung deiner Interviews gefällt mir gut, da du Argumente aus der Literatur aufgreifst und diese anhand der persönlichen Erfahrungen der Lehrkräfte überprüfst bzw. kritisch hinterfragst.

    Im Hinblick auf die Frage ob du die Lehrer nur mit Contra-Argumenten oder auch mit Pro-Argumenten konfrontieren solltest, vertrete ich ebenfalls deine Ansicht, sie nur mit den Contra-Argumenten zu konfrontieren. Stimmen sie diesen nicht zu, werden sie die Argumente widerlegen und das führt zu einer Unterstützung deiner zweiten Teilfrage: „Gibt es ihn doch, den „guten“ Frontalunterricht?“.

    Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Planung, Durchführung und Auswertung deiner Interviews.
    Liebe Grüße
    Mareen

  4. Hallo Anne,

    Das Thema ist natürlich sehr gut gewählt und liegt immer wieder im aktuellen Diskurs. Ich finde es toll, dass du auch schon die versschiedenen Positionen von Erzeihungwissenschaftler zu der Thematik einbringst (Gudjons; Gage/ Berliner). Vieleicht könntest du dir auch darüber gedanken machen, ob du dein Thema noch weiter konkretisierst z. B. nur die Lehrerperspektive oder nur die Schülerperspektive betrachtest. Oder zumindest sagst, warum nur die eine oder die andere bzw. beide Perspektiven behandelst.

    Beste Grüße
    Steffen

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