„Wer das liest ist behindert! Ja, auch du!“

„Alle behindert!”. In dem Buch von Horst Klein und Monika Osberhaus werden 25 fiktive Kinder mit Beeinträchtigungen vorgestellt. Diese Beeinträchtigungen gehen von „Trisomie 21“ und „Essensnörglern“ über „Stottern“ und „Angeber“ bis zu „Kleinwuchs“ und „Tussi“. Es werden also nicht nur die gesellschaftlich zugeschriebenen Behinderungen dargestellt, sondern auch solche, die die Gesellschaft auf den ersten Blick nicht als eine Behinderung bezeichnen würde. So soll sich jedes Kind in dem Buch wiederfinden.

Viele würden wahrscheinlich sagen, dass man „Rüpel“, „Tussi“, „Mitläufer“ und „Dick“ nicht mit Down-Syndrom, Autismus und Spastik gleichstellen darf, allerdings soll dieses Buch ja gerade dazu beitragen, dass nicht mehr zwischen gesellschaftlich zugeschriebenen Behinderungen und gesellschaftlich nicht-zugeschriebenen Behinderungen differenziert wird. Den Kindern (und auch den Erwachsenen) soll verdeutlicht werden, dass das Kind im Mittelpunkt steht und nicht die Beeinträchtigung, und dass jedes Kind auf seine eigene Art und Weise wertvoll ist und akzeptiert wird, wie es ist, egal, ob es eine offiziell anerkannte Behinderung hat oder nicht. Es müssen nicht nur die inkludiert werden, die eine gesellschaftlich zugeschriebene Behinderung haben, sondern auch alle anderen, denn jeder gehört dazu.

Mareen Leusder (Von Studierenden für Studierende)

Im Mittelpunkt steht jeweils ein Kind und man sieht oft nicht direkt, was dieses Kind für eine Beeinträchtigung haben soll, denn was einem ins Auge springt, ist der Name des Kindes und eine große Zeichnung von ihm*ihr. Doch zu jedem Kind gibt es einen Steckbrief mit dessen Hilfe eine Behinderung verstanden werden soll. Dazu wird zunächst das Kind mit seinen Vorlieben, Abneigungen und seinem Lieblingssatz vorgestellt. Außerdem wird gesagt, wie die Behinderung genau heißt und was Spitz- oder Schimpfnamen des Kindes sind. Desweitern geht es darum, wie oft eine solche Beeinträchtigung vorkommt, ob sie wieder verschwindet, woher sie kommt und „was daran einfach nur doof ist“. Dem Leser wird auch erklärt, wie man auf diese Person am besten zugeht, was man lieber lassen sollte und was mit ihr spielen kann. Dazu kommen noch die Vorteile der jeweiligen Beeinträchtigung und zu jedem Kind gibt es immer „Geheimwissen“, wie z.B., dass Blinde nicht in Bildern, sondern in Worten,Tönen, Geräuschen und Gefühlen träumen. Zusammengestellt wurden diese Steckbriefe „in Zusammenarbeit mit vielen besonderen Kindern”.

Das Buch ist bunt und kinderfreundlich gestaltet und jedes Kind wird individuell dargestellt, so trägt z.B. Jeremias, mit der Behinderung „Bildschirmsucht“, einen Jogging- oder Schlafanzug und ist von vielen elektronischen Geräten umgeben, während sich über Xenias Kopf eine große Gewitterwolke bildet und ihr ankündigt, dass es bald in ihrem Kopf blitzt und sie einen epileptischen Anfall bekommt.

Zugegeben, die Darstellung der Kinder ist sehr stereotyp, allerdings ist dies genau der Hintergrundgedanke zu dem Buch. Es soll Kindern dabei helfen mit anderen Kindern, die eine bestimmte Beeinträchtigung haben, umzugehen. Außerdem sollen sich Kinder und auch Eltern bewusst werden, wie sie sich eigentlich selbst verhalten.

2 Antworten auf „„Wer das liest ist behindert! Ja, auch du!““

  1. Vielen Dank für den Buch-Tipp. Ich glaube, das würde meinem Sohn helfen. Er wird wegen einer Spastik in den Beinen oft gehänselt. Es dauerte, bis wir die passende Neuroorthopädietechnik gefunden hatten. Auch seine Erzieherin im Kindergarten ist sehr feinfühlig. Ich werde ihr das Buch auch vorschlagen. Vielleicht hilft es, es allen Kindern vorzulesen.

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