„Sankt Michael – Ein unüberwindlich starker Held“ – Friedrich Spee

St. Michael Skulptur zwischen der St. Michael Schule und dem St. Michael Kloster, Paderborn

Bild: Theresa Knievel

Unüberwindlich starker Held, Druckfassung Würzburg 1630

Strophen:

  1. Unüberwindlich starker Held, / Sankt Michael! / Komm uns zu Hilf, / zieh´ mit zu Feld! / Hilf uns im Streite, / zum Sieg uns leite, / Sankt Michael! Hilf uns hie kämpfen, / die Feinde dämpfen, / [Original]
  2. Die Kirch dir anbefohlen ist; / St. Michael! / du unser Schutz- / und Schirmherr bist. / Hilf uns im Streite, / zum Sieg uns leite, / Sankt Michael!
  3. Du bist der himmlische Bannerherr,[1]/ Sankt Michael! / die Engel sind dein Königsheer. / Hilf uns im Streite, / zum Sieg uns leite, / Sankt Michael!
  4. Den Drachen du ergriffen hast, / Sankt Michael! / und unter deinen Fuß gefasst[2] / Hilf uns im Streite, / zum Sieg uns leite, / Sankt Michael!

[1] Bannerherr: Kriegsherr; Besitzer eines Banners; Anführer im Krieg, der die Landesfahne trägt.


St. Michael und der Drachen4

Bild: Theresa Knievel

Das Michaelslied im Gotteslob 1975 unter Nr. 606 „Unüberwindlich starker Held, St. Michael“ (1621) ursprünglich als „O unüberwindlicher Held“ wird mit leichtern Textvariationen dem Jesuitenpaten Friedrich Spee zugeschrieben.[1]

Das Kirchenlied besteht aus fünf Strophen. Die ersten drei Strophen sind jeweils in sechs Verse unterteilt, die vierte und fünfte Strophe dagegen in sieben Verse. Der Erzengel Michael wird in jeder Strophe jeweils zwei Mal erwähnt und aufgefordert dem deutschen Volk und der christlichen Gemeinde zu Helfen.

Das Kirchenlied ist zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges entstanden und kann durchaus als Kampflied des „Heiligen Michael“ verstanden bzw. auch missverstanden werden. Nicht nur die Kirche, sondern auch das deutsche Volk, dass in den letzten Phasen des Dreißigjährigen Krieges Schauplatz eines mörderischen Gefechts der europäischen Nationen geworden war, ruft um Hilfe gegen ihre Feinde. Es ruft den Erzengel Michael aber auch dem deutschen Volk zur Hilfe. Der Erzengel Michael wird als Beschützer der christlichen Kirche und als Hüter vor dem „Bösen“ gesehen.[2] Des Weiteren gilt der Erzengel als Führer der himmlischen Heerschare sowie als Schutzpatron der Kirche bzw. als Schutzpatron Deutschlands.

„Skulptur vom Heiligen Michael und dem Drachen“

Jesuitenkirche St. Michael, München

Bild: Zainab Hamidi


[1] Mohrs, Rainer. „Lieder von Friedrich Spee in Bearbeitung von Hermann Schroeder.“ Zur Rezeption eines barocken Dichters in der Chor- und Orgelmusik eines Komponisten des 20. Jahrhunderts. 131.

[2] Der hl. Erzengel Michael und seine Bedeutung für Deutschland: http://www.gargano22.info/pdf/michael_kurz.pdf. (15.07.2020).

Die leichte Änderung in den Versen, dient zum einen der poetischen und musikalischen Harmonisierung und zum anderen ändert es auch den Sinn des Liedes. Die Verse „Hilf uns im Streite, / zum Sieg uns leite“ waren im Original die Verse „Hilf uns hie kämpfen, / die Feinde dämpfen“. Da dies als kämpferisch empfunden wurde, kam es zur Veränderung von den Gotteslos-Redakteuren.[1] In mancher Hinsicht, hat man das Michaelslied als deutsch-nationales Kampflied sehen wollen. Vor allem durch die Verse aus dem Original.

