Welche diagnostischen Herangehensweisen (Verfahren zur Datengewinnung) sind im Kontext Schule anwendbar?
Tagtäglich sind wir damit beschäftigt, die Menschen in unserem Umfeld nach ihren Eigenschaften und Ausprägungen zu beurteilen. Dass wir dabei aber nicht immer das höchste Maß an Qualität und geeigneter Datengrundlage berücksichtigen, lässt uns kaum zu zutreffenden Aussagen über die psychischen Eigenschaften unserer Mitmenschen gelangen. Aus diesem Grund ist es wichtig, die diagnostischen Herangehensweisen, um exakte und zutreffende Daten zu erzielen, in der pädagogisch-psychologischen Diagnostik zu durchleuchten. Nach Pawlik ( 1982 ) werden verschiedene Dimensionen bezüglich der diagnostischen Probleme unterschieden und innerhalb einer Taxomie erläutert. So ist hier zuerst einmal die Unterscheidung zwischen Status- und Prozessdiagnostik wichtig.
Die „Statusdiagnostik“ bezieht sich auf die Ausprägung der interessierenden Eigenschaftsausprägung zum jeweiligen Zeitpunkt. Besonders kennzeichnend ist hier eine gewisse Stabilität der untersuchten Merkmale, sowie ein vorliegender Dispositionscharakter der untersuchten Größen.
Die „Prozessdiagnostik“ konzentriert sich dagegen auf die Beurteilung spontaner oder gezielt herbeigeführter Veränderungen über einen bestimmten Zeitraum.
Die zweite Dimension der Taxonomie beinhaltet die Konzepte der Selektions- und Modifikationsdiagnostik.
Wie es sich von ihrem Namen schon erahnen lässt, beschäftigt sich die „Selektionsdiagnostik“ mit der Auslese bestimmter Personen (Personenselektion) oder passenden Bedingungen (Bedingungsselektion). Beispiele hierfür sind entweder die Auswahl geeigneter Kandidaten für die Zulassung zu bestimmten Studiengängen an einer Universität, oder auch die Auswahl passender Bedingungen für mögliche Ausbildungsberufe.
Typische Einsatzbereiche der „Modifikationsdiagnostik“ sind zum Beispiel Kinder mit einer Dyskalkulie. Hier kommt es darauf an, das Verhalten zu modifizieren. Anders gesagt werden in einem ersten Schritt häufige Fehler beim Lösen und Rechen- und Sachaufgaben gesucht und aufgezeigt. Danach werden in einem Gespräch des Therapeuten mit den Eltern adäquate Strategien und Übungen, die zu einer Verbesserung des Kindes führen sollen, erarbeitet.
Die dritte und letzte Dimension nach Pawlik beschäftigt sich mit der Frage, nach welchem Standard Ausprägungen gemessener Merkmale beurteilt werden. So wird hier zwischen der kriteriums- und normorientierter Diagnostik unterschieden.
Die „kriteriumsorientierte“ Diagnostik richtet sich, wie der Name schon sagt, nach klar definierten und sachlich motivierten Kriterien. Bestimmte Zertifikate weisen zum Beispiel nach, dass eine Person ein gewisses Kriterium erlangt hat. Die Frage nach anderen Personen, die eventuell noch besser sein können, steht hier erst einmal nicht zur Debatte.
Bei der „normorientierten“ Diagnostik aber, wird genau auf diese Unterschiede zwischen Personen geachtet. Dabei werden dementsprechend die Ausprägungen der Merkmale mit einer relevanten Gruppe verglichen.
Diese verschiedenen Dimensionen können natürlich auch auf die verschiedensten Anwendungsgebiete des menschlichen Lebens übertragen werden. Sie sind sehr vielfältig und umfassen sowohl anspruchslose Arbeiten als auch die Interpretationen projektiver Tests. Ein jedoch besonders wichtiges Gebiet der pädagogisch-psychologischen Diagnostik befasst sich mit den Entscheidungen, die die Bildungslaufbahn betreffen. Im Folgenden werde ich also nur auf die, den Kontext der Schule betreffenden Bereiche, etwas eingehen.
Bei der Einschulungsdiagnostik zum Beispiel sollen soziale, emotionale, motorische und kognitive Kompetenzen beurteilt werden. Auf diese Art und Weise können Kinder mit niedrig ausgeprägten Kompetenzen also beispielsweise für ein Jahr vom Schulbesuch zurückgestellt werden, gleich wie ein Kind mit stark ausgeprägten Kompetenzen möglichweise vorzeitig eingeschult werden könnte. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist das der häufig vorkommenden Lernbehinderung. Diese Diagnose ist im Wesentlichen an eine normorientierte Klassifikation von Intelligenzmessungen gebunden. Für sogenannte „Teilleistungsstörungen“, die beiden bekanntesten sind eine Dyskalkulie und eine Lese-Rechtschreib-Schwäche, liegen aber eine große Fülle an Messinstrumenten und Behandlungsmethoden vor. Ein nächstes Gebiet ist die Entscheidung nach der Schulformzuordnung ab der Sekundarstufe. Hier handelt es sich um eine Aufteilung, die größtenteils vom Schulleistungsvermögen oder auch Intelligenz der Kinder abhängt. In dem Falle einer Hochbegabung geht es darum, besonders begabte Personen zu identifizieren und sie ihren außergewöhnlichen Leistungen nach speziell zu fördern. In Hinblick auf die besonders ausgeprägte Intelligenz sollten hier jedoch nur erprobte Testverfahren angewandt werden.
Abschließend bleibt zu sagen, dass es viele verschiedene Herangehensweisen, die auf die verschiedensten Anwendungsgebiete unseres menschlichen Lebens zugreifen und angewandt werden können, um Daten zu gewinnen, gibt.
Woran erkennt man, wie gut Testverfahren sind?
Um seriöse Testverfahren von Selbsttests aus Illustrierten oder im Internet überhaupt unterscheiden zu können, ist es von großer Bedeutung, in der psychologischen Diagnostik verschiedene Gütekriterien zu beachten und zu überprüfen. In diesem Sinne wird zwischen drei grundlegenden Überschriften unterschieden.
