Aufgabe(n) zu Block 4 von Bernd Schnittker

Aufgabe(n) zu Block 4                                                                                     10.05.2012
a) Eine Schülerin/ein Schüler erreicht dauerhaft nicht die geforderten Lernziele.  An welchen Faktoren (allgemeine faktoren und ggf. konkrete Beispiele) kann dies liegen?

– Nach Fries & Souvignier (2009) können mehrere Faktoren dafür verantwortlich sein, dass eine Schülerin oder ein Schüler dauerhaft die geforderten Lernziele nicht erreicht. Man unterscheidet zwischen kognitiven, motivationalen, selbstregulativen, sozialen und emotionalen Faktoren.  Ganz allgemein kann man festhalten, dass dIe Lehrperson anhand der Noten feststellen kann, dass gewisse Lernziele nicht erreicht werden. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit durch die Beobachtungen der Lehrperson im Unterricht, gewisse Symptome und deren Merkmale zu erkennen. Die Kunst besteht darin, diese dann zu deuten und zu interpretieren.  Das Urteil hängt von der diagnostischen Kompetenz des Lehrers ab.
Wie oben schon angesprochen, kann die Leistung bzw. das Verhalten des Schülers mehrere Gründe haben. So könnte eine Sehschwäche (biologische Ursache) begründen, warum sich eine Schülerin/ein Schüler auf Fragen an der Tafel nicht meldet.  Weiterhin kann die Schulleistung aber auch mit einer unzureichenden Informationsverarbeitung, oder unzureichen Lernaktivitäten, oder soziokulturellen Faktoren zusammenhängen.
Die Informationsaufnahme und die daraus resultierende Informationsverarbeitung benötigt die volle Aufmerksamkeit des Schülers. Erkennt man folgende Symptome wie z.B. Träumen und Trödeln während des Unterrichts, kann es sich bei dem Schüler um eine Störung der Aufmerksamkeitsleistung handeln. Viele Schülerinnen und Schüler leiden heutzutage unter der „Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung“ (ADHS) und sind deshalb nicht in der Lage sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren.
Im Kapitel 17.3 „Motivationstraining“ weisen Fries &Souvignier darauf hin, dass eine gewisser Grad an Motivation aufseiten des Lerners eine Grundvorraussetzung für erfolgreiche Lernprozesse sind, daher ist es unsere Aufgabe als zukünftige Lehrer den unterricht so zu gestalten, dass er für die Schüler motivierend ist.
Um die Schülerinnen und Schüler zu fördern, wurden für die oben genannten Faktoren Strategien entwickelt, auf die ich unter Punkt b) genauer eingehen werde.

