Inklusion im Konzertleben – Von wegen barrierefrei feiern

Konzerte bringen viele Menschen zusammen, indem gemeinsam zu guter Livemusik gefeiert wird. Spaß steht dabei im Fokus der Besucher:innen. Leider sind Konzerte für Menschen, die eine körperliche Einschränkung haben, immer noch eine gewaltige Herausforderung. Die Teilhabe am Konzertleben wird ihnen aufgrund baulicher oder personeller Barrieren erschwert (https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-barrierefrei-konzerte-clubs-olympiahalle-tollwood-inklusion-1.5599709).

Welche Möglichkeiten gibt es, damit Menschen mit einer körperlichen Einschränkung am Konzertleben teilhaben können? Wie sieht generell die Begegnung mit der Inklusion in der Gesellschaft aus?

Greta Borgmann (Von Studierenden für Studierende)

Die Süddeutsche Zeitung berichtet von zwei Veranstaltungssorte, dem Tollwood- Festival und der Olympiahalle. Tollwood-Festivals sind Kultur- und Umweltfestivals, welche immer an zwei Terminen im Jahr stattfinden. Die Besonderheiten des Tollwood-Festivals zeigen sich in der Musik von Jazz über Rock und Pop bis Weltmusik, dem Markt der Ideen mit Kunsthandwerk, Bio-Gastronomie und dem Engagement für Mensch, Tier und Umwelt(https://www.tollwood.de/ueber-uns/). Die Olympiahalle ist ein kleiner Bereich des Olympiaparks in München. Dort werden Open-Air-Konzerte sowie viele andere Veranstaltungen abgehalten (https://visit-muenchen-bayern.de/olympiapark-muenchen/).

Wie sieht die Teilnahme- und Teilhabemöglichkeit von Menschen mit körperlichen Einschränkungen an Events an diesen Orten aus?

Bei Tollwood-Konzerten wird teilweise Rücksicht auf Menschen mit körperlicher Einschränkung genommen, indem behindertengerechte Toiletten sowie Rampen und abgesenkte Tresen eingesetzt werden. Allerdings mangelt es an Platzangeboten direkt vor der Bühne sowie an Sitzplatzmöglichkeiten an Tischen, da diese aus Sicherheitsgründen sehr begrenzt sind. Um Fluchtwege beizubehalten, werden Tische und Stühle außerdem im Boden festgeschraubt und somit haben Menschen mit körperlicher Einschränkung nicht genug Platz, um z.B. einen Rollstuhl abzustellen oder den Stuhl wegzurücken. Körperlich eingeschränkte Menschen erhalten lediglich ein seitlich aufgestelltes Podest mit einem fernen Blick zur Bühne. Zudem haben körperlich eingeschränkte Menschen Probleme damit, hoch gehängte Tafeln zu lesen.

In der Olympiahalle, in der ebenfalls Konzerte stattfinden, gibt es einige Plätze für Rollstuhlfahrer:innen, damit auch Menschen mit körperlicher Einschränkung eine Teilhabe am Konzertgeschehen ermöglicht wird. Die Problematik ist hierbei, dass diese Menschen weit oben sitzen und keine Möglichkeit erhalten, näher an der Bühne zu sitzen.

Der Behindertenbeauftragte Oswald Utz äußert sich zum Tollwood-Festival. Er ist der Meinung, dass es schon daran scheitert, online Tickets zu buchen. Körperlich eingeschränkte Menschen sind vom Online-Verkauf ausgenommen, denn dafür sei die Vorlage eines Behindertenausweises nötig. Zudem fehle es an wichtigen Informationen für körperlich eingeschränkte Menschen auf der Tollwood Website. Nach Angaben eines Angestellten von Tollwood ist ihnen das freie Bewegen auf Konzerten ebenso untersagt und somit erhalten körperlich eingeschränkte Menschen einen festen Sitzplatz. Am Ende lassen sich viele Fragen stellen. Warum dürfen sich Menschen ohne Einschränkung frei bewegen, aber Menschen mit körperlicher Einschränkung nicht? Darf ein körperlich eingeschränkter Mensch den Sitzplatz während des Konzertes verlassen? Darf die Begleitperson neben der Person sitzen oder stehen?

Die Gesellschaft möchte Inklusion verwirklichen, indem Rampen, behindertengerechte Toiletten, Personenlifter und separate Sitzplätze eingesetzt werden. Manchmal ist es jedoch schwierig, den Ansprüchen der Inklusion gerecht zu werden. Der Club, welcher beispielsweise nur über eine enge Treppe erreichbar ist, wurde schließlich nicht zur Ausgrenzung von Rollstuhlfahren:innen gebaut, ein entsprechender Umbau scheitert häufig an platzsparenden Alternativen.

Zusammenfassend geht die Umsetzung der Inklusion schleppend voran, da beispielsweise Rollstuhlfahrer:innen in der Olympiahalle immer noch als Randgruppe im obersten Bereich platziert werden. Bei Tollwood-Konzerten ist noch nicht die Idee gekommen, das aufgestellte Podest näher an die Bühne zu bringen. Am Ende der Konzerte kommt es schließlich zum Crowdsurfen über der Menge vor der Bühne, dieses ist mit Rollstuhl möglich, kommt aber selten vor (siehe Bildartikel) (https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-barrierefrei-konzerte-clubs-olympiahalle-tollwood-inklusion-1.5599709).