Das erste dieser drei Gütekriterien ist die „Objektivität“. Nach Lienert ( 1969 ) ist damit gemeint, dass die Testergebnisse unabhängig vom Untersucher sind oder die Messergebnisse keinerlei Rückschlüsse auf den Untersucher ziehen lassen. Wichtig ist also, dass der Versuchsplan, der Versuchsaufbau, die Versuchsdurchführung, die Datenanalyse und die Dateninterpretation so festgelegt sind, dass der Test jederzeit von anderen Versuchsleitern wiederholt werden könnte. Gleichermaßen sagt dieses Kriterium auch aus, dass verschiedene Messer bei ein und derselben Untersuchung zu gleichen Messergebnissen gelangen müssen. Sowohl eine gewisse Transparenz als auch eine Standardisierung werden daraus folgernd angestrebt. Die zuvor angesprochene Unabhängigkeit muss sich zudem in drei verschiedenen Aspekten, nämlich in der Durchführung, der Auswertung und der Interpretation wiederspiegeln.
Die Durchführungsobjektivität ist gegeben, wenn jeder bedenkliche Untersuchungsleiter den Test durchführen könnte, dies jedoch keinen Einfluss auf das Testergebnis hat. Auch meint diese Objektivität, dass die Bedingungen wie die Aufgabenstellung, Bearbeitungszeit, Hilfsmittel etc. für alle Lernenden gleich sind.
Eine Auswertungsobjektivität ist dann erreicht, wenn alle Testergebnisse unabhängig von dem Untersuchungsleiter getroffen werden. Hierzu sind bestimmte Formulierungen von Kriterien im Voraus sehr hilfreich. Sogenannte Musterlösungen oder Erwartungshorizonte sind nur ein paar Beispiele. Eine weitere Möglichkeit um diesbezüglich jeglichen Diskrepanzen aus dem Weg zu gehen, ist die Nutzung von Aufgabenstellungen mit eindeutigen Antwortformaten . Ein Beispiel hierfür ist der Aufgabentyp „Multiple Choice“, der lediglich eine richtige oder eine falsche Antwort erlaubt.
Um eine Interpretationsobjektivität zu erzielen, ist es wichtig, dass die Interpretation des Testwertes keine individuellen Deutungen beinhalten. Hierzu wird die Nutzung von Vergleichsmaßstäben oder Normen dringend empfohlen.
Ein zweites Gütekriterium umfasst die „Reliabilität“, womit die Zuverlässigkeit eines Testverfahrens gemeint ist. Dieses Kriterium gibt nach Lienert an, mit welcher Genauigkeit ein Test ein Merkmal oder eine Eigenschaft misst. Hierzu wird die Reliabilität ( R ) als Quotient der wahren Varianz ( sw2 ) zur Gesamtvarianz ( sx2 ) betrachtet. Daraus folgt:
R = sw2 / sx2
Je höher dieser Reliabilitätskoeffizient nun ist, desto zuverlässiger misst der Test. Der Wert R = 1.00 ist hierbei möglichst nah anzustreben, um sagen zu können, dass ein Test vollständig reliabel ist. Zudem sollte der Wert R = 0.70 nicht unterschritten werden, um noch von einem zuverlässigen Test sprechen zu können.
Des Weiteren wird die Reliabilität eines Testes in drei verschiedene Reliabilitätsarten unterschieden, um gewisse Korrelationen zwischen Messwerten zu charakterisieren. Die „Stabilität“ befasst sich mit Effekten, die die Zuverlässigkeit eventuell mindern können, zwischen zwei Testungen.
Die „Äquivalenz“ hinterfragt, inwiefern die Zuweisung von Items zu Paralleltests die Zuverlässigkeit mindern lässt und bei der „Inter-Item-Konsistenz“ werden Besonderheiten einer einzelnen Itemstichprobe beobachtet.
Das dritte und letzte Gütekriterium der „Validität“ bezieht sich auf die Gültigkeit eines Testes. Im Allgemeinen ist die Validität das wichtigste der drei Gütekriterien. Ein hohes Maß an Validität setzt dementsprechend auch eine hohe Objektivität und Reliabilität voraus. Bei der Validität wird geprüft, ob der Test auch das Persönlichkeits- oder Verhaltensmerkmal misst, was er messen soll. Dies beinhaltet gleichzeitig, dass das Ergebnis bei hoher Validität auf ähnliche Situationen wie im stattgefundenen Test generalisiert werden kann. Ein inhaltlich sehr wichtiges Merkmal valider Tests ist zudem die Übereinstimmung von Test- und Nicht-Test-Situation.
Des Weiteren gibt es verschiedene Validitätsarten. Zum einen ist da die „Validierung mittels eines Kriteriums“. Ein Beispiel hierfür ist ein Alkoholismustest und die klinische Diagnose. Zum anderen beinhaltet die „Validierung mittels eines Quasikriteriums“ zum Beispiel den Vergleich eines alten und neuen IQ-Tests. Und zuletzt misst die „Validierung mittels einer Target-Variable“ zum Beispiel die Risikofreudigkeit und Unfallhäufigkeit.
Ebenfalls findet oft noch eine zeitbezogene Unterscheidung in zwei Validitätsarten statt. Die „konkurrente“ Validität sagt aus, dass Test und Kriterium gleichzeitig erfasst werden. Bei der „prädiktiven“ Validität dagegen wird zuerst der Testscore ermittelt und nach einer Zeit erst das Kriterium gemessen.
Abschließend ist festzuhalten, dass die Berücksichtigung und gründliche Anwendung dieser Gütekriterien auf die einzelnen Testverfahren sehr wichtig ist, um von einem seriösen und vertrauenswürdigen Testergebnis zu sprechen.
Was unterscheidet „seriöse“ Testverfahren von Selbsttests aus Illustrierten/ im Internet u. ä.?
Der wohl wichtigste Aspekt, der seriöse Testverfahren von Selbsttests aus Zeitschriften oder dem Internet unterscheidet ist der, dass die oben besprochenen Gütekriterien eingehalten werden. Die Durchführung sowie die Auswertung des Tests dürfen demnach keinerlei Raum zur subjektiven Interpretation der auswertenden Person bieten.
Weiterhin findet man in seriösen Testverfahren immer auch sogenannte Kontrollfragen, die ein eindeutiges und zutreffendes Testergebnis zur Folge haben. Das bedeutet, dass mit einigem Abstand immer wieder Fragen gestellt werden, die eine beinahe gleiche Antwort erfordern.
Auch der erhebliche Unterschied bezüglich des Umfangs dieser beiden Testvarianten spricht für sich. Während bei den sogenannten Selbsttests lediglich wenige Fragen zu beantworten sind, aus diesem Grund ist das Ergebnis auch meist schon selbst abzuschätzen und zu beeinflussen, werden bei seriösen Tests einzelne Bereiche mit sehr viel mehr Fragen abgedeckt.
