LEHR- & GEBRAUCHSFILM

Die Filmsammlung des Instituts für Medienwissenschaften beherbergt einen vielfältigen Bestand an Industriefilmen, Kultur- und Lehrfilmen, Animationsfilmen sowie Reduktionskopien von Spielfilmen aus über sechs Jahrzehnten. Die Filme liegen als 16mm-Kopien vor, dem dominierenden Format für die nicht-kommerzielle Filmarbeit („non-theatrical cinema“).

Die Sammlung entstand Anfang der 2000er Jahre in einer Umbruchssituation, als unter den Bedingungen der Digitalisierung der deutschen Filmkultur, analoge Schmalfilmkopien aus der Distribution genommen wurden. Heute schauen wir mit einem neuen Blick auf die Sammlung, die zwar nicht exemplarisch für die Filmgeschichte sein will, aber doch einen einzigartigen Zugang zu ihr öffnet. Dieser führt zunächst in die deutsche Dokumentarfilmgeschichte und zu Filmemacher:innen wie Wilfried Basse (1899-1946), Martin Schliessler (1929-2008), Anna Soehring (1923-2010) und Erika Runge (*1939). Auf diese Weise kommen in der Sammlung verschiedene Stile und Selbstverständnisse zur Geltung. Darüber hinaus verweisen die Filme auf diverse Rezeptionskontexte, denen die Praxis der Kombination gemeinsam ist. Denn die zumeist kurzen Filme waren in ein Programm oder einen Verbund mit anderen Filmen und Medien eingebunden (etwa als Teil einer Lehreinheit oder als Beiprogrammfilm im Kino), sie wurden in Klassenräumen projiziert oder auf großen Filmevents. Die 1934 gegründete Reichsanstalt für den Unterrichtsfilm (RfdU) beauftragte Firmen mit der Produktion der Lehrfilme und stellte die 16mm-Massenkopien her. Nach dem Krieg übernahmen diese Aufgaben das Institut für Film und Bild im Unterricht (FWU) in München respektive das Zentralinstitut für Film und Bild in Unterricht, Erziehung und Wissenschaft (ZFB) in Ost-Berlin. Die Geschichte der 16mm-Kopien implizieren verschiedene gesellschaftspolitische Kontexte.

Aus unserem Umgang mit der Filmgeschichte ergeben sich Konsequenzen für die gegenwärtige Filmkultur. In einer Filmsammlung wird Filmgeschichte nicht nur tradiert, hier werden auch die Bedingungen nachvollziehbar, unter denen Filme erhalten bleiben. Und unter Umständen ein neuer Kanon entsteht. Jede Entdeckung, die man in der Sammlung macht, erinnert daran, wie viele Filme und Filmemacher:innen unsichtbar bleiben und deren Überlieferung bedroht ist. So wie wir die Sammlung als einen Raum für unerwartete Zusammentreffen begreifen, suchen wir auch in unserer Praxis den Austausch, neue Zuordnungen und Brückenschläge. Hierbei leitet uns eine Bemerkung von R. David Lankes: „Bad Libraries build collections. Good libraries build services. Great libraries build Communities.“ 

(Text: Stephan Ahrens)


Akteur:innen im deutschsprachigen Lehr- und Gebrauchsfilm

Um einen Überblick über das komplexe Netzwerk zwischen Institutionen, Auftraggebern und Filmherstellern im Bereich des Lehr- und Gebrauchsfilms zu gewinnen, finden sich unten stehend die Biografien einiger wichtiger Akteur:innen, darunter Referent:innen, Produzent:innen und Cutter:innen.


WILFRIED BASSE

1899-1946

Der 1899 in Hannover geborene Wilfried Basse steigt nach einem Studium zunächst in das väterliche Bankgeschäft ein, bevor er unter dem Eindruck von Avantgardeprogrammen in der Kestner-Gesellschaft beschließt, Filmemacher zu werden. 1927 wird er – zunächst als Volontär – Mitarbeiter in Hans Cürlis’ Institut für Kulturforschung in Berlin. 

