a) Ein Schüler erreicht dauerhaft nicht die geforderten Lehrziele. An
welchen Faktoren (allgemeine Faktoren und gegebenenfalls konkrete Beispiele) kann das liegen?
Laut Fries, S. & Souvignier, E. (2009) und Pikowsky, B. & Wild, E. (2009) wird Lernerfolg immer von kognitiven, motivationalen, selbstregulativen, sozialen und emotionalen Fähigkeiten des Lernenden bestimmt.
Tritt nun in einem von den aufgeführten Bereichen ein Defizit, bzw. ein
Problemverhalten auf, so zieht dies meist eine Leistungsbeeinträchtigung mit
sich. So haben Studien beispielsweise gezeigt, dass Schülerinnen und Schüler
mit Störungen in ihrem Sozialverhalten, einem oppositionellem Trotzverhalten
oder einer Hyperaktivität stark in ihrer Lern- und Leistungsentwicklung
beeinträchtigt sind. Außerdem ist bekannt, dass das Vorkommen von
Erziehungsproblemen und Schulproblemen sich häufig überschneiden. Hat ein
Schüler demnach ein Problem in seinem familiären Umfeld oder kam es zu
Problematiken bei der Erziehung (fehlende Emotionalitäten zwischen Eltern,
Geschwistern; fehlende frühkindliche Förderung, fehlendes Vorleben wichtiger
sozialer Umgangsweisen;…) so äußert sich dies auch im Schulalltag und dem
notwendigen Erbringen von Leistungen. Ein weiterer Faktor bei Lernschwierigkeiten kann außerdem ein Migrationshintergrund der SuS sein.
Besonders in Deutschland fällt immer wieder auf, dass diese Schüler in der
Kompetenzentwicklung im Vergleich zu Kindern ohne Migrationshintergrund
schlechter abschneiden, da der sozioökonomische Status jener Familien häufig
geringer ist. Das Nichterreichen von Schullernzielen, kann demzufolge
unterschiedlichste Ursprünge haben. Problematiken treten also meist als Folge
von Teilleistungsstörungen, wie beispielsweise einer Lese-Rechtschreib-Schwäche,
einer Demotivation des Schülers, emotionalen Symptomen, wie Schulangst,
depressiven Verstimmungen, Störungen im Sozialverhalten und Diziplinschwierigkeiten auf. Sichtbar wird hierbei schnell, das oftmals nicht
nur ein Faktor ausschlaggebend sein muss, sondern das die Faktoren sich
gegenseitig auch bedingen können und ein sogenannter Teufelskreis entstehen
kann.
b) Bestimme für die einzelnen Faktoren, welche grundsätzlichen Strategien zum Umgang damit bestehen.
Allgemein lässt sich zuerst einmal sagen, dass bei Strategien zum Umgang mit
Lernmisserfolgen wichtig ist, dass diese Maßnahmen auf Erkenntnissen der pädagogisch- psychologischen Forschung basieren sollten, das heißt das sie elaboriert und reflektiert sind. Es sollten auch Kenntnisse zur Testtheorie und Ergebnisse zu Wirksamkeitsstudien des Verfahrens vorliegen.
Des Weiteren ist vor allem zu Anfang einer Förderung eine klare Definition vom
tatsächlichen IST- und dem erwünschten SOLL- Zustand des Schülers von Nöten.
Dabei sollten immer alle Beteiligten ein Mitspracherecht bekommen, also der
betroffene Schüler selbst, seine Eltern, Lehrer, Klassenkameraden und Peers,
Pädagogen, ggf. auch Psychologen und im weitesten Sinne die Gesellschaft im
Allgemeinen. Je nach vorliegendem Problem oder Störung existieren speziell
fokussierte Maßnahmen vor, die jedoch alle dem Zwecke dienen die aufgekommene
oder drohende Diskrepanz zwischen IST- und SOLL-Zustand durch sogenannte
Intervention, Prävention oder Rehabilitation zu verringern. Bei Störungen in kognitiven, motivationalen, selbstregulativen, sozialen oder emotionalen Bereichen ist die Maßnahme des Trainings oftmals sinnvoll. Dabei handelt es sich um eine gesteuerte wiederholende Übung spezifischer Aufgaben,
durch die eine Vermittlung von prozeduralem Wissen erreicht werden soll. Ein
hoher Strukturierungsgrad ist hierbei besonders nötig. Eine weitere anerkannte
Maßnahme ist die Beratung. Diese basiert hauptsächlich auf einer sprachlichen Interaktion zwischen Beratungskraft und Schüler, setzt daher eine Freiwilligkeit und Bereitschaft des betroffenen Schülers voraus. Sie dient als Unterstützung bei der Findung einer individuellen Problemlösung und wird meist angewandt, um Orientierung zu geben, eine Planung zu erstellen, Entscheidungen zu reflektieren und zu treffen, sowie auch zur Bewältigung von traumatischen Erlebnissen. Wobei bei diesem letzten Tätigkeitsfeld die Beratung übergehen kann in eine Therapie. Die
Maßnahme der Therapie findet mit einem ausgebildeten Psychologen statt und wird zur Bewältigung, Linderung bis hin zur Heilung von affektiven, neurotischen Störungen, sowie bei Persönlichkeits-und Verhaltensstörungen und auch bei Entwicklungsstörungen angewandt. Weitere auch im Bereich von
Schulischen Störungen, bzw. aufgekommener Lernproblematiken verwendeter
Maßnahmen können das Coaching, das Mentoring oder die Supervision sein.