Laut der Offenbarung (12, 7-9) im Neuen Testament:

„Da entbrannte im Himmel ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen, aber sie konnten sich nicht halten, und sie verloren ihren Platz im Himmel. Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt, und die ganze Welt verführte. Der Drache wurde auf die Erde gestürzt und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen.“[2]

Im Michaelslied von Friedrich Spee, referieren die Verse „den Drachen du ergriffen hast/…/ und unter deinen Fuß gefasst“ in der vierten Strophe, auf die Offenbarung im Neuen Testament. Die bekannte Jesuitenkirche „St. Michael“ in München hat über dem Haupteingang eine Skulptur des heiligen Michaels und dem Drachen unter seinem Fuß, platziert. Ebenfalls hängt im Michaelskloster in Paderborn ein Gemälde des Heiligen Michaels mit dem Drachen.

Schaut man sich weitere Kirchen/ Kloster bzw. christliche Institutionen an, die den Namen des Heiligen Michael tragen, so haben die meisten, in verschiedenster Form diese Referenz gemeinsam.

Viele Kirchen und christliche Institutionen in der Welt, sind dem heiligen Michael gewidmet, genau wie das Kloster St. Michael in Paderborn. Diese stehen unter dem Schutz des Hl. Michael, der Schutzpatron der Deutschen.  


[1] Cäcilia, Katholisches Gesang- und Gebetbuch. „Unüberwindlich starker Held.“ 2011.

[2] Universität Innsbruck. Die Bibel in der Einheitsübersetzung. https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/offb12.html (18.07.20).

Friedrich Spee (1591 – 1635)

Am 25. Februar 1591 kam Friedrich Spee als Sohn desBurgfogts[1] Peter Spee und seiner Ehefrau Mechtild Dücker von Altenkrieckenbeck auf die Welt, zu Zeiten des kurkölnische Kaiserwerth (heute: Stadtteil von Düsseldorf), welches vom geistig- kulturellen Fortschritt geprägt war. Zum einer durch den Aufbruch der modernen Naturwissenschaften und zum anderen von neuen Stilrichtungen der Kunst (Renaissance und Barock).[2]

Er war ein deutscher Jesuit, der durch seine Schrift „Cautio Criminalis“ und als Kirchenlieddichter bekannt wurde. Außerdem trug er zur Beendung der Hexenverbrennung bei. Das prägende Ereignis des 17. Jahrhunderts stellt der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) dar.


[1] Burgvogts: Verwalter/ Hausmeister einer historischen Burg- oder Schlossanlage.

[2] Geixner, Hans. „Der Lebensweg Friedrich Spees.“ zu Schlochtern, Josef Meyer. Die Academia Theodoriana. Ferdinand Schöningh, 2014. 157.

Der Krieg und die Folgen des Krieges beeinflussten sowohl politische als auch die literarisch-geistigen Erfahrungen, wie auch in Spees Werken. Friedrich Spee wuchs „im konfessionell aufgeladenen familiären Umfeld“[1] auf, d.h. im Zeitalter der Konfessionalisierung[2] (auch: Gegenreform) des frühen 17. Jahrhunderts.

[1] Geixner, Hans. „Der Lebensweg Friedrich Spees.“ zu Schlochtern, Josef Meyer. Die Academia Theodoriana. Ferdinand Schöningh, 2014. 157.

[2] Konfessionalisierung: geistige und organisatorische Verfestigung der verschiedenen christlichen Bekenntnisse.

Bildung

Von 1600 – 1608 besuchte er ein Kölner Gymnasium, wo er das jesuitische Erziehungsprogramm absolvierte. Anschließend folgten 1609/10 philosophische Studien in Köln und das zweijährige Noviziat. Die Kriegsereignisse und andere unruhige Zeitläufe zwangen ihn wiederholt zur Flucht. Sein Noviziat musste wegen des Pestausbruchs in 1612 von Trier nach Fulda verlegt werden. Von 1612 bis 1615 studierte er Philosophie in Würzburg. Ab 1615 war Spee im Schuldienst, als Philosophielehrer in Mainz und als Lehrer der Poetik in Worms, eingesetzt. 1619 begann Spee das Theologiestudium in Mainz und ferner mit der Schriftstellerei.

Nach seiner Priesterweihe (1623) kam er im selben Jahr nach Paderborn und lehrte bis 1626 die Fächer Logik, Physik und Metaphysik an der Universität. Nach Wunsch des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten Ferdinand von Bayern, sollte er die Rekatholisierung von Stadt und Amt in Peine beenden, welches er im Juni 1629 vollendete.