Seine mit einer Kinamo gedrehten Filme Baumblütenzeit in Werder und Marktplatz in Berlin (längere Version: Wochenmarkt auf dem Wittenbergplatz) werden nicht nur vom Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht als Lehrfilme anerkannt, sie laufen darüber hinaus europaweit in Programmkinos. 1933 entschließt sich Basse nicht zur Emigration, sondern in Deutschland zu bleiben. 1934 feiert sein Film Deutschland zwischen gestern und heute Premiere, der auf den Filmfestspielen in Venedig eine Auszeichnung des Internationalen Lehrfilminstituts (Rom) erhält. Die Basse-Film GmbH ist regelmäßiger Auftragnehmer der Reichstelle für den Unterrichtsfilm (RfdU), dreht primär für die Bereiche Volkskunde und Sport. Zu dem kleinen Team um Basse gehören seine Frau Gertrud Basse, ab 1935 der Kameramann Wolfgang Kiepenheuer und zeitweise der Kameramann Alfred Bothas. 1936 ist Basse Teil des Kamerastabs von Leni Riefenstahls Olympia-Filmen. Ende der 1930er Jahre bringt er zwei Kulturfilme in die Kinos.

Mit Beginn des Krieges und der damit einhergehenden eingeschränkten Produktion der inzwischen umbenannten Reichsanstalt für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (RWU) gehen Basse wichtige Einnahmequellen verloren. 1946 stirbt er in Potsdam.

Kiepenheuer nutzt nach dem Krieg Materialien aus den Filmen Basses für Dokumentarfilme (). Zusammen mit Gertrud Basse gelingt es ihm darüber hinaus, dass Markt in Berlin in den Verleih der FWU aufgenommen wird. Die Berlinale widmet Basse 1977eine Retrospektive.

(2023, Stephan Ahrens)

Literatur (Auswahl)

Konrad Grunsky-Peper: Deutsche Volkskunde im Film. Gesellschaftliche Leitbilder im Unterrichtsfilm des Dritten Reichs. München: Minerva Publikation, 1978.

Simon Koster: Duitsche filmkunst. Rotterdam: W. L. en J. Brusse‘s Uitgeversmaatschappij N.V. 1931

Klaus Kreimeier: Der Schatzsucher. Wilfried Basses Erkundungen der ungestellten Wirklichkeit. In: Kreimeier, Klaus/Ehmann, Antje/Goergen, Jeanpaul (Hg.): Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland. Band 2: Weimarer Republik (1918-1933). Stuttgart: Reclam 2005. S. 437-462.

Thomas Tode: Wilfied Basse: Dokumentarfilm-Regisseur, Kameramann, Produzent. In: CineGraph. Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 29, 1997.

Kraft Wetzel, Peter Hagemann: Liebe, Tod und Technik / Wilfried Basse – Notizen zu einem fast vergessenen Klassiker des deutschen Dokumentarfilms. Berlin: Volker Spiess, 1977.

Filmografie (RfdU/RWU)

Bunter Alltag im Zoo (1939)

Auf einer fränkischen Dorfstraße (1939)

Schwäbische Kunde. Ein Film von Württemberg (1938)

Junge Paviane im Zoologischen Garten (1938)

Junge Löwen im Zoologischen Garten (1938)

Junge Bären im Zoologischen Garten (1938)

Das Anlernen junger Pferde im Zuge (1938)

Weitsprung (1937)

Kugelstoßen (1937)

Technik des Kurzstreckenlaufs (1937)

Schwimmen (1937)

Schwälmer Bäuerin am Spinnrad (1937)

Perspektivisches Sehen (1937)

Städtische Feuerwehr (1937)

Dämmen einer Schornsteingruppe (1937)

Erbkranke – Erbgesunde (1936 – nicht im Verleih)

Vom Korn zum Brot (1936)

Tabakbau in der Uckermark (1936)

Braunkohle-Tagebau (1936)

Wie ein Ziegelstein entsteht (1936)

Dachschiefer (1936)