c) Wo siehst Du als Lehrerin/Lehrer Dein zukünftiges Aufgabengebiet, wo sind Deine Grenzen?
Im Hinblick auf meine zukünftige Rolle als Lehrerin und die damit verbundene
Verantwortung gegenüber den Schülern, sehe ich besonderes bei der Förderung und
Unterstützung mein Aufgabengebiet. Dabei sollte ich versuchen die Schüler und
ihr Verhalten im Unterrich, sowie darüber hinaus, beispielsweise in den Pausen,
im Umgang mit anderen Lehrern oder Schülern, so gut es geht zu beobachten, um
rechtzeitig auf Störungen, Probleme oder Diskrepanzen aufmerksam zu werden.
Meiner Meinung nach ist eine Sensibilisierung auf die Schwächen einzelner
Schüler aber auch dessen Stärken nötig, um überhaupt eine Möglichkeit zur
individuellen Förderung, sowie eines frühzeitigem Erkennen von
Lernschwierigkeiten zu bekommen. Hilfreich dabei können zum Beispiel regelmäßige
Elterngespräche und Schülergespräche über ihren Alltag, besondere Ereignisse,
Ängste und Wünsche sein, um damit einen besseren Überblick über die Schüler und dessen Lebenswelten zu gewinnen. Für mich liegt darin die Chance eine Beziehung zu diesen aufzubauen und dadurch ggf. leichter Einfluss nehmen zu können. Der
ständige Austausch mit anderen Lehrern und ihren Erfahrungen, bzw. Einschätzungen erscheint mir daneben genauso wichtig. Dabei kann man Ratschläge erhalten oder einfach gemeinsam Hilfe bei lernschwachen Schülern leisten, damit immer von allen Seiten an einem gleichen Strang gezogen wird. Alles in allem empfinde ich die Devise „Hingucken statt Weggucken“ ausschlaggebend für
eine gute Lehrerarbeit und die Möglichkeit einer geeigneten Förderung der
Schüler. Dennoch ist mir bewusst, dass ich mit meiner Lehrerausbildung gerade
beim Thema Diagnose & Förderung schnell an meine professionellen Grenzen
stoßen kann. So bin ich auch dafür, dass ein Lehrer nie zu lange abwarten
sollte, sondern lieber frühzeitig Experten und professionelle Fördermaßnahmen
zu Rate zieht. Grenzen beim Aufgabenfeld Förderung sehe ich ganz klar darin,
wenn es um eine geschulte und spezialisierte, fachmännische Ausführung von
Fördermaßnahmen, wie einer Beratung oder einer Therapie geht. Außerdem glaube
ich, dass in einer großen Klasse, so wie in der Realität des Schullebens meist
vorhanden, es äußerst schwer ist den Überblick über jeden Schüler und dessen individuellen Stand bzw. dessen Probleme oder persönlichen Schwierigkeiten zu behalten. Der Wunsch, zu jedem
Schüler eine gute und vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, damit man über
familiäre Probleme unterrichtet wird oder einem persönliche Ängste anvertraut
werden, ist so traurig es klingt, wahrscheinlich eher Utopie. Auch ausreichend Zeit
für intensive Elternarbeit und der Einbezug dieser in den Schulalltag hat man
als Lehrer wohl eher keine.
Egal wie schön und geeigneten sich die Theorie auch anhört und wie gerne ich selbst
als zukünftige Lehrerin meine Schüler bestmöglich begleiten und fördern möchte,
so bin ich mir dennoch der Realität und der dabei fehlenden Zeit für all diese
Maßnahmen bewusst. Letztendlich meine ich aber, dass es nie der Weg sein darf,
aus Bequemlichkeit wegzuschauen und so Schwierigkeiten von Schülern nicht zu
erkennen. Man sollte immer versuchen, sein Bestmöglichstes zu geben und auch
kleine Handlungen und Reaktionen können oft schon hilfreich sein.