Der neue Bibliothekskatalog – schneller, einfacher und intuitiver recherchieren

Herkömmliche Online-Bibliothekskataloge werden den heutigen Anforderungen an ein modernes Recherchesystem nicht mehr gerecht. Internetportale wie Google, Amazon u.a. geben in diesem Bereich die Richtung vor. Nutzer erwarten eine schnelle, einfache und intuitive Recherche über möglichst alle relevanten Quellen und Informationsmedien. Mit dem neuen Bibliothekskatalog, der im September als Beta-Version gestartet ist, nimmt sich die UB Paderborn dieser Herausforderung an.

Internet-Portale wie Google, Amazon und eBay haben die Erwartungshaltung der Nutzer, wie eine schnelle, einfache und intuitive Recherche auszusehen hat, in den letzten Jahren maßgeblich geprägt. Diese erwarten von einem modernen Recherchesystem innerhalb von Millisekunden ein relevantes Ergebnis, auch wenn die zu durchsuchende Informationsmenge riesig ist. Eine nachträgliche Einschränkung bzw. Verbesserung der Suchergebnisse mittels sog. Facetten wird ebenso erwartet wie das Vorschlagen verwandter Suchbegriffe („meinten Sie …?“) sowie eine gewisse Toleranz gegenüber Tippfehlern.

Die heute im Einsatz befindlichen, in der Regel in den 1990er Jahren entwickelten Online Bibliothekskataloge haben in den letzten Jahren gegenüber diesen Systemen mehr und mehr an Boden verloren. Neben den genannten, eher funktionalen bzw. technischen Problemen müssen sich Bibliotheken mit einem immer umfangreicheren und heterogeneren Datenbestand einer grundsätzlicheren Herausforderung stellen. Die Erwartung der Nutzer, dass alle in dem Bestand einer Bibliothek vorhandenen analogen Informationsmedien sowie alle von ihr lokal oder in regionalen oder nationalen Erwerbungskonsortien lizenzierten elektronischen Informationsmedien, darüber hinaus auch relevante frei zugängliche elektronische Informationsressourcen im Katalog nachgewiesen werden, ist immer schwieriger zu erfüllen. Auch die Tatsache, dass in Bibliothekskatalogen bisher im Regelfall Zeitschriften und Sammelwerke, nicht aber die in diesen enthaltenen Aufsätze nachgewiesen sind, ist zu einem immer größeren Problem geworden. Diese Umstände führen unter anderem dazu, dass die bisherigen Bibliothekskataloge insbesondere von Studierenden, die nicht mehr der Generation der ,Internet Immigrants‘ angehören, sondern – ,Digitally Born‘ – mit dem Internet groß geworden sind, immer weniger akzeptiert werden.

Anzustreben ist daher ein modernes, erwartungskonformes System, welches sich als ,One Stop‘-Lösung für eine integrierte Recherche über möglichst alle heterogenen Informationsquellen einer Bibliothek präsentiert.

Primo

Eine Antwort auf die o.g. Problemstellung ist das Produkt Primo der Firma Ex Libris, welches weltweit an hunderten Einrichtungen, inzwischen auch an einigen deutschen Universitätsbibliotheken, eingesetzt wird. Bei Primo handelt es sich um ein auf Suchmaschinentechnologie basiertes Softwaresystem mit dem sich alle Arten von Informationsmedien unabhängig von Format und Standort zeitgemäß durchsuchen und finden lassen. Eine der größten Primo-Installationen befindet sich beim KOBV (Kooperativer Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg) in Berlin. Die UB Paderborn ist gemeinsam mit der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf diesem Primo-Konsortium beigetreten und nutzt die technische Infrastruktur und Erfahrung des KOBV für den Betrieb von Primo. Andere Partner in diesem Primo-Konsortium sind die Universitätsbibliotheken der Technischen Universität, der Freien Universität, der Humboldt-Universität und der Universität der Künste in Berlin sowie die Universitätsbibliotheken Mannheim und Trier.

In Primo sind alle Daten recherchierbar, die über einen Publikationsworkflow in das System geladen werden. Um aber Daten laden zu können, muss die UB diese im direkten Zugriff haben. Dies stellt z.B. bei den lokalen Beständen aus dem integrierten Bibliothekssystem, den digitalen Sammlungen oder anderen lokalen Ressourcen i.d.R. kein Problem dar. Was aber ist mit den Millionen lizenzierten sowie freien elektronischen Ressourcen in den Fachdatenbanken von Anbietern wie Springer, EBSCO, Wiley u.a., oder freien Datenbanken wie BASE (Bielefeld Academic Search Engine)? Aufgrund der langfristig zu handhabenden Mengen an Daten, die von einer Vielzahl von Anbietern in unterschiedlichsten Lizenzmodellen angeboten werden, würde dies für eine einzelne Universitätsbibliothek faktisch eine nicht lösbare Aufgabe darstellen.