Ein weiterer Aspekt, den seriöse Testverfahren beinhalten, ist ein verbindlicher Maßstab an dem sich das Testergebnis orientiert und erklärt. Während sich aus Selbsttest in Zeitschriften und im Internet keinerlei Rückschlüsse auf das Ergebnis ziehen lassen, d.h. es ist nicht nachzuweisen, wie die Herausgeber des Tests auf die verschiedenen Ergebnisse und deren Erklärungen gekommen sind, sind die Ergebnisse seriöser Testverfahren immer normiert. Zum Vergleich einzelner Testpersonen gibt es also immer eine sogenannte repräsentative Gruppe der Bevölkerung. So wird der möglich aufkommende Eindruck, dass gewisse Testergebnisse willkürlich und umgangssprachlich „aus den Fingern gesogen“ seien von Anfang an ausgeschlossen und verhindert.
Des Weiteren werden bei einfachen Selbsttests die spezifischen Angaben zu einer Person missachtet. Das bedeutet, dass weder Alter, noch Geschlecht, Ausbildung o.ä. in solchen Testverfahren berücksichtigt werden. Eine genaue Beurteilung und Unterscheidung einzelner Testpersonen ist in einem solchen Fall demnach nicht möglich.
All diese Aspekte entscheiden also, ob Testverfahren seriös und glaubwürdig sind oder lediglich der puren Unterhaltung dienen. Werden diese Punkte und Kriterien berücksichtigt, gelangt man zu einem objektiven, normierten und zutreffenden Ergebnis.
Aufgabe block 4
Aufgabe a): Eine Schülerin/ein Schüler erreicht dauerhaft nicht die geforderten Lehrziele. An welchen Faktoren (allgemeine Faktoren und ggf. konkrete Beispiele ) kann dies liegen?
Wenn Schüler über einen längeren Zeitraum nicht die geforderten Ansprüche und Lehrziele erreichen, so kann dies verschiedene Gründe haben. Um diese Ursachen herauszufinden und beheben zu können, analysiert man in der pädagogisch-psychologischen Beratung nach einer gewissen „IST-SOLL-Diskrepanz“. Hier wird zwischen zwei möglichen Anlässen, dem präventiven und dem interventiven Anlass, unterschieden. Ersterer ist immer dann vorzufinden, wenn eine Diskrepanz zwischen dem wahrgenommenen Ist- und dem erwünschten Soll-Zustand zwar noch nicht eingetreten aber dennoch prophezeit wird. Gegensätzlich dazu, spricht man von einem interventiven Anlass, wenn diese vorher angesprochene Diskrepanz bereits besteht.
Weiterhin lassen sich zwei verschiedene Problemkonstellationen unterscheiden. Zum einen sind es Lern-und Leistungsprobleme von Schülern, die entweder in einzelnen Bereichen oder sogar fachübergreifend festgestellt werden. Zum anderen sind es Verhaltensauffälligkeiten, die sich im Umgang und der Kommunikationen mit den Mitmenschen aufzeigen. An dieser Stelle ist es wichtig hinzuzufügen, dass das eine Problem das andere meist bedingt und mit sich bringt. So haben Lese- und Rechtschreibschwächen oft auch Aufmerksamkeitsschwierigkeiten wie Hyperaktivität und Impulsivität zur Folge. Gleichermaßen lassen sich aber auch bei Verhaltensauffälligkeiten häufig Beeinträchtigungen in der Lern-und Leistungsentwicklung feststellen.
Ein weiterer Grund, warum eine Schülerin dauerhaft unter den geforderten Ansprüchen der Schule liegt, könnte man in ihrem sozialen Umfeld, speziell in ihrer Familie finden. So wird das Kind in seiner Lebenssituation und seinem Schulleben immer besonders durch aktuelle gesellschaftliche Rahmenbedingungen geprägt. Nicht selten beeinträchtigen Ein-Elternteil- oder Stieffamilien die schulischen Leistungen des Kindes. Auch die damit verbundenen familialen Transitionen, wie eine Trennung oder Wiederheirat führen häufig zu Problemen im Schulalltag des Kindes.
Ein anderer Bereich, der auf den schulischen Erfolg von Kindern Einfluss nehmen kann, ist die gesellschaftliche Schicht in der die Eltern stehen. So weisen besonders Kinder aus sozioökonomisch schlechter gestellten Familien Schwächen in ihrer Schullaufbahn auf. Negative Erfahrungen wie schlechte Ernährung und Gesundheit, das Gefühl des Ausgeschlossenseins bis hin zu Selbstzweifeln prägen das Kind und hindern es daran sich selbst zu entfalten und die größtmöglichen schulischen Erfolge zu verzeichnen. Weil in Deutschland eben das erreichte Kompetenzniveau besonders eng mit der sozialen Herkunft gekoppelt ist, sind sogenannte Migrationsfamilien ebenfalls mögliche Gründe, welche die schulischen Leistungen eines Kindes schwächen oder zumindest beeinflussen können.
Des Weiteren belegen einige Studien, dass diese Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine höhere Gewaltbereitschaft aufweisen, wobei natürlich zu sagen ist, dass man dieses Ergebnis nicht verallgemeinern darf. Meist sind dies jedoch die Resultate innerfamiliärer Misshandlungen.
Abschließend lässt sich demnach festhalten, dass der Lernerfolg der Schüler im Wesentlichen durch die kognitiven, motivationalen, selbstregulativen, sozialen und emotionalen Fähigkeiten des Kindes bestimmt werden. Sind einzelne oder mehrere Bereiche jedoch durch Unstimmigkeiten geprägt, so projizieren sich diese Unregelmäßigkeit auch auf die schulischen Leistungen der Schüler und Schülerinnen.
Aufgabe b): Bestimme für die einzelnen Faktoren, welche grundsätzlichen Strategien zum Umgang damit bestehen.
Um zu verhindern, dass Schüler dauerhaft nicht die erwünschten Lernziele und Anforderungen im Schulalltag erreichen, gibt es einige Strategien, die für die oben genannten Faktoren bestehen.
Die erste Möglichkeit um die Schüler zu besseren Ergebnissen zu führen, ist die Methode des Trainings. Hier werden bestimmte Aufgaben immer wieder durchgeführt und geübt. Besonders praktisch sind Trainings wenn es um die kognitiven, motivationalen, selbstregulativen, sozialen oder emotionalen Bereiche geht.
Eine weitere Strategie ist die Beratung. Zu diesem Zweck geben fachkundige Personen einerseits inhaltliche Ratschläge oder beantworten Fragen, die bei den Betroffenen noch unklar sind. Zudem basiert diese Methode größtenteils auf sprachlicher Interaktion und sollte immer freiwillig stattfinden. Diese Methode dient eher zum Zweck der Orientierung, Entscheidung, Planung oder Bewältigung von traumatischen Ereignissen.