Ein Kohlenschleppzug auf dem Mittelrhein (1936)

Ein Brief wird befördert (1936)

Der Schuhmacher (1936)

Aufbringen der Kette und Weben (1936)

Scheren und Aufbäumen der Kette (1936)

Wie ein Pflasterstein entsteht (1935)

Glückliche Heimat (1935)

Roggenernte (1935)

Hausbau (1935)

Der Böttcher baut einen Zober (1935)

Der Kohlenmeiler (1934)


HANS CÜRLIS

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ERICH DAUTERT

1901-1975

Bevor Erich Dautert verschiedene Funktionen im Bereich des Lehrfilms in Deutschland annahm, studierte er Agrarwissenschaften und Biologie in Berlin. Er legte 1928 seine Dissertation Die Bildung der Keimblätter bei Paludina vivipara vor. Nur wenige Monate später ging er an das Museum von La Plata in Argentinien und folgte zugleich dem Ruf als Professor für Zoologie an die Universidad Nacional de La Plata. Eine umfangreiche Forschungsreise führte ihn nach Südgeorgien, über die er 1935 seinen Bericht Auf Walfang und Robbenjagd im Süd-Atlantik mit eigenen Fotografien veröffentlichte. 2009 wurde eine der dortigen Inseln nach Dautert benannt.

Dautert zog Anfang der 1930er nach Deutschland zurück und heiratete die promovierte Zoologin Edith Willimzik. Fortan engagierte er sich für den Einsatz von Film im Unterricht. Er publizierte Über die Verwendbarkeit des Films im Unterricht und war Mitarbeiter der Bildstelle des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht in Berlin. In der 1934 eingerichteten Reichstelle für den Unterrichtsfilm (RfdU) wurde er zum Leiter der Abteilung Filmbeschaffung ernannt. Somit war Dautert der erste Produktionsleiter am Institut. Er verließ diesen Posten nach ein paar Jahren, um ab 1939 als freier Filmregisseur zu arbeiten. Er unternahm filmische Reisen nach Norwegen und Island, über die er auch Bücher publizierte. Für die Naturfilm Hubert Schonger drehte er Märchenfilm, darunter die Grimm-Adaption Der süße Brei mit Sachtrickaufnahme. Nach dem Krieg gründete er eine eigene Produktionsfirma (F.F.E. Dautert) in Hamburg, mit der weiter Märchenfilme, aber auch Gebrauchsfilme zu verschiedenen Themen herstellte. Zugleich arbeitete als freier Fotograf.

Literatur

Dautert, Erich: Wochenschau und Volksbildung. Berlin: Kurfürst, 1932.

Dautert, Erich: Über die Verwendbarkeit des Films im Unterricht. Langensalza: Beltz, 1933.

Dautert, Erich: Auf Walfang und Robbenjagd im Südatlantik. Leipzig: Seemann, 1935.

Dautert, Erich: Islandfahrt. Felsen, Fischer und. Vulkane. Leipzig: Seemann, 1939.

Dautert, Erich: Der Wettlauf zum sechsten Kontinent. Oldenburg: Stalling, 1954.

Filmographie

Fischmarkt in Bergen (1937)

Klippfischgewinnung auf Island (1937)

Aus Islands Vogelbergen (1937)

Vulkanische Erscheinungen auf Island (1938)

Der kleine Häwelmann (1940)

Der süße Brei (1940)

Hühnerhaltung im Kleinbetrieb (1949)

Die drei Wünsche (BRD 1949, nur Produktion, R: Jörg Fromberg)

Der geheimnisvolle Radioapparat (1949, nur Produktion, R: Curt A. Engel)

Gemüseanbau (1949)

Sonderbare Hausfreunde (1958)

Vom Ei zum Ei (1958)


