Ist die Netflix- Serie ‚Atypical‘ ein Beispiel für eine gelungene Inklusion?

Inklusion ist ein aktuelles Thema gerade für uns Sonderpädagog*innen. Die Netflix- Serie ‚Atypical‘ lohnt es hierbei einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie handelt von einem Jungen namens Sam. Sam ist Autist. In der Serie wird über mehrere Staffeln hinweg das Erwachsenwerden von Sam beschrieben. Neben vielen anderen Bereichen, die beleuchtet werden, ist einer der Bildungsweg von Sam (vgl. https://www.netflix.com/title/80117540). Hier lohnt es sich zu hinterfragen, inwieweit die Serie den Gedanken der Inklusion umgesetzt hat.

Alina Marie Christin Prieß (Von Studierenden für Studierende)

Wir lernen im Studium, dass Inklusion bedeutet, dass alle Schüler*innen Bildungsgleichheit erhalten. Auch die personale Anerkennung aller spielt eine entscheidende Rolle, sowie das Anerkennen individueller Unterschiede. Im inklusiven Unterricht stehen die Schüler*innen im Fokus der Planung und Gestaltung von Unterricht. Es gilt das Gemeinsame einer Klasse und das Individuelle jedes Einzelnen zu beachten (vgl. https://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/570/409). Dieses Gleichgewicht zu schaffen und innerhalb des Unterrichts aufrecht zu erhalten, ist eine Herausforderung. Am Beispiel der Serie kann man anhand der Schullaufbahn von Sam erkennen, wie die Schule und später auch das College die Inklusion von Sam umgesetzt hat.

Sam besucht eine weiterführende Regelschule. Grundsätzlich hat Sam keine besonderen Rechte. Er hat einen Spind im selben Flur wie jede*r andere Schüler*in. Aufgrund des Lärmpegels in der Schule nutzt Sam Kopfhörer im Flur sowie gelegentlich im Unterricht. Hierbei ist ihm selbst überlassen, wann und wie lange er diese trägt. Sam hat in der Serie die Möglichkeit des Zugangs zu unterschiedlichen Räumen, um sich zu beruhigen. Er nutzt vor allem den Nebenraum des Kunstraums. Die Lehrkräfte der Schule wissen über Sam und seine Besonderheiten Bescheid. Sie reagieren auf auffälliges Verhalten gelassen und akzeptieren ihn wie er ist. Nur in einem Fall reagiert eine Lehrerin unbedacht, worauf Sam mit dem Ergreifen der Flucht reagiert. Die Lehrer*innen akzeptieren auch Unterrichtszwischenfälle, die durch Sam verursacht werden. Innerhalb der Schule wird Sam, wie auch andere Schüler*innen, auf freiwilliger Basis von einer Sozialpädagogin unterstützt. Sie bringt ihn auf die Idee sich bei einem College zu bewerben. Hierbei begleitet sie ihn bei der Bewerbung und hilft ihm bei dem Verfassen des Bewerbungstextes. Sie erkennt das Talent des Zeichnens bei Sam und sucht ihm ein passendes College in der Nähe aus. Die Sozialpädagogin nimmt Sam darüber hinaus zum richtigen Zeitpunkt in eine Gruppe von autistischen Schüler*innen auf, diese besucht Sam dann regelmäßig. Sie leitet die Schüler*innen an, einen Abschluss zu machen, ein College zu besuchen und den Übergang ins Leben zu meistern.

Unter den Mitschülern*innen findet manchmal Mobbing statt. Sie haben wenig Verständnis für Mitschüler*innen mit besonderen Bedürfnissen. Teilweise lachen sie Sam aus, missbrauchen seinen Leichtsinn und provozieren ihn. Gelegentlich kommt es so zu Situationen, in welchen Sam sich nicht mehr unter Kontrolle hat. Mit der Zeit jedoch wird auch die Inklusion unter den Schülern*innen besser. Sie entwickeln Mitgefühl für Sam und fangen an ihn kennenzulernen. Einen Rückschlag erfährt er dadurch, dass einige Schüler*innen Beleidigungen in sein Jahrbuch schreiben. Sam lernt jedoch sich unter seinen Mitschülern*innen zurecht zu finden. Er lernt von Mitschülern*innen und nimmt Ratschläge an. Des Weiteren ist er dazu bereit Neues auszuprobieren und seine Gedankengänge umzustrukturieren. Er sucht sich selbstständig Mitschüler*innen, die ihm im alltäglichen Schulalltag, wie beim Räume Wechseln, helfen. Durch eine Mitschülerin von Sam veranlasst, findet der Winterball der Schule in Form einer ‚Silent Night Party‘ statt, somit wird der gewöhnliche Ball in einen für Autisten geeigneten Ball umgewandelt, da die Musik nur über Kopfhörer zu hören ist. Auch bei einer Übernachtung in der Schule wird kein*e Schüler*in ausgeschlossen.

Sam wird an der Schule nach Stärken wie guten Noten beurteilt und nicht nach seinen vermeintlichen Schwächen. Die Schule unterstützt Sam da, wo es notwendig ist und er Hilfe braucht. Ansonsten lassen sie ihn selbstständig Erfahrungen sammeln und dadurch wachsen. Auch die negativen Erfahrungen, die Sam machen musste, stärken sein Selbstbewusstsein und erwecken in ihm Kompetenzen, die er wohlmöglich in ‚sanfteren‘ Settings nicht an sich entdeckt hätte. Diese Inklusion führt zu dem großartigen Ergebnis, dass Sam ein College besucht.

An der Universität hat Sam einen Berater, hinter welchem ein ganzes Team steht. Gemeinsam haben sie extra Räume und verschiedene Leistungen, die man nutzen kann. Sam nutzt die Unterstützung der persönlichen Mitschreibhilfe in Seminaren. Auch in der Universität bekommt Sam dieselben Chancen bei allen Dozent*innen, wird gleich bewertet und erhält identische Aufgaben wie Mitstudierende. Sam findet auch am College nach kurzen Anfangsschwierigkeiten Anschluss. Er findet Freunde unter Mitstudierenden, die gleiche Interessen wie er haben (vgl. https://www.netflix.com/title/80117540).

Somit lässt sich zusammenfassend sagen, dass die Inklusion an Sams Schule für Sam eine gelungene Inklusion war. Diese Inklusion kann als Beispiel für eine gelungene Inklusion dienen, lässt sich aber nicht auf alle Schüler*innen mit besonderen Bedürfnissen übertragen, da jede*r Schüler*in individuell ist.

Ich persönlich bin gespannt, was die bald erscheinende 4. Staffel hervorbringt.

Schreibe einen Kommentar