Schulbezogene Ängste – Auswirkungen und Handlungsvorschläge für die Praxis

Angst kann generell als ein Zustand emotionaler Erregung definiert werden, wobei es eher nebensächlich ist, ob eine Situation wirklich gefährlich ist oder nur subjektiv als solche wahrgenommen wird. Hält dieser Zustand jedoch über einen längeren Zeitraum an und beeinträchtigt Alltagshandlungen, liegt eine Angststörung vor (vgl. Pixner, S., & Kaufmann, L. (2013): Prüfungsangst, Schulleistung und Lebensqualität bei Schülern. In: Lernen und Lernstörungen. Jg. 2 (2), 111-124; https://econtent.hogrefe.com/doi/10.1024/2235-0977/a000034).  
Im Klassifikationssystem ICD 10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme)  wird zwischen verschiedenen Ängsten differenziert. Wendet man dies auf die Institution Schule an, zählen beispielsweise Prüfungsangst und Schulunlust zu den sozialen Ängsten. Dies kann neben dem hohen Leidensdruck auch weiterführende Konsequenzen für Kinder und Jugendliche zur Folge haben.

Louisa Seegers (Von Studierenden für Studierende)

Prüfungsangst bildet sich oft nur in Verbindung mit spezifischen Fächern aus und kann dazu führen, dass sich die Leistungen bei Schüler*innen während einer Prüfung erheblich verschlechtern. Kontinuierliche Leistungsprobleme können der Ursprung für eine immer wiederkehrende Prüfungsangst sein. Betrachtet man das schulische Umfeld, lassen sich hier zahlreiche angstinduzierende Situationen wiederfinden, beispielsweise wenn Schüler*innen Bewertungen verschiedenster Art ausgeliefert sind. Wichtig ist zu betonen, dass nicht die Note der entscheidende Angstfaktor ist, sondern der Akzeptanzverlust durch Gleichaltrige, Lehrer*innen oder Eltern. Prüfungsangst zählt dabei zu den häufigsten Ängsten im Kindes- und Jugendalter.        

In einer Studie von Pixner und Kaufmann (2013) konnte festgestellt werden, dass es einen Zusammenhang zwischen Prüfungsangst und den schulischen Fähigkeiten gibt. Besondere Auswirkungen zeigen sich dabei in Bezug auf die rechnerischen Fähigkeiten. Im Vergleich korrelierten die Lese- und Rechtschreibkompetenzen nur gering mit einer Prüfungsangst. Dies ist nicht verwunderlich, da sich Prüfungsangst auf der kognitiven Ebeneauf die exekutiven Funktionen auswirkt und diese enorm wichtig sind für das Rechnen. Des Weiteren wurde festgestellt, dass bereits in der Grundschule die subjektiv erlebte Schulunlust von Schüler*innen bei 20 bis 25% liegt und damit besorgniserregend hoch ist. In diesem Fall ist es für die Praxis wichtig, dass Lerninhalte in einer positiven und förderlichen Umgebung vermittelt werden.

Schüler*innen erleben trotz Lernbemühungen häufig Misserfolge. Dies vermittelt, dass ihre Anstrengungen so oder so nicht den gewünschten Erfolg bringen. Deswegen sollten noch so kleine Lernerfolge hervorgehoben werden, damit die Schüler*innen motiviert bleiben. Ein weiterer wichtiger Faktor ist Geduld. Der Fokus sollte auf kleine erreichbare Lernfortschritte gesetzt werden, um keine Überforderung bei den Schüler*innen zu generieren. Es sollten gewisse Techniken entwickelt werden, durch zum Beispiel Weiterbildungen oder Rollenspiele, damit den Kindern und Jugendlichen gezielt in Prüfungssituationen geholfen werden kann. Ein wichtiger Faktor im Umgang mit Prüfungsangst ist Akzeptanz, damit die Schüler*innen sich in ihrer Lernumgebung wohlfühlen. Auch wenn viel Arbeit damit verbunden ist, sich als Lehrperson mit schulbezogenen Ängsten auseinanderzusetzen, ist es eine unerlässliche Aufgabe, damit sich die Angst nicht zunehmend negativ auf die Entwicklung schulischer Fertigkeiten auswirkt. Es lässt sich festhalten, dass Ängste (in jeder Form) einen negativen Einfluss auf die Schulleistungen der Schüler*innen haben und in der schulischen Praxis sensibel damit umgegangen werden muss.