FERDINAND DIEHL

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NORMAN DIX

1893-1981

Der Sohn des Münchner Straßenbahndirektors Ferdinand Dix beginnt nach seinem abgebrochenen Architekturstudium in den 1920er Jahren zunächst als Amateur eigene Filme zu drehen. Die 1925 gegründete „Dix-Film“ ist ein Familienunternehmen, seine Frau Helene Dix assistiert ihm bei der Herstellung von Lehr-, Kultur- und Werbefilmen. Zu seinen wichtigsten Auftraggebern gehören die Deutsche Reichsbahn, für die er mit Miss Evelyn, die Badefee (1929) seinen einzigen Langfilm dreht, und ab 1934 die Reichsstelle für den Unterrichtsfilm (RfdU). Auffallend ist, dass seine Filme für die RfdU überwiegend in Bayern beziehungsweise im Bayrischen Alpenland gedreht sind und den Ortsbezug auch im Titel deutlich machen. Die Produktion des Films Die Honigbiene nimmt vier Jahre in Anspruch. Nach dem Krieg konzentriert sich Dix, der seine Produktionsfirma nach Rottach am Tegernsee verlegt, vor allem auf die Herstellung von Kultur- und Werbefilmen.

Dix stirbt 1981 in Gmund am Tegernsee.

(2023, Stephan Ahrens)

Literatur

br: Technik in Trickfilmen. Der Film 26:2 (1941).

Ein Vierteljahrhundert Dix-Film. In: Sylvia Wolf/Ulrich Kurowski: Das Münchner Film und Kinobuch. Ebersberg: Edition Achteinhalb Lothar Just, 1988. S. 75.

Christel Buscher: Bei ihm spielt der Film die Hauptrolle. In: Süddeutsche Zeitung, 4.6.1963, S. 14.

Konrad Grunsky-Peper: Deutsche Volkskunde im Film. Gesellschaftliche Leitbilder im Unterrichtsfilm des Dritten Reichs. München: Minerva Publikation, 1978.

Michael Kühn: Unterrichtsfilm im Nationalsozialismus. Mammendorf: Septem Artes, 1998.

Filmografie (RfdU/RWU)

Die Honigbiene (2 Teile, 1944)

Spritzguß-Herstellung (1943)

Ein Bauer bestellt sein Feld (1939)

Rauchschwalbe (2 Teile, 1938: Kurzfilm 1939)

Zuckerrübenernte (1939)

Ein Morgen auf einem Schwarzwälder Bauernhof (1938)

Ein Bauer bringt Gemüse auf den Markt (1938)

Nieten bei der Stahlbauweise (1938)

Bergsteiger in den Allgäuer Alpen (1937)

Hochzeit am Tegernsee (1936)

Sägewerk in Bayern (1936)

Einbinden eines Buches (1936)

Almwirtschaft (1936)

Ein Almbrunnen wird gebaut (1936)

Holzfäller in den bayerischen Bergen (1936)

Der Schindelmacher in den bayerischen Bergen (1936)

Glas VI – Ziehen, Schleifen und Bemalen von Glas (1935)

Glas V – Gläser und Flaschen (1935)

Glas IV – Belegen von Spiegelglasplatten (1935)

Glas III – Glasplatten auf dem Gießtisch (1935)

Glas II – Fensterglasscheiben (1935)

Glas I – Glasöfen (1935)

Herstellung von Emmentaler Hartkäse (1935)


HERBERT FISCHER

1925-1958

Herbert Fischer gehört zusammen mit Karl Koch, Frank Leberecht und Erich Meyer zu einer Gruppe von Filmemachern, die nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Vorstellung von Lehrfilmen in der BRD verfolgte, für das unter anderem die Mischung von Dokumentation und fiktiver Inszenierung typisch war.

Nachdem Fischer bei Kochs Die Anderen Augen für die Montage verantwortlich war, drehte er mit Unsere Straße den ersten eigenen Lehrfilm. Es folgten Der Platz an der Halde, Kohle Kurs Emden und Das Gesundheitsamt greift ein. Den Film Priesterweihe (1957) drehte Fischer zusammen mit Koch in Farbe. Im Zentrum des Films steht die Priesterweihe im Dom zu Freising und erläutert die Liturgie durch Kardinal Joseph Wendel. Im Anschluss drehte Fischer wieder nach einem Drehbuch von Frank Leberecht einen Film über die Arbeit der Inneren Mission, Des Anderen Last. Kurz vor der Fertigstellung von Des Anderen Last starb Herbert Fischer. 

