Diagnose und Förderung – Aufgabe II

Aufgabe II

 

1)      Welche diagnostischen Herangehensweisen (Verfahren zur Datengewinnung) sind im Kontext Schule anwendbar?

Um herauszufinden, welche Herangehensweisen sich im Kontext Schule besonders eignen, ist es zunächst notwendig den Bereich der diagnostischen Zugänge näher zu erläutern.

Primär unterscheidet man dort zwischen latenten Merkmalen, also solchen, die weder visuell noch sonst erfasst und ermessen werden können, und manifesten Merkmalen, die durchaus überprüfbar sind.

Mittel des Verfahrens der Operationalisierung erfolgt eine Suche nach manifesten Merkmalen, die ihrerseits wiederum latente Merkmale aufdecken sollen.

 

Zur diagnostischen Datengewinnung bestehen nun optional mehrere Realisierungswege:

Sie kann zum einen durch standardisierte Beobachtung erfolgen, durch Fragebögen, (teil-)standartisierte Interviewverfahren, standardisierte Tests oder aber auch durch eine Dokumentenanalyse.

 

In der schulisch angewandten Diagnostik muss desweiteren unterschieden werden zwischen pädagogisch-psychologischer und psychologischer Diagnostik, wobei die erstgenannte vor allem den bildungspolitischen Charakter von Problemen berücksichtigt.

Diagnostik allgemein soll dazu dienen, Lösungen praktischer Probleme und Fragestellungen zu ermitteln, wobei dies anhand von Merkmalsträgern und deren Merkmalsausprägung im Vergleich zu einer kriterialen Norm und – ebenso – unter dem Aspekt des schulischen oder institutionalisierten Lernens  geschieht.

 

Auch hier wird wieder differenziert: Je nach Ziel werden auch die diagnostischen Methoden gewählt:

Statusdiagnostik wird angewandt zur Beantwortung diagnostischer Fragestellungen und erfolgt über die Untersuchung von Größen. Sie zeichnet sich aus durch ihren Dispositionscharakter und mittelfristige Stabilität der untersuchten Merkmale.

Prozessdiagnostik ist die Beurteilung spontaner oder gezielt herbeigeführter Veränderungen über einen bestimmten Zeitraum hinweg. Ihr Zweck ist es, Modifikationen von Bedingungen oder Verhaltensweisen aufzuzeigen.

Kriteriumsorientierte Diagnostik arbeitet mit einem klar definierten und sachlich motivierten Kriterium, bzw. mit dem Erreichen oder Überschreiten eines  solchen. Die normorientierte Diagnostik hingegen erachtet Unterschiede zwischen Personen als besonders entscheidend und orientiert sich an sachlichen und sozialen Bezugsnormen. Man bezeichnet ein solches Verfahren auch als intraindividuell.

 

Um den Bogen zurück zur Leitfrage zu schlagen, so eignet sich im schulischen Kontext wohl besonders die pädagogisch-psychologische Diagnostik, da dieser ein wichtiges prototypisches Teilgebiet zugeordnet werden kann: Die Behandlung von Entscheidungen, die vor allem die Bildungslaufbahn betreffen. Dabei werden Felder tangiert, wie Lernbehinderung, Teilleistungsstörungen, Hochbegabung oder auch Berufsberatung.

Besonders der Einschulungsdiagnostik wird dabei die Aufgabe zuteil, soziale, emotionale, motorische und kognitive Kompetenzen einzuschulender Kinder zu beurteilen – wobei gängige Testverfahren jedoch vorrangig kognitive Fähigkeiten abbilden.

 

2)      Woran erkennt man, wie gut Testverfahren sind?

Psychologische Test sind in ihrer Durchführung kaum anders, als psychologische Experimente. Diese Art der Verwandtschaft spiegelt sich auch in den Gütekriterien, angewandt auf gewonnene Dateien.

Drei Merkmale sind dabei von besonderer Gewichtung:

Objektivität: Sie ist wesentlich für die Messqualität. Testergebnisse müssen als unabhängig vom Untersucher verstanden werden. Objektivität muss insgesamt in drei Aspekten gewährleistet sein, in der der Durchführung, der Auswertung und der Interpretation.

Reliabilität: Diese Zuverlässigkeit zeigt sich in drei traditionellen Konzeptionen, nämlich in Stabilität, Äquivalenz und Inter-Item-Konsistenz. Alle drei sind Charakteristika zur Ermittlung von Korrelationen zwischen Messreihen.

Validität: Sie ist besonders wichtig, denn anhand ihrer ermittelt man das Ausmaß, zu dem ein Test das misst, was er vorgibt zu messen.

 

3)      Was unterscheidet „seriöse“ Testverfahren von Selbsttests aus Illustrierten/ im Internet u.ä.?

Seriöse Testverfahren unterscheiden sich von Selbsttest in erster Linie dadurch, dass sie nicht dem Entwicklungsverfahren psychologischer Diagnostik folgen, sonders meist recht abzielen das das spätere Ergebnis konzipiert sind.

Einem seriösen Test liegt meist zunächst eine Theorie zugrunde, welche ausschlaggebend ist für die Testentwicklung und die Entwicklung von Items. Was dann folgt ist eine Normierung anhand von Versuchspersonen aus deren Testergebnissen im Anschluss Normtabellen gefertigt werden.

Bei Selbsttest ist davon auszugehen, dass in erster Linie die Thematik, die sie bedienen: Bei Illustrierten vorrangig oberflächliche Kriterien der sich testenden Peron, oder eines unbeteiligten Dritten (vlg. „Geht mein Mann fremd?“, so gesehen in der Jolie, August 2011). Was am Ende das Ergebnis sein sollte, steht bei den meisten bereits im Vorfeld fest und ist auch für den Probanden leicht durchschaubar, sodass bei derartigen Testverfahren von eingehaltenen Gütekriterien wohl kaum die Rede sein kann.

Der Tester selbst wäre schließlich durchaus in der Lage einfach die Antworten zu geben, von denen er weiß, dass sie zu einem für ihn positiven Ergebnis führen. Es gibt keine Objektivität in solchen Fällen, keine normorientierte Auswertung. Der Maßstab ist, so gesehen, der Tester selbst. Mit einem einzigen Ergebnis aber, von dem man noch nicht einmal sicher sein kann, ob es nun wirklich der Wahrheit entspricht, lässt sich keine Statistik aufstellen und demzufolge auch kein Vergleich ziehen, zu standardisierte Tests.

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