Von der „hilligen Moder Maria“

von Nele Siegmund (und in Vertretung von Emma Stock)

Dieses Seminar hat mir Einblicke gegeben, welche ich sonst nie bekommen hätte, und man sammelt sehr wertvolle Erfahrungen bezüglich der Archivarbeit. Bereits bei der Suche nach einem Medium kann man schon ganz schön viele Probleme haben. Für uns war es wichtig, dass wir auf die Handschrift blicken und sofort etwas entziffern konnten. Gar nicht mal so einfach, und auch wenn die Suche erfolgreich war, schmerzten die Augen nach einiger Zeit beim Lesen ganz schön und alles sah irgendwie gleich aus. – Spätestens dann empfehle ich wirklich eine Pause!

Der Arbeitsprozess begann bei uns damit, dass wir die Transkription direkt auf dem Foto der Quelle eintrugen, bevor wir das ganze eintippten. Somit hatte man eine gute Rohfassung, die man am Ende ‚perfektionieren‘ konnte. Ein zweites Paar Augen ist auch sehr hilfreich, denn manche Wörter können unterschiedlich wahrgenommen werden, und somit entsteht ein komplett neuer Sinn. Mein wichtigster Tipp ist aber auch, dass man nicht vor der Quelle zurückschrecken sollte, weil der Text auf den ersten Blick so unleserlich aussieht. Nach einiger Zeit kann man sich gut einlesen, und der Prozess verläuft flüssig.

Selbst wenn man alle Wörter entziffert hat, sollte man am Ende noch einmal den ganzen Text durchlesen. Hier findet man immer noch ein paar Korrekturen oder Wörter, welche doch anders geschrieben werden, als man denkt – man schaut noch einmal auf den Text mit einem anderen Blick. Letztendlich kann ein Satz den Prozess gut zusammenfassen, welcher gefallen ist: „Irgendwie möchte ich nicht aufhören, weil das voll Spaß macht!“

Gebildete Hausgeschichten

von Fabian Deppe

Die vorliegende Quellentranskription umfasst die erste Textseite einer, so wörtlich, „Stadt- und Kollegsgeschichte“, angelegt in Paderborn durch den Jesuiten Johannes Sander in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Die Quelle ist auf Latein verfasst worden. Dahingehend lag auch die größte Schwierigkeit der Quellentranskription für mich, obwohl sich der lateinische Wortschatz bis heute eigentlich nicht verändert hat (man kennt den Spruch „Latein als tote Sprache“), musste im Nachhinein zum Verständnis eine Übersetzung angefertigt werden. Dabei differenzierte sich aber die wörtliche Übersetzung und der jeweils eigentliche übersetzte Wortlaut doch etwas, also konnte ich die Syntax der Quelle in der wörtlichen Übersetzung nicht ganz einhalten. Hier ist die große Gefahr, dass die eigene Interpretation den eigentlichen, vom Autor gemeinten Inhalt verfälscht bzw. verfehlt.

Die Quelle habe ich ausgewählt, da die Jesuiten in Paderborn einen erheblichen Einfluss in der Bildung und eben auch, wie in der Quelle beschrieben, in der (konfessions-)politischen „Gegenreformation“ und schließlich bis zum Verbot des Jesuitenordens durch Papst Clemens XIV. im Jahr 1773 hatten. Heute zeugt noch vor allem der vergleichsweise helle Gebäudekomplex am Kamp samt der Marktkirche von den Jesuiten in Paderborn. Davor steht ebenfalls eine Plastik, die Friedrich Spee darstellt, einen Jesuiten, der durch Kritik an den Hexenprozessem bekannt geworden ist. Die Jesuiten haben die religiöse Landschaft in und um Paderborn also erheblich geprägt.

Frömmigkeit im Taschenformat

von Laura Gerhardt und Marie Laukötter

Ziel der Gruppenarbeit war die Erschließung einer handschriftlichen Quelle aus der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek Paderborn. Die Vorgehensweise soll an dieser Stelle kurz skizziert werden. Als Cod 48 verzeichnet, begegneten wir einer titellosen Quelle von 1514, bei der es sich um ein Gebetbuch des Terziarinnenkonvents Marienborns/Lütgendortmund handelt. Das auf den ersten Blick klein erscheinende Buch enthält eine Vielzahl von Schriften und Paratexten. Damit wird es zu einer Sammelschrift, von der die ersten beiden Seiten erschlossen wurden. Wider der Erwartung handelt es sich jedoch nicht um die erste Seite, sondern um die zweite und dritte. Präsentiert wird uns hier ein persönliches Gebet in niederdeutscher Sprache, das von der Anbetung Jesu zeugt. Trotz der Vielfältigkeit der Quelle wurde diese nur wenig von der Forschung ins Auge gefasst, was ihre Kontextualisierung und Transkription erschwert.
 

Ausblick
 
Der Umgang der Quelle wird durch das spätmittelalterliche, teils frühneuzeitliche Niederdeutsch erschwert. Dennoch darf ihr Quellenwert als hoch eingestuft werden. An sie können Fragen zu mittelalterlichen/frühneuzeitlichen Verzeichnungs- und Archivierungspraktiken sowie zur Frömmigkeits- und Gedenkkultur gestellt werden. Ihre fragmentarische Materialität muss als Chance und nicht als Einschränkung verstanden werden, um dem Defizit der Erschließung handschriftlicher Quellen auf lokaler Ebene entgegenzuwirken.

Festhalten, was bewegt – ein Tagebuch aus dem Dreißigjährigen Krieg

von Julien-Miguel Flören und Jan David Grote

Bei der praktischen Auseinandersetzung mit dem Tagebuch des ehemaligen Paderborner Kanzlers Konrad Wippermann konnten wir sehr eindrucksvolle und lehrreiche Erfahrungen machen. Natürlich wirkt das Schriftbild und die Aufgabe, einen handschriftlichen Text zu transkribieren zunächst sehr anspruchsvoll, bietet hingegen aber eine spannende Herausforderung, aktiv Anteil in der Erschließung von Quellen zu nehmen. Bei der Erschließung des Tagebuchs verwendeten wir sowohl paläographische Hilfsmittel als auch KI-Tools wie Transkribus, die in vielen Situationen den Arbeitsprozess erleichtern konnten. Somit ist es uns gelungen, eine Nähe zur Quelle aufzubauen, die uns während des Arbeitsprozesses auch die Scheu genommen hat, Quellen dieser Art zu betrachten und zu bearbeiten. Natürlich ist eine perfekte Transkription der Quelle innerhalb des Umfangs des Seminars nicht möglich gewesen, weshalb der Fokus des Kurses auf die Erschließung des Quelleninhalts zentriert wurde.

Zusammenfassend hat das Seminar also einen spannenden Einblick in handschriftliche Quellen der Frühen Neuzeit ermöglicht, der uns nicht nur als Studentinnen und Studenten, sondern auch als Historiker den Arbeitsprozess mit Quellen nahe gebracht und vereinfacht hat.