Literatur

Anonym: Priesterweihe – ein Farbfilm. Westfälische Nachrichten, 14.4.1957. 

petz: Des Anderen Last. Stuttgarter Zeitung, 27.10.1958.

Herbert Fischer: Wie der Film entstand. Film-Bild-Ton, 4:8 (1954), S. 401-406.

Fridolin Schmid: Abschied von Herbert Fischer. Film-Bild-Ton, 8:7 (1958), S. 32.

Westfälisches Landesmedienzentrum (Hg.): Der Platz an der Halde. Begleitheft zum Film. Redaktion: Volker Jakob, Paul Hofmann. Münster: Landschaftsverband Westfalen-Lippe, 2006.

Filmografie (Regie)

Unsere Straße (1951, FWU: FT 384)

Der Platz an der Halde (1952, FWU: FT 436)

Kohle Kurs Emden (1953, FWU: FT 419)

Priesterweihe (1958, FWU: FT 489)

Des Anderen Last (1958, FWU: FT 508)


GISBERT HINKE

1920-1998

In den 1950er Jahren etablierte sich Gisbert Hinke nach einigen Jahren als Kameramann bei der Münchner EKA-Filmproduktion mit seiner eigenen Firma Corvo-Film als Kultur- und Lehrfilmmacher in Deutschland. Das Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU) verlieh neben Naturfilmen von Hinke eine Reihe von Kurzfilmen über Italien (Bauern am Po), Spanien (In den Huertas, Die Heimat des Don Quijote, Spanische Fiesta, Im Küstenhof von Valencia), die Türkei (Istanbul, Weltstadt am Goldenen Horn, Anatolische Steppe) und Jugoslawien (Menschen im Karst). Für seine filmische Adaption der Jazz Kantate Apokalypse von Karl von Feilitzsch erhielt Hinke 1958 eine Auszeichnung auf dem Filmfestival in Venedig.

Literatur

Lautensack, Heinrich: Unterrichtsfilme über Spanien. F 413 Auf der Meseta, F 413 „In den Huertas“. In: Film Bild Ton Nummer 2 (1954), S. 90-93.


HANNA HIRSCH

Hanna Hirsch, geboren Eiffert, drehte ihre ersten FWU-Auftragsfilme bei der EKA – Filmproduktion bevor sie ihre eigene Produktionsfirma gründet (ab 1958 unter dem Namen Hirschfilm). Ab 1963 wurde die Firma von Rainer Fluhme geführt.

Literatur

Erna Stiegler: Der schön gedeckte Tisch. In: Film Bild-Ton, 2:9 (1952), S. 319.

Liselotte Sassenberg: Backen nach Grundrezepten. In: Film-Bild-Ton, 2:9 (1952), S. 318.

Filmografie

Kochen (1956)

Entspanntes Wasser zum Spülen und Putzen (1955, FWU: FT 481)

Süße Nachspeisen (1955, FWU: FT 454)

Waschen von Feinwäsche (1954, FWU: FT 442)

Der genießerische Junggeselle (1954)

Der schön gedeckte Tisch (1952, FWU: 30.01122)

Flaschenernährung des Säuglings (1952, FWU: FT 457)

Backen nach Grundrezepten (1951)

Mein Freund wird Bergmann (1951, FWU: FT 385)



FERDINAND KHITTL


WOLFGANG KIEPENHEUER

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RUDOLF KIPP

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KARL KOCH

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HERBERT LANDER

1908-1986

Seine Zeit als Kameramann in der Propagandakompanie (PK) der Kriegsmarine, in der bei dem Kurs Atlantik selbst Regie führte, schilderte Herbert Lander später in seinem Buch Ich bin jung, ich will leben. Zuvor begleitete er im Spanischen Bürgerkrieg die sogenannte „Legion Condor“ mit der Kamera, die Aufnahmen gingen in Karl Ritters Propagandafilm Im Kampf gegen den Weltfeind (1939) ein. 