Weiterhin ist die Anwendung von Therapien eine gute Möglichkeit, die eine dauerhaft schlechte Leistung der Schüler vermeiden soll. Hier helfen ausgebildete Psychologen und Ärzte mit Hilfe von elaborierten Maßnahmen Lösungen für die schlechten Leistungen zu finden. Behandelt werden hier größtenteils affektive und neurotische, sowie Persönlichkeits- und Entwicklungsstörungen.
Eine vierte Möglichkeit der Behandlung ist das Coaching. Diese ist sowohl der Beratung als auch der Therapie sehr ähnlich. Hierbei unterstützt ein Berater oder Coach der betroffenen Person auf dem Weg ihrer Entwicklung. Inhaltliche Aspekte stehen zudem eher im Hintergrund, da größtenteils nur der Prozess von Seiten des Beraters gesteuert werden soll.
Das Mentoring beschreibt eine weitere Strategie und umfasst die Kommunikation zweier Betroffenen, wobei eine Person der Anderen schon einige Schritte voraus ist und von ihren Erfahrung berichten kann.
Eine letzte Variante ist die Supervision. Hier ist es Aufgabe der betroffenen Person, sich selbst einmal genauer zu betrachten. In Begleitung eines Pädagogen soll die eigene Position herausgefunden und analysiert werden. Gleichermaßen wird auch diskutiert, welche Ziele die Person anstreben und erreichen möchte.
Auf Grundlage von Aufgaben a) und b): Wo siehst du als Lehrerin/Lehrer dein zukünftiges Aufgabengebiet, wo sind deine Grenzen?
Nachdem ich nun die möglichen Faktoren schlechter schulischer Leistungen und einige Strategien zur Intervention dargestellt habe, ist es zuletzt noch interessant festzustellen, inwieweit es mir meine Rolle als Lehrerin erlaubt in einen solchen Prozess einzugreifen. Zu allererst ist zu sagen, dass eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern sehr wichtig ist. Sei es die Organisation von Elternabenden, Elternsprechtagen oder regelmäßige Eltern-Lehrer-Schüler-Gespräche. Die oben genannte Strategie der Beratung gehört demnach zu den wichtigsten Aufgaben in meiner Rolle als Lehrerin. Besonders wichtig ist, dass die Schüler Vertrauen zu der Lehrperson entwickeln und sie als Bezugsperson anerkennen. Im Idealfall gehört es also auch zu meinen Aufgaben, Schüler in schwierigen Situationen mit Rat zur Seite zu stehen und Lösungswege vor zugeben.
Dennoch gibt es für mich als Lehrerin auch gewisse Grenzen, die ich nicht alleine beschreiten kann. Besonders im sozialen und emotionalen Bereich ist es wichtig zu erkennen, dass meine Arbeit an gewissen Punkten aufhört und nur Fachleute, wie Therapeuten und Psychologen sie lösen können. Die Förderung spezifischer Schwächen der Schüler dagegen ist mit der oben erwähnten Methode des Trainings durchaus zu meinem Aufgabengebiet zu fassen. Mit Hilfe von immer wieder durchgeführten Übungen, können sich bei den Schülern Automatismen entwickeln, sodass die erst schwierige Aufgabe nach einiger Zeit selbstverständlich und problemlos zu lösen ist.
Des Weiteren sollte es allen Lehrern ein besonderes Anliegen sein, ein angenehmes Klassenklima herzustellen. Faktoren wie eine familiäre Migrationsgeschichte oder der gesellschaftliche Status der Familie dürfen nicht über Erfolge oder Misserfolge entscheiden. Auch dürfen sie nicht darüber urteilen, ob ein Kind innerhalb des Klassenverbandes anerkannt wird oder nicht. So gehört es zu meinen Aufgaben, den Kindern eine gewisse Moral und gegenseitige Achtung zu lehren.
Was bestimme Kompetenzen des Schullebens betrifft, sollte ich mich zudem dafür einsetzen, dass schwächere Schüler, wenn es mir in meinem Unterricht nicht ganz möglich ist, eine Chance zum Nachholen des Unterrichtsstoffes bekommen. So ist die Vermittlung von Schülernachhilfen ein weiteres wichtiges Aufgabengebiet der Lehrer.
Abschließend ist es ganz einfach wichtig zu erkennen, inwiefern man als Lehrer/Lehrerin in Problemsituationen der Schüler eingreifen darf und wann es besser ist, die Lösung der Probleme an Fachleute weiterzugeben. Denn nichts ist schlimmer als dass man dem Schüler Hoffnung macht die Probleme lösen zu können und später doch die Erfahrung machen zu müssen, dass diese Aufgabe außerhalb aller möglichen Kompetenzen liegt.
Aufgabe Block 5
Aufgabe a)
Lest den Bericht von Frau Lingen. Welche Wahrnehmungsfehler könnten in der Schilderung auftreten?
Zunächst einmal ist zu sagen, dass es vier verschiedene Phänomene gibt, die uns im alltäglichen Leben häufig zu falschen Urteilen oder Wahrnehmungsfehlern leiten. Alle diese Urteilsfehler lassen sich auch in der Schilderung von Frau Lingen wiederfinden.
Bei dem ersten Phänomen, welches „Stereotype“ genannt wird, handelt es sich um die Übergeneralisierung von Eigenschaften der Mitglieder einer bestimmten Gruppe. Hier ist hinzuzufügen, dass sich diese Stereotype auf verschiedenste Gruppen, ob nationale oder geschlechtsspezifische beziehen können. Betrachtet man dieses Phänomen aus einem negativen Blickwinkel heraus, so könnte man auch von Vorurteilen sprechen.
Ein nächstes Phänomen, dem der Stereotype stark ähnelnd, ist die „implizite Persönlichkeitstheorie“. Auch hier geht es um die Zuschreibung bestimmter Persönlichkeitsmerkmale. Dies jedoch nicht aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, sondern vielmehr aufgrund von anderen bekannten Merkmalen. Zudem handelt es sich hier um eine subjektive und meist auch unbewusste Urteilstheorie.
Das dritte Phänomen bezüglich alltäglicher Wahrnehmungsfehler wird durch den sogenannten „Halo-Effekt“ beschrieben. Hier geht es darum, dass die Wahrnehmung einer bestimmten positiven Eigenschaft alle anderen Eigenschaften überstrahlt und diese somit auch ansteckt, positiver da zustehen. Gegensätzlich dazu, kann eine negative Eigenschaft alle anderen Eigenschaften aber auch ins „schlechte Licht rücken“ und überschatten. Eine einzige Eigenschaft entscheidet also gleichzeitig über alle anderen Eigenschaften, die normalerweise gar nichts damit zu tun haben. Dennoch ist noch zu erwähnen, dass auch dieser Wahrnehmungsfehler unbewusst abläuft. Man ist sich dementsprechend nicht bewusst, dass man mit Hilfe einer Eigenschaft alle anderen Eigenschaften generalisiert.
