Glücklich sein ist wichtig! Kann man Glück unterrichten?

Neben den Fächern Mathematik und Deutsch wird immer häufiger das Schulfach Glück unterrichtet. Habt Ihr von dem Schulfach Glück schonmal was gehört und könnt Euch darunter etwas vorstellen? Was lernt man in diesem Fach und kann man das Glücklichsein steuern?

Wenn Ihr euch auch dieselben oder ähnlichen Fragen stellt, lest gerne weiter!

Vanessa Neumann (Von Studierenden für Studierende)

Mein folgender Beitrag stützt sich auf den Artikel von Anna-Kathrin Hentsch, die ein Interview mit dem Diplom Psychologen Tobias Rahm vom Institut für Pädagogische Psychologie an der Technischen Universität Braunschweig geführt hat, welchen Ihr unter https://www.nationalgeographic.de/wissenschaft/2020/05/glueck-als-unterrichtsfach finden könnt.

Herr Rahm erklärt, dass es nicht darum geht nur positive Emotionen zu haben und die negativen zu verdrängen. Er stützt sich auf die positive Psychologie und ist der Meinung, dass ein ganzheitliches Wohlbefinden gefördert werden soll. Er ist überzeugt davon, dass Glück erlernbar ist. Er geht zunächst auf das Messen von Glück ein und stellt dabei zwei Konzepte vor. Dabei stellt er heraus, dass Personen mit einem hohen subjektiven Wohlbefinden häufig positive Emotionen wie Freude oder auch Dankbarkeit aufweisen und glückliche Menschen eher weniger negative Emotionen wie Wut oder Trauer empfinden. Die zweite Komponente wie Glück gemessen wird ist das Flourishing. Darunter versteht man ein mehrdimensionales Konstrukt, um psychologisches und ganzheitlichen Wohlbefinden zu beschreiben. Dieses Konstrukt besteht aus den Elementen der Positiven Emotionen, das völlige Aufgehen in einer Tätigkeit, die Beziehungen zu anderen Menschen, die Sinnerfüllung, die Zielerreichung und die Gesundheit. Tobias Rahm erklärt, dass wissenschaftlich gesehen Flourishing als Gegenpol zu einer Depression gesehen werden kann. Dahingehend verweist er auf das Bundesministerium für Gesundheit, das depressive Störungen zu den häufigsten und am meisten unterschätzten Erkrankungen zählen und auch zu der zweithäufigsten Volkskrankheut zählt.

Genau vor diesem Hintergrund plädiert Tobias Rahm für das Schulfach Glück und ist überzeugt von der Notwendigkeit. Er greift das Lebenszeitrisiko für Männer und Frauen an einer Depression zu erkranken auf und verdeutlicht die immensen Kosten in einer Höhe von 170 Milliarden Euro, die für Präventionsprogramme aufgebracht werden müssen. Diese Zahlen zum Anlass sieht er eine frühzeitige Auseinandersetzung mit dem eigenen Wohlbefinden, um zu einem Zustand des Aufblühens (Flourishing) zu gelangen. Dazu soll schließlich das Unterrichtsfach Glück beitragen. Den Schüler*innen sollen damit schon in jungen Jahren Kompetenzen und Fähigkeiten zur Problembewältigung und zum Glück beigebracht werden. So sollen eigene Stärken erkannt, Träume und Bedürfnisse wahrgenommen und das Formulieren und Verwirklichen von Zielen angegangen werden. Die Auseinandersetzungen mit dem Scheitern ist auch wichtig, die dann als Lernchance gesehen werden soll.

In Deutschland lässt die konkrete Umsetzung noch auf sich warten und das Schulfach Glück ist daher erst vereinzelt in deutschen Schulen zu finden. Rahm verweist auf private Institute wie das Fritz-Schubert-Institut (FSI), das Weiterbildungen für Lehrkräfte zum Schulfach Glück anbietet. Seiner Meinung nach besteht die Notwendigkeit einer Anpassung des Bildungssystems, das nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Orientierung fürs Leben bieten soll. Auch Fritz Schubert, der 2007 das Schulfach Glück zum ersten Mal in Deutschland in einer Schule in Heidelberg eingeführt hatte, ist der Ansicht, dass eine frühzeitige Verankerung von Positiven Emotionen notwendig ist. Die Vermittlung positiver Haltungen und Einstellungen soll gestärkt werden, um nachweislich im Laufe seines Lebens eine größere Chance auf ein körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu bekommen. Er argumentiert, dass genau das mit dem Schulfach Glück erreicht werden kann. 

Wenn Ihr zu dem Thema noch mehr erfahren wollt, mit einem kleinen Einblick in eine Klasse und die Erfahrungen einer Lehrperson, schaut Euch gerne das Video an https://www.youtube.com/watch?v=4bmZybemST0 .

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