Kategorie: Poster

  • Jörg Ratgeb, Maler

    Poster von Lucas Korte & Jacob Lask

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    Einordnung

    Durch Bild, Ton, Musik und Storytelling nimmt das Medium Film über 90 Minuten Einfluss auf Einzelne, Gruppen und ganze Gesellschaften. Dabei dient der Film dem Zuschauer zunächst vorrangig der Unterhaltung. Doch für den Auftraggeber, Drehbuchautor oder Regisseur bietet der Film die Möglichkeit auf das Publikum einzuwirken und Weltbilder, politische Positionen, Motive, Werte, Normen oder historische Wahrheiten zu vermitteln, zu konstruieren oder zu dekonstruieren.

    Dieses Potenzial haben politische Systeme – sowohl vergangene als auch gegenwärtige – längst erkannt: sei es in der nationalsozialistischen Filmpropaganda oder in der heutigen Hollywood Inszenierung der Amerikaner als Retter der Welt, Sinnbild der westlichen Werte und der »Guten«.

    Auch die Deutsche Demokratische Republik nutzt den Film für ideologische Zwecke und stellt den Bauernkrieg als einen historischen Bezugspunkt für eine gemeinsame Identität in den Fokus. Zuständig für die Produktion ist die Deutsche Film AG (DEFA), welche Werke im Sinne des sozialistischen Weltbildes produziert. Der Film Jörg Ratgeb, Maler (1978) stellt den weitgehend unbekannten Protagonisten Jörg Ratgeb dem DDR-Publikum als sozialistischen Vorkämpfer vor. Der Film zeigt antiautoritäre Tendenzen, Kunst im Sinne des sozialistischen Realismus, Auflehnung gegen Ungerechtigkeit, Solidaritätsgedanken sowie den Aufruf zur aktiven Mitgestaltung einer besseren Welt. Zugleich positioniert sich der Film nachdrücklich in der Debatte der 1970er-Jahre um Kunst und Kunstfreiheit – zugunsten einer sozialistisch orientierten Kunstauffassung.

    Einen 96-minütigen Film auf einem Plakat mit zeitlicher Einordnung und Fazit darzustellen, erfordert eine starke Reduktion der Inhalte. Die Gestaltung des Plakats als Kinosaal erfüllt dabei für den heutigen Betrachter eine bestimmte Funktion: Die Leinwand in der Mitte zeigt, welche Geschichte dem Publikum erzählt wird. Die Sitzreihen symbolisieren die zentrale Botschaft, die dem Zuschauer vermittelt werden soll. Die Theatervorhänge links und rechts stehen für die Hintergründe, Motive und Interessen des Films – jene Aspekte, die dem Kinobesucher in der Regel verborgen bleiben. Dabei ließe sich dieses Muster auf jeden beliebigen Film übertragen, da jeder Film direkt oder unterbewusst dem Zuschauer Weltbilder, Werte, Normen und »Wahrheiten« vermittelt.

    Bei einem gedruckten Plakat bestünde zudem die Möglichkeit, die Vorhänge physisch umzuschlagen, um diesen Effekt visuell zu verstärken.