In der Nachkriegszeit gründete Lander die  A.W.-Film (Aktueller Wirtschaftsfilm) in Berlin-Charlottenburg und drehte für verschiedene Auftraggeber, von der Mutual Security Agency (Nicht stören – Funktionärsversammlung, 1951) bis zum Land- und hauswirtschaftlicher Auswertungs- und Informationsdienst (Die Jugendgruppe schafft’s, 1957). Ein Coup gelang ihm mit einer Reihe von Filmen über Ägypten und den Sudan, die, mit Prädikaten der Filmbewertungsstelle versehen, deutschlandweit in den Beiprogrammen liefen, und in angepassten Versionen vom FWU verliehen wurden. In den folgenden Jahren drehte Lander zu verschiedenen Themen Filme für das FWU, die ihn auch auf weitere Reisen führten. Hans Borgelt porträtierte Lander als einen Einmannbetrieb: „Er ist ein Tüftler und Bastler, ein ungemein schneller und praktisch denkender Realisator. Alles macht er im Alleingang. Seine Sechszimmerwohnung in der Prinzregentenstraße enthält vom Ton- und Synchronstudio bis zur Projektion, vom Schneidetisch bis zum Mischpult, von diversen Kameras jeder Größe bis zu den modernsten Lampen alles, was dazugehört“ (Borgelt, 75).  Seinen letzten Kurzfilm Wunderbare Dinge (FWU-Fassung: Tutanchamun) konnte er noch mit der Unterstützung seiner Frau Carola Lander kurz vor seinem Tod fertigstellen.

Literatur

Hans Borgelt: Filmstadt Berlin. Berlin: Nicolai, 1979.

Franz M. Dülk: Sudd – die zugewachsene Wasserwüste. Abenteuer in einem Unterrichtsfilm und was dahintersteckt (FT 613 Fahrt durch den Sudd (Südsudan)). In: Film-Bild-Ton 15:3 (1965), S. 29-34.

Filmografie (FWU)

In einem Fellachendorf (1964)

Fahrt durch den Sudd (Südsudan) (1964, 32 00613)

Der Muezzin ruft (1964, 3200549)

Der Basar von Ishfahan (1974)

Schafwolle – Gewinnung, Eigenschaften, Aufbau (1967, Signatur: 32 00974)

Arzt im australischen Busch (1968)

Der große Herr Ti (1969, Signatur: 32 02078)

Nährwerterhaltung durch richtige Zubereitung: Kochen von Fleisch (1970, Signatur: 3002151)

Kochen von Gemüse (1971, Signatur: 32 02280)

Wärmestrahlung (1972)

Tutanchamun (1988, Signatur: 32 03926)


ELLEN LÜNENSCHLOSS

1908-1955

Ab 1937 ist Ellen Lünenschloß bei der Reichanstalt für den Unterrichtsfilm (RfdU) tätig, zunächst im Bereich der Lichtbildreihen. Sie verfasst zusammen mit den (zumeist männlichen) Lehrern und Wissenschaftlern die Beiblätter zu verschiedenen Schul-Kernreihen (Lichtbildreihen). Das Themenspektrum ist breit, reicht von der Geschichte des Hakenkreuzes bis zum Lebensweg Hölderlins. Später wechselt sie in den Bereich Film.

Nach dem Krieg wird Lünenschloß Referentin bei dem im März 1950 gegründeten Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU). Einer der ersten Filme, die sie in dieser Funktion betreut, ist Wolf Harts Gemeindeschwester Anna. Im Gegensatz zu den meisten Unterrichtsfilmen der 1930er und 1940er Jahre ist dieser Film nicht nur mit Ton, sondern auch über weite Strecken inszeniert, um den Alltag einer Krankenschwester in einem kleinen Dorf verdichtet zu zeigen.