b) Bestimme für die einzelnen Faktoren, welche grundsätzlichen Strategien zum Umgang damit bestehen.
In der Erfassung von Schülermerkmalen stehen nach Krapp & Wild (2006) eine ganze Bandbreite diagnostischer Verfahren zur Verfügung. Durch Schulleistungstests, Intelligenztests, Persönlichkeitsfragebögen, Einstellungs- und Interessentests, Motivationstests, oder auch Angstests können Merkmale von Schülerinnen und Schülern gemessen werden. Zudem können mit Hilfe von standardisierten Instrumenten auch die Merkmale des Schulkontexts erfasst werden. Dazu verwendet man Fragebögen, die zum einen die Qualität und zum anderen das Klima innerhalb von Schule und Unterricht erfassen.  Auch die Unterrichtsbeobachtung dient als Verfahren zur Erfassung von Merkmalen des Schulkontexts.  Neben diesen Instrumenten wird auch auf Informationen der Lehrkräfte zurück gegriffen.
Wie unter Punkt a) schon erläutert wurde, besteht der Lernerfolg aus den kognitiven, motivationalen, selbstregulativen, sozialen und emotionalen Fähigkeiten des Lernenden.  Bleibt der Lernerfolg aus, so hat dies damit zu tun, dass es oftmals in mindestens einem dieser Bereiche Probleme gibt. Um diese Probleme zu bewältigen wurden für diese fünf Faktoren spezielle Trainingsverfahren entwickelt. Training kann man nach Fries & Souvignier wie folgt definieren:
“ Ein Training ist eine strukturierte und zeitlich begrenzte Intervention, in der mittels wiederholter Ausübung von Tätigkeiten die absicht verfolgt wird, Fertigkeiten und Fähigkeiten aufzubauen oder zu verbessern.“
Man unterscheidet also in trainierte Funktionsbereiche. Einer davon ist der kognitive Funktionsbereich, in der eine Vielzahl von Trainingsverfahren existieren. Man kann dabei auch noch zwischen dem Training allgemeiner intellektueller Kompetenten (Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Denken, etc.) und dem Training kulturbezogener Grundkompetenzen (Lesen, Schreiben und Rechnen) unterscheiden.  Ein weiteres Merkmal von Trainingsverfahren ist der, dass oftmals mehrere Funktionsbereiche mit einem Trainingsverfahren abgedeckt werden. Das Denktraining nach Klauer ist ein Beispiel für das Training kognitiver Grundfunktionen.
Im motivationalen Funktionsbereich gibt es zwei Ansatzpunkte, zum einen die Veränderung der Situationsmerkmale und zum anderen die Veränderung der Personenmerkmale. Durch zusätzliche Anreize am Lernen, dadurch dass wir die Merkmale einer Situation ändern,  wird die Motivation kurzfristig gesteigert. Dies findet im Unterricht statt, ist aber kein Bestandteil eines Trainings. Ein Verfahren, welches eine Veränderung eines Personenmerkmals beinhalten ist das Selbstberwertungsmodell.
Den emotionalen und sozialen Funktionsbereich kann man gut zusammen beschreiben.  Man hat auf der einen Seite die sozialen Fertigkeiten (z.B. Empathie) und auf der anderen Seite das „bewusste Erleben und Benennen von Gefühlen sowie der Ausdruck und die Regulation von Emotionen“ (Fries & Souvignier, Training, 2009, S. 415). Die Mischung aus der Wahrnehmung einer sozialen Situation und der Fähigkeit der Analyse  von Verhaltensoptionen und der Reflexion der Kosequenzen, bei der gewählten Verhaltensoption für mich und meine Umwelt. Zur Bewältigung sozialer Konfliksituation hat Beelmann im Jahre 2004 ein „Soziales Problemlösetraining“ entwickelt.
Das Training von kulturbezogener Grundkompetenzen (dem Lesen und Schreiben) lässt sich in mehrere Trainingsmaßnahmen gliedern. Die Vorschulische Förderung des Schriftspracherwerbs dient dazu spätere Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten zu vermeiden. Zur systematischen Förderung der phonologischen Bewusstheit haben Küspert & Schneider (1999) mit dem Programm „Hören, Lauschen, Lernen ein geeignetes Trainingsprogramm vorgelegt. Ein weiterer wichtige Strategie ist das Training des Leseverständnisses. Hierzu haben wurde das Programm Textdedektive (2004) entwickelt. Es gibt sechs Merkmale effektiver Leseförderung: Vermittlung von Lesestrategien, Aufbau metakognitiver Kompetenzen, Vermittlung von Textstrukturwissen, Explizite Instruktion von Strategiewissen und Peer-Tutoring-Methoden. Im Bereich des Trainings von Schreibkompetenzen unterscheidet man im Training für die Rechtschreibung und das Training für das Schreiben von Texten.

c) Auf Grundlage von Aufgaben a) und b): Wo siehst Du als Lehrerin/Lehrer Dein zukünftiges Aufgabengebiet, wo sind deine Grenzen?
Ich bin der Meinung, dass die Diagnostik zu meinem zukünftigen Aufgabengebiet gehören wird, da es meine Aufgabe sein wird, nicht nur festzustellen, dass eine Schülerin/ein Schüler die geforderten Lernziele nicht erreicht, sondern auch zu erkennen, welche Faktoren dafür verantwortlich ist.
Dabei muss ich Beobachtungen über einen längeren Zeitraum in meine Interpretion einfließen lassen und auch Elterngespräche führen. Sollte man einen Verdacht haben, könnte man durch gewisse Strategien versuchen diese zu überprüfen. Ein Persönlichkeitsfragebogen wäre zum Beispiele eine Variante.
Ich halte es nur für problematisch im Unterricht Zeit dafür zu finden, um gewisse diagnostische Verfahren zur Erfassung von Schülermerkmalen durchzuführen. Ebenso halte ich es in der Sekundarstufe für schwierig und problematisch dann auch noch spezielle Trainingsverfahren mit den Schülern durchzuführen. Da erstens nicht alle Schüler unter einer Lernstörung leiden und bei denjenigen die es tun, handelt es sich in den meisten Fällen um unterschiedliche Gründe. Deshalb müsste ich mir für jeden Schüler individuell Zeit nehmen und das ist bei den heutigen Vorgaben kaum zu bewältigen. Von daher sehe ich mein Hauptaufgabenfeld eher darin, die Lernstörung der Schülerin bzw. des Schülers zu erkennen und anhand der gezeigten und beobachteten Symptome ein Grund für die Lernstörung zu finden, um dann mit Absprache der Eltern Lösungsansätze vorzuschlagen, die jedoch außerhalb des Unterrichts und mit der Hilfe des Elternhauses umgesetzt werden müsste.