Das vierte und letzte Phänomen ist der „logische Fehler“. Hierbei schließt man vom Vorhandensein eines bestimmten Merkmals aufgrund scheinbar logischer Zusammenhänge auch auf andere Merkmale.
Mit anderen Worten gesagt, erlaubt man sich Urteile aufgrund von nicht zwingend notwendigen Zusammenhängen.
Aufgabe b)
Analysiert die Probleme, die bei Klaus auftreten. Erklärt diese aufgrund von Motivationstheorien.
Um die Probleme, die bei Klaus auftreten analysieren zu können, ist es zu allererst einmal wichtig, verschiedene Motivationstheorien vorzustellen und zu erläutern.
Eine erste Motivationstheorie, die auf den Fall Klaus anzuwenden ist, ist der Eigenschaftstheoretische Ansatz. Diese Theorie bezieht sich auf die Person des Lerners und erklärt sich dadurch, dass eine Person bestimmte Motive hat. Klaus meldet sich daraus resultierend also nie oder nur selten, weil er Angst hat, vor der Klasse bloßgestellt zu werden. Auch die Tatsache, dass er erst kürzlich in die Klassengemeinschaft gekommen ist, lässt ihn nicht gerade sehr selbstbewusst auftreten. Des Weiteren dürfte Klaus unter einem starken Druck seines gesamten Umfelds leiden. Allein die Aussage, dass er nur aus Willen seiner Eltern das Gymnasium besucht, beweist, dass es nicht in seinem eigenen Interesse liegt, einen guten Abschluss zu erzielen. Selbst wenn Klaus sein individuelles Interesse in dem Beruf als Informatiker sieht, das bedeutet, dass es sich hierbei um eine zeitlich überdauernde Vorliebe für einen Gegenstand handelt, so muss diese Einstellung nicht mit dem situationalen Interesse übereinstimmen. Zusammenfassend will ich damit sagen, dass auch wenn Klaus sich für Informatik und die damit verbundenen Gegenstandsbereiche interessiert, so muss er zum gegenwärtigen Zeitpunkt dennoch nicht daran interessiert sein, sich für das Fach Mathematik zu motivieren. Bei Klaus liegt in meinen Augen demnach eine Störung zwischen dem situationalen und individuellen Interesse vor.
Eine weitere Motivationstheorie, die auf den Fall Klaus anzuwenden ist, ist der lerntheoretische Ansatz. Hierbei geht man davon aus, dass Motivation durch externe Verhaltenssteuerung, also Verstärkung wie Belohnung und Bestrafung reguliert wird. Es wird demnach offensichtlich, dass man sich bei diesem Ansatz an behavioristischen Theorien orientiert. Auf unser Beispiel bezogen, bedeutet dies also, dass Frau Lingen die Motivation von Klaus hemmt, indem sie ihn indirekt durch eine schlechte Notenvergabe bestraft. Gleichzeitig bedeuten häufig geforderte Abfragen und Klausuren für Klaus auch, sich seinen Schwächen stellen zu müssen und stellen ihn bloß.
Wie in dem vorliegenden Beispiel zudem beschrieben wird, hat Klaus die Angewohnheit, sich eher den schwierigeren als leichteren Aufgaben zu widmen. Dadurch, dass Frau Lingen ihn aber nicht dafür lobt „mutig“ zu sein und sich großen Herausforderungen zu stellen, sondern ihn vielmehr davon überzeugen will, eine völlig falsche Arbeitsweise zu haben, demotiviert sie ihn immer mehr.
Diese Tatsache könnte zudem ein Indiz dafür sein, dass Klaus nicht dazu in der Lage ist, den sogenannten „Flow-Effekt“ zu erreichen. Eine wichtige Voraussetzung der Flow-Theorie ist nämlich, dass ein angemessener Schwierigkeitsgrad vorliegt. Die geforderten Aufgaben sollten also nicht zu leicht und nicht zu schwer sein. Da Klaus sich jedoch größtenteils nur an den schwierigen Aufgaben versucht, könnte man daraus schließen, dass ihn die leichteren Aufgaben unterfordern. Selbst wenn ihn die schwierigen Aufgaben gleichzeitig noch zu schwierig sind und er nicht oft auf die richtig Lösung kommt, so könnte er von den gewöhnlichen, einfachen Aufgaben dennoch gelangweilt sein.
All dies sind also Gründe und Theorien wodurch sich Klaus Verhalten erklären lässt.
Aufgabe c)
Gebt stichpunktartig an, welche Handlungsmöglichkeiten sich aufgrund der Theorie für Frau Lingen ergeben
- Frau Lingen sollte Klaus für jeden seiner Fortschritte loben
- Sie sollte ihn bei Rückschritten ermutigen weiter zu machen und unterstützen
- Sie sollte ihn dazu ermutigen, an seine Ziele zu glauben und an seinem früheren Wunschberuf als Informatiker festzuhalten
- Sie sollte Abfragen und Klausuren als etwas Positives, sein Wissen zeigen zu können, darstellen
- Sie sollte ihn dazu motivieren, für sich selbst und nicht für seine Eltern zu lernen und selbstständig zu üben
- Es sollte ihr ein Ziel sein, ein angenehmes Klassenklima anzustreben, um schüchterne Schüler wie Klaus bei möglichen Fehlern nicht bloßzustellen
- Sie sollte zudem gemeinschaftsfördernde Aktivitäten einführen, damit sich neue Schüler in die Klasse integrieren können
- Wenn Klaus weiterhin ein gestörtes Selbstbild haben sollte, müsste sie die Arbeit an professionelle Fachleute weitergeben und eventuell Therapeuten oder Psychologen informieren
Aufgabe a) Welche Funktionen sollen Schulnoten erfüllen?
Heutzutage hat man den Eindruck, dass sie den kompletten Schulalltag regieren und steuern. Die Rede ist von unseren Schulnoten. Aber wozu dienen sie und welchen Zweck haben sie eigentlich? Um diese Fragen beantworten zu können, werde ich im Folgenden alle Funktionen, die Schulnoten erfüllen sollten, darlegen.