Neben Gemeindeschwester Anna ist sie auch an zwei weiteren bemerkenswerten Produktionen des FWU beteiligt. Die Regisseure Karl Koch und Herbert Fischer drehen mit Platz an der Halde und Unsere Straße zwei Filme mit Spielhandlung für die FWU. Die Hauptrollen, mehrheitlich Kinder, sind ausschließlich mit Laiendarstellern besetzt. Als FWU-Referentin ist Lünenschloß an der Ausarbeitung von Frank Leberechts Drehbuch beteiligt. 

Nach langer Krankheit stirbt Lünenschloß 1955 in Wiesbaden.

(2023, Stephan Ahrens)

Literatur

Ellen Lünenschloß: Unsere Straße. Ein sozialkundlicher Unterrichtstonfilm. Überlegungen und Erfahrungen bei Planung und Drehbuchgestaltung. In: Film-Bild-Ton 2:5 (1952), S. 150-154.

Ellen Lünenschloß: Unterrichtsfilme für den französischen Sprachunterricht. In: Film-Bild-Ton 3:10 (1953), S. 34.

Fridolin Schmid: Ellen Lünenschloss. In: Film-Bild-Ton 5:5 (1955), S. 11.

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PAUL LIEBERENZ

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ROSEMARIE KRAEMER

geb. Rosemarie Meyer

1914-

1942 übernimmt Rosemarie Kraemer, geborene Meyer, die Leitung der Produktionsabteilung der Reichsanstalt für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (RWU), wo sie seit vier Jahren arbeitet. Nach dem Krieg setzt sie sich sowohl beim bayerischen Kultusministerium als auch beim Education and Religious Affairs Branch der US-Militärregierung für die Einrichtung einer Nachfolgeinstitution der RWU und den Verleih von Unterrichtsfilmen ein. Ihr Engagement verleiht ihr den Spitznamen „16mm-Girl.“ Bereits im Dezember 1945 wird im US-amerikanischen Sektor das Institut für den Unterrichtsfilm (IfdU) mit Sitz in München gegründet, deren Leitung Kraemer übernimmt. Hier werden die Filme der RWU gesichtet und „entnazifiziert“, ein Prozess, der sich zumeist auf das Herausschneiden von Einstellungen mit Nazi-Symbolen und eine Durchsicht der Begleithefte beschränkt. Die Bildstellen in den drei westlichen Zonen können die Filme vom IfdU beziehen. Schließlich setzt Kraemer durch, dass das neue trizonale Institut, das spätere Institute für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht in München entsteht. Dessen Leitung übernimmt Fridolin Schmid, Kraemer scheidet aus dem IfdU und dem FWU aus. Als Managerin ist sie weiterhin in der deutschen Filmindustrie aktiv und gründet unter anderem Ende der 1940er Jahre den Union-Filmverleih.

(2023, Stephan Ahrens)

Literatur

Sabina Kipfelsberger: Der Salamander und die Liebe. In: Süddeutsche Zeitung, 26.02.1999, S. L6.

Michael Kühn: Unterrichtsfilm im Nationalsozialismus. Die Arbeit der Reichsstelle für den Unterrichtsfilm/Reichsantalt für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht. Mammendorf: Septem Artes 1998.

Martin Viering: Rosemarie Kraemer und das Institut für den Unterrichtsfilm. In: FWU-Magazin, 1/2 (1995), S. 51-55.

Martin Viering: Rosemarie Kraemer. In: FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (Hg.): Medien, Bildung und Visionen. Lahnstein: Imprimatur 2000. S. 158-159.


