Die Corona-Maßnahmen als neuer Brennstoff für das Burnout

Psychische Erkrankungen im Lehrberuf werden während des Studiums selten thematisiert. Dennoch ist es wichtig, darauf aufmerksam zu machen, welchem psychischen Stress Lehrkräfte, vor allem in der aktuellen Pandemie, ausgesetzt sind. Diese psychische Belastung führt bei Lehrkräften häufig zu psychischen und psychosomatischen Erkrankungen. Bei 3 – 5% der erkrankten Lehrkräfte wird von einem Burnout ausgegangen, jedoch kann hierzu nicht auf verlässliche Daten zurückgegriffen werden (https://www.aerzteblatt.de/archiv/170601/Lehrergesundheit#:~:text=Psychische%20und%20psychosomatische%20Erkrankungen%20kommen,gibt%20es%20keine%20verlässlichen%20Daten).

Doch was versteht man unter Burnout und welche Symptome zeigen sich?

Tom Carlos Darley (Von Studierende für Studierende)

Der Begriff Burnout kommt aus dem Englischen und lässt sich mit dem Begriff „Ausbrennen“ übersetzen. Dabei lässt sich das Gefühl dieser Erkrankung so beschreiben, dass die betroffene Person, anfänglich durch Motivation und Anstrengung angetrieben, mehr und mehr vom Stress und der Arbeit eingenommen wird, sodass sie ein Gefühl der Überforderung, Hilflosigkeit bis hin zur Depression entwickeln kann (vgl. Berger, M.; Schneller, C.; Maier, W. (2012). Psychische Erkrankungen und Burn-out, In: Nervenarzt 83, 1364–1372, online: https://doi.org/10.1007/s00115-012-3582-x).

Burnout kann sich in vielen unterschiedlichen individuellen Symptomen äußern. Zu diesen zählen unter anderem depressive Verstimmung, emotionale Erschöpfung, Hilflosigkeit, suizidale Gedanken, Kopfschmerzen, Übelkeit, Unruhe, Schlaflosigkeit, Impulsivität, erhöhtes Aktivitätslevel oder Verlust von Begeisterung. Jedoch fehlt immer noch ein Regelsystem darüber, welche Symptome über welchen Zeitraum, in welcher Intensität zur Zuweisung der Burnout Diagnose notwendig sind. Dies zeigt sich dadurch, dass, aufgrund der besonderen Symptomatik, bei einer Krankschreibung wegen Burnout in 48,8% aller Fälle auch eine andere psychische Erkrankung diagnostiziert wird. Am häufigsten zählen hierzu in 21,7% der Fälle Depressionen oder Belastungsreaktionen beziehungsweise Anpassungsstörungen in 15,2% der Fälle. (https://www.aktionsrat-bildung.de/fileadmin/Dokumente/ARB_Gutachten_Burnout.pdf).

Das Auftreten dieser Erkrankung bei Lehrkräften lässt sich auf viele Faktoren zurückführen. Ein großer Faktor ist der Mangel an Lehrkräften in ganz Deutschland. Die Klassen sind oftmals mit bis zu 30 Schüler*innen besetzt, die Lehrkräfte müssen regelmäßig Überstunden machen und die Vertre-tung für die Kolleg*innen übernehmen. Hierbei zeigt sich, dass die Lehrkräfte diese immer wieder auftretende Problematik zwar zunächst als eine Herausforderung ansehen und versuchen, die An-forderungen zu bewältigen, jedoch dann unter der nicht überwindbaren Menge an Herausforde-rungen schlussendlich verzweifeln. Zusätzlich können private Probleme noch weiterer Brennstoff für ein Burnout sein (vgl. Van Dick, R.; Stegmann, S. (2013): Belastung, Beanspruchung und Stress im Lehrerberuf – Theorien und Modelle, in: M. Rothland (Hrsg.). Belastung und Beanspruchung im Lehrerberuf, S. 43-60, online: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-531-18990-1).

Schon vor der Pandemie war der Lehrerberuf sehr anfällig für psychische Erkrankungen. Die Daten des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahre 2005 sind hierbei nicht an die Erkrankung Burnout angepasst, jedoch geht aus ihnen hervor, dass 75% aller verbeamteten Lehrpersonen früher in Pension gehen, dabei ließen sich ca. 50% dieser Fälle auf psychische Erkrankungen zurückführen (https://www.vbe-nrw.de/vbe_download/versorgbericht3.pdf).

Diese schon bestehende Problematik wird nun durch die Coronapandemie noch weiter verstärkt. Dabei geben in einer Umfrage 90% der Lehrkräfte an, dass sich der Stress in ihrem Beruf im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöht habe. Dies resultiert vor allem auch aus den nicht eindeutig definierten Regeln und Maßnahmen, sowohl für den Umgang als auch für den hygienischen Aspekten in den Schulen. Dies führt dazu, dass sich 65% aller Lehrkräfte der Umfrage nicht nur Sorgen um die Gesundheit ihrer Schüler*innen machen, sondern auch um ihre eigene Gesundheit besorgt sind und Angst haben, zur Arbeit zu erscheinen. Weiterhin kommt es vermehrt zu Ausfällen, was die Problematik der Überstunden verschärft (vgl. https://www.dak.de/dak/download/pressemeldung-2389004.pdf).

Zudem stellt auch der Online-Unterricht für viele Lehrkräfte eine Herausforderung dar, da sie dafür nicht ausreichend geschult sind und die Lehrkräfte somit ins kalte Wasser geworfen werden. Auch haben häufig junge Schüler*innen keine eigene E-Mail-Adresse, was es zusätzlich schwer macht, diese zu erreichen. Ebenso zeigt sich in einkommensschwachen Schichten, dass die notwendigen Mittel für einen Online-Unterricht, wie Internetzugang oder ein eigener ausreichender Computer, nicht zur Verfügung stehen (https://www.bpb.de/lernen/digitale-bildung/werkstatt/317021/digitaler-unterricht-was-hat-sich-fuer-lehrende-durch-corona-veraendert).

Ebenfalls sollten die psychischen Aspekte der privaten Situation jeder Lehrperson nicht außer Acht gelassen werden, da der Lockdown und Social Distancing auch hier die psychische Verfassung beeinflusst (https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/nako-gesundheitsstudie-starkere-psychische-belastung-durch-corona-pandemie-12564.php).

Es lässt sich also erkennen, dass es vor allem in den Schulen deutlichen Handlungsbedarf gibt, was die Maßnahmen und Verfügbarkeit von Schutzmitteln angeht. Es müssen einheitliche Regelungen erlassen werden, welche sowohl die Gesundheit und Sicherheit der Lehrkräfte als auch die der Schüler*innen gewährleisten. Dabei dürfen sich diese nicht monatliche ändern und so Ängste schüren, da das Bildungssystem auf der psychisch und physisch Gesundheit der Lehrkräfte aufgebaut ist. Die Politik darf nicht auf den Schultern der Lehrkräfte ausgetragen werden.

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