Eine erste Funktion könnte der Note in ihrer Rolle als Mittel der Rückmeldung und Kommunikation zugeschrieben werden. So soll sie zuerst einmal Auskunft über erreichte oder nicht erreichte Ziele des Schülers geben. Dabei richtet sie sich hauptsächlich an den Schüler selbst, informiert aber auch Eltern und Lehrer über den aktuellen Leistungsstand des Kindes. Da sich solch einer nackten Zahl jedoch keine weiteren Informationen anhaften, bedarf es anderer Zusatzmitteilungen. Der Vergleich der eigenen Person mit den Leistungen der Mitschüler beispielsweise, lässt zumindest eine Rangeinordnung zu. Dennoch sollten die Lehrer immer verhindern, dass sogenannte unbeabsichtigte oder unbewusste weitere Rückmeldungen mitschwingen. Diese könnten sowohl emotionale als auch motivationale Folgen mit sich bringen. Aus diesem Grund ist eben darauf zu achten, dass Rückmeldungen inhaltlich differenziert und sensibel gegeben werden. Sie dürfen die Schüler nicht auf eine Zahl reduzieren, sondern müssen detaillierte Auskunft darüber geben, wo genau die Stärken und Schwächen des Einzelnen liegen. Da jedoch genau diese Forderung anhand der herkömmlichen Notenvergabe scheinbar nicht zu realisieren ist, stehen die Schulen nun vor der Aufgabe, eine neue Feedback-Kultur im Unterricht aufzubauen.
Eine zweite, sehr wichtige Funktion der Schulnoten wird in der Rolle als Anreiz und Motivationsfunktion gesehen. So wird es immer offensichtlicher, dass sich die Motivation der Schüler heutzutage nur nach Erfolg oder Misserfolg ausrichtet. Dabei werden jedoch nicht nur die Motivation, sondern eben auch das leistungsbezogene Selbstvertrauen und das daraus resultierende Lernverhalten stark beeinflusst.
Kaum aus dem Weg zu gehen, ist demnach auch den Machtkämpfen der Schüler innerhalb der Klasse. Starke Schüler sehen sich anhand ihrer guten Leistungen somit immer als Gewinner, wohingegen schwache Schüler immer als Verlierer abgefertigt werden. Die individuellen Anstrengungen zur Vorbereitung der Klausuren scheinen hier keine Rolle mehr zu spielen. Dennoch sind viele Lehrer der Meinung, dass es in gewissen Bereichen unumgänglich ist mit Noten zu arbeiten. Auch bestätigen viele Schüler, dass sie sich ohne die anstehende Notenvergabe nicht genügend dazu motiviert fühlen, für anstehende Abfragen oder Klausuren zu lernen.
Eine weitere, eher pädagogische Funktion der Note, sieht man zudem in ihrer Rolle im Machtgefüge der Schule. Es wird also als Grundlage angesehen, die Schüler mit Hilfe der Noten zu belohnen oder zu bestrafen. Man könnte dieser Funktion demnach sogar den Charakter eines Zucht- bzw. Disziplinierungsmittels zuschreiben. Weiterhin dient diese Funktion aber auch dem Aspekt, dass die Schüler ihren Lehrer oder ihre Lehrerin als Fachautorität und Organisator des Lernprozesses ansehen und respektieren. Dennoch ist es in diesem Zusammenhang wichtig, dass die Lehrer ihre Macht nicht ausnutzen und die Noten nur als Sanktionsmittel missbrauchen. So sollten Lehrer davor Halt machen, auch die jeweiligen Verhaltenseinschätzungen in die spezifischen Fachnoten mit einfließen zu lassen. Die Wiedereinführung der Kopfnoten sei an dieser Stelle nicht minder berücksichtigt.
Eine weitere Funktion, die Noten erfüllen sollten, ist die Orientierungsfunktion. Gemeint ist hiermit der Aspekt der Selbsteinschätzung und Selbsteinstufung der Schüler. Es soll den Kindern also ermöglicht werden, dass sie anhand der Ergebnisse, wie sie in bestimmen Tests oder Klausuren abschneiden, selber herausfinden, wo sie stehen und was sie noch zur Verbesserung des Leistungsstandes tun können. So wird diese Funktion besonders während der Identitätsbildung als sehr wichtig angesehen. In dieser Zeit suchen Schüler und Schülerinnen förmlich nach Orientierung und Einschätzung und finden in der Notenvergabe eine mögliche Rangordnung.
Des Weiteren stellt die Sozialisationswirkung eine weitere Funktion der Noten dar. Diese sagt aus, dass die Schüler aufgrund ihrer schulischen Leistungsbeurteilungen auf die Leistungsgesellschaft und die damit verbundene Gültigkeit des Leistungsprinzips vorbereitet werden. Es wird ihnen also anhand der von Anfang an gegeben Noten ein Bewusstsein dafür vermittelt, dass man in der Gesellschaft gewisse Leistungen erbringen muss, um gewisse Güter zu erlangen. Gleichzeitig aber auch, dass die individuelle Leistung über den Stand und das persönliche Vorankommen innerhalb der Gesellschaft entscheidet. Dennoch ist hinzuzufügen, dass es immer noch strittig ist, ob genau dieses abstufende Leistungsbewertungssystem die richtigen Werte vermittelt. Es stellt sich eben die Frage, ob nicht auch andere Formen der Bewertung den Sinn des Leistungsprinzips der Gesellschaft deutlich machen würden.
Eine nächste zu erfüllende Aufgabe der Schulnoten, wird in der Evaluations- und Kontrollfunktion gesehen. So soll es nicht nur den Schülern möglich sein, sich selber einzuschätzen und nach möglichen Verbesserungsvorschlägen zu suchen, sondern eben auch den Lehrern, dem Schulleiter und der Schulaufsicht. Lehrern also sollen Noten einen Überblick über den Leistungsstand ihrer gesamten Klasse, sowie Schulleitern Aufschluss über den Erfolg der Arbeit von Lehrern geben. Zudem werden beispielsweise die Abiturergebnisse verschiedenster Bundesländer miteinander verglichen, um die Leistungsfähigkeit ganzer Schulen zu beurteilen.
Eine letzte Funktion der Noten liegt in ihrer Rolle als Entscheidungsgrundlage für Auslese und Berechtigung. Ob also für die Entscheidung für eine Schulform der Sekundarstufe 1, die Berechtigung zum Besuch einer Oberstufe oder die Erteilung der Hochschulreife, es entscheiden immer die Noten über die zukünftige Schullaufbahn.
Aufgabe b) Inwieweit erfüllen Schulnoten die Testgütekriterien?
Um beurteilen zu können, inwieweit die Testgütekriterien Objektivität, Validität und Reliabilität in den Schulnoten berücksichtigt werden, ist es zunächst einmal wichtig zu sagen, dass Schulnoten erst einmal nichts anderes als Schätzurteile zu Leistungen sind. Aus diesem Grund ist damit zu rechnen, dass nicht alle Gütekriterien in den Schulnoten erfüllt werden.