Einige Monate später kehrte er nach Paderborn zurück, als Professor der Moraltheologie. In der Zeit, als er Mitglied im Rat der Fakultät und im Prüfungsausschuss zugelassen wurde, stellte er sein bekanntes Werk „Cautio Criminalis“ (CC) fertig, welches 1631 erschien. Allerdings wurde er einige Monate später, nach Konflikten wegen seiner Position und Sichtweise in Bezug zur Hexenverfolgung, von seinem Amt als Lehrer enthoben und war somit „nur“ als Beichtvater in Paderborn tätig.

Er wurde zurück nach Köln geschickt, u.a. aufgrund des Ausbruchs der Pest und, weil die schwedischen Truppen gegen Paderborn weiter heranrückten. In Köln arbeitete er am Gymnasium „Thricorantum“ als Kasuistikprofessor im Rahmen der Ausbildung der Theologiestudenten der Gesellschaft Jesu. Der Ordensgeneral bestand darauf Spee aus der Societas Jesu (Jesuitenorden) zu entlassen, da sein Werk „Cautio Criminalis“ ohne dessen Wissen gedruckt worden war und die zweite Auflage erschien. Der zuständige Ordensprovinzial Goswin Nickel versetzte ihn nach Trier, wo Spee weiterhin als Kasuistikprofessor lehrte (1631-1634) und ab 1633 auch als Prüfer der Weihekandidaten und Beichtvater der Marianischen Kongregation arbeitete. Durch die Kriegsereignisse half er dabei pestkranke Soldaten zu versorgen, wodurch er sich selbst ansteckte und am 7. August 1635 in Trier verstarb. Vor genau 25 Jahren begann er dort seinen Weg als Jesuit.[1]

[1] Geixner, Hans. „Der Lebensweg Friedrich Spees.“ zu Schlochtern, Josef Meyer. Die Academia Theodoriana. Ferdinand Schöningh, 2014. 158f.

Werke

Die schriftliche Tätigkeit spielte in Friedrich Spees Leben eine zentrale Rolle. Bekannt wurde er u.a. durch seine ca. 130 Kirchenlieder, eins davon „Unüberwindlich starker Held, St. Michael“.

Am bekanntesten ist seine Mahnschrift „Cautio Criminalis“, was eine Anklageschrift, gegen die in Deutschland zu der Zeit existierende Hexenverfolgung, ist. Die erste Auflage erschien 1631 und die zweite, ein Jahr später.[1]

[1] Geixner, Hans. „Die Werke Spees.“ zu Schlochtern, Josef Meyer. Die Academia Theodoriana. Ferdinand Schöningh, 2014. 163.

„Cautio Criminalis“, Deckblatt 2. Auflage, vermutlich bei Kinckius, Köln, gedruckt Gronaeus, Frankfurt.

Friedrich Spee sah sich selbst als ein „geistlicher Dichter“ oder „dichtender Seelsorger“. Nach seiner Mahnschrift arbeitete er bis kurz vor seinem Tod, an seinem dichterischen Werken Trutz Nachtigall und Glühende Tugend-Buch, welche erst nach seinem Tod, in 1649 im Druck erschienen sind. Trutz Nachtigall (TN) umfasst eine Sammlung von 52 geistlichen Gedichte. Die Titelseite trägt die Jahreszahl 1634, dies deutet darauf hin, dass nach den Korrekturen und Ergänzungen die Sammlung von Gedichten in diesem Jahr als vollendet betrachtet wurde. Wichtig für ihn war „die zu verkündende Botschaft“, mit dem Ziel der „Glaubensverkündung und Anleitung zu einem gottgefälligen Leben“. In der Barockzeit war dies eine nachvollziehbare Methode des Jesuitenordens, denn sie wollten die Menschen damit erreichen.[1]

[1] Geixner, Hans. „Die Werke Spees.“ zu Schlochtern, Josef Meyer. Die Academia Theodoriana. Ferdinand Schöningh, 2014. 160.

Literatur

Eberle, Sr. M. Laetitia. Klosterlandschaft Westfalen-Lippe. 7. August 2020.

Gleixner, Hans. „Der Lebensweg Friedrich Spees.“ zu Schlochtern, Josef Meyer. Die Academia Theodoriana. Ferdinand Schöningh, 20.Oktober 2014. 157.

Innsbruck, Universität. Die Bibel in der Einheitsübersetzung.

Mohrs, Rainer. „Lieder von Friedrich Spee in Bearbeitung von Hermann Schroeser.“ Zur Rezeptions eines barocken Dichters in der Chor- und Orgelmusik eines Komponisten des 20. Jahrhunderts. Dokument. 15. August 2020.

zaezilie.blogspot.com. 16. November 2011. 15. August 2020.

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