Alix Le Clerc – Mitbegründerin der Augustiner Chorfrauen

Alix Le Clerc wurde am 02. Februar 1576 in Remiremont, Frankreich ge-
boren. Sie war eine französische Ordensschwester und Mitbegründerin
der Augustiner Chorfrauen.
Als Ordensschwester hat sie den Namen „Maria Theresia von Jesus“ angenommen. Ihr geistlicher Vater war der Chorherr und Pfarrer Pierre Fourier mit welchem sie im Jahre 1597 die „Augustiner-Chorfrauen B.M.V.“, auch „Kongregation der Chorfrauen Unserer Lieben Frau“; „Congregatio Beatae Mariae Virginis“ oder aber auch „Welschnonnen“ genannt, gegründet hat. Zuvor war es auch jener Pierre Fourier, der Alix Le Clerc dazu bestärkt hat ein Leben als Ordensschwester zu führen. Der Augustiner-Frauenchor ist ein römisch-katholischer Frauenorden. Die Ordensgemeinschaft führt die Lebensweise von Jesu (Jesuitische Lebensweise) fort.[1] Alix Le Clerc sah sich ähnlich wie andere Gründerinnen von jesuitischen Frauengemeinschaften (Bspw. Mary Ward oder Anne de Xainctonge) mit Widerständen aus der sozialen sowie religiös-geistigen Umwelt konfrontiert. Jene Frauen eigneten sich die jesuitische Regel und Konstitutionen an und unterstellten sich der geistigen Autorität von Ignatius von Loyola. Jenen ahmten die Damen so gut es ging nach; was ihnen mit der Zeit jeweils Unabhängigkeit sowie Eigenständigkeit verschafft hat.[2] Die Geschichte der Entstehung, Etablierung und Anerkennung der „Welschnonnen“ ist ein weiteres typisches Beispiel für Selbstverständnis und Problematik der jesuitischen Frauenbewegung.[3] Le Clerc entstammte einer angesehenen Kaufmannsfamilie aus Remiremont. Mit 20 Jahren war sie ihres weltlichen Lebens überdrüssig und entwickelte immer mehr eine bewusste Religiosität. In Mattaincourt lernte sie Fourier kennen und wurde durch ihm in ihren religiösen Gefühlen bestärkt. Sie hat im Anschluss dem weltlichen Leben den Rücken gekehrt und auch ein Keuschheitsgelübde abgelegt. Sie wollte schon vor ihrer Zuwendung zur Religion nicht heiraten, da sie sich keinem Mann gegenüber unterwerfen wollte.
[1] Vgl. Conrad, Anne: Zwischen Kloster und Welt: Ursulinen und Jesuitinnen in der katholischen Reformbewegung des 16./17. Jahrhunderts, in: Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz Abteilung Religionsgeschichte, Band 142, Mainz 1991, S. 191.
[2] Vgl. ebd., S. 66.
[3] Vgl. ebd., S. 75.
Le Clerc entwickelte den Drang
Klosterfrau zu werden. Fourier schlug ihr vor den Klarissen in Pont-a-Mousson
beizutreten. Dies entsprach allerdings nicht ihren Vorstellungen. Eine offenere
Gemeinschaft kam für Le Clerc aber auch nicht in Frage. Daraufhin entstand in
ihr der Wunsch bzw. der Gedanke ein eigenes Kloster für Ordensfrauen zu gründen
„in dem alles Gute geübt werden müsste, was nur möglich ist.“[1] Allerdings waren ihre
Eltern sowie Fourier gegen einen Alleingang Le Clercs. Dennoch war Le Clerc in
ihrem Vorhaben gefestigt und sie fand binnen zweier Monate 3 Gefährtinnen, mit
welchen sie ein gemeinschaftliches Leben führen wollte. Dies wurde ihnen
zunächst verwehrt. Am Vorabend des Fronleichnamsfestes 1598 traten Le Clerc und
ihre Gefährtinnen bei den Augustinerkanonissen in Poussay ein. Jene
befürworteten ihre Pläne. Dadurch, dass die Stiftsdamen in Poussay ein relativ
großer individueller Freiraum gewährt wurde, konnten Le Clerc und ihre
Gefährtinnen ihre neue Lebensweise ausleben. Auf die Bitte Fouriers hin wurde
die geistliche Leitung der Frauen von den Jesuiten von Pont-a-Mousson
übernommen, wodurch der jesuitische Einfluss auf die Frauen noch deutlicher
wurde. Fourier verfasste mit den „Reglement provisionnel“ eine
vorläufige Regel, welche er mit dem Jesuiten nochmals überarbeitete, bevor er
sie dann zur Approbation dem Bischof von Toul vorlegte. Laut dieser Regel war
es das wichtigste Anliegen der Frauengemeinschaft, öffentliche Schulen
einzurichten, um Mädchen zu weltlichen christlichen Frauen und Müttern zu
erziehen.[2] Auch weiterhin gab es
Widerstand seitens anderen Jesuiten, Fourier und Le Clercs Eltern. Die Frauen
betrachteten sich nämlich in erster Linie als Lehrerinnen und erst danach als
Ordensfrauen. Man (u.a. Fourier) versuchte die Frauen dazu zu bringen bspw. bei
den reformierten Klarissen in Verdun einzutreten. Es wurde gesagt, dass die
Widerstände den Willen Gottes wiederspiegeln würden und die Pläne der Frauen
eine Versuchung seien. Le Clerc war sehr erzürnt darüber. Sie und ihre
Gefährtinnen sahen ihren Platz weder bei den Klarissen noch bei den
franziskanischen Spitalschwestern, sondern in der Mitte zwischen beiden.[3] Für Le Clerc stand
weiterhin fest, dass sie den Weg der Jesuiten gehen wolle, selbst wenn sich die
Gesellschaft Jesu gegen sie stelle.[4] Le Clercs wichtigstes Ziel
war Mädchenerziehung im jesuitischen Geiste, worin sie sich zwar nicht von den
zeitgenössigen Jesuiten, dafür aber von höchster jesuitischer Stelle in Form
von Ignatius von Loyola selbst bestätigt sah.[5]
[1] Vgl. ebd., S. 76.
[2] Vgl. ebd., S. 77.
[3] Vgl. ebd., S. 78-79.
[4] Vgl. ebd., S. 79.
[5] Vgl. ebd., S. 80.
Die Augustinusregel