ERICH MEYER

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WILLI MOHAUPT

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ERNST NIEDERREITHER

An der Bayerischen Staatslehranstalt für Lichtbildwesen organisierte Ernst Niederreither ab Mitte der 1930er Jahre den Einsatz von Lehrfilmen im Unterricht. In der Nachkriegszeit gründete er die Audax-Film in München. Neben Produktionen im Kontext der Re-Education und des Marshall Plans, darunter der Kurzfilm Das Gerücht (1951), sowie Lehrfilmen für das FWU war es Niederreithers Anspruch, im Bereich des Lehrfilms anspruchsvolle Spielfilme herzustellen. Als das FWU 1956 eine Reihe von Kurzfilmen für den Einsatz außerhalb von Schulen herstellte, war Niederreither neben Wolfgang Becker und Rudolf Kipp mit dem von Paul Alverdes verassten Kurz-Spielfilm Erste Begegnung an diesem Experiment beteiligt. Zugleich drehte Niederreither auch filmvermittelende Filme über Montage und Musik für das FWU. Zusammen mit dem Filmkritiker Gunther Groll dreht er Variationen über ein Filmthema, in dem ein von Paul Verhoeven verkörperter Conferencier verschiedene filmische Gestaltungsmittel vorstellt, und Filmschnitt (1958) mit Ernst Fritz Fürbringer und Ursula Herking. Ab den 1960er Jahren nahm er Aufträge vom Bayerischen Rundfunk an, für die er nach Spanien, USA, Nigeria und Neapel reiste. In München war er am Institut für Unterrichtsmitschau beteiligt.

Literatur

Detlof Karsten: Neue Unterrichtsfilme: Variationen über ein Filmthema. In: FilmBildTon 5:8 10 (1955), S. 518-522.

Günther Ketzer: Neues Land für Don Ramón. Ein Film über den spanischen Bewässerungsplan von Badajoz. In: FilmBildTon 15:6 (1965), S. 14-21.

Pedro Poyato Sánchez: Nuevas tierras para don Ramón y el Plan Badajoz: El éxodo hacia la tierra prometida. In: L’Atalante. Revista De Estudios cinematográficos 38 (2024), S. 35–48.


EVA MAUSE

1931

Die in Krefeld geborene Eva Mause hatte zunächst als Gebrauchsgrafikerin gearbeitet, bevor sie in München ab Mitte der 1950er Jahre zum Lehrfilm kam. Mause gründete ein eigenes Trickfilmatelier im Dietramszeller Ortsteil Linden und stellte über 30 Jahre primär für naturwissenschaftliche Lehrfilme Animationen her. Sie arbeitete mit 16mm-Material und ab 1990 auch mit Computergrafiken. Bis 1994 war sie an über hundert Lehrfilmen und Lehrmedien wie DVDs beteiligt. Im Alter stellte sie als freie Künstlerin aus.

Literatur

szb: Absurditäten aus dem Handgelenk. Süddeutsche Zeitung, 05.11.2009.


LOTTE REINIGER

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EDITHA RÜHR

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OTTOKAR RUNZE

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MARTIN SCHLIEßLER

1929-2008


FRIDOLIN SCHMID

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HUBERT SCHONGER

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GEORG SCHIMANSKI

1919-1992


HEINZ SIELMANN

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ANNA SOEHRING

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HEINRICH TÜPKE

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MORITZ WEID

Moritz Weid, der Chemie studiert hatte, gründete 1919 die „Neue Kinematographische Gesellschaft“ in München, die er 1930 in die Moritz Weid-Film umwandelte. Weid drehte Kultur-, Industrie- und Lehrfilme, meist mit einem naturwissenschaftlichen Schwerpunkt. Er gehörte den Mitgründern des kurzlebigen „Archivs psychiatrischer Film“ an der Universität München. Ab Mitte der 1920er Jahren folgten große Auftragswerke von Industrieunternehmen, darunter der Film Die Straße einst und jetzt. Ab 1934 drehte er parallel zu seinen Industrie- und Kulturfilme auch für die Reichsstelle für den Unterrichtsfilm Lehrfilme, primär über geografische und technische Themen. In der Nachkriegszeit drehte er weiter Industriefilme und Lehrfilme für das FWU, darunter der zwischen zwischen Lusen, Dreisessel und Plöckenstein gedrehte Bei den Waldbauern und Im Rheinischen Braunkohlengebiet – Wandel der Landschaft. Weil starb 1952.

Literatur

br.: Moritz Weid, ein Bahnbrechter des deutschen Kulturfilms. Der Film 26:1 (1941).