Bernd Schnittker

Aufgabe charlotte krug

Aufgaben zu Block 3:

a) Welche diagnostischen  Herangehensweisen (Verfahren zur Datengewinnung) sind im Kontext Schule anwendbar? 

Schaut man sich verschiedene diagnostische Herangehensweisen
an, so wie sie beispielsweise im Text zur „Pädagogisch- psychologischen
Diagnostik“ von  Wilhelm & Kunian (2009) beschrieben werden, findet man viele Verfahren die besonders im Kontext
Schule geeignet sind um das Verhalten der Schülerinnen und Schüler zu
diagnostizieren. Im Folgenden werde ich einiger dieser Verfahren auflisten und
kurz vorstellen:

–  Verfahren der Prozessdiagnostik, beschreibt die Beurteilung
spontaner oder gezielt herbeigeführter Veränderungen über einen Zeitraum, z.B.
durch die Methode der Einzelfallanalyse oder Veränderungsmessungen.

–  Modifikationsdiagnostik, dabei soll eine Modifikation des
unangemessenen Verhaltens durch eine gezielte Therapie erreicht werden. Dies
wird erfolgreich bei Rechenschwächen angewandt.

–  Verfahren der Bedingungsmodifikation,
bzw. Selektion
, wird bei Empfehlungsvergabe für weitere Schulformen verwendet.

–  Kriteriumsorientierte Diagnostik, hierbei wird eine Leistung im Vergleich zu einem wohl definierten Kriterium bewertet (siehe Zertifikatsverteilung)

Normorientierte Diagnostik, beschreibt das Verfahren bei dem eine
Merkmalsausprägung bei unterschiedlichen Personen verglichen wird, so zum
Beispiel bei einem Intelligenztest angewandt. Auch gibt es das Verfahren eines
intraindividuellen Vergleiches, bei dem der Fokus innerhalb einer Person liegt,
also es sich um einen Vergleich der relativen Stärke einer Merkmalsausprägung
zu unterschiedlichen Zeitpunkten handelt.

– Einschulungsdiagnostik, also die Beurteilung sozialer, emotionaler, motorischer und kognitiver Kompetenzen eines Kindes

– Diagnose einer Lernbehinderung oder Teilleistungsstörung (eng geknüpft an das Verfahren einer normorientierten Diagnostik und Intelligenzmessung)

Diagnose bei Verhaltensauffälligkeiten, zum Beispiel ADHS oder Störungen des Sozialverhaltens. Hierbei besteht eine enge Verbindung zur klinischen Psychologie. Da eine Diagnose oftmals auf eine Fremdbeurteilung von beispielsweisen Lehrern oder Eltern angewiesen ist, fällt sich leider sehr subjektiv aus.

–  Diagnose von Hochbegabung, meist durch erprobte Intelligenztest (vgl. Normorientierte Diagnostik)

Allgemein lässt sich sagen, dass bei Diagnostik immer stark formalisierte Werkzeuge, wie Tests, Fragebögen,
Beobachtungsinventare oder die Methode des Interviews zur Verfügung stehen.
Diese finden im diagnostischen Schulalltag besonders Verwendung bei Leistungstests, wie Leseverständnistests oder Konzentrationstests.

 

b) Woran erkennt man, wie gut Testverfahren sind?

 

Um beurteilen zu können, wie gut ein diagnostisches Testverfahren
ist, gibt es sogenannte Gütekriterien. Sie lassen sich durch die Termini Objektivität, Reliabilität  und Validität beschreiben. Im Folgenden
werde ich die drei Begriffe, unter Berücksichtigung der Textquellen von Ingenkamp
& Lissmann (2008), Wilhelm & Kunina (2009) und dem Lehrvideo, näher
erläutern.

