Während meines Orientierungspraktikums konnte ich erste Einblicke und Erfahrungen, in die Tätigkeitsfelder des Lehrers und der Schule bekommen. Als Praktikantin war ich nun nicht mehr in der Rolle der Schülerin, die ich aus meiner 12-jährigen Schulzeit kennengelernt habe, sondern konnte probeweise die Rolle des Lehrköpers einnehmen und so eine mir bis dahin unbekannte Perspektive kennenlernen.
Da ich im aktuellen Semester das Modul Fachdidaktik belege, was ein semesterbegleitendes Praktikum an einem Berufskolleg beinhaltet, werde ich nun weitere Einblicke in die Tätigkeitsbereiche Schule und in den Lehrerberuf erhalten und sammeln können.
Für das semesterbegleitende Praktikum am Ludwig-Erhard-Berufskolleg (LEBK) in Paderborn setze ich mir individuelle Entwicklungsziele, die ich konkret an meinen Kompetenzen festmachen möchte. Die nachfolgenden Kompetenzen möchte ich während meiner Zeit der Hospitation an dem Berufskolleg verbessern bzw. weiterentwickeln.
Kompetenzen werden laut Klieme definiert als kontextspezifische Leistungsdispositionen, die sich funktional auf Situationen und Anforderungen in bestimmten Domänen beziehen (Klieme 2001). Demnach ist Kompetenz ein theoretisches Konstrukt, welches die Brücke von einer begrenzten Vorausstattung zu einem über die Möglichkeiten der Vorausstattung hinausgehenden Ergebnis in Form von Performanz schlägt.
Kompetenzen sind also Voraussetzung für zielgerichtetes Handeln in einem bestimmten Bereich, der auch als Domäne bezeichnet wird (vgl. Ricken 2005, S. 12). In der Berufs- und Wirtschaftspädagogik ist der Erwerb von Kompetenz als ein festes Bildungsziel verankert. Hierbei wird die allgemeine Kompetenz durch eine Handlungskomponente erweitert, die sogenannte Handlungskompetenz, die das Zielkonzept der beruflichen Bildung darstellt (vgl. ebd.). Die Kultusministerkonferenz (KMK) definiert diese als „[…]die Bereitschaft und Fähigkeit des einzelnen, sich in beruflichen, gesellschaftlichen und privaten Situationen sachgerecht durchdacht sowie individuell und sozial verantwortlich zu verhalten“ (KMK 2011, S. 9). Die KMK unterteilt die Handlungskompetenz wiederum noch in Fach-, Personal- und Sozialkompetenz, wie die nachfolgende Grafik veranschaulicht (vgl. Ricken 2005, S. 11).
Quelle: http://www.bwpat.de/content/fileadmin/user_upload/ht2011/ft03/ad1/a1.jpg (Stand: 14.04.2013)
Laut KMK beschreibt die Fachkompetenz „[…] die Bereitschaft und Fähigkeit, auf der Grundlage fachlichen Wissens und Könnens Aufgaben und Probleme zielorientiert, sachgerecht, methodengeleitet und selbständig zu lösen und das Ergebnis zu beurteilen“ (KMK 2011, S. 9). Personalkompetenzen werden definiert, als die „[…] Bereitschaft und Fähigkeit, als individuelle Persönlichkeit die Entwicklungschancen, Anforderungen und Einschränkungen in Familie, Beruf und öffentlichem Leben zu klären, zu durchdenken und zu beurteilen, eigene Begabungen zu entfalten sowie Lebenspläne zu fassen und fortzuentwickeln“ (KMK 2011, S. 9). Die Sozialkompetenz beschreibt die KMK wiederum mit der „[…] Bereitschaft und Fähigkeit, soziale Beziehungen zu leben und zu gestalten, Zuwendungen und Spannungen zu erfassen, zu verstehen sowie sich mit anderen rational und verantwortungsbewusst auseinanderzusetzen und zu verständigen. Hierzu gehört insbesondere auch die Entwicklung sozialer Verantwortung und Solidarität“ (KMK 2011, S. 9).
Für die Dauer meiner Hospitation am LEBK möchte ich meinen Fokus auf den Ausbau meiner Fach- und Personalkompetenzen legen.
