Aufgaben zu Block 3 von Bernd Schnittker

 

Bernd Schnittker
Diagnose und Förderung

Aufgabe(n) zu Block 3
a) Welche diagnostischen Herangehensweisen (Verfahren zur Datengewinnung) sind im Kontext Schule anwendbar?

In dem Text „Pädagogisch-psychologische Diagnostik“ von Oliver Wilhelm und Olga Kunina (2009), wird die pädagogisch-psychologische Diagnostik wie folgt definiert:
Der Einsatz dieser Diagnostik soll bei der Lösung praktischer Problemen und Fragestellungen helfen. Die Merkmalsträger sind dabei in der Regel einzelne Personen, von  denen die Ausprägung interessierender Merkmale und Konstrukte gemessen werden. Dabei können mehrere Verfahrensklassen eingesetzt werden. Hier ein paar Beispiele:
– standardisierte Testverfahren: Der Einsatz von Testverfahren erfolgt in der Regel zur Beantwortung einer Fragestellung im Rahmen eines diagnostischen Prozess der pädagogisch-psychologischen Diagnostik.  Ziel ist dabei die Aufklärung eines zeitlichen Verlaufs (intraindividuelle Unterschiede) oder eines Vergleiches zwischen Personen (interindividuelle Unterschiede).
– standadisierte Fragebögen: Hierbei handelt es sich um einen Fragebogen bei dem die Fragen einheitlich formuliert und angeordnet sind und die Befragten zwischen vorgebenen Antworten auswählen. Ein Nachteil ist hierbei, dass nicht individuell auf jeden Befragten eingangen werden kann.
-standadisierte Interviews: Die Reihenfolge und Formulierung der einzelnen Fragen ist in der Regel schriftlich vorgegeben, um eine möglichst hohe Vergleichbarkeit der einzelnen Interviewergebnisse sicherzustellen. Oftmals fließt in solche Interviews die „soziale Erwünschtheit“ mit ein,welches das Ergebnis verfälscht.
-standadisierte Beobachtung: Die Beobachtung ist eine der zentralen Datenerhebungsmethoden in der empirischen Sozialforschung. Beobachtungen können im Feld oder im Labor durchgeführt werden. Es gibt unterschiedliche Formen der Beobachtung, man kann offen oder versteckt, allein oder mit mehreren Personen beobachten.
Alle oben genannten Methoden zur Datenerhebung sind im Kontext Schule anwendbar und vor allem durchführbar. Ein großes Teilgebiet der pädagogisch-psychologischen Diagnostik setzt sich mit den Entscheidungen zur Bildungslaufbahn auseinander. Dabei wird sich mit diagnostischen Fragen zur Einschulung, zur Lernbehinderung, zur Teilleistungsstörungen, zur Verhaltensauffälligkeiten, zur Schulformzuordnung ab der Sekundarstufe, zur Hochbegabung, zum Hochschulzugang, zur Berufsberatung befasst. Diese diagnostischen Fragen gehören meiner Meinung nach definitiv zum Kontext Schule und daher hat die diagnostische Heransgehenweise einen hohen Stellenwert. Durch unterschiedliche diagnostische Strategien können unterschiedliche Ziele bei der Beantwortung einer diagnostischen Fragestellung verfolgt werden.
-Statusdiagnostik: Ausprägung der interessierenden Eigenschaftsausprägung zum gegebenen Zeitpunkt durch prototypische Fragestellungen.
-Prozessdiagnostik: Beurteilung spontaner oder gezielt herbeigeführter Veränderungen über einen Zeitraum.
-Selektionsdiagnostik: die Intensität und das Profil fachlicher Interessen und Kenntnisse zu ermitteln, um die Auswahl von passenden Bedingungen zu ermöglichen.
-Modifikationsdiagnostik: Modifikation des Verhaltens steht im Vordergrund.
-kriteriumsorientierte Diagnostik: Bewertung der Leistung der jeweiligen Person im Vergleich zu einem wohl definierten Kriterium.
-normorientierte Diagnostik: Ausprägungen auf interessierende Merkmale werden mit einer relevanten Bezugsgruppe verglichen.

b) Woran erkennt man wie gut Testverfahren sind?

