Literarischer Frauensalon am 09.01.2015

Am kommenden Freitag, 9. Januar, geht der Literarische Frauensalon weiter. Die Literaturwissenschaftlerin Leonie Süwolto (Universität Paderborn) wird sich in ihrem Vortrag mit Michael Handkes Film „Liebe“ (2012) beschäftigen. 

Der Titel des Vortrags lautet:

Neue Perspektiven auf den Zusammenhang von Alter(n) und Krankheit in Michael Hanekes „Liebe“ (2012)

Wie immer findet der Frauensalon im Café Röhren statt. Los geht es um 16:00 Uhr. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Mehr Informationen zum Vortrag: 

2012 erscheint Michael Hanekes Oscar prämierter Film „Liebe“ (OT: „Amour“), der die Geschichte des betagten Ehepaares George und Anne erzählt. Anne erleidet im Verlauf der Filmhandlung zwei Schlaganfälle und ist nach einem missglückten Eingriff auf die ständige Pflege und Fürsorge ihres Gatten George angewiesen, der sich ihrer liebevoll annimmt. Am Ende jedoch kommt er ihrem einstmals geäußertem Wunsch, dem Leben ein Ende zu setzen, nach und erstickt seine Frau.

Hanekes Film widmet sich einer Vielzahl ethischer Herausforderungen. Die Thematisierung aktiver Sterbehilfe ist sicherlich die signifikanteste unter ihnen. „Liebe“ ist aber auch ein Film über Alter(n), Krankheit und Sterben, der sich kritisch mit inferiorisierenden Alter(n)sbildern auseinandersetzt, die in der Gegenwartsgesellschaft unter dem Eindruck der Bedrohung des demographischen Wandels und seiner soziopolitischen Konsequenzen prägend erscheinen. Ausgrenzungen und Exzeptionierungen, die sich z.T. über die diskursive Indifferenz der Kategorien Alter(n) und Krankheit legitimieren, werden im Film aufgegriffen und insbesondere durch die zeitliche Ordnung der Handlung und ihr räumliches Arrangement konsequent zurückgewiesen.

Dabei greift die Metaphorisierung von Alter(n) und Krankheit in temporaler Hinsicht eindeutig gültige Repräsentationskodes auf: Als Einbruch, als Ereignis erscheint das pathologisierte Alter(n) als Abweichung von einem gesetzten Ideal- bzw. Normalzustand und wird von der Integralen des Lebenslaufs zur Deviation. Zunehmend verliert sich jedoch der Eindruck des Ereignisses in der Intimität des Handlungsraumes, der sich – reduziert auf die Wohnung des Paares – durch eine Kammerspielästhetik auszeichnet. Durch die Einheit des Raumes, der bei Haneke eben nicht in eine spannungsgeladene Konfrontation von Innen und Außen zerfällt, durch die Marginalisierung und Peripherisierung von Alter(n), Krankheit und Sterben ansichtig werden könnten, entwirft der Regisseur eine kritische Perspektive auf gängige Bilder des Sujets.

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