Schon während meines Orientierungspraktikums habe ich festgestellt, dass ich Defizite in dem behandelten Lehrstoff (Wirtschafts-Fächer) aufweise, obwohl die wirtschafts- bzw. betriebswissenschaftlichen Grundlagen zu Anfang meines Studiums behandelt wurden. Erst nach Wiedereinarbeitung die Materie, hatte ich wieder einen groben Überblick über den behandelten Lehrstoff. Daher habe ich mir das Ziel gesetzt meine Fachkompetenz, bzw. mein fachliches Können und Wissen der Wirtschaftsfächer während meines Praktikums aufarbeiten. Zudem möchte gerne neue Erfahrungen sammeln, wie man Schüler zielorientiert auf das sachgerechte, methodengeleitete und selbstständige Lösen von Aufgaben und Problemen vorbereitet, da ich diesbezüglich auch während meiner selbstgehaltenen Unterrichtsstunde unsicher war. Ferner möchte ich immer selbstständiger im Lösen von Problemen und Aufgaben werden (Unterricht vorbereiten und halten) und meine eigenen Leistungen besser beurteilen und reflektieren können.
Bei meinen Personalkompetenzen möchte ich gerne an meiner Selbstständigkeit (Unterricht planen, durchführen) und Kritikfähigkeit (Kritik von erfahrenen Lehrkräften annehmen und versuchen umzusetzen) arbeiten, da ich der Meinung bin, dass beide Elemente für den Lehrerberuf von elementarer Bedeutung sind. Zudem möchte ich versuchen mehr Pflichtbewusstsein und Verantwortung gegenüber den Schülern, vor allem während meiner Probetätigkeit als Lehrkraft, zu entwickeln und zu übernehmen.
Gute Lehrkräfte zeichnen sich für mich dadurch aus, dass sie fortlaufend während ihrer Lehrtätigkeit ihre Handlungs- und Reflexionskompetenz weiterentwickeln, die als Voraussetzung für die Professionalisierung des Lehrberufs gilt (vgl. Fichten/ Meyer 2006, S. 267).
Demnach möchte auch ich damit anfangen an meinen Handlungs- und Reflexionskompetenz zu arbeiten, damit ich vielleicht nach meinem Studium den Lehrberuf ergreifen kann. Weitere Aspekte, die ich während der Hospitation am LEBK verbessern möchte, sind eine Steigerung der Problemlösefähigkeit und die Optimierung pädagogischer Entscheidungen, die meiner Meinung nach für die Lehrtätigkeit eine große Relevanz aufweisen. Durch den Perspektivenwechsel, den ich als Praktikantin einnehme bzw. miterlebe, möchte ich Veränderungen von Situationswahrnehmungen und –deutungen wahrnehmen.
Ich bin schon auf die Zeit am LEBK gespannt und hoffe auf interessante Gespräche mit SchülerInnen und LehrkollegInnen von denen ich profitieren möchte.
Literatur:
Fichten, W. / Meyer, H. (2006): Kompetenzentwicklung durch Lehrerforschung. Möglichkeiten und Grenzen. In: Allemann-Ghionda, Cristina [Hrsg.]; Terhart, Ewald [Hrsg.]: Kompetenzen und Kompetenzentwicklung von Lehrerinnen und Lehrern. Zeitschrift für Pädagogik, Beiheft; 51. Weinheim u.a.: Beltz, S. 267-282.
KMK (2000): Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (2011): Handreichung für die Erarbeitung von Rahmenlehrplänen der Kultusministerkonferenz (KMK) für den berufsbezogenen Unterricht in der Berufsschule und ihrer Abstimmung mit Ausbildungsordnungen des Bundes für anerkannte Ausbildungsberufe. Online unter: http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2011/2011_09_23_GEP-Handreichung.pdf (Stand: 13.04.2013).
Ricken, H. (2005): Kompetenzstufenmodelle in der beruflichen Bildung – eine systematische Bestandsaufnahme einschlägiger Modellierungsansätze im nationalen und internationalen Raum, Hausarbeit zur ersten Staatprüfung für das Lehramt Oberstufe, Fehmann.
Hi Anne,
du hast deine Arbeit sehr schön wissenschaftlich aufgebaut.
Toi toi toi beim Wiederaufarbeiten des ganzen Wirtschaftsstoffs. Da wird eine Menge auf dich zukommen. Ich habe es mir lieber gar nicht vorgenommen. 🙂
Viel Spaß bei deinem ersten Tag!
LG, Verena