Man erkennt gute Testverfahren daran, dass die drei Gütekrierien, Objektivität,Reliabilität und Validität erfüllt werden. Ich werde im folgenden die drei Kriterien unter Berücksichtigung der Texte von Ingenkamp & Lissmann (2008) und Wilhelm & Kunina (2009) genauer definieren:
– Objektivität:  Das erste Kriterium befasst sich mit der Objektivität, die man dann erreicht,  wenn die Messergebnisse unabhänging vom Untersucher sind. Dies ist laut Lienert ein wesentlicher Aspekt der Messqualität. Die vorhin angesprochene Unabhängigkeit spiegelt sich in drei Aspekten wieder.  Nämlich in der Objektivität der Durchführung, der Auswertung und der Interpretation.  Bei der Durchführungsobjektivität wird alles vereinheitlicht, damit bei Wiederholungen weitgehend die gleichen Bedingungen vorliegen. Die Auswertungsobjektivität trägt dazu bei, dass es keine Differenzen zwischen verschiedenen Auswertern gibt. Dies wird zum Beispiel durch vorgebene Kriterien zur Beobachtung des geforderten Verhaltens gewährleistet. Die Interpretationsobjektivität ist am schwierigsten zu sichern, dabei helfen jedoch vorgegebene Normtabellen, um die Testergebnisse einzuordenen. Zusammenfassend kann man sagen, wenn alle drei Aspekte der Objektivität erfüllt werden, so wird jeder Untersucher zum gleichen Ergebnis kommen.
-Reliabilität: Mit Reliabiltät ist die Zuverlässigkeit eines Testverfahrens gemeint. Die Reliabilität beschreibt die Genauigkeit, mit der ein Test eine Merkmalsdimension erfasst. Dabei vernachlässigt man, ob es sich hierbei auch um die Mermalsdimension handelt, deren Erfassung intendiert ist. Durch Methoden wie der Testwiederholung und der darauffolgenden Errechnung des Korrelationskoeffizienten der unterschiedlichen Testungen versucht man eine annähernde Ergebniszuverlässigkeit zu erreichen. (bei hoher Reliabilität zwischen r=0,7 und max. r=1)
-Validität: Die sogenannte Validität wird auch Gültikeit genannt, die der entscheidene und zentrale Aspekt in der pädagogisch-psychologischen Diagnostik ist. Vorraussetzung für Validität ist eine hohe Objektivität und Reliabilität. Validität ist das Ausmaß, zu dem ein Test das misst, was er zu messen vorgibt. Je nach Art des Kriteriums, welches man gemessen hat, unterscheidet man in vier Arten von Gültigkeiten in der Testmethodik. Die Inhalts-, Übereinstimmungs-, Vorhersage- und Konstruktgültigkeit.  Man errechnet die Validität durch eine Korrelation des Testscores mit einem Außenkriterium. Man unterscheidet Validität in drei Arten: Validierung mittels eines Kriteriums, z.B. bei einem Alkoholtest, Validierung mittels eines Quasikriteriums, wie z.B. beim Vergleich eines alten und eines neuen IQ-Tests, oder der Validierung mittels einer Target-Variable, die z.B. bei Untersuchungen von Unfallhäufigkeiten angewandt wird. Zudem wird zeitbezogen unterschieden, wenn man von konkurrenter Vadiliät und prädikativer Validität spricht. Bei der konkurrenten Vadilität werden Test und Kriterium gleichzeitig erfasst und bei der prädikativen Vadilität wird erst der Testscore und zu einem späteren Zeitpunkt das Kriterium.
Nach Lienert & Raatz (1998) gibt es noch weitere Nebengütekriterien, wie die Normierung eines Tests, die Vergleichbarkeit eines Tests, die Ökonomie eines Tests und die Nützlichkeit eines Tests. Zusammenfassend kann man jedoch festhalten, dass die drei oben genannten Hauptgütekriterien ausschlaggebend für ein gutes Testverfahren sind.

c) Was unterscheiden „seriöse“ Testverfahren von Selbsttests aus Illustrierten/ im Internet u.ä.?

Der größte Unterschied ist meiner Meinung nach der, dass bei den Selbsttests aus Illustrierten oder aus dem Internet die drei Gütekriterien nicht berücksichtigt werden.  Man kann ein Testverfahren für „seriös“ beurteilen, wenn eben die Objektivität, Reliabilität und Validität gewährleistet ist. Bei seriösen Testverfahren, wie zum Beispiel beim Leseverständnis von Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse, handelt es sich oftmals um Wissenschaftler die solche Testverfahren planen und organisieren. Bei den Tests in Illustrierten sind es in der Regel Redakteure, die sich solche Selbsttest überlegen. Hinzu kommt, dass man einen seröses Testverfahren daran erkennt, dass es für gewöhnlich eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, um zu einem aussagekräftigen Ergebnis zu kommen. Die Selbsttest aus den Illustrierten sind jedoch so aufgebaut, dass man maximal in 3 Minuten zu seinem Ergebnis kommt. Ein weiteres Merkmal dieser Selbsttest ist die leichte Durchschaubarkeit der Fragen und Antworten. In den meisten Fällen manipuliert sich der Probant selbst, da er intuitiv die soziale Erwünschtheit berücksichtigt. Ein seriöses Testverfahren, wie der oben schon erwähnte Test zum Leseverständnis, ist in der Regel nicht günstig, von daher kann der Preis ein Indikator für ein seriöses Testverfahren sein.  Es gibt im Internet auch einige seriöse Anbieter für Testverfahren, man erkennt sie daran, dass sie oftmals mit Universitäten zusammenarbeiten.

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