Betrachten wir zu Beginn also das Kriterium der Objektivität. Dieses fordert, dass die Testergebnisse unabhängig vom Untersucher sind und sich keinerlei Rückschlüsse auf ihn ziehen lassen. Genau hier aber stößt man bei der Notenvergabe an Grenzen. Jeder Lehrer ist anders und jeder gestaltet seinen Unterricht individuell. Eben aus diesem Grund ist es heutzutage kaum zu realisieren, dass verschiedene Lehrer einen bestimmten Schüler gleich bewerten würden. Wie aus dem Text von „Winter“ hervorgeht, so ist es sogar erschreckend, in welchem Ausmaß gleiche Leistungen durch Lehrer unterschiedlich beurteilt und benotet werden. Innerhalb eines Klassenverbandes seien die Noten demnach relativ aussagekräftig, sobald aber die Klassengrenze überschritten und mit anderen Klassen, Schulen oder Bundesländern verglichen wird, werden die individuellen Lehrmethoden einer Lehrperson offensichtlich und die Noten somit „verfälscht“.
Zudem wird deutlich, dass die zur Objektivität beitragenden eindeutigen Aufgabentypen nicht wirklich realisiert werden können. Um das Ganze etwas platt zu verdeutlichen, stelle ich die Frage: Wie möchte man Schreibqualitäten wie die Analyse, Interpretation und Orthographie eines Oberstufenschülers beurteilen, wenn größtenteils nur „Multiple Choice“ Aufgaben gefordert werden? In meinen Augen eine rhetorische Frage, denn es ist schlichtweg nicht möglich. Ein Lehrer muss demnach seinen subjektiven Ideen und Meinungen in die Beurteilung mit einfließen lassen. Natürlich geben Musterlösungen oder die immer mehr gebrauchten Erwartungshorizonte kleine Hilfen und ein grobes Orientierungsmuster, dennoch lassen sich individuelle Eindrücke seitens des Lehrers nicht verhindern.
Somit steht fest, dass eine Objektivität der Noten ganz einfach nicht gegeben ist.
Mit dem Gütekriterium der Validität ist die Gültigkeit eines Testes gemeint.
Es wird also überprüft, ob der Test auch das Persönlichkeits- oder Verhaltensmerkmal misst, was er messen soll. Wie in Aufgabe a) jedoch schon angedeutet wurde, trifft dies im Schulalltag nicht wirklich zu.
Gerade jetzt, wo die sogenannten Kopfnoten abgeschafft wurden, lassen viele Lehrer auch die sozialen Verhaltensweisen eines Schülers oder einer Schülerinnen in die einzelnen Fachnoten mit einfließen. Was aber hat beispielsweise die Kompetenz eines Schülers im Fach Mathematik mit seinem sozialen Verhalten zu tun? Allein dieses Beispiel zeigt, dass die Note heutzutage nicht nur aus den fachlichen Leistungen eines Schülers resultiert. Demnach wird, um noch einmal vom Testgütekriterium zu sprechen, nicht nur das zu messende Merkmal gemessen, sondern zusätzlich durch andere Merkmale verändert.
Das dritte Gütekriterium der Reliabilität untersucht die Zuverlässigkeit eines Testes. Um dieses Kriterium mit der Notenvergabe in Verbindung zu bringen, wird offensichtlich, dass eine Stabilität, die bei der Reliabilität gefordert wird, nicht gegeben ist. Noten können immer variieren. Das bedeutet, dass nicht nur Schüler während der einen Klausur mal einen guten und während der anderen Klausur mal einen schlechten Tag haben können. Das bedeutet auch, dass diese Stabilität auf Seiten des Lehrers nicht immer erreicht ist. Ein Lehrer ist auch nur ein Mensch und kann sich ebenfalls von vielen Faktoren beeinflussen lassen. Hat er also an einem Korrektionstag gute und an einem anderen schlechte Laune, so ist einen Stabilität der Notenvergabe nicht mehr beständig.
Abschließend kann man zusammenfassen, dass unsere Schulnoten immer etwas Subjektives an sich haben und somit nicht wirklich die Testgütekriterien erfüllen. Gerade weil unsere Lehrer auch nur Menschen und eben keinen Maschinen sind, ist es schwer, all die geforderten Kriterien einzuhalten und zu berücksichtigen.
Aufgabe c) Auf Grundlage von Aufgaben a) und b): Inwieweit erfüllen Schulnoten die Ihnen angedachten Zwecke? Beschreibe für mindestens eine Funktion eine aus Deiner Sicht bessere Alternative.
Um diese Frage beantworten zu können, ist es in meinen Augen wichtig zu sagen, dass sehr deutlich wurde, dass unsere Schulnoten mit einigen Problemen und Kritikpunkten zu kämpfen haben, es sich hier um eine sehr alte Form der Bewertung handelt und es sicherlich viele Menschen gibt,
die für die sofortige Abschaffung der Noten sind. Meiner Meinung nach aber, muss man das Ganze in einem gewissen Maße auch realistisch betrachten. Umbrüche sind gut und der Schulalltag muss natürlich auch einen ständigen Wandel durchlaufen. Aber wenn wir ehrlich sind, dann haben diese Noten auch viel Gutes. Wie in Aufgabe a) bereits gesagt wurde, so muss man eben anerkennen, dass sie ein starkes Motivationsmittel, eine gute Orientierungshilfe und eben auch in gewisser Weise eine Vorbereitung auf das spätere Leben und die damit verbundene nach Profit strebende Gesellschaft ist. Auch wenn sie etwas Radikales an sich haben, weil man die Leistung quasi nur durch eine nackte Zahl beschreibt, so bin ich doch fest davon überzeugt, dass es zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine wirklich bessere Lösung gibt.
Im Bereich der Evaluations- und Kontrollfunktion sehe ich aber vielleicht eine Alternative zum herkömmlichen Notensystem. Gerade was die Beurteilung der Lehrer bezüglich ihrer Arbeit betrifft, so könnte man von den Noten oder dem Klassenschnitt absehen und reine Evaluationsbögen in Kraft treten lassen. Die Schulleiter sollten demnach nicht auf die Klassennoten des einzelnen Lehrers schauen, sondern vielmehr am Ende des Schuljahres Fragebögen herumgehen lassen, die die einzelnen Bereiche des Lehrers bewerten.
So sollten hier aber nicht wieder Noten zum Einsatz kommen, sondern sollten die Schüler viel mehr dazu aufgefordert werden, kurze Kommentare zu verfassen. In diesem Fall würden die Schüler und Schülerinnen zudem vielleicht lernen, dass nicht immer nur eine Note, sondern eben auch schriftliche Bewertungen und Kommentare die Leistung beurteilen können.