 

Bei dem ersten Kriterium, der Objektivität, handelt es sich nach
Lienert um „…den Grad, in dem Testergebnisse unabhängig vom Untersucher sind“.
Ein Test sollte folglich immer so gut dokumentiert sein, dass er unabhängig von
den jeweiligen Untersuchern wiederholt werden und dieser dennoch dabei zum
gleichen Ergebnis kommen kann. Es wird des Weiteren zwischen drei
Objektivitätsarten unterschieden: der Durchführungsobjektivität, der
Auswertungsobjektivität und der Interpretationsobjektivität.

 

Das zweite Gütekriterium beschreibt die Reliabilität, also die Zuverlässigkeit
eines Testverfahrens. Dieses legt die Genauigkeit dar, mit der ein Test eine Merkmalsdimension erfasst. Da es bekannt ist, das bei Testungen immer wieder Messfehler auftauchen, versucht man durch Methoden wie der Testwiederholung und der anschließenden Errechnung des Korrelationskoeffizienten der unterschiedlichen
Testungen eine annähernde Ergebniszuverlässigkeit zu erreichen ( bei hoher
Reliabilität zwischen r= 0,7 und max. r= 1,0).

 

Das wichtigste Gütekriterium von diagnostischen Testverfahren ist allerdings die Validität, auch Gültigkeit genannt. Dabei sind eine hohe Objektivität und Reliabilität
Voraussetzung für eine hohe Validität. Diese beschreibt den Grad, mit dem ein
Test dasjenige Merkmal misst, dass er vorgibt zu messen. Errechenbar ist die
Validität durch eine Korrelation des Testscores mit einem Außenkriterium. Hierbei
unterscheidet man zwischen drei Arten: der Validierung mittels eines
Kriteriums, z.B. bei einem Alkoholismustests, der Validierung mittels eines
Quasikriteriums, so zum Beispiel bei einem Vergleich zwischen einem alten und
einem neuen IQ-Tests oder der Validierung mittels einer Target- Variablen, wie
es bei Untersuchungen zu Unfallhäufigkeiten angewandt wird. Außerdem spricht
man von zeitbezogener Unterscheidung, nämlich der konkurrenten Validität, wobei
Test und Kriterium gleichzeitig erfasst werden und der prädikativen Validität,
wo erst der Testscore ermittelt wird und zu einem späterem Zeitpunkt das
Kriterium gemessen wird.

Alles in allem lässt sich aber sagen, dass bei einer hohen Validität, das Testergebnis eine Generalisierung aus dem numerischen Relativ auf das empirische Relativ, also der tatsächlichen Wirklichkeit erlaubt und den Rückschluss auf gleiches Verhalten in anderen Situationen rechtfertigt.
So handelt es sich zum Beispiel bei Farbsehtests, der praktischen
Führerscheinprüfung und Tests in Flugsimulatoren um gute valide Testungen, da
eine hohe Übereinstimmung zwischen Test und Nicht-Test Situation herrscht.

 

 

 

 

c) Was unterscheidet „seriöse“ Testverfahren von Selbsttests aus     Illustrierten/ im Internet u.ä.?

 

Ganz eindeutig unterscheiden sich „seriöse“ Testverfahren, wie beispielsweise einem
Leseverständistest für Schüler und Schülerinnen der 5.Klasse, zu Selbsttests,
wie man sie in Illustrierten oder im Internet findet durch das Erfüllen der
Testgütekriterien. Wenn ein Test diese zuvor beschriebenen Kriterien, wie
Objektivität, Reliabilität und Validität nicht aufweist, kann man sicher sein,
dass das Testergebnis wenig bis gar nicht repräsentativ ist. Fehlen bei einem
Test, wie einem Fragebogen zum Selbsttest beispielsweise, eine
Durchführungsanweisung, ist eine notwendige Durchführungsobjektivität nicht
gegeben. Diese wiederrum ist Voraussetzung für ein gültiges und
wissenschaftlich angesehenes  Verfahren.
Auch fehlende Anweisungen zur Testauswertung, fehlende Informationen zu den
vergleichbaren Normenstichproben und fehlende Hinweise zum theoretischen
Hintergrund des Testes sind Indizien für  Unseriösität eines Verfahrens.

 
(Charlotte Krug)