Hierfür bietet der Service Primo-Central eine Lösung.

Primo-Central

Bei Primo-Central handelt es sich um einen, zentral von der Firma Ex Libris gepflegten und in einer Cloud-Umgebung bereitgestellten Mega-Index aus Millionen elektronischer Ressourcen wie Metadaten von Aufsätzen und E-Books, die Ex Libris von primären und sekundären Verlegern, Aggregatoren und Open Access-Sammlungen bezieht und kontinuierlich aktuell hält.

Die UB hat Primo-Central lizenziert. Die Daten werden in den neuen Katalog integriert und sind somit mit lokal in den Katalog eingespeisten Daten gemeinsam recherchierbar.

Der neue Katalog

Nach längerer Vorbereitung, in denen die Erfahrungen anderer Primo-Kunden sowie von Ex Libris berücksichtigt wurden, hat sich die UB bewusst dazu entschieden, nicht die mit Primo gelieferte Standard-Rechercheoberfläche einzusetzen und diese mittels „Kosmetik“ an „Paderborner Anforderungen“ anzupassen. Stattdessen wurde in nur 11 Monaten ein neues, eigenes Katalogfrontend implementiert, das auf Primo, Primo-Central und dem Bibliothekssystem Aleph aufsetzt und die Stärken der Teilsysteme optimal nutzt. Dem Anspruch der UB, den neuen Katalog individuell und optimal gestaltet als zukünftiges Herzstück ihres Informationsangebotes zu implementieren, wird damit Rechnung getragen.

Der neue Katalog bietet eine moderne, intuitive Benutzeroberfläche. Die Sortierung der Suchergebnisse erfolgt standardmäßig nach Relevanz, kann aber je nach Wunsch auch nach Erscheinungsjahr oder Autoren umsortiert werden. Eine nachträgliche Verbesserung bzw. Einschränkung der Suchergebnisse mittels Facetten ist in vielfältiger Hinsicht möglich.

Der neue Katalog ist mit der Benutzerverwaltung des Bibliothekssystems gekoppelt, so dass nicht nur im neuen Bibliothekskatalog recherchiert werden kann, sondern auch direkt alle Kontoinformationen zur Verfügung stehen. So können Nutzer selbst die Leihfrist entliehener Bücher verlängern, von anderen Nutzern entliehene Bücher vormerken oder Medien aus dem Magazin bestellen. Ein Echtzeitabgleich mit dem Bibliothekssystem zeigt die Verfügbarkeit von Exemplaren jederzeit an.

Darüber hinaus bietet der neue Katalog nach Anmeldung die Möglichkeit individuelle Literaturlisten zu erstellen und recherchierte Titel dort dauerhaft zu speichern. Eine Exportfunktion in die gängigen Literaturverwaltungsprogramme steht ebenso zur Verfügung wie der Listenversand per E-Mail.

Als Teil von SFX integriert der neue Katalog das bX-Recommendersystem. Zu einem gefundenen Zeitschriftenartikel schlägt bX inhaltlich ähnliche Artikel vor. Zukünftig ist geplant, bX direkt in die Oberfläche des neuen Katalogs zu integrieren und die Vorschläge so auch außerhalb von SFX nutzbar zu machen.

Bei der Entwicklung der Benutzeroberfläche wurde darauf geachtet, dass sich der neue Katalog optimal mit mobilen Geräten nutzen lässt. Dank Responsive Design passt sich der neue Katalog den gängigen Auflösungen von Smartphones sowie Tablet-PCs automatisch an und ermöglicht so eine Nutzung auch von unterwegs.

Technisch setzt die UB bei der Entwicklung der Benutzeroberfläche auf moderne Werkzeuge und Methoden. So kommen neben Frameworks wie Ruby on Rails, CSS3, HTML5 und Javascript, das Versionskontrollsystem git zum Einsatz. TDD (Test Driven Development) sichert dabei die Implementierung ab. Es ist geplant zu einem späteren Zeitpunkt sämtliche Komponenten unter einer Open Source Lizenz zu veröffentlichen.

Die im September gestartete Version des neuen Katalogs befindet sich aktuell in der Beta-Test-Phase und damit in kontinuierlicher Entwicklung. Der bisherige Katalog wird bis auf weiteres weiter angeboten. In die Weiterentwicklung des neuen Katalogs fließen die per Feedback-Button übermittelten Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge sukzessive ein. Nutzer haben so die Möglichkeit aktiv an der Weiterentwicklung mitzuwirken.