Podcast von Hans Jurczyk
Einordnung
Wie bei einigen anderen Gruppen bestand auch hier die Schwierigkeit, eine vorliegende ›optische‹ Quelle (Bild) in einem anderen Medium (Podcast, ›akustisches‹ Medium) zu rezipieren.*
Eine reine Beschreibung des Panoramabildes war aus zwei Gründen ausgeschlossen:
Erstens liefe es der Intention des Seminars zuwider; zweitens ist es angesichts der Dimensionen des Bildes unmöglich, dieses auch nur annähernd zu beschreiben.
So rückte also die Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Auftraggeber (Politbüro und Kulturministerium der DDR) einerseits und dem fertigen Werk andererseits in den Mittelpunkt. Dies sollte den inhaltlichen Schwerpunkt der Rezeption darstellen; eine kurze Betrachtung der (handwerklichen) Erstellung des Bildes, eine exemplarische Beschreibung ausgewählter Bildausschnitte, sowie vor allem eine Darstellung verschiedener politisch und weltanschaulich geprägter Deutungen des Bauernkrieges durften nicht fehlen. Eine Stellungnahme Tübkes zu den Erwartungen an die Besucher des Werkes schließt den Podcast ab.
Ein Extrembeispiel der Deutung – ›Instrumentalisierung‹ wäre hier zutreffender – stellt hierbei die Ansicht des nationalsozialistischen Reichsbauernführers Richard Walther Darré dar, der im Bauernkrieg den Kampf der Bauern nicht gegen die Grundherrschaft, sondern gegen das vermeintlich artfremde Recht des Heiligen Römischen Reiches sah, das als ›römisch‹ und ›jüdisch‹ gebrandmarkt wurde. Gekämpft worden sei damals darum »ob den deutschen Bauern, wie es Brauch war, ein deutsches Recht schützen sollte oder aber ein artfremdes und unter dem Mantel des sogenannten römischen Rechtes sich tarnendes jüdisches Händler- und Advokatenrecht ihm sein Dasein auf seiner Scholle bestreiten durfte!« Im Bauernkrieg erblickte Darré eine »der grundsätzlichsten Auflehnungen des alten germanischen Freiheitsbewusstseins gegenüber der Überfremdung durch artfremde Rechtsbegriffe!«
Ein Besuch der Dokumentation im Untergeschoss des Panoramabaus, wobei hier u. a. Werner Tübke in einem Film selber zu Worte kommt, eine halbstündige Dokumentation des MDR zur Entstehung des Bildes sowie ein Besuch in Tübkes Atelier in Leipzig erwiesen sich als wichtige Quellen bei den Vorbereitungen zur Erstellung des Podcast.
*Die Originalaufnahme enthielt Musik (Intro/Outro: Ougenweide, Die Bauern sind aufrührig geworden, 1978), die für die Veröffentlichung entfernt wurde.
Proudly powered by WordPress
Schreibe einen Kommentar