Aufgabe Block 6
a) Auf welche umschriebene Teilleistungsstörung kann man schließen? Welche Differentialdiagnosen sind zu beachten?
Anhand der vorliegenden Fallschilderung lässt sich schließen, dass es sich hier um die Teilleistungsstörung „Lese-Rechtschreibschwäche“ handelt. Diese Krankheit meint, dass die Lese- und Rechtschreibleistung unter dem Niveau, das auf Grund des Alters, der allgemeinen Intelligenz und der Beschulung zu erwarten ist, liegt. Gleichzeitig typisch ist, dass andere Fähigkeiten meistens weitestgehend intakt sind und funktionieren. Im zugrunde liegenden Fallbeispiel Timo wird genau dieser Aspekt deutlich. Timos Defizite liegen nur in Lese-Rechtschreibleistung, eben aber nicht in anderen Bereichen, wie zum Beispiel dem Textverständnis. Weiter muss man hinzufügen, dass die Lese-Rechtschreibschwäche keine Folge geistiger Behinderung oder anderer körperlicher, neurologischer oder psychischer Erkrankungen ist. Die Beeinträchtigungen liegen demnach lediglich darin, die Wörter zu lernen, gelesene Wörter wiederzuerkennen und sie richtig vorzulesen. Das Lesen wird dennoch in den meisten Fällen noch ausreichend gelernt, wenn es auch schwerer und verlangsamt bleibt. Die Rechtschreibung aber bleibt meist noch bis ins Erwachsenenalter fehlerhaft. Die Symptome dieser Krankheit lassen sich in mehrere Bereiche klassifizieren. Defizite bezüglich der Lesegenauigkeit und des Lesetempos, kommen häufig durch das Auslassen oder Ersetzen von Wörtern, eine niedrige Lesegeschwindigkeit, langes Zögern beim Vorlesen oder das Vertauschen von Wörtern im Satz zum Vorschein. Bezogen auf das Leseverständnis, lassen sich Defizite besonders in der Unfähigkeit Gelesenes wiederzugeben, aus Gelesenem Schlüsse zu ziehen oder Zusammenhänge zu sehen, finden. Die Rechtschreibung tut zudem noch einige weitere Fehlertypen auf, die sich zum Beispiel in Reversionen, Reihenfolge- und Sukzessionsfehlern oder der Einfügung falscher Buchstaben äußern. Allgemein sollte man jedoch vorsichtig mit der Diagnose einer Lese-und Rechtschreibschwäche sein, da es noch viele andere Krankheiten gibt, die die genannten Symptome aufweisen können. So gilt es also zwischen Lese- und Rechtschreibstörungen aufgrund einer Hirnschädigung, aufgrund anderer psychischer Probleme, Intelligenzminderung, einer Seh-und Hörstörung oder aufgrund von ausgeprägten neurologischen Defiziten zu differenzieren.
b) Welche diagnostischen Schritte sind als nächstes sinnvoll?
Tritt der Fall ein, dass eine Lese-Rechtschreibschwäche erahnt wird, so ist es sehr wichtig, möglichst früh zu handeln und zu fördern. Denn umso größer die Rückschritte sind, desto schwieriger und anstrengender werden mögliche Interventionsmaßnahmen. Ein erster diagnostischer Schritt könnte die sogenannte „Anamnese“ und Exploration sein. Hiermit ist zunächst einmal die Befragung der Eltern und Lehrer bezogen auf die Lebensgeschichte des Kindes, insbesondere aber auf die Lese-Rechtschreibentwicklung, sowie auf andere schulische Erfahrungen zu verstehen. Des Weiteren könnte man die genaue Ursache anhand von internistischen oder neurologischen Untersuchungen finden. Beispiele hierfür sind entweder Hör-und Sehtests oder ein EEG. Eine weitere Möglichkeit zur Ursachenforschung ist die Testdiagnostik. IQ-Tests oder standardisierte Lese-und Rechtschreibtests sind in dieser Hinsicht relevante Verfahren. Häufig verwendet werden in diesem Zusammenhang Lückentests, bei denen fehlende Wörter nach einem Diktat in eine Lücker einzusetzen sind. Zudem gibt es in der Testdiagnostik ein sogenanntes „doppeltes Diskrepanzkriterium“, welches in der Regel erfüllt sein sollte. Zum einen sollte die Diskrepanz weder alters- noch klassenmäßig in der Norm liegen, und zum anderen liegt die Leistung unter dem, was man aufgrund des Intelligenzquotienten erwarten könnte. Dies sind also einige Schritte, die man bezüglich der Diagnostik bei auffälligen Symptomen gehen sollte.
c) Welche Interventionsmaßnahmen bieten sich an?
Nachdem die Diagnose der Lese-Rechtschreibschwäche getroffen wurde, sollte man sich im Weiteren um mögliche Interventionsmaßnahmen kümmern. Am naheliegendsten ist hier natürlich, bei dem Kind anzufangen. So wäre es zum Beispiel denkbar, eine Therapie mit dem Kind zu machen und so Fördermaßnahmen einzuleiten. Weiterhin möglich und wichtig ist aber auch, die Eltern in den Förderprozess mit einzubeziehen. So sind zum Beispiel Elterntrainings oder Familienberatungen gute Ansatzpunkte. Eine dritte Instanz, die in diesen Prozess mit einbezogen werden sollte, meint die Lehrer. Methoden oder Vorgehensweisen, wie der Lehrer mit dem Kind umzugehen und es zu fördern hat, sind demnach nicht minder zu berücksichtigen. Bei sehr schweren Begleitsymptomatiken sollte man zudem jedoch entweder eine teilstationäre oder stationäre psychotherapeutische Intervention in Betracht ziehen. Generell ist zu sagen, dass eine erfolgreiche Behandlung die Zusammenarbeit des Kindes, der Eltern und der Schule voraussetzt. Des Weiteren gibt es drei Behandlungsaufgaben, die unbedingt zu erfüllen sind. Zuerst ist da die gezielte Therapie des Lesens und Rechtschreibens. Weiter gilt es, das Kind bei der psychischen Bewältigung der bestehenden und gegebenenfalls bleibenden Lese-oder Rechtschreibschwäche zu unterstützen. Und drittens wird die Behandlung der begleitenden Symptome gefordert. Im Kontext Schule wären Förderstunden, zusätzliche, auf die Schüler abgestimmte Übungen, Intensivkurse oder extra eingerichtete LRS-Klassen weitere Inventionsmaßnahmen.