Die Augustiner Chorfrauen leben bzw. richten sich nach der Augustinusregel, welche auf Augustinus von Hippo (354-430 n. Chr.) zurückgeht.
Hier sind ein paar prägnante Auszüge aus der Augustinerregel, welche einen guten Eindruck in das Leben der Augustiner Chorfrauen ermöglichen:
- Zu allererst sollt ihr einmütig zusammenwohnen, wie ein Herz und eine Seele auf dem Weg zu Gott.
- Ehrt gegenseitig in euch Gott; denn jede von euch ist sein Tempel.
- Niemand möge bei seiner Arbeit auf seinen persönlichen Vorteil bedacht sein, sondern alles geschehe im Dienst der Gemeinschaft, und zwar mit mehr Eifer und größerer Begeisterung, als wenn jeder Bruder für sich selbst und zum eigenen Nutzen arbeiten würde. Denn über die Liebe steht geschrieben, dass sie nicht ihren Vorteil sucht; das heißt: Sie stellt das Gemeinschaftsinteresse über das Eigeninteresse und nicht umgekehrt.
- Bei euch darf von persönlichem Eigentum keine Rede sein. Sorgt im Gegenteil dafür, dass euch alles gemeinsam gehört. Eure Oberin soll jede Schwester mit Nahrung und Kleidung versorgen. Es soll jeder Schwester gegeben werden, was sie persönlich nötig hat. So lest ihr in der Apostelgeschichte: „Sie hatten alles gemeinsam, und jedem wurde so viel zugeteilt, wie er nötig hatte“.
- Wenn sich in den Klöstern reiche Menschen demütigen, arme hingegen stolz würden, dann wären die Klöster nur für die Reichen von Nutzen, nicht aber für die Armen.“
- Einige waren vor ihrem Klostereintritt eine üppigere Lebensführung gewohnt und erhalten deswegen etwas mehr an Speise und Kleidung, ein besseres Bett oder zusätzliche Bettdecken. Nicht alle müssen das haben wollen, was sie andere zusätzlich bekommen sehen. Das geschieht nicht, um jemanden zu bevorzugen, sondern allein aus Rücksichtnahme.
- Seid nie untereinander zerstritten. Sollte es doch einmal zum Streit kommen, dann macht so schnell wie möglich Schluss damit. Sonst wächst der Zorn zum Hass. Dann wird ein Splitter zum Balken und macht aus eurem Herzen eine Mördergrube.
- Wer aber nie um Verzeihung bitten will oder dies nicht von ganzem Herzen tut, gehört nicht in ein Kloster. Hütet euch also vor verletzenden Worten. Wenn sie doch gefallen sind, dann seid nicht bange, das heilende Wort mit demselben Mund zu sprechen, der die Verletzung verursachte.
- Lasst nicht nach im Beten zu den festgesetzten Stunden und Zeiten.[1]
[1] Vgl. ebd., S. 76-77.
Augustiner Chorfrauen in Deutschland- heute
Aktuell existieren in Deutschland noch 3 selbstständige Klöster mit Schulunterricht, in welchen insgesamt ca. 30 Augustiner Chorfrauen leben:
- Essen „Welschnonnenkloster“ Aug.- Chorfrauen CBMV (seit 1652)
- Michaelskloster Paderborn (seit 1658)
- Kloster Unserer Lieben Frau Offenburg (seit 1823)
Diese Klöster(/Schulen) bilden
zusammen mit dem „NMS Schloss Goldenstein- für Mädchen der Chorfrauen des Hl.
Augustinus“ in Elsbethen, Österreich und dem „Kloster Notre-Dame“ in
Bratislava, Slowakei einen Verbund, welcher dem Austausch sowie der
gegenseitigen Unterstützung dient.[1]
[1] Vgl. ebd., S. 80-82.

Lotharinger Kloster, Münster
Literatur
• Conrad, Anne: Zwischen Kloster und Welt: Ursulinen und Jesuitinnen in der katholischen Reformbewegung des 16./17. Jahrhunderts, in: Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz Abteilung Religionsgeschichte, Band 142, Mainz 1991
• Herrmann, Alfred: Sich Gott nähern. Frauenorden in Deutschland, Paderborn 2017
